Paternoster - Vom Auf und Ab des Lebens (ePub)

Ich muss gestehen, dieses Buch stand eine gewisse Zeit in meinem Bücherregal, bevor ich es tatsächlich in die Hand nahm um es zu lesen.
Vielleicht lag es ja an meinen Kindheitserinnerungen, die mir den Zugang zu diesem Buch so schwer machten. Vielleicht lag es an meinen Ängsten, die ich als Kind vor diesem immer fahrenden Kasten hatte. Horrorbilder in meinem Kopf kämpften stets um den ersten Platz. Entweder sah ich mich viel zu spät aussteigen oder viel zu früh einsteigen. Beides natürlich mit ganz schrecklichen Folgen.

Paternoster, der stets fahrende Kasten, der mal oben, dann mal unten ist.
Paternoster, der stets fahrende Kasten, bei dem man das Aussteigen aber auch das Einsteigen verpassen kann. Beides mit schrecklichen Folgen.

„Paternoster“, eine Anthologie, ein Treffen unterschiedlichster Autoren und Geschichten. Sie alle erzählen uns auf ihre ganz spezielle Art und Weise, mal still, mal mit einem Augenzwinkern, mal mit Tränen in den Augen ihre Melodien zu der größten Herausforderung des Lebens, nämlich dem nie ruhen wollenden Kreislauf des Auf und Ab.

Ganz besonders ist, dass das Buch die Arbeit des Kinder-und Jugendhospizes Burgholz unterstützt.

Nicht irgendein Blütenstrauß wurde in diesem Buch gebunden, sondern nur die allerschönsten Blüten, die das Jahr zu bieten hat. Vom Frühjahr bis zum Winter, von wunderschönen Schneeglöckchen und Krokussen bis hin zu Christsternen und Eisblumen, von zarten Knospen über volle Blütenkelche bis zu den ersten welken Blättern, die langsam zur Erde fallen. Niedergeschrieben von hochkarätigen Autoren, deren Lebensalter sich genauso erstreckt, von noch spätfrühlingshaften fünfunddreißig bis zu frühwinterlichen zweiundneunzig Jahren.
Lyrisch anmutende Prosa trifft auf poetische Epik. Leichtes mischt sich wie selbstverständlich mit Schwermütigem, genial schlichte Rhetorik mit komplexer Semantik. Dramatik wechselt sich mit Belletristik ab, Mystik mit Lyrik.
Ein Strauß, den das Leben selbst geschrieben hat, himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Eine herrlich bunte Vielfalt, wie das Leben selbst. Ein Gemenge wertvoller literarischer, kürzerer und längerer Werke, die jedes für sich den Leser zum Nachdenken zwingen. Viele verführen dazu, sie mehrfach zu lesen, jedes Mal erschließen sie sich neu und lassen der eigenen Phantasie freien Lauf. So gelingt es auf besondere Weise, dem Gelesenen einen persönlichen Bezug zu Selbsterfahrenem zu geben. Die Beweggründe des Autors selbst, die Worte und Sätze, den Inhalt und den Sinn so und nicht anders geschrieben zu haben, sind dann auch unerheblich und womöglich auch nicht erwünscht, vor allem nicht erforderlich.
Noch selten hatte ich eine solche Sammlung kleiner Meisterwerke in der Hand, die mich von der ersten bis zur letzten Geschichte dermaßen fasziniert hat. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die zahlreichen, farbigen Bilder, die eigentlich keine Graphiken im herkömmlichen Sinne sind, sondern Kunstwerke. Jedes hat Bezug zu den Geschichten der einzelnen Autoren, jedes lässt das Auge lange verweilen und ständig Neues entdecken.
Danke allen Autoren und danke an Malte Roß!
Dank auch dem Herausgeber Christian Oelemann, ohne den es dieses schöne Buch nicht gäbe!