Warum unsere Kinder Tyrannen werden
Hyperaktive Kleinkinder außer Rand und Band, Zehnjährige, die jeglichen Respekt vor ihren Eltern vermissen lassen, 17-Jährige, die eigentlich schon ''mit dem Leben abgeschlossen'' haben - was machen wir falsch? Diese schonungslose Analyse...
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Produktinformationen zu „Warum unsere Kinder Tyrannen werden “
Hyperaktive Kleinkinder außer Rand und Band, Zehnjährige, die jeglichen Respekt vor ihren Eltern vermissen lassen, 17-Jährige, die eigentlich schon ''mit dem Leben abgeschlossen'' haben - was machen wir falsch? Diese schonungslose Analyse legt die Ursachen offen: gesellschaftliche Fehlentwicklungen und erzieherisches Versagen.
Klappentext zu „Warum unsere Kinder Tyrannen werden “
Sind unsere Kinder überhaupt noch zukunftsfähig? Zündstoff für eine grundlegende gesellschaftliche Debatte- Die Charakterstudie einer Gesellschaft mit psychischem Defekt - eine ebenso überraschende wie erschreckende Analyse
- Als Sachbuch-Bestseller auf Platz 4 der SPIEGEL-Bestseller-Liste des Jahrzehnts!
- Bisher über 450.000 verkaufte Exemplare.
Kleinkinder außer Rand und Band, Zehnjährige, für die Respekt vor Eltern und Lehrern ein Fremdwort ist, 17-Jährige, die nicht mehr arbeitsfähig sind - Kinder an die Macht?
Gesellschaftliche Fehlentwicklungen und eigene Probleme von Erwachsenen verhindern, sich abgegrenzt und strukturierend gegenüber dem Kind zu verhalten und diesem dadurch eine normale Entwicklung seiner Psyche zu ermöglichen. Stattdessen wird es zunächst partnerschaftlich, dann symbiotisch vereinnahmt und kann niemals eine eigene Persönlichkeit entwickeln.
Michael Winterhoff zeigt in seiner überraschenden wie erschreckenden Analyse diesen emotionalen Missbrauch unserer Kinder auf und belegt ihn mit vielen anschaulichen Beispielen. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen: Nur wenn unsere Kinder wieder wie Kinder behandelt werden, können sie in einem positiven Sinne lebensfähig werden.
Ein Buch für alle, die verhindern wollen, dass unsere Gesellschaft ihre Kinder eines Tages hassen wird ...
Lese-Probe zu „Warum unsere Kinder Tyrannen werden “
Warum unsere Kinder zu Tyrannen werden von Dr. Michael Winterhoff LESEPROBE Wenn gegenwärtig die Erziehungsdebatte und Probleme mit Kindern durch die Medien gezehrt werden, ist fast immer von sozial belasteten Familienverhältnissen, Problembezirken in deutschen Großstädten und dem Versagen der Jugendhilfe die Rede.
Doch abseits dieser unbestreitbar wichtigen Diskussion tut sich seit Jahren ein anders gelagertes Problemfeld auf, das vor allem auch Kinder und Eltern in Mittel- und Oberschichtfamilien betrifft und auf längere Sicht zu gesellschaftlichen Schwierigkeiten ungeahnten Ausmaßes führen wird. Sowohl Eltern als auch Lehrer und Erzieher sehen sich in zunehmendem Maße mit kaum noch steuerbaren, scheinbar außer Rand und Band geratenen Kindern konfrontiert, ohne dass bisherige Modelle in der Lage gewesen wären, nennenswerte Abhilfe zu schaffen. Hier gilt es, einen Ansatz zu finden, der die psychische Entwicklung von Kindern nicht nur berücksichtigt, sondern in den Mittelpunkt rückt.
