Welch ein Leben, Marcel Reich-Ranickis Erinnerungen
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Begegnungen mit Marcel Reich-Ranickivon HubertSpiegel (Hrsg.)
LESEPROBE
Elf Monate nach ihrem Erscheinen am 15.August 1999 hat sich Marcel Reich-Ranickis Autobiographie >Mein Leben< übersechshunderttausend Mal verkauft. Die ersten Kritiken erschienen noch vor dem Erstverkaufstag,keine vier Wochen später hatte der Verlag 160000 Exemplare an den Buchhandelausgeliefert und ließ weitere 60 000 Bände drucken. Bis Weihnachten, so hofftedie Deutsche Verlags-Anstalt Mitte September vorigen Jahres, würde man drei-, womöglichsogar vierhunderttausend Exemplare im Buchhandel absetzen können. Dass derungewöhnliche, selbst die optimistischsten Erwartungen noch weit übertreffendeErfolg dieses Buches nicht nur die Branche, also Verlage, Buchhändler, Kritikerund natürlich auch die Schriftsteller beschäftigte, offenbart einen Blick indie Presse. Selbst kleine und kleinste Regionalzeitungen ließen das Buch nichtnur ausführlich besprechen, sondern glaubten, ihre Leser kontinuierlich überdie Auflagenentwicklung dieses Buches informieren zu müssen: In regelmäßigenAbständen erschienen Meldungen mit den neuesten Verkaufszahlen. Spätestens dieBuchmesse und die mit ihr verbundene rituelle Frage nach dem wichtigsten Titeldes Bücherherbstes umgab die Autobiographie des bedeutendsten deutschen Kritikersmit der Aura des Rekordverdächtigen. Und in der Tat war wohl nie zuvor dem Bucheines Kritikers ein solcher Erfolg beschieden. Es ist nicht Sache derLiteraturkritik, Zahlen übermäßige Aufmerksamkeit zu schenken. Die Auflagenhöhe,so bedeutsam sie für Verlage und Autor zweifellos ist, verrät nichts über dieliterarische Bedeutung des Werkes. Das ist auch im Falle der Autobiographie vonMarcel Reich-Ranicki nicht anders. Nicht die zweifellos imposante Auflage, nichtder Umstand, dass dieses Buch seit Monaten die Bestsellerlisten beherrscht,weist ihm seinen Rang zu, sondern seine literarische Qualität und seineBedeutung als zeitgeschichtliches Dokument. >Mein Leben< ist als Berichteines Zeitzeugen von größter Intensität, und es ist vielleicht nicht derkleinste Triumph des Verfassers, dass die ungeheure Wirkung seiner Lebensgeschichteall jene widerlegt, die mit Martin Walser meinen oder befürchten, die Deutschenwollten von den dunklen Kapiteln ihrer Geschichte nicht mehr viel wissen. Dasgewaltige Echo, die Vielzahl von Stimmen, Reaktionen, Rezensionen, Kommentarenund Interviews, die >Mein Leben< hervorgerufen hat, sind der Gegenstanddieses Bandes. Er soll festhalten und dokumentieren was im flüchtigen Mediumder Tagespresse aufschien, und er soll denjenigen, der sich mit dem Phänomendieses ungewöhnlichen Erfolges auseinandersetzen möchte, Material an die Hand geben.Mit seiner Autobiographie ist Marcel Reich-Ranicki vollends und unwiderruflichzu einer bedeutenden Gestalt der deutschen Literaturgeschichte geworden, undwie alle Gegenstände und Gestalten dieser Literaturgeschichte sind auch derKritiker und sein Werk der Kritik und der Interpretation unterworfen. DieserBand will beides ermöglichen und versammelt, was dem Herausgeber als zu diesem Zweckehilfreich erschien. Ob sein Interesse allein dem Phänomen Reich-Ranicki oderauch seinen Beobachtern und Exegeten, also den Rezensenten, Gratulanten undanderen Beiträgen dieses Bandes gilt, mag jeder Leser selbst entscheiden. Aberzweifellos verrät dieser Band nicht viel weniger über Literaturkritik als überihren bedeutendsten
Repräsentanten. MarcelReich-Ranickis Erinnerungen haben in Tages- und Wochenzeitungen, Magazinen,Literaturzeitschriften und Periodika jeglicher Art unzählige Rezensionenerfahren. Kaum eine deutsche Tageszeitung mochte auf eine Besprechungverzichten. Deshalb musste eine Auswahl getroffen werden, auch war die zum Teilerhebliche Kürzung einzelner Texte oft nicht zu umgehen. Der vollständige Abdruckdes vorhandenen Materials hätte den Umfang dieses Buches mehr als verdoppelt.Sehr bald kamen erste .Reaktionen aus dem Ausland hinzu, Rezensionen, die nichtselten mit der Forderung nach einer raschen Übersetzung des Buches enden. InEngland, Frankreich, Holland, Italien, Spanien, Polen, Japan und Finnland wirddiese Forderung demnächst erfüllt sein. Den deutschsprachigen Kritiken undBerichten und jenen aus England, den Vereinigten Staaten, Spanien, Frankreich,Schweden, Polen und Israel ist jeweils ein eigenes Kapitel dieses Bandes gewidmet,ebenso den Interviews, die Marcel Reich-Ranicki im Zusammenhang mit demErscheinen seiner Erinnerungen oder aus Anlass seines achtzigsten Geburtstagsam 2. Juni 2000 gegeben hat. Aus der Vielzahl der Würdigungen und Geburtstagsgrüßewurde ebenso eine Auswahl getroffen wie aus den Briefen und Zuschriften, die Reich-Ranickinach dem Erscheinen seiner Erinnerungen erhalten hat. Insgesamt sind es wohl andie tausend Leserbriefe, die bei Marcel Reich-Ranicki eingegangen sind, vielfachschlichte Glückwünsche oder Danksagungen, oft verbunden mit einem Hinweis aufLebensalter und persönliches Schicksal des Verfassers. Aus vielen dieser Briefespricht vor allem der Wunsch, dem Verfasser dieser Lebenserinnerungen zu dankenoder ihm Respekt zu zollen, aber oft geht der Schreibimpuls auch einen anderenWeg. Dann zeigt sich, welche inneren Bewegungen die Lektüre dieses Buchesauszulösen vermag. Marcel Reich-Ranickis Erlebnisse in der Endphase derWeimarer Republik, im Warschauer Ghetto sowie im Versteck bei dem polnischen SetzerBolek haben das deutsche Publikum, aber auch Leser in Israel, Südamerika oderauf Sri Lanka wohl kaum weniger fasziniert, entsetzt und beschäftigt als die Fernsehserie>Holocaust< und Stephen Spielbergs Kinofilm >Schindlers Liste<.Diese Briefe, private Dokumente der Anteilnahme und der Auseinandersetzungprominenter Zeitgenossen und gewöhnlicher Leser, sind oft überaus aufschlussreich,denn sie erlauben Einblicke in die Leserseele. Aber sehr viele dieser Schreibensind zu persönlich, zu intim, als dass sie Aufnahme in diesen Band hättenfinden können.
