Ziemlich beste Freunde
Die wahre Geschichte
Mit ihrer tiefen Menschlichkeit und ihrem lebendigen Humor bewegte die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft Millionen von Kinozuschauern. In seiner gleichnamigen Autobiographie "Ziemlich beste Freunde" erzählt Philippe Pozzo di Borgo, wie ein...
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Produktinformationen zu „Ziemlich beste Freunde “
Klappentext zu „Ziemlich beste Freunde “
Mit ihrer tiefen Menschlichkeit und ihrem lebendigen Humor bewegte die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft Millionen von Kinozuschauern. In seiner gleichnamigen Autobiographie "Ziemlich beste Freunde" erzählt Philippe Pozzo di Borgo, wie ein tragisches Unglück beim Gleitschirmfliegen seinem gewohnten Leben ein plötzliches Ende setzte - und wie es ihm gelang, querschnittsgelähmt ein zweites Leben zu beginnen. Ein großartiges Mutmachbuch.
Lese-Probe zu „Ziemlich beste Freunde “
Ziemlich beste Freunde von Philippe Pozzo di BorgoDer zweite Atem
Befreite Erinnerungen
Soll ich vom heutigen tristen Tag aus wehmütig in die Vergangenheit zurückblicken oder soll ich über eine Zukunft ohne Hoffnung klagen? Ich kann mich weder nach der Vergangenheit sehnen noch in die Zukunft flüchten. Alles, was ich bin, bin ich im Augenblick.
Der Tag meines Unfalls könnte die Bruchlinie meiner Knochen, meiner Atemzüge sein. Am 23. Juni 1993 bin ich in die Querschnittslähmung gestürzt.
Am 3. Mai 1996, am Tag des heiligen Philippus, ist Béatrice gestorben.
Ich habe keine Vergangenheit mehr, keine Zukunft, ich bin nur noch gegenwärtiger Schmerz. Béatrice hat keine Vergangenheit und keine Zukunft mehr, sie ist gegenwärtige Trauer. Und doch gibt es eine Zukunft, die unserer Kinder, Laetitia und Robert-Jean.
Bis zu meinem Unfall stand ich mitten im Leben, ich wollte meine Spuren hinterlassen im Lauf der Welt, etwas erschaffen.
Nach dem Unfall fallen die Gedanken über mich her. Nach Béatrices Tod der Schmerz.
Aus diesen Trümmern sind mir undurchdringliche schwarze Erinnerungen ins Gedächtnis zurückgekehrt. In meinen durchwachten Nächten haben die brennenden Schmerzen der Behinderung und der Trauer diese Bilder verwischt.
Tief in meinem Inneren habe ich die Spiegelungen der Abwesenden wiedergefunden. Mein Schweigen hat Momente vergessenen Glücks zurück an die Oberfläche gerufen. Mein Leben läuft von selbst als eine Bilderfolge ab.
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In den ersten Monaten nach dem Unfall konnte ich wegen eines Luftröhrenschnitts nicht sprechen. Ein Freund stellte mir einen Computerbildschirm auf, den er an eine Steuerung unter meinem Kinn anschloss. Das Alphabet wanderte über den Bildschirm; ich hielt den Cursor an, ein Buchstabe erschien. Ganz langsam bildeten die Buchstaben ein Wort, einen Satz, eine halbe Seite. Die Wahl der Worte und die ungeheure Anstrengung waren köstlich; ich durfte keinen Fehler machen. Das Gewicht jedes Buchstabens verankerte den Satz tiefer; ich genoss die Präzision.
Ich hatte einen Kampfgefährten, dessen Augenblinzeln sein Stift war und der starb, nachdem der Schlusspunkt gesetzt war.6
Es schnürt mir die Kehle zu, wenn ich an all die denke, die gestorben sind, ohne zu reden, ohne Zeugnis abzulegen, hoffnungslos, einsam.
Nachts schlafe ich schlecht in meinem Bett. Ich bin gelähmt. Später legen sie mir ein Tonbandgerät auf den Bauch. Es bleibt stehen, wenn es nichts mehr hört - oder wenn ihm danach ist -, und springt erst wieder an, nachdem das nächste Wort gesprochen wurde. Ich weiß nie, ob ich aufgenommen wurde oder nicht. Und oft ist einer von uns beiden kaputt.
Es ist schwer, sich ohne weißes Blatt auszudrücken, ohne Bleistift zum Durchstreichen, nicht am Tisch zu sitzen, vor einem Blatt Papier, die Stirn in die linke Hand gestützt, sich nicht auf einem beschriebenen, zerknitterten Zettel austoben zu können. Nur eine fast verschwundene Stimme, die auf einem Tonband festgehalten wird, ohne etwas rückgängig machen, korrigieren zu können. Momentaufnahme eines zögernden Gedächtnisses.
