Osaka Love. Morden auf Japanisch (ePub)

ihm schon so viel von dir erzählt. Wer ist Richard? Ein Freund von mir. Er arbeitet im Hotel. In Umeda. Anna schob sich einen Löffel Eis in den Mund. Umeda? Alle machen ihre Geschäfte in Umeda, was? Er hat wohl eine ganz entzückende Wohnung in Ashiya am Berghang. Bin noch nicht dort gewesen, aber die Aussicht muss atemberaubend sein, schwärmte Anna. Ashiya?, fragte Karen. Plötzlich begriff sie und schwieg. Hast du noch nichts von Ashiya gehört? Soll eine noble Wohngegend sein. Das wäre et-was für dich. Anna lachte. Da würdest du gar nicht auffallen mit Vuitton-Täschchen und Gucci-Schuhen! Ach, winkte Karen ab, das ist doch bloß Berufskleidung. Sie lutschte nachdenklich an ihrem Löffel. Richard managt ein Hotel in Umeda, fuhr Anna fort. Kürzlich hat er ein neues Gebäude anbauen lassen. Ein Konferenzzentrum und neue Geschäftsräume im Untergeschoss. Es wird auch einen Massagesalon geben - Shiatsu und so. Richard kennt den Chef einer Salonkette und ist im Gespräch mit ihm. Toll, wenn man viele Leute kennt, nicht wahr? Da kann man immer auf die Richtigen zurückgreifen. Sie strahlte. Karen legte den Kopf schief. Schlagartig wurden ihr gewisse Zusammenhänge bewusst. Sag mal, hast du nächsten Sonntag Zeit?, fragte Anna. Ihr fiel Karens abruptes Schweigen nicht auf. Richard und ich wollen uns eventuell zum Frühstücken treffen. Komm doch mit! Ich könnte ihn dir vorstellen. Um ihrem Vorschlag Nachdruck zu verleihen, stupste sie die Freundin an. Sonntag geht nicht, da mach ich einen Ausflug mit Satoh. Ist ein wichtiger Kunde. Anna lachte. Wichtig bedeutet bei dir immer wohlhabend und einflussreich! So weit kenne ich dich schon! Unter diese Kategorie fällt Richard übrigens auch - ätsch! Was ist denn das für ein Typ, dein Richard? Ein Gentleman. Einer von den wenigen!, rief Anna voller Überzeugung. Wie gut kennst du ihn? Ziemlich gut. Klingt fast so, als würdest du deine Hand für ihn ins Feuer legen, sagte Karen. Sie fingerte sich nervös eine Vogue aus der Packung und zündete sie sich an. Anna sah, dass ihre Finger etwas zitterten. Fotografiert er gern?, fragte Karen verschliffen. Nicht, dass ich wüsste, antwortete Anna zögernd. Sie sah Karen forschend an. Sonst war sie es immer, die die Fragen stellte. Frag ihn mal, ob er gerne fotografiert, sagte Karen. Sie schien einen Frosch im Hals zu haben. Sie räusperte sich. Und frag ihn, was er fotografiert. Auf die Antwort bin ich echt gespannt. Kennt ihr euch etwa? Karen kennt er nicht, antwortete sie ausweichend. Sie hüstelte. So, jetzt ist der Frosch weg. Ja, und Karen kennt ihn auch nicht. Du bist schon viel japanischer als du denkst, bemerkte Anna aufgekratzt. Anna ist richtig stolz auf Karen und ihre Anpassungsfähigkeit! Sie schob ihre leere Eispackung energisch von sich. Und deutliche Antworten gibt Karen auch nicht mehr. Tja, Karen ist schließlich schon drei Jahre im Land, wie Anna weiß, entgegnete die Aust-ralierin. Das hinterlässt Spuren. Anna zielte auf den Mülleimer und feuerte die leere Eispackung hinein. Im gleichen Moment piepste ihr Handy. Wie viel Uhr ist es?, frage sie nervös. 16:30 Uhr, seufzte Karen. Wieder dieser Spinner?!, schnaufte Anna. Hastig zog sie das Handy aus ihrer Tasche. Möchtest du mit mir Yakiniku essen? Heute Abend um acht? Kimura Masahiro. Nein! Will ich nicht!, schrie sie ihr Handy an. Ich möchte gar nichts mit dir essen, weder Takoyaki noch Yakiniku noch Shabushabu noch sonst irgendetwas! Karen klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. Nicht aufregen, Anna, das ist der Typ nicht wert. Cool bleiben! Du musst stärker sein als er, hörst du? Anna nickte stumm, sie zitterte am ganzen Körper.