Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben. Die Säkularisierung des Teufels in der Literatur um 1800 (Aus der Reihe: ESS-KuLtur. Essener Schriften zur Sprach-, Kultur- und Literaturwissenschaft. Band 1) (PDF)
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1 Statt einer Einleitung: Was treibt den Sozialisten zum Teufel? Stefan Heyms Ahasver (S. 9-10)Eigentlich sollte die Geschichte klar sein: Stefan Heym hat sich sein Leben lang dem kritischen, an Marx geschulten Denken verpflichtet gesehen, dem das „Eiapopeia vom Himmel“1 so obskur wie fragwürdig erscheinen musste2. Der Gottseibeiuns kann für ihn nichts Anderes als die Figur eines lange überwundenen Aberglaubens sein. Und auch wenn ihm ein dogmatisch angewandter Historischer Materialismus fremd geblieben ist, scheint es auf den ersten Blick mehr als ungewöhnlich, dass er in seinem Roman Ahasver den Teufel nicht nur auftreten lässt, sondern ihm sogar eine prominente, den gesamten Text prägende und die Handlung vorantreibende Rolle3 zuschreibt. Zwar steht der Ahasver in seinem Rückgriff auf mythologisches Material keineswegs allein in der DDR-Literatur der 1980er Jahre4, aber der Satan spielt in diesem Zusammenhang keine große Rolle. Auch wenn man einen wichtigen Erzählstrang des Textes besonders hervorhebt – nämlich die in einem historischen und/oder mythologischen Kostüm kaum verschleierte Kritik an den Zuständen in der DDR –, so macht dies allein das Auftreten einer Teufelsfigur noch nicht notwendig: In seinem neun Jahre früher geschriebenen König-David-Bericht verzichtet Heym gänzlich auf den Leibhaftigen, obwohl er dort ebenfalls mit biblischem Material arbeitet und sich der Kritik an Personenkult sowie dogmatischer Geschichtsklitterung widmet.
Unter solchen Voraussetzungen betrachtet, erscheint dieser Text eines undogmatischen Vertreters des Historischen Materialismus im ausklingenden 20. Jahrhundert als der wohl unwahrscheinlichste Kandidat für einen Roman über eine der unaufgeklärtesten Figuren schlechthin: den Teufel. Trotzdem greift Stefan Heym auf diese eigentlich zutiefst veraltete Figur zurück. Im Folgenden nun
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soll eine Untersuchung dieses ,unwahrscheinlichen‘ Teufelsromans zeigen, unter welchen Bedingungen der Satan zur literarischen Figur werden kann, wenn niemand mehr an ihn glaubt. Am Ahasver lassen sich exemplarisch eine Reihe von Merkmalen beobachten, die in dieser oder in abgewandelter Form alle Teufelsfiguren seit der ,Säkularisierung‘ auszeichnen. Was also treibt den Sozialisten zum Teufel?
1.1 Voraussetzungen: Umschreibung aus Prinzip
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich genauer ansehen, wie dieser Roman und wie die Teufelsfigur in ihm funktioniert. Wie es sich für einen Thesen-, oder besser: Antithesen-Roman gehört, beginnt alles bereits ganz programmatisch – nämlich mit einer das Geschehen auf der Weltbühne kommentierenden Kapitelüberschrift:
Erstes Kapitel
In welchem berichtet wird, wie Gott zur Freude der Engel den Menschen erschuf, und zwei Revolutionäre in einer Grundsatzfrage verschiedener Meinung sind (AH, S. 5)
Offensichtlich geht es hier nicht um einen ungebrochenen Bericht des jüdischen Schöpfungsmythos in der Tradition der Genesis. Schon durch die parodistische Nachahmung barocker5 Kapitelüberschriften tritt vor das Erzählte die Erzählung selbst in Gestalt einer das Ganze ironisch kommentierenden, nicht näher zu bezeichnenden Instanz, die den Stoff organisiert und auch den Blick des Rezipienten lenkt. Sichtbar wird dies vor allem durch den Gegensatz der beiden Sprachebenen, die hier gegeneinander gesetzt werden: Was im euphorischen Bibelton beginnt, endet im nüchternen Duktus der Revolutionsgeschichtsschreibung.
Dem bekannten Stoff aus der jüdisch-christlichen Überlieferung wird auf diese Weise eine explizit gegenwartsbezogene Lesart übergestülpt6 – die Vorlage wird ironisch historisiert. Anders gesagt: Die alte Erzählung wird als eben solche sichtbar, d. h. als eine in einer bestimmten Zeit mit bestimmten Interessen vor einem bestimmten gesellschaftlichen Hintergrund entwickelte Geschichte, die dem nachgeborenen Bearbeiter als Material für seine Um- und Überformungen dient.
1.1 Voraussetzungen: Umschreibung aus Prinzip
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich genauer ansehen, wie dieser Roman und wie die Teufelsfigur in ihm funktioniert. Wie es sich für einen Thesen-, oder besser: Antithesen-Roman gehört, beginnt alles bereits ganz programmatisch – nämlich mit einer das Geschehen auf der Weltbühne kommentierenden Kapitelüberschrift:
Erstes Kapitel
In welchem berichtet wird, wie Gott zur Freude der Engel den Menschen erschuf, und zwei Revolutionäre in einer Grundsatzfrage verschiedener Meinung sind (AH, S. 5)
Offensichtlich geht es hier nicht um einen ungebrochenen Bericht des jüdischen Schöpfungsmythos in der Tradition der Genesis. Schon durch die parodistische Nachahmung barocker5 Kapitelüberschriften tritt vor das Erzählte die Erzählung selbst in Gestalt einer das Ganze ironisch kommentierenden, nicht näher zu bezeichnenden Instanz, die den Stoff organisiert und auch den Blick des Rezipienten lenkt. Sichtbar wird dies vor allem durch den Gegensatz der beiden Sprachebenen, die hier gegeneinander gesetzt werden: Was im euphorischen Bibelton beginnt, endet im nüchternen Duktus der Revolutionsgeschichtsschreibung.
Dem bekannten Stoff aus der jüdisch-christlichen Überlieferung wird auf diese Weise eine explizit gegenwartsbezogene Lesart übergestülpt6 – die Vorlage wird ironisch historisiert. Anders gesagt: Die alte Erzählung wird als eben solche sichtbar, d. h. als eine in einer bestimmten Zeit mit bestimmten Interessen vor einem bestimmten gesellschaftlichen Hintergrund entwickelte Geschichte, die dem nachgeborenen Bearbeiter als Material für seine Um- und Überformungen dient.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Jost Keller
- 2009, 1. Auflage, 457 Seiten, Deutsch
- Verlag: UVRR Universitätsverlag Rhein-Ruhr
- ISBN-10: 3940251631
- ISBN-13: 9783940251633
- Erscheinungsdatum: 01.01.2009
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