Göttlich verdammt / Göttlich Trilogie Bd.1 (ePub)
Die 16-jährige Helen ist eine Halbgöttin mit übernatürlichen Kräften. Als die Familie Delos auf die Insel Nantucket zieht, gerät ihr Leben aus den Fugen. Seit ihrer Ankunft plagen Helena düstere Albträume. Besonders...
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Produktinformationen zu „Göttlich verdammt / Göttlich Trilogie Bd.1 (ePub)“
Die 16-jährige Helen ist eine Halbgöttin mit übernatürlichen Kräften. Als die Familie Delos auf die Insel Nantucket zieht, gerät ihr Leben aus den Fugen. Seit ihrer Ankunft plagen Helena düstere Albträume. Besonders zu Lucas Delos zieht es Helena magisch hin. Dann erfährt sie, dass auch er ein Halbgott ist.
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Schicksalhafte Liebe, antike Fehde, göttliches Erbe Die 16-jährige Helen lebt bei ihrem Vater auf Nantucket und langweilt sich. Ihre beste Freundin Claire hofft, dass nach den Ferien endlich etwas Aufregendes passiert. Der Wunsch geht in Erfüllung, als die Familie Delos auf die Insel zieht. Alle sind hin und weg von den äußerst attraktiven Neuankömmlingen. Nur Helen spürt von Anfang an großes Misstrauen. Gleichzeitig plagen sie plötzlich düstere Albträume, in denen drei unheimliche Frauen Rache nehmen wollen. Es scheint eine Verbindung zwischen ihnen und Lucas Delos zu geben. Was dahintersteckt, erfährt Helen erst nach und nach: Lucas und sie stammen von Halbgöttern ab und sind dazu verdammt, einen erbitterten Kampf auszulösen indem sie sich ineinander verlieben Der ultimative Roman für alle "Biss"- und "Panem"-Fans - mit dem hinreißenden Sehnsuchtspaar: Helen und Lucas. Eine Highschool-Romanze mit Elementen aus der griechischen Mythologie.
Lese-Probe zu „Göttlich verdammt / Göttlich Trilogie Bd.1 (ePub)“
Göttlich verdammt von Josephine Angelini1
In der feuchten Luft konnte Helen ihre Verfolger besser hören,
wusste aber, dass dasselbe auch für sie galt. Panisch und
vollkommen erschöpft kämpfte sie sich weiter und zwang
ihren Körper, noch schneller zu werden. Sie würde rennen,
bis das Land zu Ende war. Kurz bevor sie ohnmächtig wurde,
spürte sie, wie ihr Körper plötzlich leicht wurde und ihr
keuchender Atem sich beruhigte. Die Schmerzen, die ihr bei
jedem ihrer Riesenschritte durch den ganzen Körper gefahren
waren, hörten abrupt auf. Sie bewegte sich immer noch,
aber sie fühlte nichts mehr außer der Kälte und dem Wind,
der ihr durchs Haar fuhr. Der Nebel war weg, aber sie sah
trotzdem nichts als Dunkelheit und Sterne um sich herum.
Überall waren Sterne. Sie schaute nach unten.
Unter ihr funkelten winzige Lichter.Und alles,was sie sonst
noch entdecken konnte, waren ihre Arme und Beine, die so
mühelos in der Luft schwebten, als wäre sie unter Wasser. Sie
sah noch einmal nach unten und erkannte die hübsche kleine
Insel, auf der sie lebte. Ihr wurde schwarz vor Augen. Ohne
einen Laut verlor sie das Bewusstsein und fiel wie ein Stein
von dem Himmel, in den sie gerade erst aufgestiegen war.
... mehr
Helen hatte grauenvolle Schmerzen. Sie hörte den Ozean
in ihrer Nähe rauschen, konnte sich aber nicht bewegen oder
die Augen öffnen, um nachzusehen, wo er war. Sie spürte jedoch,
wie ihr Kopf sanft auf und ab wiegte, als läge sie mit
dem Bauch nach unten auf einem hölzernen Floß. Auf ihren
Lippen erschien der Anflug eines dankbaren Lächelns. Etwas
hatte ihren Fall gebremst und trug sie jetzt sanft durch die
Wellen. Sie versuchte, ihre Schmerzen auszublenden, indem
sie zu zählen begann. Unter sich vernahm sie einen stetigen
Rhythmus, und nach kurzer Zeit schlug ihr Herz im Takt mit
dem Geräusch, das ihr Floß machte. Es pochte mit ihr. Sie lag
ganz, ganz still.
