Sozialraum (PDF)
Eine Einführung
Von Sozialräumen ist sowohl wissenschaftlich als auch politisch in den letzten Jahren verstärkt die Rede. Im bisherigen Wohlfahrtsstaat war der nationalstaatliche Integrationsraum der bestimmende Raum. Seit den 1970er und verstärkt seit den 1990er Jahren...
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Produktinformationen zu „Sozialraum (PDF)“
Von Sozialräumen ist sowohl wissenschaftlich als auch politisch in den letzten Jahren verstärkt die Rede. Im bisherigen Wohlfahrtsstaat war der nationalstaatliche Integrationsraum der bestimmende Raum. Seit den 1970er und verstärkt seit den 1990er Jahren zeichnet sich die Herausbildung eines post-wohlfahrtsstaatlichen Arrangements ab, das zunehmend Räume 'unterhalb' des Nationalstaats in den Blick rückt. Diese veränderte Rede vom Raum und die damit verbundenen veränderten Raumordnungen werden in der vorliegenden Einführung am Beispiel der Sozialen Arbeit vorgestellt: Was ist eigentlich gemeint mit Sozialraum und einer daran ausgerichteten Neuorientierung Sozialer Arbeit? Wie kommt es eigentlich dazu, dass nicht nur in der Sozialen Arbeit, sondern in der Sozialpolitik insgesamt räumliche Dimensionen immer relevanter werden? Diese Fragen werden mit dieser Einführung für Studierende wie Fachkräfte beantwortbar. Damit wird der Kontext der aktuellen Sozialraumdebatten verdeutlicht. Eine solche Kontextualisierung und eine daraus folgende (politische) Positionierung sind die Voraussetzung für eine reflexive, das heißt professionelle räumliche Haltung.
Lese-Probe zu „Sozialraum (PDF)“
1 (Sozial)Raum ein Bestimmungsversuch (S. 19) Im ersten Kapitel dieser Einführung wird im kritischen Anschluss an aktuelle raumtheoretische Überlegungen eine relationale Bestimmung des Begriffs Raum vorgestellt. Relationale Begriffe werden von Wirklichkeitsbegriffen unterschieden. Wirklichkeitsbegriffe sind fixierte Einheiten, die kontextunabhängig bestimmt werden. Raum beispielsweise als materielle Einheit definierter Raum- und Hohlmaße zu bestimmen, die dem menschlichen Handeln vorausgeht, wäre ein solcher Wirklichkeitsbegriff.
Unabhängig davon, in welchem Kontext Räumlichkeit (re)produziert und damit gestaltet wird, unterstellt ein solcher Begriff des Raums dessen eindeutige und fixierte Wirklichkeit. Relationale Begriffe bezweifeln dagegen eine solche kontextunabhängige und unter Umständen sogar überhistorische Bestimmung von Räumlichkeit. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass erst die jeweilige Relation aus historisch-spezifischen Raumordnungen und den jeweiligen politischen Kämpfen darüber entscheidet, welche Rede vom Raum nun vorherrschend sein soll und darf.
Erst ihre analytische Rekonstruktion erlaubt es, den Raum als solchen systematisch bestimmbar zu machen. Die vorliegende Einführung stellt die aktuell bestimmenden Rede- und Ordnungsweisen am Beispiel der Sozialen Arbeit vor. Damit ist unser Vorhaben nicht, einen expliziten Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Raumtheorie zu leisten. Im weiteren Text geht es somit nicht um die Frage nach der Seinsweise (Ontologie) von Räumen bzw. deren Gültigkeit, wie dies das Thema vor allem der aktuellen soziologischen Raumdebatten ist.
Auf solche raumtheoretische Auseinandersetzungen wird zwar immer wieder Bezug genommen. Die vorliegende Einführung hat sich aber die Aufgabe gestellt, am Beispiel der Sozialen Arbeit deutlich zu machen, in welcher Weise in den letzten Jahren verstärkt vom Sozialraum die Rede ist, welche Veränderung der bisherigen Ordnungen des Räumlichen zu beobachten sind,
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wie soziale Phänomene zunehmend mit räumlichen Metaphern beschrieben werden und wie sich eine Tendenz der Verräumlichung sozialer Probleme und Problemlagen abzeichnet.
Die raumtheoretische Grundannahme, die im vorliegenden Lehrbuch Sozialraum vertreten wird, lautet: Räume sind keine absoluten Einheiten, sondern ständig (re)produzierte Gewebe sozialer Praktiken.
1. Der absolute und der relative Raum
Leitfrage: Wie können wir Räume systematisch beschreiben?
Menschliches Handeln findet immer räumlich statt.
Diese Einsicht schien lange Zeit so selbstverständlich, dass häufig keine weitere Beschäftigung mit der Frage erfolgte, was denn nun gemeint ist, wenn vom Raum die Rede ist obwohl bereits in der griechischen Antike darüber nachgedacht wurde, was denn dem menschlichen Sein eine Stätte gewährt (Platon), wie die Bewegung menschlicher Körper begrenzt wird (Aristoteles) oder wie die Beziehung zwischen Körpern geordnet wird (Theophrast), was also den Raum ausmacht.
