Weihnachtsglitzern
Roman | Das Fest der Liebe mit der Autorin des Bestsellers 'Die Sommerfrauen'
Eloise Foley liebt Weihnachten. Jedes Jahr erschafft sie in ihrem kleinen Antiquitätengeschäft eine wahre Weihnachtswunderwelt. Doch ihr Freund Daniel verhält sich um diese Jahreszeit immer besonders distanziert. Muss Eloise ihren Traum von einem magischen Fest der Liebe aufgeben?
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Weihnachtsglitzern “
Eloise Foley liebt Weihnachten. Jedes Jahr erschafft sie in ihrem kleinen Antiquitätengeschäft eine wahre Weihnachtswunderwelt. Doch ihr Freund Daniel verhält sich um diese Jahreszeit immer besonders distanziert. Muss Eloise ihren Traum von einem magischen Fest der Liebe aufgeben?
Klappentext zu „Weihnachtsglitzern “
Die Familie, die Liebe und Feiertage voller Überraschungen: Das perfekte Buch für einen Abend am Kamin - Sternenfunkeln inklusive
Eloise Foley liebt Weihnachten. Für sie ist es eine Zeit der Wunder und Träume, die schönsten Tage des Jahres. Sie freut sich auf gemütliche Abende im Kreise der Familie und mit ihrem Freund Daniel. Der sieht Weihnachten allerdings in einem ganz andern Licht, denn Daniel besitzt ein Restaurant und hat im Dezember kaum Zeit für Eloise. Nun bleibt ihr umso mehr Zeit bleibt, sich um ihr kleines Antiquitätengeschäft zu kümmern.
Ganz besonders freut sich Eloise auf den alljährlichen Wettbewerb um die schönste Weihnachtsdekoration in den Läden von Savannah, und sie dekoriert liebevoll ihr Antiquitätengeschäft. In einer alten Kiste findet sie eine blaue, glitzernde Brosche in Form eines Weihnachtsbaums. Davon inspiriert erschafft sie die Weihnachtswunderwelt »Blue Christmas«, passend zum berühmten Elvis-Presley-Song. Doch an einem chaotischen Verkaufstag verschwindet die Brosche - und eine geheimnisvolle Fremde hinterlässt Eloise Geschenke an den seltsamsten Orten. Purer Zufall oder wahre Weihnachtsmagie?
»Einfach blättern, schmökern und genießen.« SWR1
Lese-Probe zu „Weihnachtsglitzern “
Weihnachtsglitzern von Mary Kay AndrewsIch befestigte gerade die letzten aufgefädelten Popcorns und Cranberrys mit der Heißklebepistole am zweiten der eineinhalb Meter hohen, kunstvoll beschnittenen Weihnachtsbäume, als meine beste Freundin ins Maisie's Daisy gestürmt kam.
BeBe Loudermilk blieb wie angewurzelt stehen, sah sich in meinem Antiquitätenladen um und rümpfte angewidert die Nase.
Sie deutete auf die halbleeren Kisten mit Äpfeln, Orangen und Kumquats, die verstreut auf meinem Arbeitstisch herumstanden, auf die halbierten Ananas und die Granatäpfel, die aus den Einkaufstüten quollen, und den frisch gefallenen Popcorn- Schnee, der den Fußboden bedeckte.
»Was zum Teufel ist hier denn los?«, fragte sie theatralisch. In BeBes Bemerkungen schwingt meistens eine gehörige Portion Drama mit.
»Willst du jetzt nebenbei auch noch in den Obsthandel einsteigen? « Traurig schüttelte sie den Kopf. »Und ich dachte, mit den Antiquitäten liefe es richtig gut.«
»Weihnachtsdekoration«, erklärte ich, drückte die Popcornfäden auf den Weihnachtsbaum, den ich bereits mit einer halben Obstplantage aus winzigen, grünen Holzäpfeln und Kumquats behängt hatte. »Für den Altstadt-Dekowettbewerb.«
»Ah jaa«, sagte sie gedehnt.