Helen kam es vor, als wären Stunden vergangen, als sie
endlich in der Lage war, die Augen zu öffnen. Das einzige,
was sie in den Lichtwellen eines weit entfernten Leuchtturms
sehen konnte, waren Wände aus Sand. Unter ihrer rechten
Wange spürte sie ein T-Shirt. Es dauerte einen Moment, bis
sie begriff, dass ein Mensch darin steckte. Sie lag auf einem
Mann. Das Harte unter ihrem Kopf war seine Brust und das
merkwürdige Wiegen war sein Atmen. Sie schnappte nach
Luft. Die Delos-Jungen hatten sie erwischt.
»Helen?«, hauchte Lucas mit schwacher, keuchender Stimme.
»Lebst du? Sag was«, brachte er mühevoll hervor. Er hörte
sich nicht an, als wollte er sie umbringen, also antwortete sie.
»Lebe noch. Kann mich nicht bewegen«, flüsterte sie. Mit jeder
Silbe schoss ein schmerzhafter Blitz durch ihr Zwerchfell.
»Warte. Hör die Wellen an. Ruhig«, sagte er und musste um
jedes Wort ringen, weil ihr Körpergewicht ihm die ganze Luft
aus der Lunge presste.
Helen war klar, dass sie nicht einmal den Arm heben konnte,
also entspannte sie sich, wie Lucas ihr geraten hatte, und
beobachtete nur, wie die Welt mit jedem seiner Atemzüge auf
und ab wiegte. Sie warteten im heller und dunkler werdenden
Lichtstrahl des Leuchtturms und hörten zu, wie die Wellen an
den Sand gespült wurden.
Als die Schmerzen allmählich etwas erträglicher wurden,
schaute Helen an ihrem Körper herab. Soweit sie sehen konnte,
war ihr Körper äußerlich nicht verletzt, aber innerlich hatte
sie das Gefühl, als würde sie entzweigerissen. Gleichzeitig
strahlte ihr Körper eine unerträgliche Hitze aus und brannte
wie Feuer. Sie kannte das Gefühl. Etwas Ähnliches hatte sie
nach ihrem Fahrradunfall gespürt. Sie hatte sofort gewusst,
dass ihr Arm gebrochen war, aber als er dann geröntgt wurde,
war so gut wie keine Verletzung mehr zu sehen. Das Brennen
bedeutete, dass ihre Verletzungen heilten.
Irgendwie war sie vom Himmel gefallen und hatte überlebt.
Sie fing an zu weinen.
»Hab keine Angst«, brachte Lucas hervor. »Schmerzen vergehen.
«
»Sollte tot sein«, jammerte sie leise. »Was bin ich bloß für
ein Monster?«
»Nicht Monster. Du bist eine von uns«, sagte er mit etwas
kräftigerer Stimme. Er heilte genauso schnell wie Helen.
»Und was ist das?«
»Wir nennen uns Scions - Nachkommen.«
»Nachkommen?«, murmelte Helen. »Von wem?«
Sie hörte ihn zwar antworten, aber das Wort ›Halbgott‹ war
so weit von allem entfernt, womit sie gerechnet hatte. Sie war
auf etwas Schreckliches, vielleicht sogar Böses vorbereitet gewesen,
das sie zu dem machte, was sie war.
»Häh?«, stieß sie verdutzt hervor und war so überrascht,
dass sie sogar aufhörte zu weinen. Lucas musste lachen.
»Autsch. Bring mich nicht zum Lachen«, schnaufte er und
seine Brust bebte dabei auf und ab.
Es fühlte sich lustig an, wie ihr Kopf herumgerüttelt wurde,
und so fing auch sie an zu lachen und konnte nicht mehr
damit aufhören.
»Das tut echt weh«, sagte Lucas, als er sich endlich wieder
im Griff hatte.
»Wenn du aufhörst, hör ich auch auf«, meinte Helen.Auch
ihr Lachanfall war fast vorüber.
Sie kicherten noch leise vor sich hin und konzentrierten
sich erneut darauf, ihre Schmerzen zu regulieren und ihre
Körper zu heilen. Mit einem Ohr hörte Helen das regelmäßige
Pochen von Lucas' Herz und mit dem anderen das
Kreischen der Möwen. Die Morgendämmerung brach bereits
herein und sie fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen vollkommen
sicher.