Ich arbeite seit über zwanzig Jahren als Kinderpsychiater und habe in dieser Zeit unzählige Fälle gesehen, in denen Eltern mit ihren Kindern Probleme unterschiedlichster Natur hatten. Was sich dabei herauskristallisiert hat und zu einer zunehmenden gesamtgesellschaftlichen Bedrohung geworden ist, ist die erkennbare psychische Unreife einer großen Zahl von Kindern.
Psyche wird nicht ausreichend trainiert
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Zeigen lässt sich das in meiner täglichen Arbeit beispielsweise durch die Anwendung von Entwicklungsgittern oder psychometrischen Tests, in Verbindung mit neurologischen Untersuchungen der Kinder. Diese Untersuchungen ergeben ein ganz klares Bild davon, dass immer mehr Kinder in ihren motorischen, sprachlichen und sozialen Fähigkeiten deutlich hinter ihrem tatsächlichen Lebensalter zurückliegen. Die Folge ist eine enorme Zunahme an logopädischer, ergotherapeutischer oder psychotherapeutischer Behandlung in frühen Altersstufen, die jedoch immer nur symptombezogen erfolgt und die Wurzeln für die Störungen der Kinder außer Acht lässt.
Für die Suche nach diesen Wurzeln muss man sich die psychische Entwicklung Heranwachsender vergegenwärtigen. Psychische Funktionen werden vom Gehirn über Nervenzellen gesteuert. Diese lassen sich nur aktivieren, wenn sie mit abertausenden von gleichen Durchläufen immer wieder trainiert werden. Diese banale Erkenntnis wird heute oft kaum berücksichtigt.
Ein Beispiel aus der schulischen Praxis: Beim Erwerb der Lesefähigkeit kann ein Kind erst nach vielen Durchläufen einen Buchstaben wieder erkennen und benennen. Wörter lesen geht erst nach neuronaler Vernetzung, flüssiges Lesen nach häufigem Einüben. Die Nervenzellen im Gehirn bringen also erst nach unendlichem Training die gewünschte und von uns als normal empfundene Leseleistung.
Die Nervenzellen im Bereich der Psyche des Kindes arbeiten ähnlich, brauchen aber noch mehr Training durch die Erwachsenen. Eine ausreichende Frustrationstoleranz etwa kann von den Jugendlichen in Schule und Ausbildung später nur gefordert werden, wenn schon in jungen Jahren Wert darauf gelegt wurde, dem Kind altersangemessen abzuverlangen, dass es Frustration aushält und abwarten lernt.
Ein solches Training wird Kindern jedoch heute immer weniger durch Eltern und andere Erwachsene abverlangt. In der Folge entwickeln sich viele psychische Funktionen bei Kindern gar nicht erst, ein normales, vorstrukturiertes Aufwachsen und „Erwachsen-werden“ wird verhindert. Die Störungen, die daraus entstehen und uns in zunehmenden Maße im Alltag vor Probleme stellen, sind also vornehmlich Störungen in der Beziehung zu Erwachsenen, in vorderster Linie zu den Eltern. Diese Beziehungsstörungen, die letztlich fatale Auswirkungen auf die Situation in Kindergärten und Schulen haben, kann man mit einem dreistufigen Modell sichtbar machen, das ich in den letzten Jahren entwickelt habe und das Grundlage der Beschreibungen in meinem eben erschienenen Buch ist.
Erste Beziehungsstörung: Partnerschaftlichkeit
Partnerschaftlicher Umgang mit Kindern wird heute kaum noch als Beziehungsstörung wahrgenommen, da es sich um die dominante Art des Umgangs mit Kindern in der Gesellschaft handelt. Gleichwohl haben wir es dabei mit der Grundlage weitergehender Störungen im Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern zu tun.
Partnerschaftlicher Umgang meint die Wahrnehmung des Kindes als gleichgestellten Kommunikationspartner ohne Berücksichtigung ihres Schutzbedürfnisses.
Im partnerschaftlichen Umgang mit Kindern wird diesen heute zugemutet, all die Probleme der Erwachsenenwelt verstehen und diskutieren zu können. Die Überforderung der Kinder wird dabei übersehen.