Zaghaft tippte sie gegen den Baum, den ich gerade fertig geschmückt hatte, und prompt fiel eine Kumquat herunter, rollte über den Boden und gesellte sich zu dem weiteren halben Dutzend heruntergefallener Früchte.
»Putzig«, sagte sie wegwerfend.
... mehr
»Putzig? Mehr fällt dir dazu nicht ein? Putzig? Drei volle Tage sitze ich jetzt schon an diesem Projekt. Ich habe gut dreihundert Dollar für frisches Obst und Nüsse ausgegeben und gefühlte zehn Meilen Popcorn und Cranberrys aufgefädelt. Sieh dir nur meine Hände an!«
Ich hielt BeBe die Hände zur Begutachtung hin. Die Fingerspitzen waren von Nadeln zerstochen, die Handflächen vom Heißkleber verbrannt, und unzählige Pflaster bedeckten die Stellen, wo ich mich selbst aufgespießt hatte.
»Unglaublich«, sagte BeBe. »Aber wozu das Ganze?«
»Weil«, sagte ich, »ich dieses Jahr den Wettbewerb der Einzelhändler um die beste Weihnachtsdekoration gewinnen werde. Selbst wenn ich dafür die gesamte Fassade dieses Gebäudes mit jedem Stück Obst, das in Savannah zu finden ist, behängen muss.«
»Noch einmal ... warum machst du dir solche Mühe? Ich meine, was springt für dich dabei heraus?«
»Stolz«, sagte ich. »Letztes Jahr dachte ich schon, ich hätte so gut wie gewonnen. Weißt du noch, wie ich alles mit vergoldeten Palmwedeln und Girlanden aus Magnolienblättern geschmückt hatte? Und mit getrockneten Okraschoten und Pinienzapfen? Und dann bin ich noch nicht einmal lobend erwähnt worden! Diese dämliche Boutique in der Whitaker Street hat den ersten Preis bekommen. Ist es zu fassen, dass die mit ihren schwachsinnigen Kopoubohnen, diesen kitschigen Vogelnestern und ausgestopften Kardinal-Vögeln gewonnen haben? Ich meine, mit ausgestopften Vögeln! Da denkt man doch sofort an Hitchcock!«
»Das war bestimmt nur ein tragisches Versehen«, sagte BeBe und sah sich im Laden um. »Kannst du mir noch mal verraten, warum ich heute unbedingt kommen sollte?«
»Du hast versprochen, auf den Laden aufzupassen«, erwiderte ich. »Bei Trader Bob drüben in Hardeeville findet eine Auktion statt, sie fängt mittags an. So kurz vor Weihnachten kann ich es mir nicht leisten, den Laden zuzumachen, wenn ich auf Einkaufstour gehe. Ich hatte gehofft, du könntest mir helfen, die Deko anzubringen, ehe ich in einer Stunde los muss.«
Sie seufzte. »Also gut. Was soll ich machen?«
Ich zeigte auf die Weihnachtsbäume. »Hilf mir mal, die beiden rauszuschleppen. Die kommen in die großen schmiedeeisernen Vasen neben der Eingangstür. Dann müssen wir das Schild über der Tür mit den Ananas, Zitronen und Limonen bekleben und die Weinlaubgirlanden um die Schaufenster hängen. Ich habe zwei verschieden Sorten Weintrauben besorgt - grüne und rote, und die befestigen wir mit Heißkleber, sobald das Grünzeug richtig hängt. Dann fehlt nur noch das Schaufenster selbst. Aber das mache ich fertig, sobald ich aus Hardeeville zurück bin.«
Schnaufend und keuchend wie Schwerstarbeiter und mit einigen sehr unweihnachtlichen Flüchen, als BeBe sich einen künstlichen Fingernagel abbrach, schafften wir es schließlich, alle Dekorationen dort anzubringen, wo ich sie haben wollte.