Nicht zuletzt aus diesem Grund hat der Herausgeber diesesBandes Schriftsteller, Politiker, Prominente und Weggefährten Marcel Reich-Ranickisgebeten, in Originalbeiträgen zu schildern, wie es ihnen bei der Lektüre von>Mein Leben< ergangen ist. Entstanden sind mehr als zwei Dutzend kurzerTexte, von Rudolf Augstein bis Gerhard Schröder, von Thomas Gottschalk bis PeterRühmkorf, die persönliche Begegnungen, Reminiszenzen und Lektüreerlebnisseschildern und so subjektive Antworten auf die Frage geben, die diesem Band zu Grundeliegt: Wie ist der gewaltige Erfolg dieser Autobiographie zu erklären? IhrAutor wüsste darauf eine unwiderlegliche Antwort: »Na, das Buch wird schon soganz schlecht nicht sein.« Zumindest eine weitere These sei an dieser Stellegewagt, eine These, die all jenen widerspricht, die meinen, der Erfolg desBuches erkläre sich allein aus der ungeheuren Popularität, die MarcelReich-Ranicki in den vergangenen zwölf Jahren erworben hat, in denen er das»Literarische Quartett« leitete. Popularität garantiert nicht den Erfolg,sondern allenfalls eine seiner Voraussetzungen, wenngleich eine wichtige:
Aufmerksamkeit. Wenn es diesenMemoiren gelungen ist, die deutsche Öffentlichkeit seit nunmehr fast einem Jahrzu fesseln, muss es dafür gewichtigere Gründe geben als die anhaltendePopularität ihres Verfassers.
Marcel Reich-Ranicki, dessenBekanntheitsgrad bei deutschen Lesern allenfalls von dem des NobelpreisträgersGünter Grass übertroffen wird, hat das Porträt eines Unbekannten geschrieben.Je mehr er von sich preisgibt, desto deutlicher wird, wie wenig wir bislang vonihm gewusst haben. Auch darin liegt die Faszination dieser vielschichtigen Autobiographie.Sie beschreibt, wie der Mensch Marcel Reich-Ranicki zum Markenzeichen MRRwurde, und sie ebnet dem Markenzeichen MRR den Weg zurück zum Menschen MarcelReich-Ranicki. Dass sie den Menschen in ihren Werken kenntlich macht, ist vielleichtder größte Triumph der Literatur. Und warum sollte er, der sein ganzes Lebender Literatur verschrieben hat, nicht auch an ihrem größten Triumph teilhabenwollen? Vielleicht ist dies der Grund, weshalb der Kritiker MarcelReich-Ranicki zum Schriftsteller wurde.
Darmstadt,im Juli 2000
HUBERTSPIEGEL
© dtv
I. Einleitung des Herausgebers
II. Originalbeiträge von Autoren wie Michael Naumann, Gerhard Schröder, Thomas Gottschalk, Brandauer, Unseld, Siegfried Lenz, Wolf Biermann, Ruth Klüger, Louis Begley, Augstein und anderen sowie von Marcel Reich-Ranickis Sohn Andrew und seiner Enkelin Carla. Eva Demskis Gespräch mit der Tochter des polnischen Setzers, bei dem Marcel und Tosia nach ihrer Flucht aus dem Ghetto untertauchen konnten.
III. Repräsentative Auswahl deutschsprachiger und internationaler Rezensionen
IV. Auszüge aus Interviews, di e zum Anlass des Erscheinens der Autobiographie gegeben wurden.
V. Briefe von Prominenten, vor all aber unbekannten Lesern, in denen zum Ausdruck kommt, was die Faszination des Buches ausmacht.
VI. Der kurze Schlagabtausch mit dem Nobelpreisträger Günter Grass
VII. Fotos mit Stationen aus Reich-Ranickis Leben.
- 2000, 393 Seiten, mit Abbildungen, Taschenbuch, Deutsch
- Mitarbeit: Spiegel, Hubert
- Verlag: DTV
- ISBN-10: 3423308079
- ISBN-13: 9783423308076
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