Krankenhaus und soziale Gerechtigkeit (PDF)
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2 Wozu Organisationsethik im Krankenhaus? (S. 30) Matthias Kettner
2.1 Einleitung
Nachdem die „angewandte" Ethik jahrzehntelang Orientierung vorwiegend an normativen Prinzipien für die Beurteilung von Handlungen und Handlungsweisen gesucht hat – man denke an die berühmten „Vier Prinzipien" der biomedizinischen Ethik –, gewinnt allmählich die Einsicht an Boden, dass Handlungen und Handlungsweisen oft erst dann moralisch beurteilt werden können, wenn man auch ihre Rahmenbedingungen einer moralischen Prüfung unterziehen kann.
Das Verschreiben eines teuren Medikaments kann andere moralische Probleme bieten je nachdem, ob es in einer Hausarztpraxis oder in einem Managed- Care-Unternehmen geschieht. Die Handlung und die Rahmung oder praktische Umgebung, in der sie gewählt wird, müssen zusammen beurteilt werden. Wie lässt sich diese Aufgabe innerhalb der Moraltheorie modellieren und lösen?
Seit einigen Jahren macht in den USA der Begriff der „organizational ethics" Karriere (Carlson u. Perrewe 1995, Brodeur 1998). Das neue Konzept einer Organisationsethik hat einen präzisen Erfahrungsgehalt: Es registriert die Erfahrung, dass unter unternehmerischen („ökonomischen") Gesichtspunkten und unter verwaltungstechnischen („administrativen") Gesichtspunkten zwischen Wirtschaftsbetrieben und Gesundheitsbetrieben Ähnlichkeiten bestehen, die so stark sind, dass die spezifische Ethik des Kerngeschäfts der Gesundheitsversorgung – die Ethik der Krankenversorgung im Behandlungsteam, die „klinische" Medizinethik – diesen Aspekten Rechnung tragen muss.
Denn die Konsequenzen der Betriebsförmigkeit ragen so sehr in das klinische Kerngeschäft selber hinein, dass die Medizinethik insgesamt sie nicht länger ignorieren oder isolieren, sie nicht länger in den
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angeblich moralisch unbedeutenden Hintergrund des ärztlichen Handelns abschieben und von der Moral des Kerngeschäfts sauber trennen kann (Reiser 1994).
Machen wir uns den Erfahrungsgehalt, der in der Einführung des Begriffs der Organisationsethik zum Ausdruck kommt, so deutlich wie möglich und fragen: Worin liegt der wesentliche Unterschied zwischen einem Flughafen und einem Großkrankenhaus? Die Antwort ist offensichtlich: Der Flughafen ist ein komplexes institutionelles Gebilde, das Aktivitäten des Luftverkehrs organisiert, das Großkrankenhaus, ebenso ein komplexes institutionelles Gebilde, organisiert therapeutische Aktivitäten.
Unerachtet dieses wesentlichen Unterschieds haben aber beide Organisationen, wenn man sie organisationswissenschaftlich betrachtet, ei- ne Fülle von ähnlichen Merkmalen und funktionalen Äquivalenzen.
Die Ähnlichkeiten und funktionalen Äquivalenzen beinhalten z. B. die Spezialisierung auf ein Angebot teurer und voraussetzungsvoller Dienstleistungen, hochgradige Arbeitsteiligkeit und Zeitdisziplin, Entscheidungs- und Verantwortungshierarchien, effektive Koordination unterschiedlichster Berufsgruppen, darunter auch professionell organisierter Berufsgruppen, Nutzung von Spitzentechnologie und wissenschaftlichem Wissen und Anpassung an die hiermit einhergehenden Abhängigkeiten und Sachzwänge, Personalmanagement, „Humankapital"-Investitionen, Imagepflege, Kostenkontrolle, Investitions- und Sparpolitik angesichts der Renditeerwartungen von Investoren oder anderen Finanzakteuren, aufwändige Kundenorientierung, Qualitätsmanagement und Innovation unter Bedingungen marktwirtschaftlicher Konkurrenz.
