Zeit der Träume / Zeit Trilogie Bd.1
Roman
Der jungen Galeristin Malory unterbreitet man ein mysteriöses Angebot: Wenn es ihr gelingt, das Rätsel um drei keltische Prinzessinnen mithilfe eines Gedichts und eines alten Bildes zu lösen, soll sie eine Million Dollar erhalten. Einzige...
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Taschenbuch
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Zeit der Träume / Zeit Trilogie Bd.1 “
Der jungen Galeristin Malory unterbreitet man ein mysteriöses Angebot: Wenn es ihr gelingt, das Rätsel um drei keltische Prinzessinnen mithilfe eines Gedichts und eines alten Bildes zu lösen, soll sie eine Million Dollar erhalten. Einzige Bedingung: Auch ihre Freundinnen Dana und Zoe müssen ein Rätsel lösen. Malory macht sich an die Aufgabe und muss bald folgenreiche Entscheidungen treffen.
Klappentext zu „Zeit der Träume / Zeit Trilogie Bd.1 “
Spannend, romantisch, sexy und geheimnisvoll!Der schönen Galeristin Malory Price wird ein ungewöhnliches Angebot unterbreitet: Sie soll ein Rätsel um drei keltische Prinzessinnen lösen. Schafft sie das, so erhält sie eine Million Dollar. Auch wenn dies Malory sehr mysteriös vorkommt, so viel Geld kann sie einfach nicht widerstehen. Zusammen mit dem Journalisten Flynn macht sie sich an ihre Aufgabe - und steckt bald bis über beide Ohren in Problemen. Denn plötzlich muss Malory sich entscheiden: zwischen der Erfüllung all ihrer Träume - und Flynn, ihrer großen Liebe ...
Lese-Probe zu „Zeit der Träume / Zeit Trilogie Bd.1 “
Zeit der Träume von Nora Roberts LESEPROBE
Der Sturm brauste über die Hügel. Regen prasselte mit dem scharfen Klirren von Metall auf die Steine, Blitze zuckten über den Himmel, und der Donner grollte wie Artilleriefeuer. Es lag etwas Böses, Erregendes in der Luft, Wut und Hass, vermischt mit Macht. Eine Mischung, die genau Malory Prices Stimmung entsprach. Hatte sie sich nicht schon selbst gefragt, was noch alles schief gehen konnte? Und jetzt zeigte ihr die Natur, wie schlimm es werden konnte. Irgendwo unter der Motorhaube ihres süßen kleinen Mazda klapperte es - und dabei musste sie ihn noch mit neunzehn monatlichen Raten abbezahlen. Um die Summe aufbringen zu können, war sie gezwungen weiterzuarbeiten. Und sie hasste ihren Job. Das war nicht Bestandteil von Malory Prices Lebensplan, den sie schon im Alter von acht Jahren entworfen hatte. Zwanzig Jahre später war aus dem Entwurf eine detaillierte, gut organisierte Checkliste mit Überschriften, Untertiteln und Querverweisen geworden. An jedem Neujahrstag überarbeitete sie ihn sorgfältig. Sie musste ihren Job lieben. Das stand klar und deutlich unter der Überschrift KARRIERE. Sie arbeitete schon seit sieben Jahren in der Galerie, davon die letzten drei als Geschäftsführerin, was dem Plan genau entsprach. Sie hatte ihre Arbeit auch geliebt - sie war von Kunst umgeben und hatte beinahe freie Hand, was die Ausstellungen, den Kauf und die Werbemaßnahmen anging. Eigentlich sah sie die Galerie mittlerweile als ihre an. Sie wusste, dass die übrigen Angestellten, die Kunden, die Künstler und Kunsthandwerker das ebenso sahen. James P. Horace mochte ja der gesetzliche Eigentümer der hübschen kleinen Galerie sein, aber er hatte Malorys Entscheidungen nie in Frage gestellt. Bei seinen immer seltener werdenden Besuchen hatte er sie stattdessen zu ihren Zukäufen, dem Ambiente und
