Welten entdecken, zur Person werden (PDF)
Zur Bedeutung der Fremderfahrung für die individuelle Identitätsbildung der Protagonistin in Emine Sevgi Özdamars Roman "Die Brücke vom goldenen Horn"
Inhaltsangabe:Einleitung:
¿Der Fremde in uns¿ betitelte die ZEIT im Dezember 2000 ein Schwerpunktthema, das von den aktuellen Diskussionen um ¿deutsche Leitkultur¿ und Einwanderungspolitik angestossen wurde. Die Kopfzeile des Journalisten Robert Leicht...
¿Der Fremde in uns¿ betitelte die ZEIT im Dezember 2000 ein Schwerpunktthema, das von den aktuellen Diskussionen um ¿deutsche Leitkultur¿ und Einwanderungspolitik angestossen wurde. Die Kopfzeile des Journalisten Robert Leicht...
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Produktinformationen zu „Welten entdecken, zur Person werden (PDF)“
Inhaltsangabe:Einleitung:
¿Der Fremde in uns¿ betitelte die ZEIT im Dezember 2000 ein Schwerpunktthema, das von den aktuellen Diskussionen um ¿deutsche Leitkultur¿ und Einwanderungspolitik angestossen wurde. Die Kopfzeile des Journalisten Robert Leicht lautete: ¿Warum es uns so schwer fällt, das Unvertraute anzunehmen¿. Eine Antwort könnte die Lektüre von Emine Sevgi Özdamars 1998 erschienenen Roman ¿Die Brücke vom Goldenen Horn¿ geben, welchen die Magisterarbeit von Birgit Reuther untersucht.
Özdamars Protagonistin fährt Ende der sechziger Jahre von Istanbul nach Berlin, um als Fabrikarbeiterin bei Telefunken Geld für die Schauspielschule zu verdienen. Während ihrer Aufenthalte in Deutschland und zwischenzeitig in Paris bildet das Mädchen neben Sprachkenntnissen ebenfalls ihre weibliche Identität und ihr politisches Bewusstsein aus. Als herangereifter Charakter kehrt sie in die Türkei zurück und bringt sich mit ihrem Erfahrungsschatz in die links-intellektuelle Szene der Grossstadt ein. Gerechtigkeitssinn und Abenteuerlust bewegen die junge Frau zu erneutem Aufbruch: An der persisch-irakisch-türkischen Grenze recherchiert sie, um über die Missstände der dort hungernden Bevölkerung aufzuklären. Auf dem Land und in Istanbul erlebt die Akteurin schliesslich zur Zeit des Militärputsches die Ohnmacht der Aufbegehrenden gegenüber Staat und bestehenden Verhältnissen.
Die Protagonistin führt exemplarisch vor, wie ein Mensch lernen kann, auch in komplexen Spannungszuständen zu existieren, anstatt ausschliesslich auf die Differenz zwischen dem Eigenem und dem Anderen zu beharren. Der Charakter reibt sich an Begegnungen mit dem Unbekannten und reagiert auf Kontakt zu Neuem mit Annahme, Ablehnung, Auseinandersetzung. Diesen Prozess der Identitätsentwicklung zu betrachten, ist Hauptgegenstand der Arbeit. Die hierfür grundlegenden Begriffe der Fremde und Identität werden zunächst in einem Theorieteil erläutert. Dieser ist, wie auch die nachfolgenden Teile der Textanalyse und Interpretation, interdisziplinär angelegt und impliziert soziologische und psychoanalytische Theorien, aber auch soziolinguistische, historische, geographische und kulturtheoretische Bezüge.
Özdamars Text wird in diesem Sinne als eine Literatur verstanden, die Aufschluß gibt über zeitgenössische Diskurse, die dramatisiert und Machtstrukturen hinterfragt. Die Autorin inszeniert, parodiert und unterläuft in ihrer Narration nicht nur ethnisch-nationale Differenzproduktion, sondern auch [...]
¿Der Fremde in uns¿ betitelte die ZEIT im Dezember 2000 ein Schwerpunktthema, das von den aktuellen Diskussionen um ¿deutsche Leitkultur¿ und Einwanderungspolitik angestossen wurde. Die Kopfzeile des Journalisten Robert Leicht lautete: ¿Warum es uns so schwer fällt, das Unvertraute anzunehmen¿. Eine Antwort könnte die Lektüre von Emine Sevgi Özdamars 1998 erschienenen Roman ¿Die Brücke vom Goldenen Horn¿ geben, welchen die Magisterarbeit von Birgit Reuther untersucht.
Özdamars Protagonistin fährt Ende der sechziger Jahre von Istanbul nach Berlin, um als Fabrikarbeiterin bei Telefunken Geld für die Schauspielschule zu verdienen. Während ihrer Aufenthalte in Deutschland und zwischenzeitig in Paris bildet das Mädchen neben Sprachkenntnissen ebenfalls ihre weibliche Identität und ihr politisches Bewusstsein aus. Als herangereifter Charakter kehrt sie in die Türkei zurück und bringt sich mit ihrem Erfahrungsschatz in die links-intellektuelle Szene der Grossstadt ein. Gerechtigkeitssinn und Abenteuerlust bewegen die junge Frau zu erneutem Aufbruch: An der persisch-irakisch-türkischen Grenze recherchiert sie, um über die Missstände der dort hungernden Bevölkerung aufzuklären. Auf dem Land und in Istanbul erlebt die Akteurin schliesslich zur Zeit des Militärputsches die Ohnmacht der Aufbegehrenden gegenüber Staat und bestehenden Verhältnissen.
Die Protagonistin führt exemplarisch vor, wie ein Mensch lernen kann, auch in komplexen Spannungszuständen zu existieren, anstatt ausschliesslich auf die Differenz zwischen dem Eigenem und dem Anderen zu beharren. Der Charakter reibt sich an Begegnungen mit dem Unbekannten und reagiert auf Kontakt zu Neuem mit Annahme, Ablehnung, Auseinandersetzung. Diesen Prozess der Identitätsentwicklung zu betrachten, ist Hauptgegenstand der Arbeit. Die hierfür grundlegenden Begriffe der Fremde und Identität werden zunächst in einem Theorieteil erläutert. Dieser ist, wie auch die nachfolgenden Teile der Textanalyse und Interpretation, interdisziplinär angelegt und impliziert soziologische und psychoanalytische Theorien, aber auch soziolinguistische, historische, geographische und kulturtheoretische Bezüge.
Özdamars Text wird in diesem Sinne als eine Literatur verstanden, die Aufschluß gibt über zeitgenössische Diskurse, die dramatisiert und Machtstrukturen hinterfragt. Die Autorin inszeniert, parodiert und unterläuft in ihrer Narration nicht nur ethnisch-nationale Differenzproduktion, sondern auch [...]
Bibliographische Angaben
- Autor: Birgit Reuther
- 2002, 1. Auflage, 140 Seiten, Deutsch
- Verlag: Diplomica Verlag
- ISBN-10: 3832452605
- ISBN-13: 9783832452605
- Erscheinungsdatum: 26.03.2002
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