Doch sind Kinder, die einen zu großen Anteil an Partnerschaft in der Beziehung zu den Eltern erleben, nicht nur überfordert, sie bekommen auch das Gefühl vermittelt, keiner Steuerung und Führung durch Erwachsene mehr zu bedürfen und schon im Kleinkindalter selbstständig Entscheidungen treffen zu können, deren Tragweite sie nicht übersehen können. In der Schule lassen sich diese Kinder vom Lehrer nicht mehr führen, sondern konterkarieren das gewollte Bild vom mündigen Schüler durch Verweigerung von Respekt gegenüber den Lehrkräften.
Zweite Beziehungsstörung: Projektion
Der partnerschaftliche Umgang mit Kindern ist heutzutage die Regel und wäre für sich genommen noch vergleichsweise unbedenklich, solange trotzdem eine erkennbare Hierarchie zwischen Erwachsenen und Kindern bestünde, die dem Kind Struktur und Orientierung vorgibt.
Doch die Entwicklung unseres gesellschaftlichen Umfeldes weist den Weg in eine andere Richtung. Erwachsene finden heute nur noch wenig Halt und Orientierung angesichts eines technologischen Wandels, der den Durchschnitts-„User“ überfordert. Dieser Wandel gibt ihm zum einen kaum noch die Möglichkeit, sich im Informationsdschungel zurechtzufinden und wertvolle von überflüssiger Information zu trennen, zum anderen bleibt für zwischenmenschliche Kommunikation unter Erwachsenen immer weniger Zeit, so dass der einzelne Erwachsene aus dem Bereich „Partner, Kollegen, Freunde und Bekannte“ nur noch wenig Anerkennung und Bestätigung seines Selbst erfährt.
Im Rahmen der Projektion wirkt sich diese latente Überforderung auch auf die Beziehung zwischen Eltern und Kindern aus. Eltern gehen nämlich nun unbewusst dazu über, sich die fehlende Anerkennung und Liebe von ihren Kindern zu holen, indem sie sie nicht mehr liebevoll führen, sondern ihnen zunehmend zugestehen, selbst die Führungsposition zu übernehmen.
Auf Seiten der Kinder steigert das Ausbrüche von Respektlosigkeit und fehlender Anerkennung erwachsener Autoritätspersonen. Die Folgen zeigen sich vielfältig von Kindergärten über die Schulen bis hin zu den Ausbildungsbetrieben, die heute immer häufiger über nicht ausbildungsfähige Jugendliche klagen. Diese Jugendlichen sind die erste Generation von komplett in Partnerschafts- und Projektionsverhältnissen groß gewordenen Kindern.
Dritte Beziehungsstörung: Symbiose
Die Symbiose ist eine relativ junge Beziehungsstörung, die aus den Konsequenzen des Umgangs mit Kindern in Partnerschaft und Projektion erwachsen ist. Im Rahmen der Symbiose verschmilzt der Erwachsene seine Psyche mit der des Kindes, er behandelt das Kind, als sei es Teil seines eigenen Körpers. Das heißt im übertragenen Sinn: positive Zuwendung an das Kind ist gleichsam auch positive Zuwendung an den Elternteil. Entsprechend ist Kritik am Kind auch Kritik am symbiotischen Erwachsenen. Die sich daraus ergebende Diffusion ist erahnbar: Polarisierung und Schuldzuweisung (schlechter Lehrer, unfähige Erzieher, inkompetenter Therapeut/Arzt). Sie dient der Stabilisierung dieses pathologischen Beziehungsgeflechtes.
Kinder, die in einer solchen Beziehungsstörung aufwachsen, erkennen in letzter Konsequenz ein menschliches Gegenüber nicht mehr als solches an. Auf Seiten des Erwachsenen kann die falsche Wahrnehmung des Kindes in der Symbiose beispielsweise zu Ohnmachtsgefühlen führen, da psychisch nicht das Kind, sondern ein nicht funktionierender Teil des eigenen Körpers „zur Räson gebracht“ werden muss.
