Der Eisvogel (ePub)

aktualisiert am 09.10.2016

Der Eisvogel - ein Buch, das nie hätte erscheinen dürfen; darin ist sich das Establishment der bundesdeutschen Literatenszene einig.
Der Eisvogel - für mich eine Offenbarung. Unverfälscht, unzensiert, mächtig in Tellkamps Sprache, grandios in seinen Bildern. Berührend traf mich die Kenntnis der Abgründe des Lebens, des menschlichen Leids, die zwischen den kunstvoll inszenierten Handlungssträngen hervorglimmt und erahnen lässt, wie sensibel die Seele des Autors sein mag.
Der Eisvogel - deutsche Literaturgeschichte der postkonjunktionalen Epoche, verwiesen in das St. Helena der brechtianischen Kulturkommissare, in den Gulag öffentlich-rechtlich legitimierter Meinungsapostel.
Das Wunder - Der Eisvogel wird totgeschwiegen, Der Turm aber durfte sich erheben. Er wird als weithin leuchtendes Signal diese Jahrzehnte der gesinnungskonformen Einheitsliteratur überdauern - als liebevolle Chronik des Abschieds, als dräuendes Mahnmal, als Kunst in ihrer elaboriertesten, reinsten Form.
Der Turm ohne den "Eisvogel" - undenkbar. Kein Turm errichtet ohne tiefes Fundament, kein Turm erbaut ohne ehern geschliffenes Werkzeug, kein Turm vollendet ohne kühnen, in Erfolg und Misserfolg gestählten Baumeister.
Der Eisvogel - ein Buch, gespeist aus einem Hort deutscher Sehnsüchte, einem Hort, der überdauern konnte in der Zeitkapsel des geteilten Deutschland. Ich hoffe auf den Tag, an dem sein Exil enden möge.
Nehmt das Buch zur Hand, wie ein Glas guten, alten Weines. Genießt seine rubinrote Farbe, das Funkeln des Kaminfeuers im geschliffenen Kristall, die ätherischen Aromen, seine üppige Schwere am Gaumen, das kurze Schweben, wenn der Geist seine Wirkung entfacht. Lasst Euch davontragen, mitreißen und verführen. Stellt es zuletzt erfüllt und nachdenklich zurück an seinen Platz und erfreut Euch am Nachhall, der als Echo noch lange Tage Eure empfängliche Seele leise erschwingen lässt.