Soziologische Handlungstheorie (PDF)
Eine Einführung
In diesem Einführungsbuch werden die wichtigsten handlungstheoretischen Ansätze dargestellt und auf Beispiele angewendet. Neben den modernen Klassikern Mead, Schütz, Goffman, Garfinkel, Parsons und Homans werden auch die neueren Ansätze von Habermas, Berger...
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Produktinformationen zu „Soziologische Handlungstheorie (PDF)“
In diesem Einführungsbuch werden die wichtigsten handlungstheoretischen Ansätze dargestellt und auf Beispiele angewendet. Neben den modernen Klassikern Mead, Schütz, Goffman, Garfinkel, Parsons und Homans werden auch die neueren Ansätze von Habermas, Berger und Luckmann, Luhmann, Coleman, Esser und Giddens erklärt.
Die einzelnen Theorien werden nach einem durchgängigen Schema dargestellt: Nach der Vorstellung der Grundidee werden die zentralen Begriffe des jeweiligen Ansatzes definiert, um anschließend den Argumentationszusammenhang der Theorie erläutern zu können. Abschließend wird jeweils die Theorie anhand eines Beispiels veranschaulicht.
Die einzelnen Theorien werden nach einem durchgängigen Schema dargestellt: Nach der Vorstellung der Grundidee werden die zentralen Begriffe des jeweiligen Ansatzes definiert, um anschließend den Argumentationszusammenhang der Theorie erläutern zu können. Abschließend wird jeweils die Theorie anhand eines Beispiels veranschaulicht.
Lese-Probe zu „Soziologische Handlungstheorie (PDF)“
1 Dimensionen sozialen Handelns (S. 17) 1.1 Theorie und Empirie
Jede Wissenschaft verfügt über Begriffe, mit denen sie die Wirklichkeit zu beschreiben versucht. Nach der traditionellen Auffassung nähert sich die Wissenschaft in einem stetigen Prozess der Wirklichkeit an und wird daher in die Lage versetzt, zukünftige Ereignisse mit großer Genauigkeit vorherzusagen. Moderne Wissenschaftler sind in dieser Hinsicht vorsichtiger und schränken den Wahrheitsanspruch ihres Fachwissens auf doppelte Weise ein. Erstens beschreibt jede wissenschaftliche Disziplin nur einen Teilbereich der Realität.
Genauer sollten wir sagen, dass nur ein Aspekt der Wirklichkeit durch das Begriffsinstrumentarium einer Disziplin erfasst werden kann. Der amerikanische Soziologe Talcott Parsons (1902-1979) hat dies an einer kleinen Geschichte verdeutlicht (1968a: 734-5). Man stelle sich vor, drei Wissenschaftler - ein Physiker, ein Psychologe und ein Soziologe - beobachten einen Selbstmörder, der von der Brücke springt. Würde man sie auffordern, diesen Vorgang aus der Perspektive ihrer wissenschaftlichen Disziplin zu beschreiben, hätten sie wahrscheinlich sehr unterschiedliche Dinge "gesehen".
Der Physiker könnte den Sprung von der Brücke als einen freien Fall beschreiben und den Ablauf mit physikalischen Gesetzen erklären. Der Psychologe würde möglicherweise über die Motive des Selbstmörders nachdenken, über seine Lebenssituation und über die biographischen Umstände, die zu dieser Tat geführt haben.
Ein Soziologe könnte darüber spekulieren, welcher sozialen Gruppe oder Schicht der Selbstmörder angehört hat und ob er sich in einer Konfliktsituation mit seiner Umwelt befunden hat. Jeder Beobachter sieht - sobald er sich in die Rolle des Fachwissenschaftlers begibt - einen bestimmten Aspekt der Realität. Dabei wird ihm durch die Begriffe seiner Wissenschaft und durch die bereits angesammelten Erkenntnisse eine bestimmte Perspektive vorgegeben.
Die zweite
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Einschränkung des Wahrheitsanspruches geht auf die Einsicht zurück, dass wissenschaftliche Begriffe und Modelle sich - wenn sie realistisch sind - der Wirklichkeit zwar annähern, sie jedoch nie exakt im Sinne einer mathematischen Funktion abbilden können. Dies trifft auch für den Aspekt der Realität zu, auf den eine Disziplin oder Teildisziplin spezialisiert ist. Der Wissenschaftsphilosoph Alfred N. Whitehead geht von einer unüberbrückbaren Kluft zwischen wissenschaftlichen Konzepten und realen Objekten aus (1967: 171).
Falls Wissenschaftler ihre Begriffe und Modelle mit der Realität gleichsetzen, so spricht man von einem "Reifikationsfehler". Whitehead beschreibt diesen grundlegenden Fehlschluss als "fallacy of misplaced concreteness" (1967: 51), also den Fehler, wissenschaftliche Konzepte für unangemessen konkret zu halten. Die Unterscheidung zwischen wissenschaftlichen Modellen und konkret ablaufenden sozialen Prozessen lässt sich an dem Begriff des "Systems" veranschaulichen.
