Zu Tisch mit König Artus und Parzival: Mähler in epischen Texten des Mittelalters im Kontext höfischer Etikette, höfischer Kommunikationsformen und rhetorischer Darstellung
Ob Siegfried ein Freund würziger Würste ist, ob Herzog Ernst knuspriges Hähnchen liebt oder Parzival vielleicht sogar die vegetarische Küche verehrt, das wissen im Mittelalter allein die Erzähler. Doch sie verraten es nicht. Denn wenn sie zwischen...
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Klappentext zu „Zu Tisch mit König Artus und Parzival: Mähler in epischen Texten des Mittelalters im Kontext höfischer Etikette, höfischer Kommunikationsformen und rhetorischer Darstellung “
Ob Siegfried ein Freund würziger Würste ist, ob Herzog Ernst knuspriges Hähnchen liebt oder Parzival vielleicht sogar die vegetarische Küche verehrt, das wissen im Mittelalter allein die Erzähler. Doch sie verraten es nicht. Denn wenn sie zwischen Abenteuern und Kämpfen, zwischen Minneerlebnissen, prächtigen Festen und hitzigen Turnieren auch von Mahlzeiten berichten, gewähren sie den Blick auf Handlungsschauplätze, die sie wortreich ausmalen. Was da in den Mündern der Speisenden verschwindet, ist nur von geringem Interesse. Von größerer Bedeutung ist dagegen, wie gegessen wird. Und noch wichtiger ist, wie der Gastgeber das Mahl ausrichtet, wie er seine Bediensteten anleitet und wie diese den Tischdienst versehen und sich um das Wohl der Gäste an den Tafeln kümmern. Ziel ist es, ein höfisches Mahl zu arrangieren. Von zuht ist daher oft die Rede, von Speisen in übermäßigen Mengen und dem vorbildlichen Verhalten derjenigen, die gerade essen. Dies ist das Ideal. Das vorliegende Werk bietet sowohl eine systematische Durchsicht als auch eine Auswertung von Speiseszenen aus mehr als 50 Verserzählungen aus der Zeit vom zwölften bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts.
Lese-Probe zu „Zu Tisch mit König Artus und Parzival: Mähler in epischen Texten des Mittelalters im Kontext höfischer Etikette, höfischer Kommunikationsformen und rhetorischer Darstellung “
Textprobe:Kapitel 3.3. Mähler im religiös-kultischen Kontext:
Die zuvor betrachteten Mahlesszenen, selbst diejenigen, die ein Mahl in einem verlassenen Palas zeigen, erlauben allesamt Rückschlüsse auf den (abwesenden) Gastgeber und seine Einstellung zur höfischen Etikette. Immer sind die Tafeln bestens gedeckt. Die nun folgenden Mahlesszenen gehören nicht mehr in den Bereich der Wunderwelten mit zauber- oder märchenhaften Zügen. Doch zeigen sie eine klare Tendenz zum nicht rational Erklärbaren und Spirituellen. Ihre Wunderwelt ist die der biblischen Wunder und die der göttlichen Intervention, die im Münchner Oswald ohnehin handlungsdirigierend wirkt. Gleiches gilt für den Parzival Wolframs von Eschenbach. Die Gralsdarstellung zeigt eine direkte Verbindung zu Gott auf.
Kapitel 3.3.1. Münchner Oswald: Der christliche König:
Oswalds Darstellung ist von Beginn an mit christlichen Motiven versehen und von Wertvorstellungen geprägt. Der König wird zu Anfang der Erzählung dementsprechend dem Publikum vorgestellt: wolt ir herschaft stille tagen,/ so wolt ich euch chunden und sagen/ von dem miltisten man/ so er daz leben ie gewan:/ saz was sand Oswalt aus Engelland [...] (1-5). Die bisweilen groteske Handlung läuft auf seine Heiligsprechung zu. Wichtige Stationen in ihrem Verlauf sind die Mähler im Kreise der Ritter, die im Anschluss an das Hochzeitsfest mit der heidnischen Prinzessin Paug zu Pfingsten stattfinden (3261-3502). Mehrfach kommt es zu Begegnungen mit dem Pilger Warmunt.
Mit dem eingangs geschilderten Hoftag beginnt die Erhöhung des ohnehin christlichen Herrscherbildes zum Ideal (81-192). Oswald erhält den Auftrag zur Missionierung (67-70), die er mit einem kreftigen her von 72.000 Rittern im Heidenland ausführt (1514). Dorthin führt ihn später die Suche nach einer Braut. Diese Reise nimmt dann allerdings die Form eines Kreuzzugs an: ein michel gedreng zuo den kräutzen ward (1610), heißt es später. In der Darstellung der Fürstenversammlung auf dem Hoftag
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bedient sich der Erzähler des Instrumentariums der Zahlensymbolik: Zwölf Könige (91-92), 24 Herzöge (93-94), 36 Grafen (95-96) und neun Bischöfe nehmen am Hoftag teil. Die folgende wirdschaft ist an dasselbe Zahlenschema angelehnt: Sie ist zwölftägig (134-135) und dient der Beratung.