Das Kind verbleibt somit in einem frühkindlichen Narzissmus, der es glauben lässt, es könne alles steuern und bestimmen. Eine autarke Psyche des Kindes entwickelt sich erst gar nicht. Fazit
Diese Darstellung kann nur einen ganz kleinen Abriss der Problematik widerspiegeln, die sich aus der zunehmenden psychischen Unreife der heutigen jungen Generation ergibt. Die Fehler, die vor allem Eltern auf Basis der beschriebenen Beziehungsstörungen im Umgang mit ihren Kindern heute machen, stellen eine Bedrohung für das Funktionieren von positiven gesellschaftlichen Prozessen in der Gegenwart und der Zukunft dar. Psychisch unreife Kinder und Jugendliche sind in letzter Konsequenz weder beziehungs- noch arbeitsfähig und stellen damit die Grundlagen unseres sozialen Zusammenlebens in Frage. Es ist dringend nötig, Kinder wieder als Kinder zu sehen, ihnen Orientierung und Struktur zu geben und damit zukunftsfähig zu machen. Gerade auf Grund der problematischen Lage in den Elternhäusern sind Lehrer und Lehrerinnen in der Schule umso gefragter, hier ihren Beitrag zu liefern.
© Gütersloher Verlagshaus
Für die Suche nach diesen Wurzeln muss man sich die psychische Entwicklung Heranwachsender vergegenwärtigen. Psychische Funktionen werden vom Gehirn über Nervenzellen gesteuert. Diese lassen sich nur aktivieren, wenn sie mit abertausenden von gleichen Durchläufen immer wieder trainiert werden. Diese banale Erkenntnis wird heute oft kaum berücksichtigt.
Ein Beispiel aus der schulischen Praxis: Beim Erwerb der Lesefähigkeit kann ein Kind erst nach vielen Durchläufen einen Buchstaben wieder erkennen und benennen. Wörter lesen geht erst nach neuronaler Vernetzung, flüssiges Lesen nach häufigem Einüben. Die Nervenzellen im Gehirn bringen also erst nach unendlichem Training die gewünschte und von uns als normal empfundene Leseleistung.
Die Nervenzellen im Bereich der Psyche des Kindes arbeiten ähnlich, brauchen aber noch mehr Training durch die Erwachsenen. Eine ausreichende Frustrationstoleranz etwa kann von den Jugendlichen in Schule und Ausbildung später nur gefordert werden, wenn schon in jungen Jahren Wert darauf gelegt wurde, dem Kind altersangemessen abzuverlangen, dass es Frustration aushält und abwarten lernt.
Ein solches Training wird Kindern jedoch heute immer weniger durch Eltern und andere Erwachsene abverlangt. In der Folge entwickeln sich viele psychische Funktionen bei Kindern gar nicht erst, ein normales, vorstrukturiertes Aufwachsen und „Erwachsen-werden“ wird verhindert. Die Störungen, die daraus entstehen und uns in zunehmenden Maße im Alltag vor Probleme stellen, sind also vornehmlich Störungen in der Beziehung zu Erwachsenen, in vorderster Linie zu den Eltern. Diese Beziehungsstörungen, die letztlich fatale Auswirkungen auf die Situation in Kindergärten und Schulen haben, kann man mit einem dreistufigen Modell sichtbar machen, das ich in den letzten Jahren entwickelt habe und das Grundlage der Beschreibungen in meinem eben erschienenen Buch ist.
Erste Beziehungsstörung: Partnerschaftlichkeit
Partnerschaftlicher Umgang mit Kindern wird heute kaum noch als Beziehungsstörung wahrgenommen, da es sich um die dominante Art des Umgangs mit Kindern in der Gesellschaft handelt. Gleichwohl haben wir es dabei mit der Grundlage weitergehender Störungen im Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern zu tun.