»So«, sagte ich, als ich draußen auf dem Gehweg stand und unser Kunstwerk betrachtete. »Da hast du's, Babalu!«
»Babalu?«
»Das Babalu da drüben«, sagte ich und deutete auf die andere Seite des Troup Square. »Das Geschäft meiner nächsten und schwulsten Konkurrenten.«
»Das ist aber gar nicht nett«, sagte sie. »Ich dachte, du magst schwule Männer.«
»Du kennst Manny und Cookie nicht«, erklärte ich.
Manny Alvarez und Cookie Parker hatten ihren Laden in der Harris Street im letzten Frühjahr eröffnet. Manny war ein pensionierter Landschaftsgestalter aus Delray Beach, Florida, und Cookie? Nun ja, Cookie behauptete, er hätte bei der Tournee von Les Misérables am Broadway im Chor mitgesungen, aber er musste inzwischen mindestens fünfzig sein, wurde allmählich kahl und wog fast hundertfünfzig Kilo.
»Ich habe versucht, nett zu sein und sie freundlich zu empfangen. Zum Eröffnungstag bin ich mit Blumen zu ihnen gegangen und habe sie zum Abendessen eingeladen, aber seit sie ihren Laden aufgemacht haben, versuchen sie, mich zu verdrängen «, erklärte ich BeBe. »Sie haben versucht, mir meine besten Zulieferer abspenstig zu machen. Sie haben bei der Stadtverwaltung angerufen und sich darüber beschwert, dass meine Kunden in der Lieferantenzone parken. Sie sind sogar zum Geschenkemarkt gefahren und mit genau derselben Auswahl an Aromakerzen und Badesalzen zurückgekommen, die ich auch anbiete, und verkaufen sie jetzt zwei Dollar billiger.«
»So eine Frechheit!«, sagte BeBe. Sie reckte den Hals, um über den Platz zum anderen Laden zu schauen. »Sieht aus, als würden sie ebenfalls an ihrer Weihnachtsdekoration arbeiten. Ein halbes Dutzend Männer müssen da drüben rumschwirren. Wow, sieh dir das an. Sie haben so einen Truck, wie ihn auch Telefongesellschaften haben, mit einer hydraulischen Arbeitsbühne. Jemand behängt die gesamte Fassade mit Lichterketten. «
»Egal, was sie machen, es kann nur absolut kitschig werden«, sagte ich und stolzierte mit BeBe im Schlepptau zurück in den Laden. »Weißt du noch, was sie zu Halloween gemacht haben? Die gesamte Fassade hat einen roten Teufel dargestellt, mit den gelb beleuchteten Schaufenstern als Augen.«
»Hm«, machte BeBe unverbindlich.
»Die haben die ganze Nacht geblinkt. Ich hätte fast einen Anfall bekommen, als ich das zum ersten Mal gesehen habe. Es hat mich fast wahnsinnig gemacht«, sagte ich. »Das war doch völlig daneben.«
»Es passte nicht zu Savannah«, stimmte BeBe zu. »Aber es fiel auf. Das musst du zugeben.«
»Pah! Auffallen kann doch jeder«, sagte ich, »wenn Geld keine Rolle spielt. Und die beiden schwimmen offensichtlich darin. Ich habe gehört, dass Manny persönlich zwanzigtausend Dollar für die neue Weihnachtsbeleuchtung des Einkaufsviertels gespendet hat. Aber das ist natürlich nichts anderes als der kaum verschleierte Versuch, den Dekowettbewerb für sich zu entscheiden.«
»Trotzdem ist das eine Menge Kohle«, stellte BeBe fest. »Wie sind die zu ihrem Geld gekommen?«
»Geerbt«, erklärte ich. »Ich habe gehört, dass Manny in Florida einen sehr viel älteren Liebhaber hatte, der vor zwei Jahren starb. Der hatte eine Telekommunikationsfirma gegründet, und als er starb, bekam Manny alles.«
»Außer guten Geschmack.« Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu. Sie ist wirklich die beste Freundin der Welt.
