Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt?
Alles, was Sie über Kunst nicht wissen
Dieses Buch sprengt jeden Rahmen!Wer besitzt die echte "Mona Lisa"? Welches ist das teuerste Bild der Welt? Was war der spektakulärste Zufallsfund? - in diesem Buch finden Sie alles, was Sie in herkömmlichen Kunstlexika nicht finden...
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Produktinformationen zu „Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt? “
Dieses Buch sprengt jeden Rahmen!
Wer besitzt die echte "Mona Lisa"? Welches ist das teuerste Bild der Welt? Was war der spektakulärste Zufallsfund? - in diesem Buch finden Sie alles, was Sie in herkömmlichen Kunstlexika nicht finden können!
Als im Jahr 1990 ein amerikanisches Ehepaar beschloss, das angestaubte Blumenbild, das seit dreißig Jahren in seiner Wohnung hing, in ein Auktionshaus zu tragen, erwartete es bestenfalls ein paar Dollar. Was dann geschah, kam einem Wunder gleich: Der Auktionator erkannte in dem Bild einen echten van Gogh! Auktionsergebnis: 1,43 Millionen Dollar. Eine ähnlich verrückte Geschichte ereignete sich im Jahr 2002, als man entdeckte, dass ein echter Rubens jahrzehntelang unbeachtet in der dunklen Ecke eines Augustinerklosters gehangen hatte (Wert: 58 Millionen Euro!). Aber Nora und Stefan Koldehoffs Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt? enthält noch mehr. So erfährt man nicht nur, wer der am häufigsten beklaute Kunstsammler der Welt ist, welche Kunstwerke bis heute als verschollen gelten und bei welcher Höhe die Preisrekorde liegen. Hier steht auch, welche bürgerlichen Berufe berühmte Künstler ausübten, wer von ihnen Linkshänder war und welche Attentate auf Kunst verübt wurden. Etwa das eines Medizinstudenten, der auf Newmans Bild Wer hat Angst vor Rot, Gelb, Blau? Mit einem Rohr einhieb - aus Angst, wie er sagte.
Dieses Buch sprengt jeden Rahmen!
Wer besitzt die echte "Mona Lisa"? Welches ist das teuerste Bild der Welt? Was war der spektakul rste Zufallsfund? - in diesem Buch finden Sie alles, was Sie in herk mmlichen Kunstlexika nicht finden k nnen!
Als im Jahr 1990 ein amerikanisches Ehepaar beschloss, das angestaubte Blumenbild, das seit drei ig Jahren in seiner Wohnung hing, in ein Auktionshaus zu tragen, erwartete es bestenfalls ein paar Dollar. Was dann geschah, kam einem Wunder gleich: Der Auktionator erkannte in dem Bild einen echten van Gogh! Auktionsergebnis: 1,43 Millionen Dollar. Eine hnlich verr ckte Geschichte ereignete sich im Jahr 2002, als man entdeckte, dass ein echter Rubens jahrzehntelang unbeachtet in der dunklen Ecke eines Augustinerklosters gehangen hatte (Wert: 58 Millionen Euro!). Aber Nora und Stefan Koldehoffs Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt? enth lt noch mehr. So erf hrt man nicht nur, wer der am h ufigsten beklaute Kunstsammler der Welt ist, welche Kunstwerke bis heute als verschollen gelten und bei welcher H he die Preisrekorde liegen. Hier steht auch, welche b rgerlichen Berufe ber hmte K nstler aus bten, wer von ihnen Linksh nder war und welche Attentate auf Kunst ver bt wurden. Etwa das eines Medizinstudenten, der auf Newmans Bild Wer hat Angst vor Rot, Gelb, Blau? Mit einem Rohr einhieb - aus Angst, wie er sagte.
Wer besitzt die echte "Mona Lisa"? Welches ist das teuerste Bild der Welt? Was war der spektakul rste Zufallsfund? - in diesem Buch finden Sie alles, was Sie in herk mmlichen Kunstlexika nicht finden k nnen!
