Prager Requiem (ePub)
Prag, Frühjahr 1996. Eine Mordserie erschüttert die Goldene Stadt. Der Täter mordet immer an Jahrestagen von Heiligen und liebt grausame Inszenierungen. Der ermittelnde Major Svátek und seine Assistentin Eva Krásná stehen vor einem Rätsel. Welche Rolle...
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Produktinformationen zu „Prager Requiem (ePub)“
Prag, Frühjahr 1996. Eine Mordserie erschüttert die Goldene Stadt. Der Täter mordet immer an Jahrestagen von Heiligen und liebt grausame Inszenierungen. Der ermittelnde Major Svátek und seine Assistentin Eva Krásná stehen vor einem Rätsel. Welche Rolle spielt der reiche Geschäftsmann Jan Fajn, der als Spätberufener kurz vor seiner Priesterweihe steht? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden seiner Pflegetochter und den Morden? Der Fall nimmt eine dramatische Wendung, als Eva entführt wird. Svátek muss nun schnell und unkonventionell handeln, um das Geheimnis des Prager Requiems zu lüften.
Spannend und mitreißend schreibt Michael Hetzner über die Abgründe der Goldenen Stadt.
Spannend und mitreißend schreibt Michael Hetzner über die Abgründe der Goldenen Stadt.
Lese-Probe zu „Prager Requiem (ePub)“
Leseprobe aus Teil 1, Requiem aeternam: Professor Wolf kam mit raschem Schritt zur Tür herein. Wie ein Gutsbesitzer, der das Gesinde grüßt, nickte der hochgewachsene Mann den in der Pathologie versammelten Ermittlern flüchtig zu. Er trug einen makellos weißen Kittel mit goldenen Knöpfen, dazu ein goldenes Schild mit seinem Professoren- sowie den beiden Doktortiteln. Mit geübten Griffen zog er das weiße Leintuch von der Leiche und dozierte: Der Tote wurde eindeutig in der Nacht vom 23. auf den 24. April ermordet, und zwar zwischen Mitternacht und dem frühen Morgen. Bei diesen Worten hielt er den Zeigefinger der rechten Hand steil nach oben und blickte die Beamten an, als stehe er im Hörsaal der Universität. Baloun sah den Mediziner, einen der besten seines Fachs, mit leichtem Spott an. So sehr Baloun der Kompetenz des Professors seinen Tribut zollte, so wenig respektierte er dessen Überheblichkeit. Es kann aber sein, warf Baloun ein, dass der Mörder sein Opfer bereits einen Tag oder zumindest einige Stunden vorher in seine Gewalt gebracht hat. Immerhin weist das Opfer Spuren von schwerer Folter auf. Das, meine Herren, entgegnete der Professor, müssen Sie herausfinden. Auf jeden Fall ist das Opfer einen langen und qualvollen Tod gestorben. Doch die exakt sechzig Schrauben, die wir hier sehen, der Professor wies auf die Spax, die sauber aufgereiht neben der Leiche lagen, führten nicht zum Tod. Das war, wenn ich so sagen darf, eine kleine Beigabe des Mörders, nachdem der Exitus letalis bereits eingetreten war. Nach einem selbstgefälligen Blick in die Runde fuhr er fort. Das Opfer wurde nach und nach erstickt. Der Körper wurde immer wieder hochgezogen und dann in das Altöl herabgelassen, wodurch ein akuter Sauerstoffmangel eintrat, wie sich an der stark aufgeblähten Ballonlunge erkennen lässt. Der Professor, der sich Balouns Vorbehalten gegenüber seinem Auftreten sehr wohl bewusst war, sah diesen scharf an und lächelte süffisant. Neben dieser Lungenblähung, fuhr er dann
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fort, finden sich klassische Erstickungsblutungen an der Pleura visceralis. Außerdem lassen sich im Magen Reste von Altöl nachweisen. Dazu kommen avitale Magenschleimhautrisse. Des Weiteren ist die rechte Herzhälfte dilatiert. Heute, scheint mir, höre ich an einem einzigen Tag mehr Fremdwörter als sonst im ganzen Jahr, ließ sich Baloun vernehmen. Der Professor hielt inne, und sein Gesicht wurde rot wie das eines schreienden Säuglings. Dann besann er sich, holte tief Luft und dozierte weiter. Darüber hinaus gibt es noch andere Erstickungsanzeichen. Doch das können Sie alles in meinem Bericht nachlesen. Für ihren geschätzten Kollegen, der Zeigefinger des Professors wies wie