»Also dann«, sagte ich und wischte mir die Hände hinten an meiner Jeans ab. »Ich muss jetzt los nach Hardeeville. Gegen vier müsste ich wieder zurück sein. In der Kasse ist reichlich Wechselgeld. Die Preise stehen überall dran. Alles, was braun oder orange ist, kannst du als Thanksgiving-Artikel anbieten und für die Hälfte weggeben. Und wenn du Manny oder Cookie dabei ertappst, wie sie draußen herumschleichen, um meine Dekoideen zu klauen, hetz ihnen einfach Jethro auf den Hals.«
»Jethro?« Sie seufzte schwer.
Als er seinen Namen hörte, steckte Jethro, der Ladenhund, seine Schnauze aus seinem Versteck unter dem Arbeitstisch hervor. Anscheinend hatte er die Hoffnung, dass ich vielleicht zwischen all diesen ekligen Früchten auch einen Hundekeks für ihn fallen lasse, immer noch nicht aufgegeben.
»Er bewundert dich«, erklärte ich BeBe. »Und er ist ein großartiger Gesellschafter.«
»Er haart«, sagte BeBe. »Er sabbert. Er furzt.«
»Wenigstens widerspricht er nicht«, sagte ich und ging durch die Hintertür zu meinem Pick-up.
Es war einer dieser Wintermorgen, die einem wieder ins Gedächtnis riefen, warum man im Süden lebte. Sonnig, mit einem Hauch von Kühle in der Luft. Trotz der Tatsache, dass es nicht einmal mehr zwei Wochen bis Weihnachten waren, war das dichte Gras auf dem Troup Square immer noch smaragdgrün, und das Spanische Moos hing wie alter Spitzenbesatz von den Eichen herab, die die eiserne Armillarsphäre in der Mitte des Platzes umstanden. An diesem wunderschönen Wintermorgen war ich genauso dankbar für das, was es gab, wie für das, was fehlte: keine Mücken, keine sengende Hitze, keine erstickende Schwüle.
Eigentlich müsste ich in die entgegengesetzte Richtung fahren, doch zunächst lenkte ich meinen alten, klapprigen, türkisfarbenen Truck um den Platz herum. Nur mal kurz beim Babalu vorbeischauen, nahm ich mir vor. Nur, um mich zu vergewissern, wie überlegen meine eigene Dekoration war. Doch als ich das Tempo drosselte, sank mir das Herz.
Die zweistöckige, lachsrosa Fassade des Babalu war nicht wiederzuerkennen. Sich windende Weinranken bedeckten auf märchenhafte Weise die gesamte Front. Zwei hoch aufragende Palmen in Bodenvasen im Rokokostil flankierten die Eingangstür des Geschäfts, die von einer phantastischen Girande aus Moos, Buchsbaum, Stechwinde und Zedernzweigen umkränzt war. Alles, einschließlich der Palmen, war zuerst mit weißer Farbe und anschließend mit Glitzer besprüht worden. An dem weißen Wein hingen Hunderte von Prismen aus geschliffenem Glas, in denen sich wie bei einem Kronleuchter das Licht kristallklar brach und bis auf den Gehweg strahlte. Es war das reinste Winterwunderland.
Direkt auf dem Bürgersteig, den Mann im Korb der Hebebühne herumkommandierend, stand die Schneekönigin höchstpersönlich, Manny Alvarez.
»Nein, Süßer«, rief er und formte seine Hände zu einem Sprachrohr. »Sie sollen die Lichter alle in einem Bündel dort oben rechts festmachen.«
Der Truck mit der Hebebühne blockierte die Straße vor dem Laden, und mir blieb nichts anderes übrig, als dahinter anzuhalten. Meine Bremsen gaben ein knirschendes Geräusch von sich, und Manny drehte sich schnell herum, um zu sehen, woher der Krach kam. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er mich entdeckte.