Als im Jahr 1990 ein amerikanisches Ehepaar beschloss, das angestaubte Blumenbild, das seit drei ig Jahren in seiner Wohnung hing, in ein Auktionshaus zu tragen, erwartete es bestenfalls ein paar Dollar. Was dann geschah, kam einem Wunder gleich: Der Auktionator erkannte in dem Bild einen echten van Gogh! Auktionsergebnis: 1,43 Millionen Dollar. Eine hnlich verr ckte Geschichte ereignete sich im Jahr 2002, als man entdeckte, dass ein echter Rubens jahrzehntelang unbeachtet in der dunklen Ecke eines Augustinerklosters gehangen hatte (Wert: 58 Millionen Euro!). Aber Nora und Stefan Koldehoffs Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt? enth lt noch mehr. So erf hrt man nicht nur, wer der am h ufigsten beklaute Kunstsammler der Welt ist, welche Kunstwerke bis heute als verschollen gelten und bei welcher H he die Preisrekorde liegen. Hier steht auch, welche b rgerlichen Berufe ber hmte K nstler aus bten, wer von ihnen Linksh nder war und welche Attentate auf Kunst ver bt wurden. Etwa das eines Medizinstudenten, der auf Newmans Bild Wer hat Angst vor Rot, Gelb, Blau? Mit einem Rohr einhieb - aus Angst, wie er sagte.
Lese-Probe zu „Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt? “
BewerbungsbildUm 1652/53 entstand eine ganze Reihe von Porträts, die der spanische Hofmaler Diego Velázquez von der Infantin María Theresia schuf. Die Tochter von König Philipp IV. und seiner ersten Frau Isabella von Bourbon war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal vierzehn Jahre alt. Die Gemälde schickten ihre Eltern an die Höfe von Wien, Paris und Brüssel, um für die Tochter eine angemessene und standesgemäße Ehe zu arrangieren. Fündig wurde man erst 1660: María Theresia heiratete den französischen König Ludwig XIV., der eigentlich auf eine andere Braut gehofft hatte.
Auch ihre Halbschwester Margaríta Teresa María wurde mehrfach von Velázquez gemalt: etwa im Alter von drei, fünf und acht Jahren. Diese Bilder schickte man an den österreichischen Hof, wo Margarítas Onkel, Leopold I., offenbar schon sehnsüchtig auf seine zukünftige Braut, Nichte und Cousine.
Big Brother in Oslo
Fast schien es, als würde der Plan noch in letzter Sekunde scheitern. Das Rundbogenfenster war mithilfe eines Hammers bereits eingeschlagen - es war 6 Uhr, 31 Minuten und 26 Sekunden am Morgen des 12. Februar 1994, als die Alarmanlage ausgelöst wurde. Die Sirenen schrillten lautstark, als der kräftige Mann mit der hellen Jacke oben auf der Leiter ins Trudeln geriet. Er suchte nach Halt, fand aber keinen und stürzte von den oberen Sprossen fünf Meter sechzig in die Tiefe. Am Fuße der Leiter, die sein Komplize festhielt, rappelte sich der etwa einen Meter achtzig große Mann wieder auf, kletterte erstaunlich behende wieder in die Höhe und schaffte es diesmal, durch das Fenster in den ersten Stock der norwegischen Nationalgalerie in Oslo einzusteigen. Vierzehn Hauptwerke des bedeutendsten norwegischen Malers Edvard Munch hingen dort an den Wänden. Den Mann in der hellen Jacke interessierte nur eines davon - das berühmteste von allen.