König Oswald empfängt seine Gäste würdevoll (100-112). Sie danken: nun dank euch got der guot (112). Das Mahl beginnt mit dem Waschen der Hände (122), dem Platzieren der Gäste (123-125) und dem Auftragen der Speisen Fische, Brot und Fleisch in genügender Menge (126-132). Anschließend formuliert Oswald sein Anliegen: Er fragt nach einer geeigneten Braut in christlichen und in heidnischen Ländern (138-158). Doch die Hoftagsteilnehmer wissen keinen Rat. Oswald trauert (159-192).
Fortan begegnet der König mehrfach dem Pilger Warmunt, der stets Forderungen an Oswald richtet. Er ist es auch, der die richtige Braut für den König kennt. Mit ihr kehrt der Herrscher endlich nach England zurück. Die Hochzeit findet zu Pfingsten statt (3203-3219). Das Festmahl wird in nur drei Versen (3214-3216) abgehandelt, immerhin verweist der Erzähler darauf, dass Arme und Reiche gemeinsam speisen. Eine solche Armenspeisung findet später noch einmal statt: Oswald selbst sitzt zu Tisch mit den Armen, die er durch Boten hat einladen lassen, wie sonst adlige Gäste eingeladen werden (3220-3254). Erneut erscheint der Pilger Warmunt an der Tafel: Aus den Händen des Königs erhält der Bedürftige zwölf Stücke Fleisch und zwölf Brote (3285-3286), später einen Braten, den Oswald eigentlich seinen Fürsten auftragen lässt (3303-3348). Auch damit erweist sich Oswald als vorbildlicher, freigebiger und mildtätiger Herrscher im christlichen Sinn. Jedoch hat er die größte und letzte Prüfung noch vor sich. Erst diese bringt Warmunts wahre Identität zum Vorschein.
Zuvor sitzt König Oswald mehrfach wie gewohnt mit seinen Rittern zu Tisch, immer wieder stellt der Pi
König Oswald empfängt seine Gäste würdevoll (100-112). Sie danken: nun dank euch got der guot (112). Das Mahl beginnt mit dem Waschen der Hände (122), dem Platzieren der Gäste (123-125) und dem Auftragen der Speisen Fische, Brot und Fleisch in genügender Menge (126-132). Anschließend formuliert Oswald sein Anliegen: Er fragt nach einer geeigneten Braut in christlichen und in heidnischen Ländern (138-158). Doch die Hoftagsteilnehmer wissen keinen Rat. Oswald trauert (159-192).
Fortan begegnet der König mehrfach dem Pilger Warmunt, der stets Forderungen an Oswald richtet. Er ist es auch, der die richtige Braut für den König kennt. Mit ihr kehrt der Herrscher endlich nach England zurück. Die Hochzeit findet zu Pfingsten statt (3203-3219). Das Festmahl wird in nur drei Versen (3214-3216) abgehandelt, immerhin verweist der Erzähler darauf, dass Arme und Reiche gemeinsam speisen. Eine solche Armenspeisung findet später noch einmal statt: Oswald selbst sitzt zu Tisch mit den Armen, die er durch Boten hat einladen lassen, wie sonst adlige Gäste eingeladen werden (3220-3254). Erneut erscheint der Pilger Warmunt an der Tafel: Aus den Händen des Königs erhält der Bedürftige zwölf Stücke Fleisch und zwölf Brote (3285-3286), später einen Braten, den Oswald eigentlich seinen Fürsten auftragen lässt (3303-3348). Auch damit erweist sich Oswald als vorbildlicher, freigebiger und mildtätiger Herrscher im christlichen Sinn. Jedoch hat er die größte und letzte Prüfung noch vor sich. Erst diese bringt Warmunts wahre Identität zum Vorschein.
Zuvor sitzt König Oswald mehrfach wie gewohnt mit seinen Rittern zu Tisch, immer wieder stellt der Pi
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Autoren-Porträt von Jens Höhner
Jens Höhner, geboren 1973, ist freier Journalist und Autor. Er lebt in Köln.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jens Höhner
- 2015, 1. Aufl., 170 Seiten, Maße: 15,5 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: disserta
- ISBN-10: 3954259664
- ISBN-13: 9783954259663
- Erscheinungsdatum: 25.02.2015
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