»Eloise«, sagte er und zog eine Braue hoch. »Mal kurz kontrollieren, was die Konkurrenz so macht?«
Ich biss die Zähne zusammen. »Hallo, Manny. Sieht aus, als würde auf Ihrer Seite des Platzes ein für Savannah eher unübliches Wetter herrschen.«
»Sie kennen mich doch«, sagte er leichthin. »Phantasie ist mein Leben. Und ganz ehrlich, die ganzen Nüsse und Früchte und Beeren, an die sich sämtliche Einheimischen hier unten zu klammern scheinen, sind doch völlig von gestern. Finden Sie nicht?«
»Die Vorgaben der historischen Kommission sehen ausdrücklich vor, dass man natürliche regionale Gestaltungselemente verwendet«, bemerkte ich. »Vermutlich tendieren die ›Einheimischen‹, wie Sie sie nennen, deswegen dazu, sich an die Richtlinien zu halten.«
»Ach, Richtlinien«, sagte er kopfschüttelnd. »Wie langweilig! Cookie und ich glauben, dass man seiner Muse folgen sollte, um in seiner Arbeit die volle Bandbreite seiner Kreativität zum Ausdruck zu bringen.«
»Wie schön für Sie«, sagte ich. »Ich bin gespannt, was die Jury im Umfeld einer historischen Altstadt aus dem achtzehnten Jahrhundert wohl von stilisierten weißen Palmen hält.«
»Das wollen Sie gar nicht wissen«, sagte er.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
»Putzig? Mehr fällt dir dazu nicht ein? Putzig? Drei volle Tage sitze ich jetzt schon an diesem Projekt. Ich habe gut dreihundert Dollar für frisches Obst und Nüsse ausgegeben und gefühlte zehn Meilen Popcorn und Cranberrys aufgefädelt. Sieh dir nur meine Hände an!«
Ich hielt BeBe die Hände zur Begutachtung hin. Die Fingerspitzen waren von Nadeln zerstochen, die Handflächen vom Heißkleber verbrannt, und unzählige Pflaster bedeckten die Stellen, wo ich mich selbst aufgespießt hatte.
»Unglaublich«, sagte BeBe. »Aber wozu das Ganze?«
»Weil«, sagte ich, »ich dieses Jahr den Wettbewerb der Einzelhändler um die beste Weihnachtsdekoration gewinnen werde. Selbst wenn ich dafür die gesamte Fassade dieses Gebäudes mit jedem Stück Obst, das in Savannah zu finden ist, behängen muss.«
»Noch einmal ... warum machst du dir solche Mühe? Ich meine, was springt für dich dabei heraus?«
»Stolz«, sagte ich. »Letztes Jahr dachte ich schon, ich hätte so gut wie gewonnen. Weißt du noch, wie ich alles mit vergoldeten Palmwedeln und Girlanden aus Magnolienblättern geschmückt hatte? Und mit getrockneten Okraschoten und Pinienzapfen? Und dann bin ich noch nicht einmal lobend erwähnt worden! Diese dämliche Boutique in der Whitaker Street hat den ersten Preis bekommen. Ist es zu fassen, dass die mit ihren schwachsinnigen Kopoubohnen, diesen kitschigen Vogelnestern und ausgestopften Kardinal-Vögeln gewonnen haben? Ich meine, mit ausgestopften Vögeln! Da denkt man doch sofort an Hitchcock!«
»Das war bestimmt nur ein tragisches Versehen«, sagte BeBe und sah sich im Laden um. »Kannst du mir noch mal verraten, warum ich heute unbedingt kommen sollte?«
»Du hast versprochen, auf den Laden aufzupassen«, erwiderte ich. »Bei Trader Bob drüben in Hardeeville findet eine Auktion statt, sie fängt mittags an. So kurz vor Weihnachten kann ich es mir nicht leisten, den Laden zuzumachen, wenn ich auf Einkaufstour gehe. Ich hatte gehofft, du könntest mir helfen, die Deko anzubringen, ehe ich in einer Stunde los muss.«