Zwei Videokameras vom gegenüberliegenden Gebäude dokumentierten den Einbruch Sekunde für Sekunde. Sie hatten - wie man später sah - auch aufgenommen, wie
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die beiden Täter um 6 Uhr 30 und 39 Sekunden die lange Leiter links neben dem Haupteingang an der Universitetsgaten gegen die Museumswand gelehnt hatten, und auch wie sie zuvor die Leiter auf der Baustelle des Redaktionsgebäudes der Boulevardzeitung Verdens Gang in der nahe gelegenen Apotekersgata entwendet hatten. Und sie zeichneten auf, wie der eine von ihnen um 6 Uhr 32 und 16 Sekunden das Gebäude über dieselbe Leiter wieder verließ. Unter dem Arm trug er ein Pastellbild, das Museumsdirektor Knut Berg am nächsten Morgen pathetisch als die "norwegische Mona Lisa" bezeichnete - obwohl der Vergleich mehr als hinkt. Die beiden unbekannten Männer, die um 6 Uhr 32 und 55 Sekunden in einem hellen Mazda - andere Augenzeugen erinnerten sich an einen Mercedes - flüchteten, hatten den Schrei von Edvard Munch gestohlen - eine von mehreren Versionen nur, nach Expertenmeinung allerdings die beste. In einer Undercover-Aktion gelang es dem britischen Polizeiinspektor und Kunstexperten Charles Hill, als potenzieller Käufer das Vertrauen der Täter zu gewinnen und sie schließlich mithilfe eines Sondereinsatzkommandos der norwegischen Polizei zu überwältigen.
Flieder, staubig und teuer
Während er 1886/87 bei seinem Bruder Theo in Paris lebte, hatte Vincent van Gogh nicht viel Geld zur Verfügung. Neben Selbstporträts malte der gescheiterte Prediger, Lehrer und Buchhändler deshalb Dutzende von Blumenstillleben, die er oft an Freunde und Bekannte verschenkte. Zwei von ihnen kamen in den Neunzigerjahren durch Zufall wieder ans Tageslicht.
In einem Vorort von Milwaukee beschloss 1990 ein amerikanisches Ehepaar, sich von unnützem Krempel zu trennen, der seit langem in der Wohnung nur vollstaubte. Zu den Einrichtungsgegenständen, die es weggeben wollte, zählte auch ein dunkles Blumenbild, das seit etwa dreißig Jahren in seinem Wohnzimmer hing: Rote Nelken und dunkelroter Flieder in einer blau-weiß gemusterten Vase. Das Paar bat einen Mitarbeiter des Auktionshauses Leslie Hindman in Chicago, sich das Bild anzusehen, das es irgendwann nach dem Krieg von einem verwandten Bankier in Zürich geerbt hatte. Man hoffte, so erzählte der Mann später, wenigstens für den Rahmen ein paar Dollar zu bekommen. Dem Kunsthistoriker allerdings, der das Gemälde in Milwaukee ansah, fiel die markante rote Signatur "Vt." in der linken unteren Bildecke auf - und auch die Art, in der das Blumenstillleben gemalt war. Er schickte ein großformatiges Dia des Bildes ans Van-Gogh-Museum in Amsterdam und erhielt von dort eine positive Nachricht. Kurz darauf wurde das Gemälde selbst zur Untersuchung nach Holland geschickt; von dort kehrte es mit einer offiziellen Expertise zurück: Bei dem Bild handele es sich um ein bis dahin unbekanntes eigenhändiges Werk von Vincent van Gogh. Im März 1991 wechselte es bei einer Hindman-Auktion in Chicago für fast anderthalb Millionen Dollar den Besitzer.
Dreieinhalb Jahre später erinnerte sich ein niederländischer Privatmann daran, dass er kurz nach dem Krieg auf einem Flohmarkt im französischen Reims für ein paar Francs ebenfalls ein Blumenstillleben mit weißen Astern und Margeriten in einer blauen Vase gekauft hatte. Weil es ihm aber eigentlich gar nicht gefiel und er der ebenfalls deutlich zu erkennenden Signatur "Vincent" keine Bedeutung zumaß, stellte er die achtundfünzig mal vierundvierzig Zentimeter große Leinwand einfach auf den Speicher seines Hauses. Erst als er in einer Zeitung einen Bericht über eine Van-Gogh-Ausstellung las, erinnerte sich der Mann wieder an sein Bild, ließ es untersuchen und bekam ebenfalls die Bestätigung, dass es sich um einen echten van Gogh handele. Das Gemälde hatte allerdings auf dem Dachboden sehr gelitten: Die Farbe war verschmutzt, die Leinwand an einigen Stellen zerschlissen. Nach sorgfältiger Restaurierung entschloss sich der Besitzer, das auf rund eine Million Dollar geschätzte Bild nicht zu verkaufen: Es hängt seither in seinem Wohnzimmer.
