Wallanders erster Fall und andere Erzählungen
Mit diesem Band hat Mankell dem Wunsch vieler Leser entsprochen, die wissen...
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Mit diesem Band hat Mankell dem Wunsch vieler Leser entsprochen, die wissen wollten, wie es dem Kult-Kommissar erging, bevor er in Mörder ohne Gesicht die Bühne des Kriminalromans betrat. Von Wallanders erstem Fall bis zum spannenden Krimi ''Die Pyramide'' reicht das Spektrum dieser Erzählungen.
Kurt Wallander ist Anfang zwanzig, Polizeianwärter und bis über beide Ohren in Mona verliebt.
Als er seinen Nachbarn erschossen auffindet, den Revolver in der Hand, glaubt er nicht an Selbstmord, umso mehr, als die Wohnung des Toten in Flammen aufgeht. Am Ende dieser ersten Ermittlung hat Wallander einige Fehler gemacht und leichtsinnig sein Leben riskiert, doch auch sein außerordentliches kriminalistisches Talent bewiesen.
Wallanders erster Fall von Henning Mankell
LESEPROBE
Wallanderkehrte ins Zimmer zurück und stellte sich ans Fenster, um den Raum aus eineranderen Perspektive zu betrachten. Sein Blick blieb am Bett hängen. Hålén war angekleidet gewesen, als er sich das Leben nahm.Aber das Bett war ungemacht, obwohl im übrigen pedantische Ordnung herrschte. Warum hat er seinBett nicht gemacht, dachte Wallander. Es kann dochwohl nicht so gewesen sein, daß er angezogengeschlafen hat, erwacht ist, sich erschossen hat - und das alles, ohne vorhernoch sein Bett zu machen. Und warum liegt ein ausgefüllter Tipscheinauf dem Küchentisch?
Es paßte alles nicht zusammen. Aber es mußte anderseits auch nichts bedeuten. Hålénkonnte sich ganz plötzlich entschlossen haben, seinem Leben ein Ende zu setzen.Er hatte vielleicht die Sinnlosigkeit darin erkannt, ein letztes Mal sein Bettzu machen.
Wallander setzte sich in den einzigen Sessel imZimmer. Er war durchgesessen und abgewetzt. Ich bilde mir etwas ein, dachte erwieder. Der Gerichtsmediziner wird feststellen, daßes Selbstmord war. Die technische Untersuchung wird bestätigen, daß die Waffe und die Kugel zusammengehören und daß der Schuß von Håléns eigener Hand abgegeben worden ist.
Wallander beschloß, dieWohnung zu verlassen. Er mußte sich waschen undumziehen, bevor er losging, um Mona zu treffen, aber etwas hielt ihn nochzurück. Er ging zur Kredenz und begann die Schubladen zu öffnen. Sofort fand erdie beiden Seemannsbücher. Artur Hålén war in seinerJugend ein flotter Mann gewesen. Helle Haare, ein offenes und breites Lächeln.Es fiel Wallander nicht leicht, sich vorzustellen, daß das Bild denselben Mann darstellte, der stumm undzurückgezogen seine letzten Tage in Rosengårdverbracht hatte. Noch weniger vorstellbar war es, daßdas Bild einen Mann zeigte, der sich eines Tages das Leben nehmen würde. Aber Wallander wußte, wie falsch erdachte. Selbstmörder ließen sich nicht nach starren Schablonen beurteilen.
Er fand den farbenfrohen Käfer und nahm ihn mit ans Fenster. Auf der Unterseiteder Schachtel glaubte er zu erkennen, daß dort Brasilgedruckt stand. Ein Souvenir, das Hålén aufirgendeiner seiner Fahrten gekauft haben mußte. Wallander ging die Schubläden weiter durch. Schlüssel,Münzen aus verschiedenen Ländern - nichts, was seine Aufmerksamkeit gefangennahm. Halb unter dem schäbigen und brüchigenRegalpapier, mit dem die unterste Schublade ausgelegt war, steckte ein braunerUmschlag. Wallander öffnete ihn; er enthielt einealte Fotografie. Ein Hochzeitspaar. Auf der Rückseite der Name einesFotoateliers und ein Datum: 15. Mai 1894. Das Atelier war in Härnösand. Außerdem stand dort: Manda und ich am Tagunserer Hochzeit. Die Eltern, dachte Wallander. VierJahre später wird der Sohn geboren.
Als er mit der Kredenz fertig war, ging er hinüber zum Bücherregal. Zu seinerVerwunderung standen dort mehrere deutsche Bücher. Sie waren abgegriffen undgründlich gelesen. Außerdem standen einige von VilhelmMobergs Büchern da, ein spanisches Kochbuch und einpaar Hefte einer Zeitschrift für Modellflugzeugbau. Wallanderschüttelte verwundert den Kopf. Das Bild von Hålénwar bedeutend komplexer, als er geahnt hatte. Er wandte sich vom Bücherregal abund schaute unter das Bett. Nichts. Dann ging er weiter zum Kleiderschrank. DieSachen waren ordentlich aufgehängt. Drei Paar geputzte Schuhe. Nur das ungemachte Bett, dachte Wallanderwieder, das stört das Bild.
Er wollte gerade den Kleiderschrank zumachen, als es an der Tür klingelte. Wallander fuhr zusammen. Wartete. Es klingelte von neuem. Wallander hatte das Gefühl, sich auf verbotenem Gelände zubefinden. Er wartete noch einen Augenblick. Als es zum drittenmalklingelte, ging er hin und öffnete ...
© dtv
Übersetzung:Wolfgang Butt
Interview mit Henning Mankell
Seit einigen Jahren schon erscheinen auf Deutsch Bücher mit der Figurdes Kriminalkommissars Wallander. Wie erklären Siesich jetzt den Erfolg mit Zsolnay?