Partnerschaftlicher Umgang meint die Wahrnehmung des Kindes als gleichgestellten Kommunikationspartner ohne Berücksichtigung ihres Schutzbedürfnisses.
Im partnerschaftlichen Umgang mit Kindern wird diesen heute zugemutet, all die Probleme der Erwachsenenwelt verstehen und diskutieren zu können. Die Überforderung der Kinder wird dabei übersehen.
Doch sind Kinder, die einen zu großen Anteil an Partnerschaft in der Beziehung zu den Eltern erleben, nicht nur überfordert, sie bekommen auch das Gefühl vermittelt, keiner Steuerung und Führung durch Erwachsene mehr zu bedürfen und schon im Kleinkindalter selbstständig Entscheidungen treffen zu können, deren Tragweite sie nicht übersehen können. In der Schule lassen sich diese Kinder vom Lehrer nicht mehr führen, sondern konterkarieren das gewollte Bild vom mündigen Schüler durch Verweigerung von Respekt gegenüber den Lehrkräften.
Zweite Beziehungsstörung: Projektion
Der partnerschaftliche Umgang mit Kindern ist heutzutage die Regel und wäre für sich genommen noch vergleichsweise unbedenklich, solange trotzdem eine erkennbare Hierarchie zwischen Erwachsenen und Kindern bestünde, die dem Kind Struktur und Orientierung vorgibt.
Doch die Entwicklung unseres gesellschaftlichen Umfeldes weist den Weg in eine andere Richtung. Erwachsene finden heute nur noch wenig Halt und Orientierung angesichts eines technologischen Wandels, der den Durchschnitts-„User“ überfordert. Dieser Wandel gibt ihm zum einen kaum noch die Möglichkeit, sich im Informationsdschungel zurechtzufinden und wertvolle von überflüssiger Information zu trennen, zum anderen bleibt für zwischenmenschliche Kommunikation unter Erwachsenen immer weniger Zeit, so dass der einzelne Erwachsene aus dem Bereich „Partner, Kollegen, Freunde und Bekannte“ nur noch wenig Anerkennung und Bestätigung seines Selbst erfährt.
Im Rahmen der Projektion wirkt sich diese latente Überforderung auch auf die Beziehung zwischen Eltern und Kindern aus. Eltern gehen nämlich nun unbewusst dazu über, sich die fehlende Anerkennung und Liebe von ihren Kindern zu holen, indem sie sie nicht mehr liebevoll führen, sondern ihnen zunehmend zugestehen, selbst die Führungsposition zu übernehmen.
Auf Seiten der Kinder steigert das Ausbrüche von Respektlosigkeit und fehlender Anerkennung erwachsener Autoritätspersonen. Die Folgen zeigen sich vielfältig von Kindergärten über die Schulen bis hin zu den Ausbildungsbetrieben, die heute immer häufiger über nicht ausbildungsfähige Jugendliche klagen. Diese Jugendlichen sind die erste Generation von komplett in Partnerschafts- und Projektionsverhältnissen groß gewordenen Kindern.
Dritte Beziehungsstörung: Symbiose
Die Symbiose ist eine relativ junge Beziehungsstörung, die aus den Konsequenzen des Umgangs mit Kindern in Partnerschaft und Projektion erwachsen ist. Im Rahmen der Symbiose verschmilzt der Erwachsene seine Psyche mit der des Kindes, er behandelt das Kind, als sei es Teil seines eigenen Körpers. Das heißt im übertragenen Sinn: positive Zuwendung an das Kind ist gleichsam auch positive Zuwendung an den Elternteil. Entsprechend ist Kritik am Kind auch Kritik am symbiotischen Erwachsenen. Die sich daraus ergebende Diffusion ist erahnbar: Polarisierung und Schuldzuweisung (schlechter Lehrer, unfähige Erzieher, inkompetenter Therapeut/Arzt). Sie dient der Stabilisierung dieses pathologischen Beziehungsgeflechtes.
