Genderstudies in den Geisteswissenschaften (PDF)
Beiträge aus den Literatur-, Film- und Sprachwissenschaften
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Sonja Hilzinger Exilliteratur, Geschlechterforschung und die Entdeckung einer Autorin: Margarete Steffin (S. 75-76)
Zum hundertsten Geburtstag: Margarete Steffin (1908-1941)
Als Kind war Grete, wie sie genannt wurde, oft mit der Großmutter unterwegs, die mit Pferd und Planwagen über die Dörfer zog und Kurzwaren verkaufte. Mehr als zwanzig Jahre später, im Exil in Schweden, erinnert sie sich daran. So entsteht in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht die Mutter Courage.
Die literaturbegeisterte Margarete mit den wachen blauen Augen kommt aus einer Berliner Arbeiterfamilie. Schon als Schülerin schreibt sie Theaterstücke. Mit vierzehn verläßt sie die Schule, wird Buchhalterin und bildet sich weiter in der Marxistischen Arbeiterschule. Mit Freunden geht sie sommers auf Fahrt, einmal übernachten sie in Heinrich Vogelers Barkenhoff bei Bremen. Aus Begeisterung für die Sowjetunion lernt Grete Russisch. Sie engagiert sich in der Arbeiterkulturbewegung, wird Rezitatorin in einem proletarischen Sprechchor. Die junge Kommunistin mit der Leidenschaft für Literatur, Theater und Film ist selbst eine sprachbegabte Autorin, als sie 1932 Brecht kennenlernt. Von da an verbindet beide eine Arbeits- und Liebesbeziehung im Zeichen der gemeinsamen Sache: im Kampf gegen Hitler.
Anfang 1933 wird Margarete Steffin verhaftet und kommt wieder frei. Danach beginnen unruhige und gefährliche Zeiten. Sie lebt in wechselnden Exilländern, in Frankreich, Dänemark, Schweden, Finnland, und dazwischen immer wieder in der Sowjetunion. Kälte und Hunger, das ständige Unterwegssein, die zermürbende Abhängigkeit von einer Aufenthaltserlaubnis und ein immenses Arbeitspensum tragen dazu bei, dass sich ihre Tuberkulose verschlimmert. Steffin arbeitet mit Brecht und Hanns Eisler, mit Walter Benjamin, mit Hella Wuolijoki. Sie beherrscht sieben Sprachen. Sie schreibt autobiografische Texte, Erzählungen, Gedichte, Stücke für Kinder, verdient Geld mit
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Übersetzungen, mit Film- und Theaterkritiken und als Literaturagentin.
In Zusammenarbeit mit Brecht entstehen gerade in diesen schwierigen Zeiten jene Stücke, Prosatexte und Gedichtsammlungen, die bis heute als wichtigste Werke unter dem Autornamen Brecht gelten. Auf dem Weg ins amerikanische Exil stirbt Margarete Steffin im Sommer 1941 in Moskau, 33 Jahre alt. Ihre Briefe zeugen von einem wachen, kritischen Geist, erzählen von Einsamkeit und der nie nachlassenden Lust auf Neues. Ihre Texte sind präzise Sprachkunstwerke: philosophisch durchdacht und von schöner Klarheit. In Berlin, in der Gegend um Brechts Theater am Schiffbauerdamm, trägt eine kleine Straße ihren Namen: Margarete Steffin.
Exilliteratur und Geschlechterforschung
Grete Steffin war eine vielseitig begabte und politisch engagierte junge Frau, die als Kommunistin zur Emigration gezwungen war. Ihr Name ist aber nicht als Name einer Autorin in die Literaturgeschichte gelangt, sondern als der einer Mit-Arbeiterin und Geliebten von Brecht. Das hat System. Der Autor ist männlich: wir sagen Goethe, Kleist, Brecht, aber die Günderrode, die Seghers, die Steffin und bezeichnen damit, indem wir bei einem weiblichen Autor auf das Geschlecht explizit hinweisen, den Sonderfall, die Ausnahme.
Männer schaffen Werke, Frauen schaffen materiell, emotional, sozial die günstigen Bedingungen für das Entstehen von Werken: Sie stärken das Selbstbewusstsein des Genies, sie kochen und waschen, sie tippen und korrigieren, sie recherchieren und denken mit, sie führen die Korrespondenz, sie machen den Kleinkram. Mascha Kaléko (1907-1975), Erfolgsautorin im Berlin der Zwanziger Jahre, unterstützte im us-amerikanischen Exil vor allem die Karriere ihres Mannes (er war Musiker) und kam selbst kaum mehr zum Schreiben.
In Zusammenarbeit mit Brecht entstehen gerade in diesen schwierigen Zeiten jene Stücke, Prosatexte und Gedichtsammlungen, die bis heute als wichtigste Werke unter dem Autornamen Brecht gelten. Auf dem Weg ins amerikanische Exil stirbt Margarete Steffin im Sommer 1941 in Moskau, 33 Jahre alt. Ihre Briefe zeugen von einem wachen, kritischen Geist, erzählen von Einsamkeit und der nie nachlassenden Lust auf Neues. Ihre Texte sind präzise Sprachkunstwerke: philosophisch durchdacht und von schöner Klarheit. In Berlin, in der Gegend um Brechts Theater am Schiffbauerdamm, trägt eine kleine Straße ihren Namen: Margarete Steffin.
Exilliteratur und Geschlechterforschung
Grete Steffin war eine vielseitig begabte und politisch engagierte junge Frau, die als Kommunistin zur Emigration gezwungen war. Ihr Name ist aber nicht als Name einer Autorin in die Literaturgeschichte gelangt, sondern als der einer Mit-Arbeiterin und Geliebten von Brecht. Das hat System. Der Autor ist männlich: wir sagen Goethe, Kleist, Brecht, aber die Günderrode, die Seghers, die Steffin und bezeichnen damit, indem wir bei einem weiblichen Autor auf das Geschlecht explizit hinweisen, den Sonderfall, die Ausnahme.
Männer schaffen Werke, Frauen schaffen materiell, emotional, sozial die günstigen Bedingungen für das Entstehen von Werken: Sie stärken das Selbstbewusstsein des Genies, sie kochen und waschen, sie tippen und korrigieren, sie recherchieren und denken mit, sie führen die Korrespondenz, sie machen den Kleinkram. Mascha Kaléko (1907-1975), Erfolgsautorin im Berlin der Zwanziger Jahre, unterstützte im us-amerikanischen Exil vor allem die Karriere ihres Mannes (er war Musiker) und kam selbst kaum mehr zum Schreiben.
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Bibliographische Angaben
- 2009, 1. Auflage, 159 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Corinna Schlicht
- Verlag: UVRR Universitätsverlag Rhein-Ruhr
- ISBN-10: 3940251712
- ISBN-13: 9783940251718
- Erscheinungsdatum: 01.01.2009
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