Vorboten der Moderne
Eine Kulturgeschichte der Frühromantik
Im Dreieck Berlin - Dresden - Jena lebten 1798/1799 die jungen Romantiker, zwischen deren Werken sich erstaunliche Parallelen aufweisen lassen. Wie diese Vorboten der Moderne und ihre epochalen Ideen bis in die Gegenwart weiterwirken, zeigt Theodore...
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Produktinformationen zu „Vorboten der Moderne “
Im Dreieck Berlin - Dresden - Jena lebten 1798/1799 die jungen Romantiker, zwischen deren Werken sich erstaunliche Parallelen aufweisen lassen. Wie diese Vorboten der Moderne und ihre epochalen Ideen bis in die Gegenwart weiterwirken, zeigt Theodore Ziolkowski, einer der bedeutendsten amerikanischen Kultur- und Literaturwissenschaftler.
Klappentext zu „Vorboten der Moderne “
»Ein Genie«, sagt Lessing, »kann nur von einem Genie entzündet werden«, was sich kaum schlagender in der deutschen Kultur- und Geistesgeschichte belegen läßt als an der kongenialen Vereinigung der jungen Romantiker. Die Gebrüder Schlegel und »Madame Lucifer«, Caroline Schlegel, die spätere Frau von Friedrich Wilhelm Schelling, Ludwig Tieck, Novalis und Friedrich Schleiermacher revolutionierten mitten in der Ära Goethes Kultur, Kunst, Wissenschaft, das Verständnis von Politik, das Verhältnis der Geschlechter, des einzelnen zur Gesellschaft ...Ihnen gelang es, ein damals ganz neues Verständnis von Leben zu etablieren und so ungewohnt und modern auszudrücken, so daß wir uns auch zweihundert Jahre später diesem geistigen Bann nicht entziehen können, wie nicht zuletzt die Diskussionen um die Postmoderne oder moderne Lebensverhältnisse belegten.
Es ist die Absicht dieses Buches, die manchmal skandalösen Lebensverhältnisse unter den Verfassern mitsamt ihren Frauen und Freunden darzustellen, die oft erstaunlichen Parallelen unter ihren damals entstandenen Schöpfungen aufzudecken. Verfolgt werden die überraschenden wie die bisher kaum oder noch nie beachteten Spuren, wie die Vorboten der Moderne bis in die Gegenwart weiterwirken.
Lese-Probe zu „Vorboten der Moderne “
Vorwort
Den sehr warmen Sommer 1999 verbrachte ich mit meiner Frau im Gästehaus der Humboldt-Universität in der Ziegelstraße, die sich in Berlin-Mitte, keine hundert Meter nördlich der Spree, zwischen Friedrichstraße und Montbijoupark erstreckt. Ich beschäftigte mich damals im Ribbeck-Haus und in der Staatsbibliothek Unter den Linden mit anderen Arbeiten, aber bei meiner Lektüre fiel mir auf einmal auf, daß Dorothea Veit vor rund 200 Jahren in den Monaten gleich nach ihrer Scheidung auch in der Ziegelstraße, und zwar in einigen jämmerlichen Zimmern, nur einige Schritte entfernt von uns, gelebt hatte. Es wurde mir plötzlich klar, daß es dort war, wo sie fast täglich ihren Geliebten Friedrich Schlegel empfangen hatte, und daß er in ihrer Wohnung große Teile seines Romans Lucinde geschrieben hatte. Ferner: Weil er zu dieser Zeit bei seinem Freund Schleiermacher in der heutigen Chausseestraße jenseits des Oranienburger Tors (etwa in der Nähe der heutigen Schlegelstraße) wohnte, wo der junge Theologe sich gerade mit seinen Reden über Religion trug, hat ihn sein täglicher Weg die noch ländliche Friedrichstraße hinuntergeführt, an der Artillerie-Kaserne vorbei (wo heute der Friedrichstadt- Palast steht) und um die Ecke links in die Ziegelstraße zu seiner Geliebten. Als ich an die anderen Personen dachte, die für die Berliner Literaturgeschichte dieser Zeit eine Rolle spielen, entsann ich mich, daß Ludwig Tieck damals auch mit seiner Schwester Sophie in der Nähe - in der Hospitalstraße beim Rosenthaler Tor (der heutigen Auguststraße, die auch wieder zu einer Künstlergegend geworden ist) - gewohnt hatte. Wenn man alle zusammennimmt - Friedrich Schlegel, Schleiermacher, Tieck, auch Fichte kam später hinzu -, die damals in dem kleinen vorstädtischen Dreieck Ziegelstraße/Oranienburger Tor/Rosenthaler Tor sich aufhielten, darf man modifizierend ergänzen, daß die sogenannte »Berliner Romantik« eigentlich eine Vorstadt-Romantik gewesen ist. Denn nicht in den glänzenden Salons
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der Friedrichstadt oder bei Henriette Herz in der Neuen Friedrichstraße/Ecke Königstraße (ungefähr dort, wo sich heute der Fernsehturm erhebt), sondern in den kümmerlichen Wohnungen der ärmlichen nördlichen Vorstadt wurden einige bedeutende Werke, die wir heute als Höhepunkt der Berliner Romantik betrachten, konzipiert und zum großen Teil auch geschrieben.