der Schnabel eines Geiers auf Baloun, wäre vielleicht mein Handbuch der forensischen Pathologie zu empfehlen. Es ist soeben in der dreiundzwanzigsten Auflage erschienen und gilt seit vielen Jahren als Standardwerk. Das meint wenigstens die Fachpresse. Auf jeden Fall wurde es in zwölf Sprachen übersetzt, und wegen einer Lizenzausgabe für China und Burkina Faso stehe ich gerade in Verhandlungen. Wurde der Arme eigentlich gesotten als er noch lebte, oder als er schon tot war?, fragte Baloun ungerührt. Diese Ausdrucksweise, geschätzter Herr Baloun, befremdet mich ein wenig. Sie sind zwar kein Mann der Wissenschaft, aber auch als Kriminalist sollten Sie sich einer exakten Sprache befleißigen. Sein scharfer Blick sezierte Baloun, als habe er einen Studenten vor sich, dem er so¬eben ein Durchgefallen erteilte. Gesotten, das heißt erhitzt, wurde der Körper, als das Opfer noch lebte. Die Brandblasen sind eindeutig vital entstanden. Der Körper dürfte einer Temperatur von fünfzig bis fünfundsechzig Grad ausgesetzt worden sein, da er sich im Stadium bullosum befand. Im was?, warf Baloun ein. Für Sie will ich das gern übersetzten: im B-l-a-s-e-n-stadium. Der rechte Zeigefinger des Professors fuhr energisch durch die Luft. Dann hielt er ein Foto hoch. Bei dieser Spezies hier handelt es sich um Lucilia Caesar. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Lucilia Caesar auch als grün¬liche Schmeißfliege bekannt. Sie legt ihre Eier bevorzugt in die Nasenöffnung, die Augenwinkel und -lider sowie den Mund und andere Körperöffnungen. Da diese alle im Altöl steckten, entschied sich unsere Lucilia Caesar für die Wunden an den Beinen, die durch die Einschnürungen der Eisenkette verursacht wurden. Und was wir hier sehen, der Professor hob ein paar weitere Fotos in die Höhe, sind typische Gewebezerstörungen durch Madenfraß. Den Blick starr auf die Kachelwand hinter Baloun gerichtet, fuhr er fort. Das Entwicklungsstadium der Ma¬den liefert zusammen mit dem Zersetzungsgrad des Gewebes den entscheidenden Anhaltspunkt für die Todeszeit. Der Professor machte eine Kunstpause. Aufgrund des Mageninhalts lässt sich mit Bestimmtheit sagen, dass die letzte Mahlzeit des Toten aus einer Pizza mit Sardellen, Knoblauch und Zwiebeln bestand. Diese hat er ungefähr eine Stunde vor seinem Tod zu sich genommen. In Magen und Blut habe ich Reste von Asti Spumante gefunden, und im Blut ließen sich zudem Rückstände von Gamma-Hydroxybuttersäure, C4H8O3, nachweisen. Ce-vier-Ha-acht-O-drei. Baloun warf die Formel zurück wie ein Echo. Gamma-Hydroxybuttersäure, erläuterte der Professor oberlehrerhaft, kommt in unserem Land nur in drei Medikamenten vor. In der Anästhesie wird es in Somsanal Inject verwendet. Da die Kontrollen bei diesem Medikament äußerst streng sind, bezweifle ich, dass es sich so ohne Weiteres beschaffen lässt. In der Psychiatrie und Neurologie kommt der Wirkstoff als Somsanal und Neurosanit in Tablettenform vor. Die Abgabe erfolgt zwar nur über Rezept, aber hier halte ich einen Abusus schon eher für möglich. Zumal in einschlägigen Fachkreisen die Tabletten in hochprozentigem Alkohol gelöst als KO-Tropfen Verwendung finden. Bei einer Dosierung über 260µg pro Milliliter kann es zum Exitus Letalis kommen. Das heißt, bemerkte Svátek, wer auch immer Jií Schwarz die KO-Tropfen in den Sekt gemischt hat, musste sich mit der Dosierung gut auskennen. Und er musste Zugang zu einem Medikament haben, dessen Abgabe streng kontrolliert wird, ergänzte Petra Kuhnová. So ist es, bemerkte der Professor trocken, aber diese Dinge können Sie gern diskutieren, wenn Sie unter sich sind. Zum Zeichen, dass er seine Ausführungen beendet waren, rückte er seine silbergraue Krawatte zurecht und reichte Petra Kuhnová eine Kopie seines Berichts. Petra Kuhnová fand, es sei höchste Zeit, dem Professor die gebührende Anerkennung für seinen Vortrag zu zollen. Herzlichen Dank, Herr Pro¬fessor, für Ihre ausführlichen Erläuterungen. Wir