Ich habe den Faden verloren, es ist dunkel und ich habe Schmerzen. Mein Kopf zieht sich zwischen die Schultern zurück. Oben an meiner rechten Schulter durchbohrt es mich wie ein Dolchstich. Ich muss aufhören. Fis, der Kater, amüsiert sich damit, auf meinem bebenden Körper herumzuturnen, der sich auflehnt, als wollte er den Himmel um Gnade anflehen. Zitternd vor Krämpfen mache ich schlapp. Der Kater spielt mit diesem Körper, die ganze Nacht: Durch meine Zuckungen fühlt er sich so schön lebendig.
Von den Schultern bis in die Finger- und Fußspitzen versengt mich ein Dauerfeuer, dessen Hitze manchmal, viel zu oft, noch zunimmt. Ich kann voraussagen, ob morgen schönes Wetter wird oder ob, wie es das Brennen in meinem Körper vermuten lässt, Regen bevorsteht. Ich spüre ein intensives Beißen in den Händen, im Gesäß, an den Schenkeln, um die Knie herum und unten in den Waden.
Man streckt mich, in der Hoffnung, dass mir das Erleichterung verschafft. Aber die Schmerzen bleiben. Die Ärzte nennen sie »Phantomschmerzen«. Phantom meiner ... Eier! Ich weine, nicht aus Traurigkeit, sondern vor Schmerz. Ich warte, bis die Tränen mich beruhigen. Warte, dass ich abstumpfe.
Abends liebten wir uns flüsternd bei Kerzenlicht. Spät schlief sie in meiner Halsbeuge ein. Ich spreche immer noch mit ihr, ohne Antwort.
Manchmal, wenn ich es vor Einsamkeit nicht mehr aushalte, rufe ich Flavia, eine Filmstudentin, zu mir. Sie hat ein breites Lächeln, einen wunderschönen Mund, eine fragende linke Augenbraue.
Sie weiß nicht, dass das Gegenlicht sie enthüllt in ihrem leichten langen blauen Kleid, dass ihre siebenundzwanzigjährige Silhouette auch ein Phantom noch rühren kann. Ich diktiere ihr alles, ich empfinde keine Scham, sie ist durchsichtig.
Der Kater nimmt wieder seinen Posten auf meinem Bauch ein. Wenn er sich dreht, verkrampft sich mein Körper, als wäre er empört über die Anwesenheit des Tieres, die Abwesenheit von Béatrice und dieses permanente Leiden.
Aber ich sollte von den guten Momenten erzählen, ich sollte vergessen, dass ich leide.
Ich würde gern mit den letzten Augenblicken beginnen, dem unvermeidlich bevorstehenden und manchmal herbeigesehnten Ende, das mich wieder zu Béatrice führen wird. Ich verlasse diejenigen, die ich liebe, um die wiederzusehen, die ich so sehr geliebt habe. Selbst wenn es ihr Paradies nicht gibt, weiß ich doch, dass sie dort ist, weil sie daran geglaubt hat und weil ich es möchte. Da sind wir dann, all unserer Leiden ledig, in inniger Umarmung, die Augen für alle Ewigkeit geschlossen.
Béatrice, die du bist im Himmel, erlöse mich.
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
In den ersten Monaten nach dem Unfall konnte ich wegen eines Luftröhrenschnitts nicht sprechen. Ein Freund stellte mir einen Computerbildschirm auf, den er an eine Steuerung unter meinem Kinn anschloss. Das Alphabet wanderte über den Bildschirm; ich hielt den Cursor an, ein Buchstabe erschien. Ganz langsam bildeten die Buchstaben ein Wort, einen Satz, eine halbe Seite. Die Wahl der Worte und die ungeheure Anstrengung waren köstlich; ich durfte keinen Fehler machen. Das Gewicht jedes Buchstabens verankerte den Satz tiefer; ich genoss die Präzision.
Ich hatte einen Kampfgefährten, dessen Augenblinzeln sein Stift war und der starb, nachdem der Schlusspunkt gesetzt war.6
Es schnürt mir die Kehle zu, wenn ich an all die denke, die gestorben sind, ohne zu reden, ohne Zeugnis abzulegen, hoffnungslos, einsam.
Nachts schlafe ich schlecht in meinem Bett. Ich bin gelähmt. Später legen sie mir ein Tonbandgerät auf den Bauch. Es bleibt stehen, wenn es nichts mehr hört - oder wenn ihm danach ist -, und springt erst wieder an, nachdem das nächste Wort gesprochen wurde. Ich weiß nie, ob ich aufgenommen wurde oder nicht. Und oft ist einer von uns beiden kaputt.
Es ist schwer, sich ohne weißes Blatt auszudrücken, ohne Bleistift zum Durchstreichen, nicht am Tisch zu sitzen, vor einem Blatt Papier, die Stirn in die linke Hand gestützt, sich nicht auf einem beschriebenen, zerknitterten Zettel austoben zu können. Nur eine fast verschwundene Stimme, die auf einem Tonband festgehalten wird, ohne etwas rückgängig machen, korrigieren zu können. Momentaufnahme eines zögernden Gedächtnisses.
