Geschichte des Bildungswesens (PDF)
Der Sonderweg im europäischen Kulturraum
Die Einführung in die Geschichte des okzidentalen Bildungswesens macht in Grundzügen die Bewegungen und 'Sattelzeiten' sichtbar, die zum 'Wunderwerk' eines modernen Bildungssystems beigetragen haben. Geleitet von der These Max Webers vom abendländischen...
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Produktinformationen zu „Geschichte des Bildungswesens (PDF)“
Die Einführung in die Geschichte des okzidentalen Bildungswesens macht in Grundzügen die Bewegungen und 'Sattelzeiten' sichtbar, die zum 'Wunderwerk' eines modernen Bildungssystems beigetragen haben. Geleitet von der These Max Webers vom abendländischen Sonderweg werden die großen Linien der Entstehung des Bildungswesens als institutionellem Akteur der 'Menschengestaltung' aufgezeigt. Dabei erkennt man eine faszinierende Geschichte von Wirkungskräften zwischen weltlichen und religiösen Ideen der Vervollkommnung des Menschen über Bildungs- und Lernprozesse. Frühes Christentum und Antike, Mittelalter und Renaissance, Reformation und Aufklärung, Industrialisierung und Moderne entfalten ihre je eigenen Schubkräfte für den Ausbau von Institutionen und für Erfindungen des Unterrichtens. Einmal mehr wird deutlich, dass die Geschichte der Bildungssysteme ein bedeutender Teil der Kultur- und Sozialgeschichte des Abendlandes ist.
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2 Die erste große Erzählung: Das Christentum als prägende Macht des Okzidents und seine Rezeption der Antike (S. 35) Wer vom Sonderweg des Okzidents spricht (s. auch Sieferle, 2003), der ist geradlinig auf Max Weber verwiesen. Sein systematischer Vergleich der Weltreligionen hat auf die Besonderheiten des Christentums und dessen Beitrag zum okzidentalen Sonderweg aufmerksam gemacht (Weber, 1920, 1921, 1947). Dieser Ausgangspunkt soll hier genutzt werden, um der Hypothese nachzugehen, dass auch das moderne Bildungswesen eine "Erfindung" ist, die ohne das Christentum undenkbar gewesen wäre.
Die Gegenthese wäre die, dass das Bildungswesen der Moderne eher gegen das Christentum entstanden ist und ein Produkt der säkularen Gestaltung von Bürger-Staaten im 19. Jahrhundert und der wirtschaftlichen Impulse der letzten zweihundert Jahre ist.
2.1 Das Christentum und der okzidentale Sonderweg
Die größte Sprengkraft für den okzidentalen Kulturweg hatte nach Max Weber das Christentum. Dies intuitiv anzunehmen ist die eine Seite. Die andere Seite ist die, zu belegen, welche Züge des Christentums eine besondere wirklichkeitsgestaltende Kraft zur Folge hatten. Welches sind die Besonderheiten des Weltbildes des Christentums, die zu einer besonderen Lebensführung und damit zum okzidentalen Sonderweg beigetragen haben?
2.1.1 Die Welthaltung des Christentums
Es sind die Religionen, die die Modalitäten der Zuwendung zur Welt definieren. Diese These ist einer der größten Entdeckungen der Soziologie, die wir Max Weber verdanken (s. für neuere Arbeiten dazu Lehmann & Quédraogo, 2003). Wir verstehen danach die Geschichte der okzidentalen Kultur nur, wenn wir die Besonderheiten der Zuwendung zur Welt im Christentum erkennen. Um diese großen Ansprüche verständlich zu machen, sei der Gedankengang Webers in der größtmöglichen Kürze vorgestellt. Die Argumentation beginnt so: "Interessen (materielle und ideelle), nicht: Ideen, beherrschen unmittelbar
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das Handeln des Menschen.