Freundschaftsgesten, Teuer bezahlte
Natürlich wird entgegen allen heutigen Behauptungen auch die Mona Lisa irgendwann nach Abu Dhabi fliegen - so wie die Uffizien im Frühjahr 2006 trotz aller Proteste von Kunsthistorikern und Restauratoren Leonardo da Vincis Verkündigung nach Japan geschickt haben. Die Mona Lisa war ja auch schon in New York und Washington, in Tokio und Moskau. Damals allerdings hatte dieser Meisterwerketourismus noch andere Gründe: Es galt, politische Freundschaften mit wertvollen Kunstwerken zu demonstrieren und zu nobilitieren. Also flog das weltberühmte Da-Vinci-Gemälde nicht zufällig ausgerechnet 1963 in die Vereinigten Staaten, als während der Kubakrise der Kalte Krieg zu eskalieren drohte: Sie reiste als Botschafterin westlich-kulturell begründeter Solidarität. Entsprechend begrüßte John F. Kennedy das Gemälde bei seiner Ankunft wie einen Staatsgast und ließ es in einer schwer bewachten Eskorte zum Metropolitan Museum an der Fifth Avenue kutschieren. Ihre politische Bedeutung haben Kunst-Leihgaben bis heute behalten. Wenn etwa die Bundeskunsthalle in Bonn wie im Sommer 2006 Kunst aus China zeigt, geschieht das auch auf politischen Wunsch aus Berlin, wo man gern die Beziehungen zur gigantisch wachsenden Wirtschaftsmacht in Fernost verbessern und das durch kulturelle Gesten auch zeigen will. Und wenn im Sommer desselben Jahres die Kulturstiftung Ruhr vor der Pressekonferenz zu ihrer Tibet-Ausstellung in der Villa Hügel den Journalisten mitteilt, hier gehe es nur um die Kunst und nicht um Politik, dann ist auch das natürlich eine hoch politische Aussage.
Inzwischen allerdings haben ökonomische Überlegungen den politischen längst den Rang abgelaufen. Es geht ums Geld und es geht um gute wirtschaftliche Beziehungen. Die neuen Wirtschaftsmächte im Nahen und Fernen Osten haben einen riesigen Hunger auf europäische und nordamerikanische Kunst. Und sie sind gern bereit, dafür große Summen zu bezahlen.
Also werden inzwischen ganze Museen verpackt und nach Japan, Indien oder China geschickt. Natürlich funktioniert der Transfer auch in der Gegenrichtung. Diese Instrumentalisierung der ursprünglich einmal freien Kunst hat in Deutschland der Ruhrgas-Konzern (heute Eon) auf die Spitze getrieben. Vor allem im Folkwang-Museum am damaligen Firmensitz Essen fanden immer dann spektakuläre Ausstellungen mit Werken der klassischen Moderne statt, wenn es galt, neue Vertragsabschlüsse zu feiern: Munch zum Erdgas aus Norwegen, Gauguin aus russischen Museen zu neuen Vereinbarungen mit dem russischen Staatsmonopolisten Gazprom.
Die Leihgeber verdienen ordentlich an den reisenden Meisterwerken. Die russischen Museen gehörten zu den ersten, die ganz selbstverständlich das Prinzip der Leihgebühren auch in Deutschland durchgesetzt haben. War es bis dahin üblich, dass Museen sich nach einem Do-ut-des-Prinzip gegenseitig unterstützten - gibst du mir deinen van Gogh, gebe ich dir meinen Rembrandt -, wurde irgendwann aus Moskau und Sankt Petersburg für Leihgaben ganz offen Geld verlangt. Und bereitwillig auch gezahlt: Seither sind Kollektionen wie die des Puschkin-Museums aus Moskau oder auch des Kunstmuseums São Paulo häufiger auf Tourneen durch die Welt zu sehen als in ihren eigenen Häusern.