»Warum hasse ich dich nicht mehr?«, fragte sie, als sie das
Gefühl hatte, dass ihre Schädelknochen wieder massiv genug
waren, um verständliche Worte herauszubringen.
»Das habe ich mich auch schon gefragt. Ich glaube, die Furien
sind weg.« Lucas seufzte, als wäre ihm gerade eine schwere
Last von der Brust genommen worden, obwohl Helen
wusste, dass ihr Kopf mindestens so schwer sein musste wie
eine Bowlingkugel. »Als wir in der Luft waren, hatte ich einen
Moment Angst. Es fiel mir schwer, dich nicht anzugreifen.«
»Wir? Du kannst also fliegen!«, erkannte Helen.
Sie musste daran denken, wie Lucas so oft plötzlich aufgetaucht
und wieder verschwunden war. Sie hatte ihn nur nie
fliegen sehen, weil sie nie auf die Idee gekommen war, nach
oben zu sehen.
»Wie bist du unter mich geraten?«, fragte sie und veränderte
geringfügig ihre Lage.
»Ich habe dich aufgefangen. Ich habe gesehen, wie du
ohnmächtig wurdest, und deinen Fall abgebremst, so gut ich
konnte, aber wir waren schon knapp über dem Boden, als
ich einen Arm um dich legen konnte.« Auch er bewegte sich
ein wenig zur Seite und zuckte vor Schmerz zusammen. »Ich
kann nicht fassen, dass wir noch leben.«
»Ich auch nicht. Ich dachte, du wärst gekommen, um mich
umzubringen, stattdessen hast du mich gerettet«, staunte sie
immer noch. »Du hast mir das Leben gerettet.«
Es war fast, als hätte der Sturz die ganze Wut aus ihr her
ausgetrieben. Sie hasste Lucas kein bisschen mehr. Sie spürte,
wie sich der Druck seines Arms, der auf ihrem Rücken lag,
ein wenig verstärkte.
»Die Sonne geht auf«, sagte Lucas eine Weile später. »Mit
Glück wird meine Familie uns jetzt sehen können.«
»Das Einzige, was ich sehe, ist deine Brust mit dem linken
Auge und Sandberge mit dem rechten.Wo sind wir eigentlich?«
»Auf dem Grund des Kraters, den unser Aufschlag verursacht
hat. Und zwar am hintersten Ende des Strandes vor dem Great
Point-Leuchtturm am nördlichsten Ende von Nantucket.«
»Also ... ganz leicht zu finden«, konterte Helen.
»Praktisch in unserem Hinterhof«, alberte Lucas, und sein
Lachen ließ ihn vor Schmerzen zusammenzucken. Dann
schwieg er einen Moment, bevor er wieder etwas sagte. »Wer
bist du?«, fragte er schließlich.
»Helen Hamilton«, sagte sie zögernd, weil sie keine Ahnung
hatte, worauf er hinauswollte.
»Der Name deines Vaters ist Hamilton, aber das ist nicht
dein Haus«, sagte er. »Normalerweise müsstest du den Scion-
Namen deiner Mutter tragen und nicht den deines sterblichen
Vaters.Wer war sie?«, fragte er neugierig, als hätte er die
ganze Nacht nichts anderes wissen wollen.
»Beth Smith.«
»Beth Smith. Ja, klar«, sagte er sarkastisch.
»Was?«
»Nun ja, ›Smith‹ ist offensichtlich nicht ihr richtiger
Name.«
»Woher willst du das wissen? Du weißt doch gar nichts
über sie.Wie kannst du da sagen, das wäre nicht ihr Name?«,
verteidigte sich Helen.
Sie hatte ihre Mutter nie kennengelernt, und dieser fremde
Junge bildete sich ein, mehr über sie zu wissen als sie selbst.
Es ärgerte Helen ein bisschen, dass das vielleicht sogar der Fall
war. Zum ersten Mal seit Stunden wurde ihr unangenehm
bewusst, dass sie schon die ganze Zeit auf ihm lag. Sie versuchte,
sich mit einem Unterarm abzustützen, aber nachdem
sie ein stechender Schmerz durchfuhr, konnte sie das vergessen.