Aber: die Weltbilder`, welche durch Ideen` geschaffen wurden, haben sehr oft als Weichensteller die Bahnen bestimmt, in denen die Dynamik der Interessen das Handeln fortbewegte. Nach dem Weltbild richtete es sich ja: wovon` und wozu` man erlöst` sein wollte und - nicht zu vergessen - konnte. Ob von politischer und sozialer Knechtschaft zu einem diesseitigen messianischen Zukunftsreich. Oder von der Befleckung durch das rituell Unreine oder von der Unreinheit der Einkerkerung in den Körper überhaupt zur Reinheit eines seelisch-leiblich-schönen oder eines rein geistigen Seins.
Oder von dem ewigen sinnlosen Spiel menschlicher Leidenschaften und Begehrungen zur stillen Ruhe des reinen Schauens des Göttlichen. Oder von einem radikal Bösen und von der Knechtschaft unter der Sünde zur ewigen freien Güte im Schoß eines väterlichen Gottes. Oder von der Verknechtung unter die astrologisch gedachte Determiniertheit durch die Gestirnkonstellationen zur Würde der Freiheit und Teilhaftigkeit am Wesen der verborgenen Gottheit.
Oder von den in Leiden, Not und Tod sich äußernden Schranken der Endlichkeit und den drohenden Höllenstrafen zu einer ewigen Seligkeit in einem irdischen oder paradiesischen, künftigen Dasein. Oder von dem Kreislauf der Wiedergeburten mit ihrer unerbittlichen Vergeltung von Handlungen abgelebter Zeiten zur ewigen Ruhe. Oder von der Sinnlosigkeit des Grübelns und Geschehens zum traumlosen Schlaf.
Der Möglichkeiten gab es noch weit mehr. Stets steckte dahinter eine Stellungnahme zu etwas, was an der realen Welt als spezifisch "sinnlos" empfunden wurde und also die Forderung: dass das Weltgefüge in seiner Gesamtheit ein irgendwie sinnvoller "Kosmos" sei oder: werden könne und solle. Dies Verlangen aber, das Kernprodukt des eigentlich religiösen Rationalismus, wurde durchaus von intellektuellen Schichten getragen. Wege und Ergebnisse dieses metaphysischen Bedürfnisses und auch das Maß seiner Wirksamkeit waren dabei sehr verschieden" (Weber, 1920, S. 252f.).
Doch wie verschieden? Wie kann man die Verschiedenheit in eine Systematik zwingen (Kippenberg & Riesenbrodt, 2001)? Max Weber hat dies unternommen und es ist ihm nach meiner Überzeugung auch in herausragender Weise gelungen. Die unterschiedlichen Antworten der Weltreligionen kristallisieren in unterschiedliche Haltungen zur Welt, die Schluchter (1979) in einer Rekonstruktion der Position von Max Weber als Weltanpassung, Weltflucht, Weltüberwindung und Weltbeherrschung charakterisiert hat.
Aber: die Weltbilder`, welche durch Ideen` geschaffen wurden, haben sehr oft als Weichensteller die Bahnen bestimmt, in denen die Dynamik der Interessen das Handeln fortbewegte. Nach dem Weltbild richtete es sich ja: wovon` und wozu` man erlöst` sein wollte und - nicht zu vergessen - konnte. Ob von politischer und sozialer Knechtschaft zu einem diesseitigen messianischen Zukunftsreich. Oder von der Befleckung durch das rituell Unreine oder von der Unreinheit der Einkerkerung in den Körper überhaupt zur Reinheit eines seelisch-leiblich-schönen oder eines rein geistigen Seins.
Oder von dem ewigen sinnlosen Spiel menschlicher Leidenschaften und Begehrungen zur stillen Ruhe des reinen Schauens des Göttlichen. Oder von einem radikal Bösen und von der Knechtschaft unter der Sünde zur ewigen freien Güte im Schoß eines väterlichen Gottes. Oder von der Verknechtung unter die astrologisch gedachte Determiniertheit durch die Gestirnkonstellationen zur Würde der Freiheit und Teilhaftigkeit am Wesen der verborgenen Gottheit.
Oder von den in Leiden, Not und Tod sich äußernden Schranken der Endlichkeit und den drohenden Höllenstrafen zu einer ewigen Seligkeit in einem irdischen oder paradiesischen, künftigen Dasein. Oder von dem Kreislauf der Wiedergeburten mit ihrer unerbittlichen Vergeltung von Handlungen abgelebter Zeiten zur ewigen Ruhe. Oder von der Sinnlosigkeit des Grübelns und Geschehens zum traumlosen Schlaf.