Sie seufzte. »Also gut. Was soll ich machen?«
Ich zeigte auf die Weihnachtsbäume. »Hilf mir mal, die beiden rauszuschleppen. Die kommen in die großen schmiedeeisernen Vasen neben der Eingangstür. Dann müssen wir das Schild über der Tür mit den Ananas, Zitronen und Limonen bekleben und die Weinlaubgirlanden um die Schaufenster hängen. Ich habe zwei verschieden Sorten Weintrauben besorgt - grüne und rote, und die befestigen wir mit Heißkleber, sobald das Grünzeug richtig hängt. Dann fehlt nur noch das Schaufenster selbst. Aber das mache ich fertig, sobald ich aus Hardeeville zurück bin.«
Schnaufend und keuchend wie Schwerstarbeiter und mit einigen sehr unweihnachtlichen Flüchen, als BeBe sich einen künstlichen Fingernagel abbrach, schafften wir es schließlich, alle Dekorationen dort anzubringen, wo ich sie haben wollte.
»So«, sagte ich, als ich draußen auf dem Gehweg stand und unser Kunstwerk betrachtete. »Da hast du's, Babalu!«
»Babalu?«
»Das Babalu da drüben«, sagte ich und deutete auf die andere Seite des Troup Square. »Das Geschäft meiner nächsten und schwulsten Konkurrenten.«
»Das ist aber gar nicht nett«, sagte sie. »Ich dachte, du magst schwule Männer.«
»Du kennst Manny und Cookie nicht«, erklärte ich.
Manny Alvarez und Cookie Parker hatten ihren Laden in der Harris Street im letzten Frühjahr eröffnet. Manny war ein pensionierter Landschaftsgestalter aus Delray Beach, Florida, und Cookie? Nun ja, Cookie behauptete, er hätte bei der Tournee von Les Misérables am Broadway im Chor mitgesungen, aber er musste inzwischen mindestens fünfzig sein, wurde allmählich kahl und wog fast hundertfünfzig Kilo.
»Ich habe versucht, nett zu sein und sie freundlich zu empfangen. Zum Eröffnungstag bin ich mit Blumen zu ihnen gegangen und habe sie zum Abendessen eingeladen, aber seit sie ihren Laden aufgemacht haben, versuchen sie, mich zu verdrängen «, erklärte ich BeBe. »Sie haben versucht, mir meine besten Zulieferer abspenstig zu machen. Sie haben bei der Stadtverwaltung angerufen und sich darüber beschwert, dass meine Kunden in der Lieferantenzone parken. Sie sind sogar zum Geschenkemarkt gefahren und mit genau derselben Auswahl an Aromakerzen und Badesalzen zurückgekommen, die ich auch anbiete, und verkaufen sie jetzt zwei Dollar billiger.«
»So eine Frechheit!«, sagte BeBe. Sie reckte den Hals, um über den Platz zum anderen Laden zu schauen. »Sieht aus, als würden sie ebenfalls an ihrer Weihnachtsdekoration arbeiten. Ein halbes Dutzend Männer müssen da drüben rumschwirren. Wow, sieh dir das an. Sie haben so einen Truck, wie ihn auch Telefongesellschaften haben, mit einer hydraulischen Arbeitsbühne. Jemand behängt die gesamte Fassade mit Lichterketten. «
»Egal, was sie machen, es kann nur absolut kitschig werden«, sagte ich und stolzierte mit BeBe im Schlepptau zurück in den Laden. »Weißt du noch, was sie zu Halloween gemacht haben? Die gesamte Fassade hat einen roten Teufel dargestellt, mit den gelb beleuchteten Schaufenstern als Augen.«
»Hm«, machte BeBe unverbindlich.