Nach ein paar schwächlichen Versuchen, von ihm herunterzurollen,
gab sie auf. Sie konnte spüren, wie er lächelte und
wie sich seine Arme fester um sie schlossen.
»Ich weiß, dass deine Mutter nicht ›Smith‹ hieß, weil du
fliegen kannst, Helen. Und jetzt halt still. Du tust mir weh«,
sagte er.
»Oh, tut mir leid«, entgegnete sie. Ihr wurde klar, dass er die
ganze Wucht des Aufpralls abbekommen hatte, als sie auf dem
Boden aufgeschlagen waren. Seine Schmerzen waren wahrscheinlich
viel schlimmer als ihre - und ihre waren schon
grauenvoll.
Als sie zusah, wie sich der Sand mit der aufgehenden Sonne
erst grau, dann rosa und schließlich fast weiß verfärbte,
fiel ihr auf, dass dies schon der zweite Sonnenaufgang war,
den sie unfreiwillig miterlebte.Aber verglichen mit dem vom
Vortag war ihr dieser viel lieber. Sie hatte zwar deutlich mehr
Schmerzen, aber immerhin lebte sie noch und verspürte nicht
mehr die geringste Wut. Helen hatte gar nicht gemerkt, wie
schwer dieser Hass auf ihr gelastet hatte, bis sie diese Last endlich
losgeworden war.
Sie hörte, wie jemand nach Lucas rief, und obwohl sie
wusste, dass sie in Gefahr waren, solange sie hilflos in dieser
Grube lagen, wollte sie nicht gefunden werden.Was passierte,
wenn die Furien mit dem Rest der Familie Delos zurückkamen?
»Hier!«, rief Lucas kraftlos.
»Warte«, flehte Helen. »Und wenn sie immer noch die
Furien sehen, wenn sie mich anschauen? Ich kann mich in
diesem Zustand nicht verteidigen.«
»Niemand wird dir etwas tun«, versprach er, und seine
Arme schlossen sich noch fester um sie.
»Aber Hector ...«, begann sie.
»... muss erst mal mit mir fertig werden«, beendete er ihren
Satz energisch.
»Äh, Lucas?«, sagte sie zögerlich, weil sie ihn nicht damit
beleidigen wollte, das Offensichtliche laut auszusprechen.
»Ja, okay«, gestand er kichernd ein. »Mir ist schon klar, dass
ich im Augenblick nicht der ideale Kandidat für den Secret
Service bin, aber du kannst mir vertrauen. Ich werde nicht
zulassen, dass dir einer von ihnen etwas tut - auch nicht der
große böse Hector. Der übrigens gar nicht so schrecklich ist.«
Lucas schaffte es, den Kopf weit genug zu drehen, um Helen
in die Augen zu sehen.
»Du bist sein Cousin. Du musst schließlich das Beste von
ihm denken.«
»Dann überlasse ich die Entscheidung dir. Ich kann uns
nicht verstecken, aber ich werde nicht nach ihnen rufen,
wenn du es nicht willst«, sagte er und ließ seinen Kopf wieder
aus ihrem Blickfeld schweifen.
Sie lagen nur da und hörten, wie seine Familie wieder und
wieder seinen Namen rief, aber Lucas stand zu seinem Wort.
Er gab keinen Laut von sich, aber er zuckte jedes Mal zusammen,
wenn er Cassandras panische Stimme hörte. Sie klang
verzweifelt und voller Angst. Und Helen war schuld daran.
Ein paar Augenblicke später hielt sie es nicht mehr aus.
»Hier!«
© Cecilie Dressler Verlag • Hamburg
Helen hatte grauenvolle Schmerzen. Sie hörte den Ozean
in ihrer Nähe rauschen, konnte sich aber nicht bewegen oder
die Augen öffnen, um nachzusehen, wo er war. Sie spürte jedoch,
wie ihr Kopf sanft auf und ab wiegte, als läge sie mit
dem Bauch nach unten auf einem hölzernen Floß. Auf ihren
Lippen erschien der Anflug eines dankbaren Lächelns. Etwas
hatte ihren Fall gebremst und trug sie jetzt sanft durch die
Wellen. Sie versuchte, ihre Schmerzen auszublenden, indem
sie zu zählen begann. Unter sich vernahm sie einen stetigen
Rhythmus, und nach kurzer Zeit schlug ihr Herz im Takt mit
dem Geräusch, das ihr Floß machte. Es pochte mit ihr. Sie lag
ganz, ganz still.
