Der Geist bei der Arbeit (PDF)
Historische Untersuchungen zur Hirnforschung
»Geist und Bewußtsein sind nicht vom Himmel gefallen, sondern haben sich in der Evolution der Nervensysteme allmählich herausgebildet« - dies manifestierten Hirnforscher im Jahr 2004.
Auch diese Erkenntnis ist nicht vom Himmel gefallen, sondern das...
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Produktinformationen zu „Der Geist bei der Arbeit (PDF)“
»Geist und Bewußtsein sind nicht vom Himmel gefallen, sondern haben sich in der Evolution der Nervensysteme allmählich herausgebildet« - dies manifestierten Hirnforscher im Jahr 2004.
Auch diese Erkenntnis ist nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis einer 200jährigen Geschichte. Dabei waren die Theorien der Hirnforscher, mit denen sie versuchten, Sprache, Denken, Einbildungskraft, Moral und Gefühle im Gehirn zu lokalisieren, zu keinem Zeitpunkt unabhängig von den kulturellen, sozialen und politischen Umständen, unter denen sie ihre Forschungen betrieben.
Die Cerebralisierung des Menschen ist ein unvollendetes und möglicherweise unvollendbares Projekt der Moderne. Neben faszinierenden Einsichten birgt es stets auch die Gefahr in sich, »Gehirn« mit Symbolen, Deutungen und Werten zu überfrachten und dadurch überzogene Erwartungen zu wecken, die nicht zu erfüllen sind oder zu heiklen biopolitischen Forderungen führen. Anthropologische Ansprüche an die Hirnforschung bewegen sich eher an der Grenze zwischen Science und Fiction. Vor dem Hintergrund dieser Debatten plädiert Michael Hagner für einen gelassenen und (selbst-)kritischen Umgang mit ihren Ergebnissen.
Auch diese Erkenntnis ist nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis einer 200jährigen Geschichte. Dabei waren die Theorien der Hirnforscher, mit denen sie versuchten, Sprache, Denken, Einbildungskraft, Moral und Gefühle im Gehirn zu lokalisieren, zu keinem Zeitpunkt unabhängig von den kulturellen, sozialen und politischen Umständen, unter denen sie ihre Forschungen betrieben.
Die Cerebralisierung des Menschen ist ein unvollendetes und möglicherweise unvollendbares Projekt der Moderne. Neben faszinierenden Einsichten birgt es stets auch die Gefahr in sich, »Gehirn« mit Symbolen, Deutungen und Werten zu überfrachten und dadurch überzogene Erwartungen zu wecken, die nicht zu erfüllen sind oder zu heiklen biopolitischen Forderungen führen. Anthropologische Ansprüche an die Hirnforschung bewegen sich eher an der Grenze zwischen Science und Fiction. Vor dem Hintergrund dieser Debatten plädiert Michael Hagner für einen gelassenen und (selbst-)kritischen Umgang mit ihren Ergebnissen.
Lese-Probe zu „Der Geist bei der Arbeit (PDF)“
Einleitung (S. 7) Dem Geist bei der Arbeit zusehen das ist eine Formulierung, die ein großes Versprechen enthält. Man hat sie in den letzten Jahren häufiger gehört, wenn von den neuen visuellen Untersuchungsmethoden der kognitiven Neurowissenschaften die Rede war. Mit Hilfe des Neuroimaging, so heißt es immer wieder, werden Stoffwechselprozesse und neuronale Aktivitätsmuster in Echtzeit abgebildet, die einen unmittelbaren Einblick geben in die Welt des Denkens und der Gefühle.
Man könnte daraus den Schluß ziehen, daß diese neuen Verfahren das Fenster zu den geistigen Prozessen geöffnet haben und daß sich Neurowissenschaftler überhaupt erst seit wenigen Jahren trauen, Phänomene wie Bewußtsein, Emotionen, Gedanken oder Vorstellungen zu ihrem Untersuchungsgegenstand zu machen. Eine solche Sichtweise, die durch manche euphorische Rhetorik über eine Revolution in den Neurowissenschaften und durch Online-Datenbanken genährt wird, die höchstens 10 Jahre alte Literatur enthalten, ist irreführend.
Hirnforscher haben sich schon lange vorher für den Geist bei der Arbeit interessiert. Sie verfügten nicht über die gleichen Technologien wie ihre Nachfolger heute, doch ihre theoretischen Annahmen, Hypothesen und Absichten waren kaum weniger ambitioniert. Auch sie betrachteten den Geist als ein biologisches Phänomen, das den quantitativen Verfahren der Naturwissenschaften zugänglich ist.
Wie lassen sich aus diesen Ähnlichkeiten, die noch keine unmittelbare Nachbarschaft bedeuten, Verbindungspfade finden zwischen der vergangenen und der heutigen Forschung?
Gewiß versteht man die Entstehung, Durchsetzung, Veränderung, Zirkulation und Verabschiedung einer Idee, eines Modellobjekts oder eines Verfahrens nur in einem jeweiligen historischen Kontext. Weder die computergestützte Technologie des Neuroimaging noch die molekularbiologische Untersuchung synaptischer Prozesse sind aus historischen Ereignissen herzuleiten, die länger als 30 bis 40 Jahre
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zurückliegen.
Auch die allgemeine gegenwärtige Faszination von der Hirnforschung ist nicht unmittelbar aus der Vergangenheit ableitbar, sondern kann nur aus Bedürfnissen und Interessen der Gegenwart heraus erklärt werden. Trotz dieses Umstands sollte das, was diese gegenwärtigen Forschungen inklusive ihres öffentlichen Zuspruchs ausmacht, nicht auf ihre technologischen Bedingungen und auch nicht auf wirkliche oder vermeintliche neue Entdeckungen und Erkenntnisse reduziert werden.