Henning Mankell: Ich muss einfach daran glauben, dasssich Qualität früher oder später durchsetzt. Wenn ich nicht daran glaubenwürde, wäre ich kein Schriftsteller, sondern ein Scheinheiliger.
Wie stehen Sie zum Genre Krimi? Immerhin wird mit Ihnen Werbung gemachtmit dem Satz: Der Mann, der keine Kriminalromane schreibt.
Henning Mankell: Ich hatte nie vor, jemals in meinemLeben über Verbrechen oder Krimis zu schreiben. Ich glaube auch noch immernicht, daß ich es tue. Was ich mache, ist eigentlichetwas sehr Altes, ich sehe auf die Gesellschaft durch den Spiegel desVerbrechens. Dieses Prinzip verfolgt Shakespeare in Macbeth" oder JosephConrad in Herz der Finsternis". Diese beiden Beispiele sind auf ihre ArtKrimis, doch niemand bezeichnet sie so. Ich glaube, ich arbeite in einerTradition, die von Kritikern falsch eingeschätzt wurde. Meine Geschichtenhandeln von der Gesellschaft und der Zeit, in der ich lebe.
Die Mordfälle in Ihren Romanen sind zumeist sehr drastisch. Kann manRassismus oder Gewalt in unserer Gesellschaft nur so darstellen, oder sindsubtile Formen, die die latente Gewalt zeigen, nicht didaktisch eingängiger?Oder kann man die Menschen nur durch drastische Szenen aufrütteln?
Henning Mankell: Was immer ich schreibe, besondersüber Grausamkeit, ist in der Realität immer schlimmer. Ich muss bekennen, dasses viele Seiten gibt bei denen ich mich wirklich schlecht gefühlt habe, als ichsie schrieb. Doch ich beziehe mein Material aus der
Sie arbeiten sehr vielfältig. Sie schreiben Krimis für Erwachsene undsozial engagierte Bücher für Kinder, außerdem arbeiten Sie als Regisseur. Wiebringt man all diese Arbeiten zusammen, bedingen sie sich gegenseitig, undentwickelt sich das eine aus dem anderen, oder hat das eine mit dem anderennichts zu tun?
Henning Mankell: Es stimmt. Ich schreibe wirklich vieleverschiedene Dinge, und zwar Theaterstücke, fürs Fernsehen, fürs Kino, Bücherüber Wallander, Geschichten über Afrika. Ich glaubeaber, da gibt es eine Verbindung, zumindest für mich ist sie sichtbar. Und dieVerbindung ist sehr einfach zu beschreiben, nämlich die Frage, welcheGesellschaft wollen wir? Eine Gesellschaft, die auf Solidarität beruht, oderdas Gegenteil. Ich glaube, mein ganzes Schreiben wie auch mein Leben basiert aufdieser Frage.
In den kurzen biographischen Noten über Sie steht, Sie arbeiten alsRegisseur in Maputo/Mosambik. Können Sie uns etwasüber Ihre Arbeit dort erzählen?
Henning Mankell: Seit 13 Jahren bin ich der Prinzipaldes einzigen professionellen Theaters in Mosambik. Die Arbeit ist spannend,eine Herausforderung und auch ein Teil meines Ziels nämlich Solidarität. Den Menschen dort etwas von meiner Erfahrung zu geben und dafür ihre zubekommen und zu zeigen, dass Kunst eine Domäne ist, wo Rassen und anderekünstliche Grenzen keine Bedeutung haben.
Das Interview mit Henning Mankellerschien in der Zeitschrift
Buchkultur. Wir danken für diefreundliche Abdruckgenehmigung.
- Autor: Henning Mankell
- 2002, 477 Seiten, Maße: 13,8 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung:Butt, Wolfgang
- Übersetzer: Wolfgang Butt
- Verlag: Paul Zsolnay Verlag
- ISBN-10: 3552051872
- ISBN-13: 9783552051874
- Erscheinungsdatum: 13.05.2002
"Gute Lektüre, ein Must für Fans." Facts, 16.05.02
"Es soll Wallander-Fans geben, die heut' früh, noch bevor sie für die frischen Brötchen zum Bäcker gehen, sich den neuen Mankell beim Buchhändler besorgen. Recht so. Der Umweg lohnt sich." Alexandra Glanz, Hannoversche Allgemeine, 18.5.02
"Der Schwede wägt meist sehr sicher die Mischung aus Horror, Entsetzen, moralisch klarem Standpunkt, Hilflosigkeit und der Tapferkeit des Trotzdem-Weitermachens aus. ... Vorweg sei versichert, daß nicht nur Wallander-Kenner ihren Spaß an diesen Erzählungen habe werden, sondern auch Einsteiger." Simone Dattenberger, Münchner Merkur, 18./19.5.02
"Henning Mankell ist einer der wenigen Autoren, die es schaffen, kurze Krimis genauso spannend zu gestalten wie einen ausgewachsenen Roman. Deshalb ist dieses Buch für alle Fans von spannender und unterhaltsamer Literatur ein absolutes Muss!" Cosmopolitan, 12.06.02
"Gute Unterhaltung mit typischer Würze: Gesellschaftskritik und politische Anklage, Zukunftsangst und nordischer Weltschmerz." TZ-München, 13.05.02
"Rache, Eifersucht und Habgier, es sind die ewig gleichen Triebe, die zu Kapitalverbrechen führen. All diese Geschichten hängen zusammen. Die hauchdünnen Fäden und winzigen Details, die sie über die Jahre verbinden, sind kaum sichtbar, aber mit großer Virtuosität gesponnen." Ingeborg Sperl, Der Standard, 25.05.02
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