Helen kam es vor, als wären Stunden vergangen, als sie
endlich in der Lage war, die Augen zu öffnen. Das einzige,
was sie in den Lichtwellen eines weit entfernten Leuchtturms
sehen konnte, waren Wände aus Sand. Unter ihrer rechten
Wange spürte sie ein T-Shirt. Es dauerte einen Moment, bis
sie begriff, dass ein Mensch darin steckte. Sie lag auf einem
Mann. Das Harte unter ihrem Kopf war seine Brust und das
merkwürdige Wiegen war sein Atmen. Sie schnappte nach
Luft. Die Delos-Jungen hatten sie erwischt.
»Helen?«, hauchte Lucas mit schwacher, keuchender Stimme.
»Lebst du? Sag was«, brachte er mühevoll hervor. Er hörte
sich nicht an, als wollte er sie umbringen, also antwortete sie.
»Lebe noch. Kann mich nicht bewegen«, flüsterte sie. Mit jeder
Silbe schoss ein schmerzhafter Blitz durch ihr Zwerchfell.
»Warte. Hör die Wellen an. Ruhig«, sagte er und musste um
jedes Wort ringen, weil ihr Körpergewicht ihm die ganze Luft
aus der Lunge presste.
Helen war klar, dass sie nicht einmal den Arm heben konnte,
also entspannte sie sich, wie Lucas ihr geraten hatte, und
beobachtete nur, wie die Welt mit jedem seiner Atemzüge auf
und ab wiegte. Sie warteten im heller und dunkler werdenden
Lichtstrahl des Leuchtturms und hörten zu, wie die Wellen an
den Sand gespült wurden.
Als die Schmerzen allmählich etwas erträglicher wurden,
schaute Helen an ihrem Körper herab. Soweit sie sehen konnte,
war ihr Körper äußerlich nicht verletzt, aber innerlich hatte
sie das Gefühl, als würde sie entzweigerissen. Gleichzeitig
strahlte ihr Körper eine unerträgliche Hitze aus und brannte
wie Feuer. Sie kannte das Gefühl. Etwas Ähnliches hatte sie
nach ihrem Fahrradunfall gespürt. Sie hatte sofort gewusst,
dass ihr Arm gebrochen war, aber als er dann geröntgt wurde,
war so gut wie keine Verletzung mehr zu sehen. Das Brennen
bedeutete, dass ihre Verletzungen heilten.
Irgendwie war sie vom Himmel gefallen und hatte überlebt.
Sie fing an zu weinen.
»Hab keine Angst«, brachte Lucas hervor. »Schmerzen vergehen.
«
»Sollte tot sein«, jammerte sie leise. »Was bin ich bloß für
ein Monster?«
»Nicht Monster. Du bist eine von uns«, sagte er mit etwas
kräftigerer Stimme. Er heilte genauso schnell wie Helen.
»Und was ist das?«
»Wir nennen uns Scions - Nachkommen.«
»Nachkommen?«, murmelte Helen. »Von wem?«
Sie hörte ihn zwar antworten, aber das Wort ›Halbgott‹ war
so weit von allem entfernt, womit sie gerechnet hatte. Sie war
auf etwas Schreckliches, vielleicht sogar Böses vorbereitet gewesen,
das sie zu dem machte, was sie war.
»Häh?«, stieß sie verdutzt hervor und war so überrascht,
dass sie sogar aufhörte zu weinen. Lucas musste lachen.
»Autsch. Bring mich nicht zum Lachen«, schnaufte er und
seine Brust bebte dabei auf und ab.
Es fühlte sich lustig an, wie ihr Kopf herumgerüttelt wurde,
und so fing auch sie an zu lachen und konnte nicht mehr
damit aufhören.
»Das tut echt weh«, sagte Lucas, als er sich endlich wieder
im Griff hatte.
»Wenn du aufhörst, hör ich auch auf«, meinte Helen.Auch
ihr Lachanfall war fast vorüber.
Sie kicherten noch leise vor sich hin und konzentrierten
sich erneut darauf, ihre Schmerzen zu regulieren und ihre
Körper zu heilen. Mit einem Ohr hörte Helen das regelmäßige
Pochen von Lucas' Herz und mit dem anderen das
Kreischen der Möwen. Die Morgendämmerung brach bereits
herein und sie fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen vollkommen
sicher.