»Die haben die ganze Nacht geblinkt. Ich hätte fast einen Anfall bekommen, als ich das zum ersten Mal gesehen habe. Es hat mich fast wahnsinnig gemacht«, sagte ich. »Das war doch völlig daneben.«
»Es passte nicht zu Savannah«, stimmte BeBe zu. »Aber es fiel auf. Das musst du zugeben.«
»Pah! Auffallen kann doch jeder«, sagte ich, »wenn Geld keine Rolle spielt. Und die beiden schwimmen offensichtlich darin. Ich habe gehört, dass Manny persönlich zwanzigtausend Dollar für die neue Weihnachtsbeleuchtung des Einkaufsviertels gespendet hat. Aber das ist natürlich nichts anderes als der kaum verschleierte Versuch, den Dekowettbewerb für sich zu entscheiden.«
»Trotzdem ist das eine Menge Kohle«, stellte BeBe fest. »Wie sind die zu ihrem Geld gekommen?«
»Geerbt«, erklärte ich. »Ich habe gehört, dass Manny in Florida einen sehr viel älteren Liebhaber hatte, der vor zwei Jahren starb. Der hatte eine Telekommunikationsfirma gegründet, und als er starb, bekam Manny alles.«
»Außer guten Geschmack.« Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu. Sie ist wirklich die beste Freundin der Welt.
»Also dann«, sagte ich und wischte mir die Hände hinten an meiner Jeans ab. »Ich muss jetzt los nach Hardeeville. Gegen vier müsste ich wieder zurück sein. In der Kasse ist reichlich Wechselgeld. Die Preise stehen überall dran. Alles, was braun oder orange ist, kannst du als Thanksgiving-Artikel anbieten und für die Hälfte weggeben. Und wenn du Manny oder Cookie dabei ertappst, wie sie draußen herumschleichen, um meine Dekoideen zu klauen, hetz ihnen einfach Jethro auf den Hals.«
»Jethro?« Sie seufzte schwer.
Als er seinen Namen hörte, steckte Jethro, der Ladenhund, seine Schnauze aus seinem Versteck unter dem Arbeitstisch hervor. Anscheinend hatte er die Hoffnung, dass ich vielleicht zwischen all diesen ekligen Früchten auch einen Hundekeks für ihn fallen lasse, immer noch nicht aufgegeben.
»Er bewundert dich«, erklärte ich BeBe. »Und er ist ein großartiger Gesellschafter.«
»Er haart«, sagte BeBe. »Er sabbert. Er furzt.«
»Wenigstens widerspricht er nicht«, sagte ich und ging durch die Hintertür zu meinem Pick-up.
Es war einer dieser Wintermorgen, die einem wieder ins Gedächtnis riefen, warum man im Süden lebte. Sonnig, mit einem Hauch von Kühle in der Luft. Trotz der Tatsache, dass es nicht einmal mehr zwei Wochen bis Weihnachten waren, war das dichte Gras auf dem Troup Square immer noch smaragdgrün, und das Spanische Moos hing wie alter Spitzenbesatz von den Eichen herab, die die eiserne Armillarsphäre in der Mitte des Platzes umstanden. An diesem wunderschönen Wintermorgen war ich genauso dankbar für das, was es gab, wie für das, was fehlte: keine Mücken, keine sengende Hitze, keine erstickende Schwüle.
Eigentlich müsste ich in die entgegengesetzte Richtung fahren, doch zunächst lenkte ich meinen alten, klapprigen, türkisfarbenen Truck um den Platz herum. Nur mal kurz beim Babalu vorbeischauen, nahm ich mir vor. Nur, um mich zu vergewissern, wie überlegen meine eigene Dekoration war. Doch als ich das Tempo drosselte, sank mir das Herz.