Kinder, die in einer solchen Beziehungsstörung aufwachsen, erkennen in letzter Konsequenz ein menschliches Gegenüber nicht mehr als solches an. Auf Seiten des Erwachsenen kann die falsche Wahrnehmung des Kindes in der Symbiose beispielsweise zu Ohnmachtsgefühlen führen, da psychisch nicht das Kind, sondern ein nicht funktionierender Teil des eigenen Körpers „zur Räson gebracht“ werden muss.
Das Kind verbleibt somit in einem frühkindlichen Narzissmus, der es glauben lässt, es könne alles steuern und bestimmen. Eine autarke Psyche des Kindes entwickelt sich erst gar nicht. Fazit
Diese Darstellung kann nur einen ganz kleinen Abriss der Problematik widerspiegeln, die sich aus der zunehmenden psychischen Unreife der heutigen jungen Generation ergibt. Die Fehler, die vor allem Eltern auf Basis der beschriebenen Beziehungsstörungen im Umgang mit ihren Kindern heute machen, stellen eine Bedrohung für das Funktionieren von positiven gesellschaftlichen Prozessen in der Gegenwart und der Zukunft dar. Psychisch unreife Kinder und Jugendliche sind in letzter Konsequenz weder beziehungs- noch arbeitsfähig und stellen damit die Grundlagen unseres sozialen Zusammenlebens in Frage. Es ist dringend nötig, Kinder wieder als Kinder zu sehen, ihnen Orientierung und Struktur zu geben und damit zukunftsfähig zu machen. Gerade auf Grund der problematischen Lage in den Elternhäusern sind Lehrer und Lehrerinnen in der Schule umso gefragter, hier ihren Beitrag zu liefern.
© Gütersloher Verlagshaus
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Autoren-Porträt von Michael Winterhoff
Winterhoff, MichaelDr. Michael Winterhoff, geboren 1955, Dr. med., ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapie in Bonn. In seinen bisherigen sehr erfolgreichen Büchern analysiert er gesellschaftliche Entwicklungen mit Schwerpunkt auf den gravierenden Folgen veränderter Eltern-Kind-Beziehungen für die psychische Reifeentwicklung junger Menschen und bietet Wege aus diesen Beziehungsstörungen an. Winterhoff lebt und arbeitet in Bonn.
Tergast, Carsten
Carsten Tergast wurde 1973 in Leer/Ostfriesland geboren. Nach einer Lehre als Sortiments-Buchhändler absolvierte er ein Literatur- und Medienwissenschaftsstudium in Paderborn und arbeitete als freier Mitarbeiter des Westfalen-Blatts, sowie als Redakteur und Chef vom Dienst beim Branchenmagazin BuchMarkt. Seit Ende 2005 ist er freiberuflicher Journalist, Autor und Texter für verschiedene Print- und Online-Publikationen.
Autoren-Interview mit Michael Winterhoff
Interview mit Dr. Michael Winterhoff Gemessen am Medienecho und dem Verkaufserfolg Ihrer Bücher haben Sie einen Nerv getroffen. Was hat Sie dazu bewogen, diese Bücher zu verfassen?
Ich bin seit 25 Jahren als Kinderpsychiater tätig. Seit 15 Jahren nimmt die Anzahl verhaltensauffälliger Kinder erheblich zu. Neu an meiner Analyse ist, dass ich bei den meisten dieser Kinder ein psychisches Reifedefizit und nicht fehlende Erziehung als Ursache für die Auffälligkeit feststellen konnte. Auf der Grundlage dieser Analyse kann man den Kindern gezielter helfen: sowohl im häuslichen Umfeld, als auch im Kindergarten und in der Grundschule. Als Arzt fühlte ich mich aufgerufen, diese Analyse der Gesellschaft zugänglich zu machen.
Zentraler Aspekt Ihrer Diagnose ist die Reife des Kindes. Was hat sich – nach Ihrer Erfahrung als Kinder- und Jugendpsychiater – hier in den letzten Jahren verändert?