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den Verkäufen beglückwünscht. Alles war perfekt gewesen, also so, wie Malory sich ihr Leben vorgestellt hatte. Denn wenn es nicht perfekt war, wozu war man dann überhaupt auf der Welt? Aber alles hatte sich geändert, als James auf einmal mit dreiundfünfzig Jahren sein bequemes Junggesellenleben aufgegeben und sich eine junge, sexy Frau genommen hatte. Eine Frau, die beschlossen hatte, die Galerie zu ihrem persönlichen Spielzeug zu machen. Malory kniff angewidert die stahlblauen Augen zusammen, als sie daran dachte. Es spielte keine Rolle, dass die frisch gebackene Mrs. Horace so gut wie gar nichts von Kunst, vom Geschäft oder von Werbung und Management verstand. James betete seine Pamela an. Und Malorys Traumjob war zu einem ununterbrochenen Alptraum geworden. Aber sie hatte versucht, sich darauf einzustellen, dachte Malory, während sie finster durch ihre Windschutzscheibe blickte, auf die der Regen prasselte. Sie hatte ihre Strategie entworfen und war entschlossen gewesen, Pamela auszusitzen. Sie musste nur ruhig und beherrscht bleiben und abwarten, bis der Weg wieder frei war. Diese hervorragende Strategie allerdings hatte jetzt versagt. Ihr war der Geduldsfaden gerissen, als Pamela einen ihrer Aufträge rückgängig gemacht hatte, und Malory tatenlos zusehen musste, wie ihre perfekt organisierte Galerie sich in eine Ansammlung von Schrott und hässlichen Dingen verwandelte. Manches konnte sie ja noch tolerieren, dachte Malory, aber diesen grässlichen Geschmack, den Pamela an den Tag legte, ertrug sie nicht. Allerdings festigte sie ihren Job nicht, indem sie die Frau des Eigentümers angriff, vor allem nicht, wenn dabei Wörter wie kurzsichtiges, plebejisches Flittchen fielen. Blitze zuckten über dem Hügel vor ihr auf, und Malory erinnerte sich unbehaglich an ihren Wutausbruch. Das war ein völlig falscher Schachzug gewesen, der ihr wieder einmal vor Augen führte, was geschah, wenn man die Beherrschung verlor. Zu allem Überfluss hatte sie auch noch Cappuccino auf Pamelas Escada-Kostüm verschüttet. Das allerdings war wirklich ein Unfall gewesen. Beinahe jedenfalls. Ganz gleich, wie sehr James sie schätzte, es war Malory durchaus klar, dass ihre berufliche Karriere an einem sehr dünnen Faden hing, und wenn dieser Faden riss - was Gott verhüten möge -, war sie verloren. In so einem hübschen, pittoresken Ort wie Pleasant Valley waren Kunstgalerien äußerst rar gesät, und sie musste entweder die Branche wechseln oder umziehen. Keine der beiden Optionen gefiel ihr. Sie liebte Pleasant Valley und die Lage inmitten der Berge von West-Pennsylvania. Sie liebte die Kleinstadt, die Mischung aus Tradition und Moderne, die die Touristen und die Leute aus dem nahe gelegenen Pittsburgh anzog. Sie war in einem Vorort von Pittsburgh aufgewachsen und hatte sich von klein auf vorgestellt, einmal in einem Ort wie Pleasant Valley zu leben. Die Hügel mit ihren verschiedenen Schattierungen von Grün, die sauberen Straßen der kleinen Stadt, der behäbige Lebensrhythmus und die Freundlichkeit der Leute gefielen ihr sehr. Und so hatte sie mit vierzehn, als sie mit ihren Eltern ein langes Wochenende in Pleasant Valley verbrachte, beschlossen, eines Tages dort zu wohnen. Zu diesen Wünschen gehörte von vornherein eine Galerie. Natürlich hatte sie sich als Jugendliche vorgestellt, ihre eigenen Bilder würden eines Tages dort hängen. Diesen Punkt auf ihrem Lebensplan hatte sie dann jedoch später streichen müssen, als sie erkannte, dass sie nicht begabt genug war. Eine Künstlerin würde sie nie werden. Aber es war