Die zweistöckige, lachsrosa Fassade des Babalu war nicht wiederzuerkennen. Sich windende Weinranken bedeckten auf märchenhafte Weise die gesamte Front. Zwei hoch aufragende Palmen in Bodenvasen im Rokokostil flankierten die Eingangstür des Geschäfts, die von einer phantastischen Girande aus Moos, Buchsbaum, Stechwinde und Zedernzweigen umkränzt war. Alles, einschließlich der Palmen, war zuerst mit weißer Farbe und anschließend mit Glitzer besprüht worden. An dem weißen Wein hingen Hunderte von Prismen aus geschliffenem Glas, in denen sich wie bei einem Kronleuchter das Licht kristallklar brach und bis auf den Gehweg strahlte. Es war das reinste Winterwunderland.
Direkt auf dem Bürgersteig, den Mann im Korb der Hebebühne herumkommandierend, stand die Schneekönigin höchstpersönlich, Manny Alvarez.
»Nein, Süßer«, rief er und formte seine Hände zu einem Sprachrohr. »Sie sollen die Lichter alle in einem Bündel dort oben rechts festmachen.«
Der Truck mit der Hebebühne blockierte die Straße vor dem Laden, und mir blieb nichts anderes übrig, als dahinter anzuhalten. Meine Bremsen gaben ein knirschendes Geräusch von sich, und Manny drehte sich schnell herum, um zu sehen, woher der Krach kam. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er mich entdeckte.
»Eloise«, sagte er und zog eine Braue hoch. »Mal kurz kontrollieren, was die Konkurrenz so macht?«
Ich biss die Zähne zusammen. »Hallo, Manny. Sieht aus, als würde auf Ihrer Seite des Platzes ein für Savannah eher unübliches Wetter herrschen.«
»Sie kennen mich doch«, sagte er leichthin. »Phantasie ist mein Leben. Und ganz ehrlich, die ganzen Nüsse und Früchte und Beeren, an die sich sämtliche Einheimischen hier unten zu klammern scheinen, sind doch völlig von gestern. Finden Sie nicht?«
»Die Vorgaben der historischen Kommission sehen ausdrücklich vor, dass man natürliche regionale Gestaltungselemente verwendet«, bemerkte ich. »Vermutlich tendieren die ›Einheimischen‹, wie Sie sie nennen, deswegen dazu, sich an die Richtlinien zu halten.«
»Ach, Richtlinien«, sagte er kopfschüttelnd. »Wie langweilig! Cookie und ich glauben, dass man seiner Muse folgen sollte, um in seiner Arbeit die volle Bandbreite seiner Kreativität zum Ausdruck zu bringen.«
»Wie schön für Sie«, sagte ich. »Ich bin gespannt, was die Jury im Umfeld einer historischen Altstadt aus dem achtzehnten Jahrhundert wohl von stilisierten weißen Palmen hält.«
»Das wollen Sie gar nicht wissen«, sagte er.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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Autoren-Porträt von Mary Kay Andrews
Mary Kay Andrews wuchs in Florida, USA, auf und lebt mit ihrer Familie in Atlanta. Im Sommer zieht es sie zu ihrem liebevoll restaurierten Ferienhaus auf Tybee Island, einer wunderschönen Insel vor der Küste Georgias. Seit ihrem Bestseller 'Die Sommerfrauen' gilt sie als Garantin für die perfekte Urlaubslektüre.Poets, MariaMaria Poets übersetzt seit vielen Jahren Belletristik, darunter viele Spannungstitel, und zeichnet sich u.a. durch Dialogstärke und ihr Gespür für Ton und Tempo aus. Sie lebt als freie Übersetzerin und Lektorin in Norddeutschland.
Bibliographische Angaben
- Autor: Mary Kay Andrews
- 2013, 2. Aufl., Maße: 12,5 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Poets, Maria
- Übersetzer: Maria Poets
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596198070
- ISBN-13: 9783596198078
- Erscheinungsdatum: 23.10.2013
Rezension zu „Weihnachtsglitzern “
wärmt das Herz wie ein Abend am Kamin und macht richtig Lust auf Weihnachten Petra 20131201
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