Auch heute noch sind Postulate, Theorien und Werte forschungsrelevant und öffentlichkeitswirksam, die weiter zurückreichen und bereits mehrere historische Konjunkturen hatten, dann zurückgedrängt wurden und nach einer gewissen Latenzzeit in etwas veränderter Gestalt wieder hervorgeholt wurden.
Daten, die mit den allerneuesten technologischen Verfahren erhoben werden, finden sich zum Teil in einem Interpretationshorizont wieder, der wesentlich älter ist. Wie sind solche Überlagerungen von verschiedenen Zeitschichten in einer Wissenschaft erklärbar? Am ehesten dadurch, daß man von längerfristigen Phänomenen ausgeht, die über ihre jeweilige historische Implementierung hinaus stabil bleiben, wobei Stabilität nicht bedeutet, daß sie zu jeder Zeit die gleiche erkenntnisleitende Funktion hätten.
Insofern unterscheiden sie sich von Naturgesetzen, Regeln oder Gleichungen, denen eine stärkere Robustheit bzw. Unveränderlichkeit zugesprochen wird. Mir geht es hier um bestimmte Annahmen, Sichtweisen, Deutungsangebote und Zukunftsvisionen, die nicht für die gesamte Hirnforschung verbindlich sind. Doch in den kognitiven Neurowissenschaften begründen und unterhalten sie Traditionen, und sie bewirken, daß Forschungsprojekte, selbst wenn sie in einem ganz anderen Zusammenhang entstanden sind, sich dieser Traditionen bewußt oder unbewußt bedienen.
Auch die allgemeine gegenwärtige Faszination von der Hirnforschung ist nicht unmittelbar aus der Vergangenheit ableitbar, sondern kann nur aus Bedürfnissen und Interessen der Gegenwart heraus erklärt werden. Trotz dieses Umstands sollte das, was diese gegenwärtigen Forschungen inklusive ihres öffentlichen Zuspruchs ausmacht, nicht auf ihre technologischen Bedingungen und auch nicht auf wirkliche oder vermeintliche neue Entdeckungen und Erkenntnisse reduziert werden.
Auch heute noch sind Postulate, Theorien und Werte forschungsrelevant und öffentlichkeitswirksam, die weiter zurückreichen und bereits mehrere historische Konjunkturen hatten, dann zurückgedrängt wurden und nach einer gewissen Latenzzeit in etwas veränderter Gestalt wieder hervorgeholt wurden.
Daten, die mit den allerneuesten technologischen Verfahren erhoben werden, finden sich zum Teil in einem Interpretationshorizont wieder, der wesentlich älter ist. Wie sind solche Überlagerungen von verschiedenen Zeitschichten in einer Wissenschaft erklärbar? Am ehesten dadurch, daß man von längerfristigen Phänomenen ausgeht, die über ihre jeweilige historische Implementierung hinaus stabil bleiben, wobei Stabilität nicht bedeutet, daß sie zu jeder Zeit die gleiche erkenntnisleitende Funktion hätten.
Insofern unterscheiden sie sich von Naturgesetzen, Regeln oder Gleichungen, denen eine stärkere Robustheit bzw. Unveränderlichkeit zugesprochen wird. Mir geht es hier um bestimmte Annahmen, Sichtweisen, Deutungsangebote und Zukunftsvisionen, die nicht für die gesamte Hirnforschung verbindlich sind. Doch in den kognitiven Neurowissenschaften begründen und unterhalten sie Traditionen, und sie bewirken, daß Forschungsprojekte, selbst wenn sie in einem ganz anderen Zusammenhang entstanden sind, sich dieser Traditionen bewußt oder unbewußt bedienen.
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Autoren-Porträt von Michael Hagner
Michael Hagner, geb. 1960, ist Professor für Wissenschaftsforschung an der ETH Zürich. Veröffentlichungen: Homo cerebralis. Der Wandel vom Seelenorgan zum Gehirn (1997), Ansichten der Wissenschaftsgeschichte (Hg., 2001), Einstein on the Beach. Der Physiker als Phänomen (Hg., 2005).
Bibliographische Angaben
- Autor: Michael Hagner
- 2013, 2. Auflage, 286 Seiten, Deutsch
- Verlag: Wallstein Verlag GmbH
- ISBN-10: 3835306677
- ISBN-13: 9783835306677
- Erscheinungsdatum: 06.11.2013
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 4.95 MB
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Pressezitat
»ein höchst informatives Buch«(Michael Pauen, DIE ZEIT, 28.9.2006)
»Es zeichnet Hagners (...) Essays aus, dass sie nicht mit Verve die Kultur und den Geist gegen die Hirnfoschung in Stellung bringen.«
(Michael Adrian, Frankfurter Rundschau, Literaturrundschau 6.12.2006)
»Man kann Hagners Buch als Beitrag zur Selbstaufklärung der Wissenschaften lesen, der auch für ein breites Publikum von größtem Interesse ist.«
(Ralf Müller-Schmid, Deutschlandradio Kultur, 25.1.2007)
»dieses Buch »sollte jeder Hirnforscher sorgfältig lesen, um die eigene Tätigkeit im gesellschaftlichen Rahmen besser zu verstehen.«
(Ernst Pöppel, Neue Zürcher Zeitung, 5./6. Mai 2007)
»Hagner gelingt in seinem sehr gut lesbaren, instruktiv bebilderten und sorgfältig lektorierten Buch, die Relevanz historischen Fragens für die Einschätzung gegenwärtiger Wissensdispositive ebenso wie ihre literatur-, kultur- und medienwissenschaftliche Anschlussfähigkeit zu demonstrieren.«
(Marcus Hahn, Zeitschrift für Deutsche Philologie 126. Bd. 2007)
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