Ich habe den Faden verloren, es ist dunkel und ich habe Schmerzen. Mein Kopf zieht sich zwischen die Schultern zurück. Oben an meiner rechten Schulter durchbohrt es mich wie ein Dolchstich. Ich muss aufhören. Fis, der Kater, amüsiert sich damit, auf meinem bebenden Körper herumzuturnen, der sich auflehnt, als wollte er den Himmel um Gnade anflehen. Zitternd vor Krämpfen mache ich schlapp. Der Kater spielt mit diesem Körper, die ganze Nacht: Durch meine Zuckungen fühlt er sich so schön lebendig.
Von den Schultern bis in die Finger- und Fußspitzen versengt mich ein Dauerfeuer, dessen Hitze manchmal, viel zu oft, noch zunimmt. Ich kann voraussagen, ob morgen schönes Wetter wird oder ob, wie es das Brennen in meinem Körper vermuten lässt, Regen bevorsteht. Ich spüre ein intensives Beißen in den Händen, im Gesäß, an den Schenkeln, um die Knie herum und unten in den Waden.
Man streckt mich, in der Hoffnung, dass mir das Erleichterung verschafft. Aber die Schmerzen bleiben. Die Ärzte nennen sie »Phantomschmerzen«. Phantom meiner ... Eier! Ich weine, nicht aus Traurigkeit, sondern vor Schmerz. Ich warte, bis die Tränen mich beruhigen. Warte, dass ich abstumpfe.
Abends liebten wir uns flüsternd bei Kerzenlicht. Spät schlief sie in meiner Halsbeuge ein. Ich spreche immer noch mit ihr, ohne Antwort.
Manchmal, wenn ich es vor Einsamkeit nicht mehr aushalte, rufe ich Flavia, eine Filmstudentin, zu mir. Sie hat ein breites Lächeln, einen wunderschönen Mund, eine fragende linke Augenbraue.
Sie weiß nicht, dass das Gegenlicht sie enthüllt in ihrem leichten langen blauen Kleid, dass ihre siebenundzwanzigjährige Silhouette auch ein Phantom noch rühren kann. Ich diktiere ihr alles, ich empfinde keine Scham, sie ist durchsichtig.
Der Kater nimmt wieder seinen Posten auf meinem Bauch ein. Wenn er sich dreht, verkrampft sich mein Körper, als wäre er empört über die Anwesenheit des Tieres, die Abwesenheit von Béatrice und dieses permanente Leiden.
Aber ich sollte von den guten Momenten erzählen, ich sollte vergessen, dass ich leide.
Ich würde gern mit den letzten Augenblicken beginnen, dem unvermeidlich bevorstehenden und manchmal herbeigesehnten Ende, das mich wieder zu Béatrice führen wird. Ich verlasse diejenigen, die ich liebe, um die wiederzusehen, die ich so sehr geliebt habe. Selbst wenn es ihr Paradies nicht gibt, weiß ich doch, dass sie dort ist, weil sie daran geglaubt hat und weil ich es möchte. Da sind wir dann, all unserer Leiden ledig, in inniger Umarmung, die Augen für alle Ewigkeit geschlossen.
Béatrice, die du bist im Himmel, erlöse mich.
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
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Autoren-Porträt von Philippe Pozzo di Borgo
Pozzo di Borgo, PhilippePhilippe Pozzo di Borgo, Jahrgang 1951, war jahrelang Geschäftsführer der Firma Champagnes Pommery. Seit 1993 ist er infolge eines schweren Gleitschirmunfalls querschnittsgelähmt. Seine Autobiographie 'Ziemlich beste Freunde' wurde 2011 verfilmt und zu einem internationalen Erfolg. Philippe Pozzo di Borgo lebt mit seiner zweiten Frau und zwei Töchtern in Marokko.
Engelhardt, Dorit Gesa
Aus dem Französischen von Dorit Gesa Engelhardt, Marlies Ruß und Bettina Bach
Bach, Bettina
Bettina Bach wurde 1965 in Heilbronn geboren und wuchs in Frankreich und Deutschland auf. Sie absolvierte eine Ausbildung an der Pariser Verlagsfachschule, studierte Germanistik in Berlin und Kulturwissenschaften in Amsterdam. Seit 1996 arbeitet sie als Übersetzerin und überträgt vorwiegend Belletristik aus dem Französischen, Englischen und Niederländischen ins Deutsche. Sie lebt in Jena.
Bibliographische Angaben
- Autor: Philippe Pozzo di Borgo
- 2014, 304 Seiten, Maße: 9,3 x 14,4 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Engelhardt, Dorit G.; Ruß, Marlies; Bach, Bettina
- Übersetzer: Bettina Bach, Dorit Gesa Engelhardt, Marion Ruß
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596513170
- ISBN-13: 9783596513178
- Erscheinungsdatum: 24.04.2014
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