lebensnotwendig für sie, sich mit Kunst zu umgeben und damit zu tun zu haben. In die Stadt wollte sie nie wieder ziehen. Sie wollte ihre tolle, geräumige Wohnung zwei Blocks entfernt von der Galerie, mit Blick auf die Appalachen, mit ihren knarrenden Holzdielenböden und den Wänden voll sorgfältig ausgesuchter Gemälde behalten. Aber viel Hoffnung hatte sie nicht mehr. Sie war nicht klug mit ihrem Geld umgegangen, gestand sich Malory seufzend ein. Sie sah halt nicht ein, warum sie es auf die Bank legen sollte, wenn man damit doch so viele hübsche Dinge kaufen konnte. Wenn man es nicht benutzte, war Geld lediglich Papier, und Malory neigte dazu, viel Papier zu verbrauchen. Ihr Konto war überzogen, wieder einmal. Und ihre Kreditkarten hatte sie ebenfalls ausgereizt. Dafür jedoch war ihr Kleiderschrank gut gefüllt, und sie besaß den Grundstock für eine beeindruckende Sammlung von Kunstwerken. Vielleicht konnte sie ja heute Abend etwas wieder gutmachen. Eigentlich hatte sie nicht auf den Cocktailempfang in Warriors Peak gehen wollen. Ein unheimlicher Name für so ein altehrwürdiges Haus, dachte sie. Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre sie begeistert von der Aussicht gewesen, das Innere der prächtigen alten Villa, die hoch am Hügel stand, kennen zu lernen, und Leuten zu begegnen, die vielleicht Kunstmäzene werden könnten. Aber die Einladung war irgendwie seltsam gewesen. Handgeschrieben in einer eleganten Schrift auf dickem, marmoriertem Papier, mit einem geprägten Goldschlüssel statt eines Briefkopfes. Obwohl sie jetzt neben ihrer Puderdose, ihrem Lippenstift, ihrem Handy, einem Bleistift, Visitenkarten und zehn Dollar in ihrem Abendtäschchen verstaut war, konnte sich Malory Wort für Wort an den Text erinnern.
Wir erbitten Ihre Teilnahme zu Cocktails und Gesprächen
4. September um 20.00 Uhr
Warriors Peak
Sie sind der Schlüssel.
Das Schloss erwartet Sie.
Das war echt eine komische Ausdrucksweise, überlegte Malory, und biss die Zähne zusammen, als ihr Wagen von einer plötzlichen Windböe erfasst wurde. Wahrscheinlich war es ein Vorwand für irgendein albernes Rätselspiel. Das Haus hatte jahrelang leer gestanden. Kürzlich war es verkauft worden, aber im Ort erfuhr man kaum Einzelheiten darüber. Soweit sie sich erinnerte, handelte es sich um ein Unternehmen namens Triade, vermutlich also eine Firma, die das Haus in ein Hotel umwandeln wollte. Das erklärte allerdings nicht, warum sie den Manager der Galerie eingeladen hatten, und nicht den Eigentümer samt seiner umtriebigen Frau. Pamela jedenfalls war ganz schön sauer darüber gewesen - und das war immerhin schon etwas. Trotzdem hätte Malory die Einladung am liebsten ausgeschlagen. Sie hatte keinen Freund. Ein weiterer Aspekt in ihrem Leben, der ihr in der letzten Zeit zu schaffen machte. Alleine in die Berge zu einem Haus zu fahren, das direkt aus einem Horrorfilm zu stammen schien, und das dazu auf Grund einer Einladung, die ihr merkwürdig vorkam, entsprach mitten in der Woche nicht gerade ihrer Vorstellung von Vergnügen. Es war noch nicht einmal eine Telefonnummer oder Kontaktperson für eine mögliche Antwort auf der Einladung angegeben, was sie arrogant und unhöflich fand. Natürlich wäre es von ihr genauso arrogant und unhöflich gewesen, die Einladung einfach zu ignorieren. Aber dazu kam es sowieso nicht, weil James sie auf ihrem Schreibtisch erspäht hatte. Er fand die Vorstellung, dass sie dorthin ging, wunderbar und hatte sie gedrängt, ihm alle Einzelheiten über