Stellen wir uns zunächst das technische System einer Heizanlage mit Thermostatregulierung vor. Man kann die Funktion dieses Systems beobachten und wird feststellen, dass es in der Weise "funktioniert", wie man es sich modellhaft vorgestellt hat. Sinkt die Raumtemperatur unter die festgelegte Marke, so setzt der Thermostat die Energiequelle des Heizsystems in Gang, bis die vorgegebene Temperatur wieder erreicht ist. Der Begriff "Heizsystem" bezieht sich damit einerseits auf den konkret ablaufenden Prozess, dessen Auswirkungen zu beobachten sind, und andererseits auf die Modellvorstellung, die der Beobachter im Kopf hat. Ohne dieses Modell würden wir nicht verstehen, warum es abwechselnd kälter und wärmer wird.
Das konkrete Heizsystem ist nach einem Plan konstruiert worden, bei einer auftretenden Störung wird man diesen Plan zur Hand nehmen und die Fehlerquelle beseitigen. Gedanklich lässt sich also das Systemmodell von dem konkret ablaufenden Prozess unterscheiden. Soziale Systeme sind in der Regel nicht wie technische Systeme von einem Ingenieur konstruiert. Als Beobachter von Handlungsprozessen können wir gewisse Regelmäßigkeiten erkennen, die uns z.B. an Gleichgewichtsprozesse in technischen Systemen erinnern.
In einigen Bereichen des sozialen Lebens wie z.B. Organisationen existiert sogar ein Plan, der bestimmte Arbeits- und Entscheidungsprozesse vorschreibt. Diese Pläne werden von "Sozialingenieuren" entworfen und können als Organisationssystem konzipiert sein. Aber selbst in diesem Grenzfall erfasst das Systemmodell nur einen Teilaspekt der real ablaufenden Prozesse.
Falls Wissenschaftler ihre Begriffe und Modelle mit der Realität gleichsetzen, so spricht man von einem "Reifikationsfehler". Whitehead beschreibt diesen grundlegenden Fehlschluss als "fallacy of misplaced concreteness" (1967: 51), also den Fehler, wissenschaftliche Konzepte für unangemessen konkret zu halten. Die Unterscheidung zwischen wissenschaftlichen Modellen und konkret ablaufenden sozialen Prozessen lässt sich an dem Begriff des "Systems" veranschaulichen.
Stellen wir uns zunächst das technische System einer Heizanlage mit Thermostatregulierung vor. Man kann die Funktion dieses Systems beobachten und wird feststellen, dass es in der Weise "funktioniert", wie man es sich modellhaft vorgestellt hat. Sinkt die Raumtemperatur unter die festgelegte Marke, so setzt der Thermostat die Energiequelle des Heizsystems in Gang, bis die vorgegebene Temperatur wieder erreicht ist. Der Begriff "Heizsystem" bezieht sich damit einerseits auf den konkret ablaufenden Prozess, dessen Auswirkungen zu beobachten sind, und andererseits auf die Modellvorstellung, die der Beobachter im Kopf hat. Ohne dieses Modell würden wir nicht verstehen, warum es abwechselnd kälter und wärmer wird.
Das konkrete Heizsystem ist nach einem Plan konstruiert worden, bei einer auftretenden Störung wird man diesen Plan zur Hand nehmen und die Fehlerquelle beseitigen. Gedanklich lässt sich also das Systemmodell von dem konkret ablaufenden Prozess unterscheiden. Soziale Systeme sind in der Regel nicht wie technische Systeme von einem Ingenieur konstruiert. Als Beobachter von Handlungsprozessen können wir gewisse Regelmäßigkeiten erkennen, die uns z.B. an Gleichgewichtsprozesse in technischen Systemen erinnern.
In einigen Bereichen des sozialen Lebens wie z.B. Organisationen existiert sogar ein Plan, der bestimmte Arbeits- und Entscheidungsprozesse vorschreibt. Diese Pläne werden von "Sozialingenieuren" entworfen und können als Organisationssystem konzipiert sein. Aber selbst in diesem Grenzfall erfasst das Systemmodell nur einen Teilaspekt der real ablaufenden Prozesse.
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Autoren-Porträt von Bernhard Miebach
Dr. Bernhard Miebach ist Dozent für Soziologie an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf.
Bibliographische Angaben
- Autor: Bernhard Miebach
- 2007, 2.Aufl. 2006, 475 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531900234
- ISBN-13: 9783531900230
- Erscheinungsdatum: 17.09.2007
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 2.25 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"(...) Mit seiner thematischen Breite, seinen verständlichen Beispielen und nicht zuletzt der systematischen und verständlichen Umsetzung liegt ein empfehlenswertes Einführungsbuch in die soziologische Handlungstheorie vor." Proto Soziologie, 4/93 zur 1.Auflage
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