Der Möglichkeiten gab es noch weit mehr. Stets steckte dahinter eine Stellungnahme zu etwas, was an der realen Welt als spezifisch "sinnlos" empfunden wurde und also die Forderung: dass das Weltgefüge in seiner Gesamtheit ein irgendwie sinnvoller "Kosmos" sei oder: werden könne und solle. Dies Verlangen aber, das Kernprodukt des eigentlich religiösen Rationalismus, wurde durchaus von intellektuellen Schichten getragen. Wege und Ergebnisse dieses metaphysischen Bedürfnisses und auch das Maß seiner Wirksamkeit waren dabei sehr verschieden" (Weber, 1920, S. 252f.).
Doch wie verschieden? Wie kann man die Verschiedenheit in eine Systematik zwingen (Kippenberg & Riesenbrodt, 2001)? Max Weber hat dies unternommen und es ist ihm nach meiner Überzeugung auch in herausragender Weise gelungen. Die unterschiedlichen Antworten der Weltreligionen kristallisieren in unterschiedliche Haltungen zur Welt, die Schluchter (1979) in einer Rekonstruktion der Position von Max Weber als Weltanpassung, Weltflucht, Weltüberwindung und Weltbeherrschung charakterisiert hat.
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Autoren-Porträt von Helmut Fend
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Helmut Fend ist emeritierter Professor für Pädagogik und Pädagogische Psychologie an der Universität Zürich.
Bibliographische Angaben
- Autor: Helmut Fend
- 2007, 2006, 253 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531900471
- ISBN-13: 9783531900476
- Erscheinungsdatum: 17.10.2007
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 44 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"Das Buch ist für sozialgeschichtlich interessierte Leser von hohem Nutzen und Lesegewinn, der sich in Selbstvergewisserung und Reflexion eigenen Bildungserwerbs gründet. Helmut Fend hat ein wahrhaft faszinierendes Buch über „Sattelzeiten“ und „Schubkräfte“ der Bildungssysteme geschrieben, das gleichzeitig ein sozialhistorisches Repetitorium der Schulentwicklung mit vielen anschaulichen Bildern aus der Pictura Paedagogica darstellt und vor allem Studierenden der Bildungswissenschaften und des Lehramts ans Herz zu legen ist." Comenius-Jahrbuch Band 16–17 / 2008–2009"Die letzten Kapitel [...] sind die lesenswertesten. Sie bieten interessante Einblicke in die Institutsgeschichte und regen zum Nachdenken über Systemlogiken an." Das Argument, 276/2008
"Eine lehrreiche Lektüre [...]." Unsere Kinder, 02/2008
"Diese Geschichte des Bildungswesens nimmt die Leser/innen mit auf eine überaus kenntnisreiche Zeitreise, die durch einen - für ein 'Lehrbuch" ungewöhnlich - spannenden Erzählstil und zahlreiche Abbildungen und Fotos ein echtes Lesevergnügen bereitet. Empfehlenswert!." b&w - bildung und wissenschaft, 03/2008
"[...] gerade auch in den mentalitäts- und kontextgeschichtlich entscheidenden Perspektiven auf Erziehung und das Bildungswesen erweist sich Fends Bearbeitung der Geschichte der Schule im Rahmen der These Webers als ausserordentlich fruchtbar. In diesem Sinne ist dem Buch nicht nur eine grosse Verbreitung als Lehr- und Studienbuch zu wünschen, sondern die bildungshistorische Forschung tut gut daran, sich mit einer hervorragend explizierten These auch aus der Perspektive ihrer Ergebnisse auseinanderzusetzen." Zeitschrift für pädagogische Historiographie, 02/2007
"[...] eine theoretisch fundierte Interpretation von 2000 Jahren abendländischer Bildungsentwicklung [...]. [...] die 'Geschichte des Bildungswesens' [bietet] gerade durch die konsequente Anwendung einer bildungssoziologischen Theorie eine zum kritischen Nachdenken über die Bildungsentwicklun
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