Als wär's ein Stück Papier (PDF)

Jens Dittmars Erzählungen sind wie Anagramme, die aus gleichen, aber verschieden gemischten Themen bestehen. Deshalb kann dem Leser bisweilen das eine oder andere Motiv bekannt vorkommen. Im Idealfall weisen die Geschichten nicht über sich hinaus, sondern sind sich selbst genug. Wie beim Bau eines Tonnengewölbes, bei dem zunächst eine Holz- bzw. Hilfskonstruktion für die Statik sorgt, wählt der Autor die sogenannte Realität als Ausgangspunkt, um dann auf wenig befahrenen Nebenstraßen ein vergnügliches Spiel mit Möglichkeiten zu treiben. Und je geringer der Realitätsbezug, desto eher bringt er die Sprache selbst zum Funkeln.

Wie Basil, der Brandstifter, eine Erzählung von 1999, verweisen auch Pingpong und Marco Polo sowie Gregor und die Zoographie auf den 2010 erschienenen Roman Basils Welt. Daneben stehen Texte, die bis in die Siebzigerjahre zurückdatieren (Als wär’s ein Stück Papier, Hermanns Rache). Sind die frühen Erzählungen teilweise surrealer, traumhafter Natur mit seltsamen Wendungen und unerwarteten Einfällen, zeigt sich der Autor in Nach Schanghai, der Pelze wegen als feinsinniger Erzähler mit Sinn für Ironie und Atmosphäre. Gekonnt verwebt er Vergangenheit und Gegenwart mit weitergesponnenen Handlungsfäden zu erzählerischer Dichte.

„Besonders lesenswert ist auch die Geschichte Pingpong und Marco Polo. Ein zunächst unschuldig wirkendes, fiktives Klammertier greift Hamster und Herrchen an. Eine Geschichte, die harmlos beginnt, endet in einem Blutbad. Dittmars Texte sind dicht, sprachspielerisch und setzen Konzentration voraus." (Emily Walton, Buchkultur)