»Warum hasse ich dich nicht mehr?«, fragte sie, als sie das
Gefühl hatte, dass ihre Schädelknochen wieder massiv genug
waren, um verständliche Worte herauszubringen.
»Das habe ich mich auch schon gefragt. Ich glaube, die Furien
sind weg.« Lucas seufzte, als wäre ihm gerade eine schwere
Last von der Brust genommen worden, obwohl Helen
wusste, dass ihr Kopf mindestens so schwer sein musste wie
eine Bowlingkugel. »Als wir in der Luft waren, hatte ich einen
Moment Angst. Es fiel mir schwer, dich nicht anzugreifen.«
»Wir? Du kannst also fliegen!«, erkannte Helen.
Sie musste daran denken, wie Lucas so oft plötzlich aufgetaucht
und wieder verschwunden war. Sie hatte ihn nur nie
fliegen sehen, weil sie nie auf die Idee gekommen war, nach
oben zu sehen.
»Wie bist du unter mich geraten?«, fragte sie und veränderte
geringfügig ihre Lage.
»Ich habe dich aufgefangen. Ich habe gesehen, wie du
ohnmächtig wurdest, und deinen Fall abgebremst, so gut ich
konnte, aber wir waren schon knapp über dem Boden, als
ich einen Arm um dich legen konnte.« Auch er bewegte sich
ein wenig zur Seite und zuckte vor Schmerz zusammen. »Ich
kann nicht fassen, dass wir noch leben.«
»Ich auch nicht. Ich dachte, du wärst gekommen, um mich
umzubringen, stattdessen hast du mich gerettet«, staunte sie
immer noch. »Du hast mir das Leben gerettet.«
Es war fast, als hätte der Sturz die ganze Wut aus ihr her
ausgetrieben. Sie hasste Lucas kein bisschen mehr. Sie spürte,
wie sich der Druck seines Arms, der auf ihrem Rücken lag,
ein wenig verstärkte.
»Die Sonne geht auf«, sagte Lucas eine Weile später. »Mit
Glück wird meine Familie uns jetzt sehen können.«
»Das Einzige, was ich sehe, ist deine Brust mit dem linken
Auge und Sandberge mit dem rechten.Wo sind wir eigentlich?«
»Auf dem Grund des Kraters, den unser Aufschlag verursacht
hat. Und zwar am hintersten Ende des Strandes vor dem Great
Point-Leuchtturm am nördlichsten Ende von Nantucket.«
»Also ... ganz leicht zu finden«, konterte Helen.
»Praktisch in unserem Hinterhof«, alberte Lucas, und sein
Lachen ließ ihn vor Schmerzen zusammenzucken. Dann
schwieg er einen Moment, bevor er wieder etwas sagte. »Wer
bist du?«, fragte er schließlich.
»Helen Hamilton«, sagte sie zögernd, weil sie keine Ahnung
hatte, worauf er hinauswollte.
»Der Name deines Vaters ist Hamilton, aber das ist nicht
dein Haus«, sagte er. »Normalerweise müsstest du den Scion-
Namen deiner Mutter tragen und nicht den deines sterblichen
Vaters.Wer war sie?«, fragte er neugierig, als hätte er die
ganze Nacht nichts anderes wissen wollen.
»Beth Smith.«
»Beth Smith. Ja, klar«, sagte er sarkastisch.
»Was?«
»Nun ja, ›Smith‹ ist offensichtlich nicht ihr richtiger
Name.«
»Woher willst du das wissen? Du weißt doch gar nichts
über sie.Wie kannst du da sagen, das wäre nicht ihr Name?«,
verteidigte sich Helen.
Sie hatte ihre Mutter nie kennengelernt, und dieser fremde
Junge bildete sich ein, mehr über sie zu wissen als sie selbst.
Es ärgerte Helen ein bisschen, dass das vielleicht sogar der Fall
war. Zum ersten Mal seit Stunden wurde ihr unangenehm
bewusst, dass sie schon die ganze Zeit auf ihm lag. Sie versuchte,
sich mit einem Unterarm abzustützen, aber nachdem
sie ein stechender Schmerz durchfuhr, konnte sie das vergessen.
Nach ein paar schwächlichen Versuchen, von ihm herunterzurollen,
gab sie auf. Sie konnte spüren, wie er lächelte und
wie sich seine Arme fester um sie schlossen.
