Müll - Die gesellschaftliche Konstruktion des Wertvollen / Theorie und Praxis der Diskursforschung (PDF)
Die öffentliche Diskussion über Abfall in Deutschland und Frankreich
Wie kaum ein anderes Thema der Umweltdiskussion hat die 'Müllawine' in den 90er Jahren die deutsche Öffentlichkeit bewegt. Mit dem Grünen Punkt wurde ein gelobtes und belächeltes System der alltäglichen Mülldisziplinierung eingeführt. Doch gelbe Säcke...
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Produktinformationen zu „Müll - Die gesellschaftliche Konstruktion des Wertvollen / Theorie und Praxis der Diskursforschung (PDF)“
Wie kaum ein anderes Thema der Umweltdiskussion hat die 'Müllawine' in den 90er Jahren die deutsche Öffentlichkeit bewegt. Mit dem Grünen Punkt wurde ein gelobtes und belächeltes System der alltäglichen Mülldisziplinierung eingeführt. Doch gelbe Säcke fallen nicht vom Himmel: sie sind eingebunden in die Geschichte der Müllentsorgung, Konflikte über 'bessere Müllkonzepte', aber vor allem auch in die modernen gesellschaftlichen Verhältnisse zur Natur. Die vorliegende wissenssoziologische Diskursanalyse untersucht den Tanz um den Müll in Deutschland und Frankreich. Im Vergleich der Debatten und ihrer Akteure wird sichtbar, wie unterschiedliche Verständnisse von Staat und Zivilgesellschaft, von Natur, Technik und der Bedeutung der Dinge die gesellschaftlichen Abfallverhältnisse und unser aller alltägliche Abfallproduktion prägen. Zugleich wird ein exemplarischer diskursanalytischer Zugang vorgestellt, der über das Thema der Untersuchung hinaus für Analysen gesellschaftlicher Umwelt- und Risikokonflikte sowie anderer öffentlicher Problemthematisierungen von Interesse ist.
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8 Die gesellschaftliche Konstruktion des Wertvollen: Zusammenfassung (S. 300-301)Die vorliegende Studie hat sich aus diskursanalytischer Perspektive mit der öffentlichen Diskussion über das ‚Hausmüllproblem‘ in der Bundesrepublik Deutschland und in Frankreich befaßt. Abfall ist nicht nur ein materiales Problem der wohlhabenden Industriegesellschaften, sondern auch eine relativ bestimmte Kategorie, die auf der Ebene gesellschaftlicher Symbolsysteme als potentielle Gefährdung oder Störung gesellschaftlicher Ordnungsstrukturen wahrgenommen wird. Das heißt einerseits, daß Gesellschaften sich durch die Ausgrenzung bzw. die Kontrolle von Abfall stabilisieren.
Auf der anderen Seite eignet sich die Mobilisierung von alternativen Abfalldefinitionen zur Infragestellung etablierter gesellschaftlicher Ordnungsgefüge. Innerhalb von modernen Gesellschaften konkurrieren typischerweise unterschiedliche Ordnungs- und damit auch Abfallvorstellungen, die in der Diskussion über Umweltverschmutzung in exemplarischer Form gebündelt werden. Umweltkonflikte, und insbesondere Auseinandersetzungen über die Definition und Bedeutung von Abfall, können als Prozesse der gesellschaftlichen Konstruktion des Wertvollen verstanden werden, in denen die Verhältnisse von Gesellschaft, materieller Kultur und Natur ausgehandelt und damit gesellschaftliche Umweltkulturen erzeugt werden.
Eine soziologische Theorie der Institutionalisierung von Umweltkulturen führt länderspezifische Unterschiede des Stellenwertes der ‚Umweltfrage‘ nicht auf nationale (kulturelle) Traditionen zurück, sondern begreift sie als Ergebnis aktueller Bedeutungskämpfe zwischen kollektiven Akteuren; deren Ressourcen und Chancen, öffentliches Gehör zu finden, werden durch das bestehende Institutionengefüge und die daran gekoppelten ‚Definitionsverhältnisse‘
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bestimmt.
Die öffentliche Diskussion über das ‚Hausmüllproblem‘ ist Ausdruck von diskursförmig organisierten Prozessen ökologischer Kommunikation, in denen gesellschaftliche ‚Umweltkulturen‘ institutionalisiert bzw. transformiert werden. Sie umfaßt Kommunikationen kollektiver Akteure aus Wirtschaft, Politik, Administration, Umweltbewegung, Wissenschaft und Medien, die auf Umwelt referieren. Diese Akteure sind in Bedeutungskämpfe über legitime Repräsentationen der Welt, implizierte institutionelle Ordnungen und soziokulturelle Praktiken verstrickt. ‚(Umwelt-)Kultur‘ bezeichnet so ein Diskursfeld bzw. einen Prozeß, in dem Werte, Normen und Deutungsmuster zwischen den erwähnten Akteuren verhandelt werden.
In ihrem Kampf um Anerkennung greifen die Akteure auf diejenigen sozialen und kulturellen Deutungsmuster zurück, von denen sie sich eine hohe öffentliche Resonanz, d.h. ein großes Mobilisierungs- und Legitimitätspotential erwarten. Dieser Rückgriff ist seinerseits nicht beliebig, sondern folgt etablierten symbolisch-semantischen Strukturierungen gesellschaftlicher Konfliktfelder. Nationale Unterschiede zwischen gesellschaftlichen ‚Umweltkulturen‘ lassen sich damit als aktive Herstellungsleistung kollektiver Akteure im Rückgriff auf tradierte und neue resonanzfähige Interpretationsmuster begreifen.
Die öffentliche Diskussion über das ‚Hausmüllproblem‘ ist Ausdruck von diskursförmig organisierten Prozessen ökologischer Kommunikation, in denen gesellschaftliche ‚Umweltkulturen‘ institutionalisiert bzw. transformiert werden. Sie umfaßt Kommunikationen kollektiver Akteure aus Wirtschaft, Politik, Administration, Umweltbewegung, Wissenschaft und Medien, die auf Umwelt referieren. Diese Akteure sind in Bedeutungskämpfe über legitime Repräsentationen der Welt, implizierte institutionelle Ordnungen und soziokulturelle Praktiken verstrickt. ‚(Umwelt-)Kultur‘ bezeichnet so ein Diskursfeld bzw. einen Prozeß, in dem Werte, Normen und Deutungsmuster zwischen den erwähnten Akteuren verhandelt werden.
In ihrem Kampf um Anerkennung greifen die Akteure auf diejenigen sozialen und kulturellen Deutungsmuster zurück, von denen sie sich eine hohe öffentliche Resonanz, d.h. ein großes Mobilisierungs- und Legitimitätspotential erwarten. Dieser Rückgriff ist seinerseits nicht beliebig, sondern folgt etablierten symbolisch-semantischen Strukturierungen gesellschaftlicher Konfliktfelder. Nationale Unterschiede zwischen gesellschaftlichen ‚Umweltkulturen‘ lassen sich damit als aktive Herstellungsleistung kollektiver Akteure im Rückgriff auf tradierte und neue resonanzfähige Interpretationsmuster begreifen.
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Autoren-Porträt von Reiner Keller
Dr. Reiner Keller ist Professor für Soziologie an der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau.
Bibliographische Angaben
- Autor: Reiner Keller
- 2010, 2. Aufl. 2009, 329 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531917315
- ISBN-13: 9783531917313
- Erscheinungsdatum: 24.09.2010
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
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