werden Ihren Bericht sorgfältig studieren. Eines allerdings ist noch bemerkenswert. Hier, der rechte Zeigefinger des Professors wies auf eine Stelle am Unterbauch des Toten, finden sich Spuren eines abdominalen Hämatoms, die älter sind als die anderen Verletzungen. Ich denke, sie sind zwei Wochen vor seinem Tod entstanden. Vermutlich hat ihm jemand kräftig in den Bauch gedroschen, ließ sich Baloun vernehmen. Bevor Professor Wolf antworten konnte, öffnete Petra Kuhnová ihre Dokumentenmappe und entnahm ihr den eigenen Bericht. Sehr vorsichtig, fast tastend wählte sie ihre Worte und setzte dabei ein charmantes Lächeln auf. Hier, meine Herren, ist alles, was ich bisher habe. Und dabei gibt es ein Problem. Der Herr Professor hat den Todeszeitpunkt auf die Nacht vom 23. auf den 24. April datiert. Wir haben den Pizza-Liefer¬service ausfindig gemacht, und Giovanni, der Inhaber, konnte sich genau daran erinnern, dass Jií Schwarz am 22. April eine Pizza bestellt hat. Der Tote war ein guter Kunde, der immer das Gleiche nahm, Pizza mit Sardellen, Knoblauch und Zwiebeln. An diesem Tag erhielt jeder Kunde eine Flasche Asti Spumante, denn Giovanni hatte Geburtstag. Danach hat er von Jií Schwarz nichts mehr gehört, da ist er sich sicher. An meiner Datierung der Todeszeit besteht absolut kein Zweifel, sagte Professor Wolf gefährlich leise. Svátek sprach aus, was alle dachten. Wir haben es hier also mit einem klassischen Widerspruch zu tun. Sie vielleicht, ich nicht, wehrte der Professor pikiert ab. Sie müssen mich jetzt aber entschuldigen. Ich leite schließlich ein renommiertes In¬stitut. Dann stolzierte er davon, aufrecht wie der Prager Fernsehturm. Noch bevor er die Türklinke erreicht hatte, holte ihn Balouns Stimme ein. Haben Sie nicht etwas vergessen, Herr Professor? Der Professor wandte sich um und blitzte Baloun an. Meine Berichte sind stets absolut vollständig. Und was ist mit der kleinen schwarzen Katze, die wir neben dem Toten gefunden haben? Der Professor verzog verächtlich das Gesicht. Ich bin doch kein Veterinärmediziner. Das letzte Wort klang, als habe er es ausgespuckt. Interessieren würde es mich trotzdem, sagte Baloun stoisch. Professor Wolf verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.
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Autoren-Porträt von Michael Hetzner
Michael Hetzner, Jahrgang 1955, studierte Deutsch, Musikerziehung und Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg; anschließend Germanistik und Pädagogik an der Uni Stuttgart. Promotion zu Dr. phil und Dr. paed. Veröffentlichungen: Gestörtes Glück im Innenraum. Über Ehe und Familie bei Wilhelm Busch (1991); Identiät im Umbruch. Wilhelm Buschs autobiographische Skizzen im Vorfeld der Moderne (1994), Ästhetische Textstruktur und Identität. Autobiographisch-literarische Texte als Interpretationsmuster von Bildungs- und Transformationsprozessen (1996), Aufsätze zur Alltagskommunikation, Literaturwissenschaft und Pädagogik. Hinzu kommen Veröffentlichungen von Gedichten, Erzählungen, einem Sachbuch und einem Rundfunktext. Er arbeitet heute als Manager bei einer großen deutschen Bank. Seine Hobbys sind: Lesen, Schreiben, Malen und Spazieren gehen. Vor ungefähr 20 Jahren begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. Nach der Samtenen Revolution 1989 besann er sich auf seine tschechischen Wurzeln und lebt heute einen Teil des Jahres still und friedlich in Bukovà, einem böhmischen Dorf. Ein Dorfteich, 18 Häuser und eine herrliche Natur sind alles, was er braucht. Und die Kneipe im Kulturhaus. Was also lag näher, als diese beiden Leidenschaften zu verbinden und einen Prag-Krimi zu schreiben? So entstand "Prager Requiem".
Bibliographische Angaben
- Autor: Michael Hetzner
- 2012, Originalausgabe, 260 Seiten, Deutsch
- Verlag: Acabus Verlag
- ISBN-10: 3862820963
- ISBN-13: 9783862820962
- Erscheinungsdatum: 16.07.2012
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