Die amerikanische Joint Commission for Accreditation of Healthcare Organizations (JCAHO) hat bereits 1995 so genannte organisationsethische Standards in ihre Akkreditierungsanforderungen aufgenommen und in den folgenden Jahren immer ausführlicher dargelegt (vgl. bes. JCAHO 1999). Diese Standards sollen sich auf sämtliche „health care organizations" erstrecken.
Das sind alle Organisationen im Gesundheitswesen, die aktiv Krankenversorgung betreiben (wie z. B. die Krankenhäuser) oder Gesundheitsfürsorge betreiben (wie z. B. die Managed- Care-Organisationen für bestimmte Gruppen freiwillig Versicherter). Es dauerte nicht lange, bis die American Hospital Association (AHA) den Ball, den die JCAHO ins Rollen gebracht hatte, aufnahm.
Machen wir uns den Erfahrungsgehalt, der in der Einführung des Begriffs der Organisationsethik zum Ausdruck kommt, so deutlich wie möglich und fragen: Worin liegt der wesentliche Unterschied zwischen einem Flughafen und einem Großkrankenhaus? Die Antwort ist offensichtlich: Der Flughafen ist ein komplexes institutionelles Gebilde, das Aktivitäten des Luftverkehrs organisiert, das Großkrankenhaus, ebenso ein komplexes institutionelles Gebilde, organisiert therapeutische Aktivitäten.
Unerachtet dieses wesentlichen Unterschieds haben aber beide Organisationen, wenn man sie organisationswissenschaftlich betrachtet, ei- ne Fülle von ähnlichen Merkmalen und funktionalen Äquivalenzen.
Die Ähnlichkeiten und funktionalen Äquivalenzen beinhalten z. B. die Spezialisierung auf ein Angebot teurer und voraussetzungsvoller Dienstleistungen, hochgradige Arbeitsteiligkeit und Zeitdisziplin, Entscheidungs- und Verantwortungshierarchien, effektive Koordination unterschiedlichster Berufsgruppen, darunter auch professionell organisierter Berufsgruppen, Nutzung von Spitzentechnologie und wissenschaftlichem Wissen und Anpassung an die hiermit einhergehenden Abhängigkeiten und Sachzwänge, Personalmanagement, „Humankapital"-Investitionen, Imagepflege, Kostenkontrolle, Investitions- und Sparpolitik angesichts der Renditeerwartungen von Investoren oder anderen Finanzakteuren, aufwändige Kundenorientierung, Qualitätsmanagement und Innovation unter Bedingungen marktwirtschaftlicher Konkurrenz.
Die amerikanische Joint Commission for Accreditation of Healthcare Organizations (JCAHO) hat bereits 1995 so genannte organisationsethische Standards in ihre Akkreditierungsanforderungen aufgenommen und in den folgenden Jahren immer ausführlicher dargelegt (vgl. bes. JCAHO 1999). Diese Standards sollen sich auf sämtliche „health care organizations" erstrecken.
Das sind alle Organisationen im Gesundheitswesen, die aktiv Krankenversorgung betreiben (wie z. B. die Krankenhäuser) oder Gesundheitsfürsorge betreiben (wie z. B. die Managed- Care-Organisationen für bestimmte Gruppen freiwillig Versicherter). Es dauerte nicht lange, bis die American Hospital Association (AHA) den Ball, den die JCAHO ins Rollen gebracht hatte, aufnahm.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Georg Marckmann
- 2006, 1., Aufl, 200 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Manfred G Krukemeyer, Georg Marckmann, Urban Wiesing
- Verlag: Georg Thieme Verlag
- ISBN-10: 3794564324
- ISBN-13: 9783794564323
- Erscheinungsdatum: 01.03.2006
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