die Inneneinrichtung des Hauses zu berichten. Wenn sie von Zeit zu Zeit diskret die Galerie ins Gespräch bringen könnte, wäre das außerdem gut fürs Geschäft. Wenn sie noch weitere Kunden gewinnen könnte, dann würde sich Pamela ärgern - und sie konnte ihren Ausrutscher wieder wettmachen. Mühsam ächzte der Wagen die schmale Straße hinauf, die sich durch dichten, dunklen Wald wand. Die Hügel und Wälder, die ihr hübsches Tal einrahmten, hatten auf sie immer schon einen märchenhaften Eindruck gemacht, jetzt jedoch in der stürmischen, regnerischen Dunkelheit fand sie die Umgebung ein wenig zu unheimlich, um sich wirklich wohl zu fühlen. Wenn das Klappern unter ihrer Motorhaube etwas Ernstes bedeutete, dann blieb sie am Ende noch liegen und konnte im Auto den nächtlichen Geräuschen lauschen, während sie auf einen Abschleppwagen wartete, den sie sich nicht leisten konnte. Also blieb sie besser nicht liegen. Sie glaubte, ein Licht durch die Bäume aufblitzen zu sehen, war sich jedoch nicht ganz sicher, da ihre Scheibenwischer die Wasserfluten nicht bewältigen konnten, obwohl sie auf höchster Geschwindigkeitsstufe liefen. Als wieder ein Blitz über den Himmel zuckte, packte sie ihr Lenkrad fester. Sie liebte ein ordentliches Unwetter, zog es jedoch vor, es drinnen mit einem guten Glas Wein zu genießen. Sie war wohl schon ganz nahe, ewig konnte sich die Straße ja nicht den Berg hinaufwinden. Warriors Peak stand auf dem Gipfel des Hügels und blickte hinunter auf das Tal. Oder es beherrschte das Tal, je nachdem, wie man es sah. Schon seit einigen Meilen war ihr kein anderes Auto mehr begegnet. Das bewies, dass niemand, der auch nur halbwegs bei Verstand war, bei diesem Wetter unterwegs war, dachte sie. Die Straße gabelte sich. Zur Rechten führte der Weg durch zwei riesige Steinsäulen. Malory fuhr langsamer und betrachtete die lebensgroßen Krieger auf jeder Säule. Vielleicht lag es ja am Unwetter, an der Dunkelheit und ihrer Nervosität, aber sie sahen aus, als seien sie gar nicht aus Stein, mit den Haaren, die ihnen um die stolzen Gesichter flogen, und den Händen am Schwertknauf. Im Schein der Blitze konnte sie fast die Muskeln spielen sehen, die sich an Armen und Brustkorb spannten. Sie widerstand der Versuchung, aus dem Wagen zu steigen, um sie sich näher anzuschauen. Als sie jedoch durch das offene Eisentor fuhr, lief ihr ein Schauer über den Rücken, und unwillkürlich blickte sie sich misstrauisch um. Im nächsten Moment jedoch trat sie heftig auf die Bremse und riss das Steuer herum. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie den prächtigen Hirsch sah, der plötzlich nur einen Fuß von ihrer Motorhaube entfernt stand. Hinter ihm ragte der schattenhafte Umriss des Hauses auf. Einen Moment lang hielt sie auch das Tier für eine Skulptur, obwohl es über ihren Verstand ging, warum jemand eine Skulptur mitten auf die Einfahrt stellen sollte. Aber jemandem, der in Warriors Peak wohnte, war wohl alles zuzutrauen. Die Augen des Tieres glänzten jedoch leuchtend smaragdgrün im Licht ihrer Scheinwerfer, und es wandte leicht den Kopf mit dem prachtvollen Geweih. Königlich, dachte Malory. Regen strömte über sein Fell, und als ein weiterer Blitz aufzuckte, wirkte es strahlend weiß. Der Hirsch äugte sie ohne jede Spur von Furcht oder Überraschung an. Wenn so etwas möglich war, dann lag sogar so etwas wie amüsierte Verachtung in seinem Blick. Schließlich schritt er durch den strömenden Regen und die Nebelschwaden und war verschwunden.