»Ich weiß, dass deine Mutter nicht ›Smith‹ hieß, weil du
fliegen kannst, Helen. Und jetzt halt still. Du tust mir weh«,
sagte er.
»Oh, tut mir leid«, entgegnete sie. Ihr wurde klar, dass er die
ganze Wucht des Aufpralls abbekommen hatte, als sie auf dem
Boden aufgeschlagen waren. Seine Schmerzen waren wahrscheinlich
viel schlimmer als ihre - und ihre waren schon
grauenvoll.
Als sie zusah, wie sich der Sand mit der aufgehenden Sonne
erst grau, dann rosa und schließlich fast weiß verfärbte,
fiel ihr auf, dass dies schon der zweite Sonnenaufgang war,
den sie unfreiwillig miterlebte.Aber verglichen mit dem vom
Vortag war ihr dieser viel lieber. Sie hatte zwar deutlich mehr
Schmerzen, aber immerhin lebte sie noch und verspürte nicht
mehr die geringste Wut. Helen hatte gar nicht gemerkt, wie
schwer dieser Hass auf ihr gelastet hatte, bis sie diese Last endlich
losgeworden war.
Sie hörte, wie jemand nach Lucas rief, und obwohl sie
wusste, dass sie in Gefahr waren, solange sie hilflos in dieser
Grube lagen, wollte sie nicht gefunden werden.Was passierte,
wenn die Furien mit dem Rest der Familie Delos zurückkamen?
»Hier!«, rief Lucas kraftlos.
»Warte«, flehte Helen. »Und wenn sie immer noch die
Furien sehen, wenn sie mich anschauen? Ich kann mich in
diesem Zustand nicht verteidigen.«
»Niemand wird dir etwas tun«, versprach er, und seine
Arme schlossen sich noch fester um sie.
»Aber Hector ...«, begann sie.
»... muss erst mal mit mir fertig werden«, beendete er ihren
Satz energisch.
»Äh, Lucas?«, sagte sie zögerlich, weil sie ihn nicht damit
beleidigen wollte, das Offensichtliche laut auszusprechen.
»Ja, okay«, gestand er kichernd ein. »Mir ist schon klar, dass
ich im Augenblick nicht der ideale Kandidat für den Secret
Service bin, aber du kannst mir vertrauen. Ich werde nicht
zulassen, dass dir einer von ihnen etwas tut - auch nicht der
große böse Hector. Der übrigens gar nicht so schrecklich ist.«
Lucas schaffte es, den Kopf weit genug zu drehen, um Helen
in die Augen zu sehen.
»Du bist sein Cousin. Du musst schließlich das Beste von
ihm denken.«
»Dann überlasse ich die Entscheidung dir. Ich kann uns
nicht verstecken, aber ich werde nicht nach ihnen rufen,
wenn du es nicht willst«, sagte er und ließ seinen Kopf wieder
aus ihrem Blickfeld schweifen.
Sie lagen nur da und hörten, wie seine Familie wieder und
wieder seinen Namen rief, aber Lucas stand zu seinem Wort.
Er gab keinen Laut von sich, aber er zuckte jedes Mal zusammen,
wenn er Cassandras panische Stimme hörte. Sie klang
verzweifelt und voller Angst. Und Helen war schuld daran.
Ein paar Augenblicke später hielt sie es nicht mehr aus.
»Hier!«
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Autoren-Porträt von Josephine Angelini
Josephine Angelini wurde in Massachusetts geboren. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaft an der Tisch School of the Arts, New York University. Dabei interessierten sie besonders die tragischen Helden der griechischen Mythologie. Josephine Angelini lebt mit ihrem Ehemann, einem Drehbuchautor, und drei Katzen in Los Angeles.
Bibliographische Angaben
- Autor: Josephine Angelini
- Altersempfehlung: Ab 14 Jahre
- 2011, 496 Seiten, Deutsch
- Übersetzer: Simone Wiemken
- Verlag: Dressler
- ISBN-10: 3862720004
- ISBN-13: 9783862720002
- Erscheinungsdatum: 01.06.2011
Abhängig von Bildschirmgröße und eingestellter Schriftgröße kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 3.72 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Family Sharing
eBooks und Audiobooks (Hörbuch-Downloads) mit der Familie teilen und gemeinsam genießen. Mehr Infos hier.
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