Den Werken selbst tut das nicht gut. Viele Maler gerade des 19. Jahrhunderts haben aus Kostengründen schlechtes Material verwendet. Deshalb springt schon bei geringsten Schwingungen auf van Goghs Gemälden die Farbe, deshalb lösen sich bei Gauguin die Pigmente von der Leinwand. Selbst die besten Klimakisten, die längst hoch komplizierte Hightech-Geräte sind und in Frachtflugzeugen parallel zur Flugrichtung aufgestellt werden, können das nicht immer ausgleichen. Besonders empfindlich sind auf Holz gearbeitete Tafelbilder: Bei ihnen reichen schon geringste Temperaturschwankungen aus, um zu Spannungen im Bildträger und damit zu Beschädigungen der Farbschicht zu führen. Das Van-Gogh-Museum in Amsterdam lässt aus konservatorischen Gründen Meisterwerke wie die Sonnenblumen gar nicht mehr reisen. Dort kann man sich diese Haltung allerdings auch erlauben. Kleinere Häuser hängen bei ihren eigenen Ausstellungsprojekten vom Wohlwollen und von den Leihgaben ihrer Kollegen in anderen Museen ab und müssen deshalb oft zähneknirschend auch deren Anfragen entsprechen.
Einige Museen widersetzen sich trotzdem dem Bildertourismus. Wer ihre Sammlungen sehen will, muss sie vor Ort besuchen. Einige Beispiele:
The Barnes Foundation, Merion Station/Pennsylvania (USA)
Bibliotheca Bodmeriana, Cologny bei Genf (Schweiz)
The Burrell Collection, Glasgow (Großbritannien): Ausleihen nur innerhalb des Landes
Freer & Sackler Galleries, Washington (USA)
The Frick Collection, New York (USA)
Frida-Kahlo-Museum, Mexiko-Stadt (Mexiko)
Hill-Stead Museum, Farmington/Connecticut (USA)
Norton Simon Museum, Pasadena/Kalifornien (USA): Kernbestand wird nicht ausgeliehen
Sammlung Oskar Reinhart "Am Römerholz", Winterthur (Schweiz)
Flieder, staubig und teuer
Während er 1886/87 bei seinem Bruder Theo in Paris lebte, hatte Vincent van Gogh nicht viel Geld zur Verfügung. Neben Selbstporträts malte der gescheiterte Prediger, Lehrer und Buchhändler deshalb Dutzende von Blumenstillleben, die er oft an Freunde und Bekannte verschenkte. Zwei von ihnen kamen in den Neunzigerjahren durch Zufall wieder ans Tageslicht.
In einem Vorort von Milwaukee beschloss 1990 ein amerikanisches Ehepaar, sich von unnützem Krempel zu trennen, der seit langem in der Wohnung nur vollstaubte. Zu den Einrichtungsgegenständen, die es weggeben wollte, zählte auch ein dunkles Blumenbild, das seit etwa dreißig Jahren in seinem Wohnzimmer hing: Rote Nelken und dunkelroter Flieder in einer blau-weiß gemusterten Vase. Das Paar bat einen Mitarbeiter des Auktionshauses Leslie Hindman in Chicago, sich das Bild anzusehen, das es irgendwann nach dem Krieg von einem verwandten Bankier in Zürich geerbt hatte. Man hoffte, so erzählte der Mann später, wenigstens für den Rahmen ein paar Dollar zu bekommen. Dem Kunsthistoriker allerdings, der das Gemälde in Milwaukee ansah, fiel die markante rote Signatur "Vt." in der linken unteren Bildecke auf - und auch die Art, in der das Blumenstillleben gemalt war. Er schickte ein großformatiges Dia des Bildes ans Van-Gogh-Museum in Amsterdam und erhielt von dort eine positive Nachricht. Kurz darauf wurde das Gemälde selbst zur Untersuchung nach Holland geschickt; von dort kehrte es mit einer offiziellen Expertise zurück: Bei dem Bild handele es sich um ein bis dahin unbekanntes eigenhändiges Werk von Vincent van Gogh. Im März 1991 wechselte es bei einer Hindman-Auktion in Chicago für fast anderthalb Millionen Dollar den Besitzer.