© in der Verlagsgruppe Random House
Übersetzung: Margarethe van Pée
Wir erbitten Ihre Teilnahme zu Cocktails und Gesprächen
4. September um 20.00 Uhr
Warriors Peak
Sie sind der Schlüssel.
Das Schloss erwartet Sie.
Das war echt eine komische Ausdrucksweise, überlegte Malory, und biss die Zähne zusammen, als ihr Wagen von einer plötzlichen Windböe erfasst wurde. Wahrscheinlich war es ein Vorwand für irgendein albernes Rätselspiel. Das Haus hatte jahrelang leer gestanden. Kürzlich war es verkauft worden, aber im Ort erfuhr man kaum Einzelheiten darüber. Soweit sie sich erinnerte, handelte es sich um ein Unternehmen namens Triade, vermutlich also eine Firma, die das Haus in ein Hotel umwandeln wollte. Das erklärte allerdings nicht, warum sie den Manager der Galerie eingeladen hatten, und nicht den Eigentümer samt seiner umtriebigen Frau. Pamela jedenfalls war ganz schön sauer darüber gewesen - und das war immerhin schon etwas. Trotzdem hätte Malory die Einladung am liebsten ausgeschlagen. Sie hatte keinen Freund. Ein weiterer Aspekt in ihrem Leben, der ihr in der letzten Zeit zu schaffen machte. Alleine in die Berge zu einem Haus zu fahren, das direkt aus einem Horrorfilm zu stammen schien, und das dazu auf Grund einer Einladung, die ihr merkwürdig vorkam, entsprach mitten in der Woche nicht gerade ihrer Vorstellung von Vergnügen. Es war noch nicht einmal eine Telefonnummer oder Kontaktperson für eine mögliche Antwort auf der Einladung angegeben, was sie arrogant und unhöflich fand. Natürlich wäre es von ihr genauso arrogant und unhöflich gewesen, die Einladung einfach zu ignorieren. Aber dazu kam es sowieso nicht, weil James sie auf ihrem Schreibtisch erspäht hatte. Er fand die Vorstellung, dass sie dorthin ging, wunderbar und hatte sie gedrängt, ihm alle Einzelheiten über die Inneneinrichtung des Hauses zu berichten. Wenn sie von Zeit zu Zeit diskret die Galerie ins Gespräch bringen könnte, wäre das außerdem gut fürs Geschäft. Wenn sie noch weitere Kunden gewinnen könnte, dann würde sich Pamela ärgern - und sie konnte ihren Ausrutscher wieder wettmachen. Mühsam ächzte der Wagen die schmale Straße hinauf, die sich durch dichten, dunklen Wald wand. Die Hügel und Wälder, die ihr hübsches Tal einrahmten, hatten auf sie immer schon einen märchenhaften Eindruck gemacht, jetzt jedoch in der stürmischen, regnerischen Dunkelheit fand sie die Umgebung ein wenig zu unheimlich, um sich wirklich wohl zu fühlen. Wenn das Klappern unter ihrer Motorhaube etwas Ernstes bedeutete, dann blieb sie am Ende noch liegen und konnte im Auto den nächtlichen Geräuschen lauschen, während sie auf einen Abschleppwagen wartete, den sie sich nicht leisten konnte. Also blieb sie besser nicht liegen. Sie glaubte, ein Licht durch die Bäume aufblitzen zu sehen, war sich jedoch nicht ganz sicher, da ihre Scheibenwischer die Wasserfluten nicht bewältigen konnten, obwohl sie auf höchster Geschwindigkeitsstufe liefen. Als