Emigration mit über fünfzig (ePub)

Jeder von uns hat nur ein Leben. Wir alle wollen es so gut und so schön leben, wie es nur möglich ist. Wir wollen eine Spur hinterlassen. Wir kämpfen, bemühen uns, machen Fehler. Manchmal können wir sie gutmachen, und manchmal haben wir keine Möglichkeiten. Viele von uns wollen ein ruhiges Leben haben, ohne Verwirrungen, sogar ohne Verantwortung für die begangenen Taten. Lass den Krieg auf der ganzen Welt, solange unser Dorf ruhig ist. Die Autorin dieser Erinnerungen gehört bestimmt nicht zu den passiven Personen. Handeln wurde zum Ziel ihres Lebens. Einem Menschen zu helfen ist eine Herausforderung, die sie bewältigen wollte, seitdem sie verstanden hat, dass die Krankenpflege ihr Leben ist. Das Schreiben dieser Erinnerungen beginnt in dem Moment, als sie im Juni 2011 mit ihrem Mann zu ihrer Tochter nach München kommt, die seit ein paar Wochen ihr Leben hier gestaltet. Alle drei wissen, dass sie für immer hierhergekommen sind. Sie haben in Polen einige Jahrzehnte des Lebens, der Anstrengung und der Arbeit verbracht, die keine Früchte gebracht haben. Als Maria die Arbeit als Pflegerin in einem Pflegeheim angenommen hat, fängt sie gleichzeitig an, die Erinnerungen an einige Jahre ihres Lebens aufzuschreiben. Es ist eine Form der Verabschiedung von jener Welt. Dass das, schon das Ende des Lebens in Polen sein würde, hat sie schon damals gewusst, als sie gezwungen wurde, die Eheringe zu verkaufen, um Geldmittel für die Reise nach Deutschland zu haben. Und auch schon damals, als sie die Betten ihrer Patienten aus dem Familienpflegeheim verkaufen und teilweise verschrotten musste. Man spürt Trauer in diesem Buch. Es ist aber auch der Versuch der Suche nach den Ursachen. Auch bei sich selbst. Es fehlt nicht an schockierenden Ereignisbeschreibungen, von denen man Gänsehaut bekommt. Der Leser wird die folgenden Seiten schnell lesen, weil er wissen will was weiter passiert. Diese Erinnerungen begeistern, weil sie vom wahren Leben erzählen.. Manchmal scheinen manche Ereignisse so seltsam zu sein, als ob sie irreal wären. Besonders die, die die Metaphysik betreffen. Aber das sind Tatsachen, die es gab, die passiert sind und die Einfluss auf das Leben der Autorin und ihrer Familie hatten. Das ist ein schwerer Erfahrungsschatz. Die Ablehnung der Eltern und der Schwester hat bei der schon vierzigjährigen Frau eine schmerzhafte Spur hinterlassen, die vertrauensvoll und leichtgläubig und immer noch idealistisch in die Zukunft geschaut hat.