Dreieinhalb Jahre später erinnerte sich ein niederländischer Privatmann daran, dass er kurz nach dem Krieg auf einem Flohmarkt im französischen Reims für ein paar Francs ebenfalls ein Blumenstillleben mit weißen Astern und Margeriten in einer blauen Vase gekauft hatte. Weil es ihm aber eigentlich gar nicht gefiel und er der ebenfalls deutlich zu erkennenden Signatur "Vincent" keine Bedeutung zumaß, stellte er die achtundfünzig mal vierundvierzig Zentimeter große Leinwand einfach auf den Speicher seines Hauses. Erst als er in einer Zeitung einen Bericht über eine Van-Gogh-Ausstellung las, erinnerte sich der Mann wieder an sein Bild, ließ es untersuchen und bekam ebenfalls die Bestätigung, dass es sich um einen echten van Gogh handele. Das Gemälde hatte allerdings auf dem Dachboden sehr gelitten: Die Farbe war verschmutzt, die Leinwand an einigen Stellen zerschlissen. Nach sorgfältiger Restaurierung entschloss sich der Besitzer, das auf rund eine Million Dollar geschätzte Bild nicht zu verkaufen: Es hängt seither in seinem Wohnzimmer.
Freundschaftsgesten, Teuer bezahlte
Natürlich wird entgegen allen heutigen Behauptungen auch die Mona Lisa irgendwann nach Abu Dhabi fliegen - so wie die Uffizien im Frühjahr 2006 trotz aller Proteste von Kunsthistorikern und Restauratoren Leonardo da Vincis Verkündigung nach Japan geschickt haben. Die Mona Lisa war ja auch schon in New York und Washington, in Tokio und Moskau. Damals allerdings hatte dieser Meisterwerketourismus noch andere Gründe: Es galt, politische Freundschaften mit wertvollen Kunstwerken zu demonstrieren und zu nobilitieren. Also flog das weltberühmte Da-Vinci-Gemälde nicht zufällig ausgerechnet 1963 in die Vereinigten Staaten, als während der Kubakrise der Kalte Krieg zu eskalieren drohte: Sie reiste als Botschafterin westlich-kulturell begründeter Solidarität. Entsprechend begrüßte John F. Kennedy das Gemälde bei seiner Ankunft wie einen Staatsgast und ließ es in einer schwer bewachten Eskorte zum Metropolitan Museum an der Fifth Avenue kutschieren. Ihre politische Bedeutung haben Kunst-Leihgaben bis heute behalten. Wenn etwa die Bundeskunsthalle in Bonn wie im Sommer 2006 Kunst aus China zeigt, geschieht das auch auf politischen Wunsch aus Berlin, wo man gern die Beziehungen zur gigantisch wachsenden Wirtschaftsmacht in Fernost verbessern und das durch kulturelle Gesten auch zeigen will. Und wenn im Sommer desselben Jahres die Kulturstiftung Ruhr vor der Pressekonferenz zu ihrer Tibet-Ausstellung in der Villa Hügel den Journalisten mitteilt, hier gehe es nur um die Kunst und nicht um Politik, dann ist auch das natürlich eine hoch politische Aussage.
Inzwischen allerdings haben ökonomische Überlegungen den politischen längst den Rang abgelaufen. Es geht ums Geld und es geht um gute wirtschaftliche Beziehungen. Die neuen Wirtschaftsmächte im Nahen und Fernen Osten haben einen riesigen Hunger auf europäische und nordamerikanische Kunst. Und sie sind gern bereit, dafür große Summen zu bezahlen.