wieder ein Blitz über den Himmel zuckte, packte sie ihr Lenkrad fester. Sie liebte ein ordentliches Unwetter, zog es jedoch vor, es drinnen mit einem guten Glas Wein zu genießen. Sie war wohl schon ganz nahe, ewig konnte sich die Straße ja nicht den Berg hinaufwinden. Warriors Peak stand auf dem Gipfel des Hügels und blickte hinunter auf das Tal. Oder es beherrschte das Tal, je nachdem, wie man es sah. Schon seit einigen Meilen war ihr kein anderes Auto mehr begegnet. Das bewies, dass niemand, der auch nur halbwegs bei Verstand war, bei diesem Wetter unterwegs war, dachte sie. Die Straße gabelte sich. Zur Rechten führte der Weg durch zwei riesige Steinsäulen. Malory fuhr langsamer und betrachtete die lebensgroßen Krieger auf jeder Säule. Vielleicht lag es ja am Unwetter, an der Dunkelheit und ihrer Nervosität, aber sie sahen aus, als seien sie gar nicht aus Stein, mit den Haaren, die ihnen um die stolzen Gesichter flogen, und den Händen am Schwertknauf. Im Schein der Blitze konnte sie fast die Muskeln spielen sehen, die sich an Armen und Brustkorb spannten. Sie widerstand der Versuchung, aus dem Wagen zu steigen, um sie sich näher anzuschauen. Als sie jedoch durch das offene Eisentor fuhr, lief ihr ein Schauer über den Rücken, und unwillkürlich blickte sie sich misstrauisch um. Im nächsten Moment jedoch trat sie heftig auf die Bremse und riss das Steuer herum. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie den prächtigen Hirsch sah, der plötzlich nur einen Fuß von ihrer Motorhaube entfernt stand. Hinter ihm ragte der schattenhafte Umriss des Hauses auf. Einen Moment lang hielt sie auch das Tier für eine Skulptur, obwohl es über ihren Verstand ging, warum jemand eine Skulptur mitten auf die Einfahrt stellen sollte. Aber jemandem, der in Warriors Peak wohnte, war wohl alles zuzutrauen. Die Augen des Tieres glänzten jedoch leuchtend smaragdgrün im Licht ihrer Scheinwerfer, und es wandte leicht den Kopf mit dem prachtvollen Geweih. Königlich, dachte Malory. Regen strömte über sein Fell, und als ein weiterer Blitz aufzuckte, wirkte es strahlend weiß. Der Hirsch äugte sie ohne jede Spur von Furcht oder Überraschung an. Wenn so etwas möglich war, dann lag sogar so etwas wie amüsierte Verachtung in seinem Blick. Schließlich schritt er durch den strömenden Regen und die Nebelschwaden und war verschwunden.
© in der Verlagsgruppe Random House
Übersetzung: Margarethe van Pée
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Autoren-Porträt von Nora Roberts
Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.
Bibliographische Angaben
- Autor: Nora Roberts
- 2012, Neuveröffentlichung, 384 Seiten, Maße: 11,9 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Pée, Margarethe van
- Übersetzer: Margarethe van Pée
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442379334
- ISBN-13: 9783442379330
- Erscheinungsdatum: 10.05.2012
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