Eine breitere Auseinandersetzung mit Raum und Räumlichkeit findet trotz einiger grundlegender Beiträge im 20. Jahrhundert (Elisabeth Konau, Henri Lefebvre, Georg Simmel) und einer Reihe heute nicht mehr rezipierter Forschungs- und Denkzusammenhänge (Paul-Henry Chombart de Lauwe, Hans Linde, Raymond Ledrut) erst seit den 1990er Jahren in verstärktem Maße statt. Der Grund dafür scheint vor allem die Tatsache zu sein, dass seit der Aufklärung zwei konkurrierende Raumvorstellungen vorliegen, von denen sich aber lange Zeit nur eine durchsetzen konnte: die Vorstellung eines absoluten Raumes, wie dies Markus Schroer in seinen raumsoziologischen Überlegungen rekonstruiert hat.
Isaac Newton (16431727), auf dessen Überlegungen die Vorstellung eines absoluten Raumes primär Bezug nimmt, geht davon aus, dass der Raum ein fixiertes Ordnungssystem darstellt, das nicht abhängig ist von den darin enthaltenen Körpern. Der absolute Raum, der aufgrund seiner Natur ohne Beziehung zu irgendetwas außer ihm existiert, bleibt sich immer gleich und unbeweglich (Newton 1687, zit. nach Löw 2001, S. 25).
Die raumtheoretische Grundannahme, die im vorliegenden Lehrbuch Sozialraum vertreten wird, lautet: Räume sind keine absoluten Einheiten, sondern ständig (re)produzierte Gewebe sozialer Praktiken.
1. Der absolute und der relative Raum
Leitfrage: Wie können wir Räume systematisch beschreiben?
Menschliches Handeln findet immer räumlich statt.
Diese Einsicht schien lange Zeit so selbstverständlich, dass häufig keine weitere Beschäftigung mit der Frage erfolgte, was denn nun gemeint ist, wenn vom Raum die Rede ist obwohl bereits in der griechischen Antike darüber nachgedacht wurde, was denn dem menschlichen Sein eine Stätte gewährt (Platon), wie die Bewegung menschlicher Körper begrenzt wird (Aristoteles) oder wie die Beziehung zwischen Körpern geordnet wird (Theophrast), was also den Raum ausmacht.
Eine breitere Auseinandersetzung mit Raum und Räumlichkeit findet trotz einiger grundlegender Beiträge im 20. Jahrhundert (Elisabeth Konau, Henri Lefebvre, Georg Simmel) und einer Reihe heute nicht mehr rezipierter Forschungs- und Denkzusammenhänge (Paul-Henry Chombart de Lauwe, Hans Linde, Raymond Ledrut) erst seit den 1990er Jahren in verstärktem Maße statt. Der Grund dafür scheint vor allem die Tatsache zu sein, dass seit der Aufklärung zwei konkurrierende Raumvorstellungen vorliegen, von denen sich aber lange Zeit nur eine durchsetzen konnte: die Vorstellung eines absoluten Raumes, wie dies Markus Schroer in seinen raumsoziologischen Überlegungen rekonstruiert hat.
Isaac Newton (16431727), auf dessen Überlegungen die Vorstellung eines absoluten Raumes primär Bezug nimmt, geht davon aus, dass der Raum ein fixiertes Ordnungssystem darstellt, das nicht abhängig ist von den darin enthaltenen Körpern. Der absolute Raum, der aufgrund seiner Natur ohne Beziehung zu irgendetwas außer ihm existiert, bleibt sich immer gleich und unbeweglich (Newton 1687, zit. nach Löw 2001, S. 25).
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Autoren-Porträt von Fabian Kessl, Christian Reutlinger
Dr. Fabian Kessl, Erziehungs- und Politikwissenschaftler, ist Professor an der Fakultät für Bildungswissenschaften, Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik der Universität Duisburg-Essen. Dr. Christian Reutlinger, Erziehungswissenschaftler und Sozialgeograph, ist Professor an der FHS St. Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, wo er am Institut für Soziale Arbeit (IFSA) in Rorschach das Kompetenzzentrum Soziale Räume leitet.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Fabian Kessl , Christian Reutlinger
- 2007, 2007, 131 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531903306
- ISBN-13: 9783531903309
- Erscheinungsdatum: 07.12.2007
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 0.80 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"Mit dem Buch [...] schaffen Fabian Kessl und Christian Reutlinger in prägnanter und nachvollziehbarer Weise einen Überblick über die aktuellen Debatten um den Sozialraum, indem sie die Unübersichtlichkeit der Beiträge zum Sozialraum sowohl aufzeigen als auch strukturieren. Dabei gelingt es komplexe Sachverhalte einzubeziehen und sie verständlich darzustellen. Dies wird zum einen durch eine klare Sprache und die Verwendung von Beispielen erreicht. Zum anderen wird der Text durch Leitfragen und Zusammenfassungen erkennbar strukturiert." SLR - Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau, 56/2008"Im Gegensatz zu vielen eher programmatischen oder pragmatischen Veröffentlichungen zum Thema Sozialraum und Sozialraumorientierung überzeugt die vorliegende Veröffentlichung durch ihre klare Analyse und fundierte Positionierung. Sie ist hervorragend geeignet, die allfällige Rede vom Sozialraum substantiell theoretisch zu verorten. Damit haben die Autoren ihr Ziel erreicht, Leserinnen und Lesern eine Kontextualisierung ihrer praktischen sozialräumlichen Arbeit zu ermöglichen." www.socialnet.de, 12.04.2007
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