Also werden inzwischen ganze Museen verpackt und nach Japan, Indien oder China geschickt. Natürlich funktioniert der Transfer auch in der Gegenrichtung. Diese Instrumentalisierung der ursprünglich einmal freien Kunst hat in Deutschland der Ruhrgas-Konzern (heute Eon) auf die Spitze getrieben. Vor allem im Folkwang-Museum am damaligen Firmensitz Essen fanden immer dann spektakuläre Ausstellungen mit Werken der klassischen Moderne statt, wenn es galt, neue Vertragsabschlüsse zu feiern: Munch zum Erdgas aus Norwegen, Gauguin aus russischen Museen zu neuen Vereinbarungen mit dem russischen Staatsmonopolisten Gazprom.
Die Leihgeber verdienen ordentlich an den reisenden Meisterwerken. Die russischen Museen gehörten zu den ersten, die ganz selbstverständlich das Prinzip der Leihgebühren auch in Deutschland durchgesetzt haben. War es bis dahin üblich, dass Museen sich nach einem Do-ut-des-Prinzip gegenseitig unterstützten - gibst du mir deinen van Gogh, gebe ich dir meinen Rembrandt -, wurde irgendwann aus Moskau und Sankt Petersburg für Leihgaben ganz offen Geld verlangt. Und bereitwillig auch gezahlt: Seither sind Kollektionen wie die des Puschkin-Museums aus Moskau oder auch des Kunstmuseums São Paulo häufiger auf Tourneen durch die Welt zu sehen als in ihren eigenen Häusern.
Den Werken selbst tut das nicht gut. Viele Maler gerade des 19. Jahrhunderts haben aus Kostengründen schlechtes Material verwendet. Deshalb springt schon bei geringsten Schwingungen auf van Goghs Gemälden die Farbe, deshalb lösen sich bei Gauguin die Pigmente von der Leinwand. Selbst die besten Klimakisten, die längst hoch komplizierte Hightech-Geräte sind und in Frachtflugzeugen parallel zur Flugrichtung aufgestellt werden, können das nicht immer ausgleichen. Besonders empfindlich sind auf Holz gearbeitete Tafelbilder: Bei ihnen reichen schon geringste Temperaturschwankungen aus, um zu Spannungen im Bildträger und damit zu Beschädigungen der Farbschicht zu führen. Das Van-Gogh-Museum in Amsterdam lässt aus konservatorischen Gründen Meisterwerke wie die Sonnenblumen gar nicht mehr reisen. Dort kann man sich diese Haltung allerdings auch erlauben. Kleinere Häuser hängen bei ihren eigenen Ausstellungsprojekten vom Wohlwollen und von den Leihgaben ihrer Kollegen in anderen Museen ab und müssen deshalb oft zähneknirschend auch deren Anfragen entsprechen.
Einige Museen widersetzen sich trotzdem dem Bildertourismus. Wer ihre Sammlungen sehen will, muss sie vor Ort besuchen. Einige Beispiele:
The Barnes Foundation, Merion Station/Pennsylvania (USA)
Bibliotheca Bodmeriana, Cologny bei Genf (Schweiz)
The Burrell Collection, Glasgow (Großbritannien): Ausleihen nur innerhalb des Landes
Freer & Sackler Galleries, Washington (USA)
The Frick Collection, New York (USA)
Frida-Kahlo-Museum, Mexiko-Stadt (Mexiko)
Hill-Stead Museum, Farmington/Connecticut (USA)
Norton Simon Museum, Pasadena/Kalifornien (USA): Kernbestand wird nicht ausgeliehen
Sammlung Oskar Reinhart "Am Römerholz", Winterthur (Schweiz)
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Autoren-Porträt von Nora Koldehoff, Stefan Koldehoff
Stefan Koldehoff, geboren 1967 in Wuppertal, hat nach einem Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Politikwissenschaft zunächst als freier Journalist für FAZ, taz und WDR gearbeitet. Von 1998 bis 2001 war er Redakteur und zuletzt stellvertretender Chefredakteur des Kunstmagazins ART in Hamburg. Heute arbeitet er als Kulturredakteur beim Deutschlandfunk in Köln.Bibliographische Angaben
- Autoren: Nora Koldehoff , Stefan Koldehoff
- 2007, 387 Seiten, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 15,5 x 22,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Eichborn
- ISBN-10: 3821858044
- ISBN-13: 9783821858043
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