Immer mehr Kinder weisen heute den Reifegrad eines Kleinkindes auf. Sie sind nicht in der Lage, sich auf das Gegenüber einzustellen, sondern sie richten permanent den Erwachsenen auf sich aus. Sie sind daher nicht ihrem tatsächlichen Alter entsprechend lern- und leistungsbereit und zeigen erhebliche Schwierigkeiten im Sozialverhalten. Die meisten dieser Kinder sind respektlos, ein Verhalten, das bis zum Alter von 2 1/2 Jahren normal wäre und demnach problematisch ist.
Sie beschreiben verschiedene Beziehungsstörungen zwischen Eltern und Kindern. Mit welcher sind Sie in Ihrer Praxis am häufigsten konfrontiert?
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Zum einen gibt es da die Partnerschaftlichkeit: Bei dieser Störung kommt es zu der Vorstellung, das Kind über Vernunft zu erziehen. Dann haben wir die Projektion: Der Erwachsene möchte vom Kind geliebt werden und macht sich daher abhängig, es kommt zu einer Machtumkehr. Schließlich gibt es die Symbiose: Hier wird das Kind als Teil des Erwachsenen erlebt, d. h. der Erwachsene verschmilzt unbewusst mit der Psyche des Kindes. Daraus resultieren viele Machtkämpfe und Fehlverhalten dem Kind gegenüber. Das Kind erlebt den Erwachsenen nicht mehr als Gegenüber und hat damit nicht mehr die für eine psychische Reifeentwicklung notwendige Orientierung.
Die Partnerschaftlichkeit mit kleinen Kindern entstand Anfang der 1990er-Jahre, die Projektion Mitte der 1990er-Jahre und die Symbiose sehe ich seit 2002. Heute begegnet mir maßgeblich die Symbiose. Viele Eltern weisen Anteile aller drei (ihnen unbewussten) Beziehungsstörungen auf.
Welche Reaktionen bekamen Sie bislang auf Ihre beiden Bücher – von Eltern, Erziehern und der Fachwelt?
Täglich erreichen mich Briefe von Eltern und Fachleuten, die meine Analyse bestätigen und sich bedanken. Vor allem fühlen sich Lehrer in ihrer Beobachtung bestätigt und haben jetzt eine schlüssige Erklärung.
„Tyrannen müssen nicht sein“ soll Auswege aus der aktuellen Misere aufzeigen. Wer ist hier zum Handeln aufgerufen?
Es sind alle Erwachsenen aufgerufen zu überprüfen, ob sie sich unbewusst in einer der beschriebenen Beziehungsstörungen befinden.
Die Fragen stellte Henrik Flor, Literaturtest.
Die Partnerschaftlichkeit mit kleinen Kindern entstand Anfang der 1990er-Jahre, die Projektion Mitte der 1990er-Jahre und die Symbiose sehe ich seit 2002. Heute begegnet mir maßgeblich die Symbiose. Viele Eltern weisen Anteile aller drei (ihnen unbewussten) Beziehungsstörungen auf.
Welche Reaktionen bekamen Sie bislang auf Ihre beiden Bücher – von Eltern, Erziehern und der Fachwelt?
Täglich erreichen mich Briefe von Eltern und Fachleuten, die meine Analyse bestätigen und sich bedanken. Vor allem fühlen sich Lehrer in ihrer Beobachtung bestätigt und haben jetzt eine schlüssige Erklärung.
„Tyrannen müssen nicht sein“ soll Auswege aus der aktuellen Misere aufzeigen. Wer ist hier zum Handeln aufgerufen?
Es sind alle Erwachsenen aufgerufen zu überprüfen, ob sie sich unbewusst in einer der beschriebenen Beziehungsstörungen befinden.
Die Fragen stellte Henrik Flor, Literaturtest.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Michael Winterhoff
- 2008, 191 Seiten, Maße: 14,1 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Gütersloher Verlagshaus
- ISBN-10: 3579069802
- ISBN-13: 9783579069807
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