Aus einem solchen Zufall heraus - aufgrund meines Wohnsitzes bei meinem Berlin-Aufenthalt - ist dieses Buch also entstanden: Ich wollte die Geschichte dieser Menschen - sozusagen meiner »geistigen Nachbarn« von vor zwei Jahrhunderten - erzählen und ihre häufig diskutierten Werke nicht so sehr neu interpretieren als vielmehr im Kontext ihres gemeinsamen Lebens lesen und dadurch auf sonst kaum beachtete Zusammenhänge hinweisen. Aus der Masse der Schriften dieser schreibfreudigen jungen Menschen ragen einige heraus, die noch weiterwirkten und auch heute zu unserer lebendigen Kultur gehören, ob wir uns dessen bewußt sind oder nicht. So will ich zum Ende des Buchs noch die »Nachklänge« dieser Vorboten der Moderne aus dem Jahr 1799 verfolgen.
Es war in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts lange Zeit Mode, literarische Werke »werkimmanent« und ohne Rücksicht auf die äußeren Umstände des Schaffens zu interpretieren. Heute sind viele Kritiker und Literaturhistoriker zu der Überzeugung zurückgekehrt, die Wilhelm Dilthey vor mehr als einem Jahrhundert seinem Leben Schleiermachers zugrunde gelegt hat: »Die Philosophie Kants kann völlig verstanden werden ohne nähere Beschäftigung mit seiner Person und seinem Leben; Schleiermachers Bedeutung, seine Weltansicht und seine Werke bedürfen zu ihrem gründlichen Verständniß biographischer Darstellung« (Vorwort). Das Prinzip läßt sich aber auch verallgemeinern, wie Dilthey selbst gesehen hat: »Es besteht ein wichtiger bisher noch nicht wissenschaftlich untersuchter Zusammenhang zwischen großen Richtungen der Gesellschaft und solchen des geis
Aus einem solchen Zufall heraus - aufgrund meines Wohnsitzes bei meinem Berlin-Aufenthalt - ist dieses Buch also entstanden: Ich wollte die Geschichte dieser Menschen - sozusagen meiner »geistigen Nachbarn« von vor zwei Jahrhunderten - erzählen und ihre häufig diskutierten Werke nicht so sehr neu interpretieren als vielmehr im Kontext ihres gemeinsamen Lebens lesen und dadurch auf sonst kaum beachtete Zusammenhänge hinweisen. Aus der Masse der Schriften dieser schreibfreudigen jungen Menschen ragen einige heraus, die noch weiterwirkten und auch heute zu unserer lebendigen Kultur gehören, ob wir uns dessen bewußt sind oder nicht. So will ich zum Ende des Buchs noch die »Nachklänge« dieser Vorboten der Moderne aus dem Jahr 1799 verfolgen.
Es war in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts lange Zeit Mode, literarische Werke »werkimmanent« und ohne Rücksicht auf die äußeren Umstände des Schaffens zu interpretieren. Heute sind viele Kritiker und Literaturhistoriker zu der Überzeugung zurückgekehrt, die Wilhelm Dilthey vor mehr als einem Jahrhundert seinem Leben Schleiermachers zugrunde gelegt hat: »Die Philosophie Kants kann völlig verstanden werden ohne nähere Beschäftigung mit seiner Person und seinem Leben; Schleiermachers Bedeutung, seine Weltansicht und seine Werke bedürfen zu ihrem gründlichen Verständniß biographischer Darstellung« (Vorwort). Das Prinzip läßt sich aber auch verallgemeinern, wie Dilthey selbst gesehen hat: »Es besteht ein wichtiger bisher noch nicht wissenschaftlich untersuchter Zusammenhang zwischen großen Richtungen der Gesellschaft und solchen des geis
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Inhaltsverzeichnis zu „Vorboten der Moderne “
Vorwort
Präludium
Ankunft
Freundschaft
Liebe
Fuge in Berlin
Winter in der Ziegelstraße
Schlegels Bild der Liebe
Die Modernität des Romans
Schleiermachers »Verächter« der Religion
Das Wesen der Religion
Religionspolitik
Parallele Melodien
Sommerunruhen
Intermezzo
Von Göttingen nach Jena
Chorgesang in Dresden
Winteraffären 1798/99
Variationen in Jena
Herbstliche Hektik
Die romantische Europa-Vision
Novalis utopisches Ideal
Schellings parodistische Entgegnung
Tiecks legendenhaftes Gegenstück
Tiecks Ästhetisierung der Religion
Zwei Frauen unter einem Dach
Koda
Winterharmonien
Poetische Gespräche
Abreisen
Nachklänge
Anhang:
Säkulardichtungen?
Chronik
Literaturverzeichnis
Anmerkungen
Register
Autoren-Porträt von Theodore Ziolkowski
Theodore Ziolkowski, geboren 1932, ist Professor Emeritus für Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Princeton University. Zahlreiche Publikationen in Deutsch und Englisch zur europäischen Kultur- und Geistesgeschichte und zur Antikerezeption.
Bibliographische Angaben
- Autor: Theodore Ziolkowski
- 2006, 1. Aufl. 2006, 281 Seiten, Maße: 13,4 x 21,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Klett-Cotta
- ISBN-10: 3608944605
- ISBN-13: 9783608944600
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