Wo der rote Mohn blüht (ePub)

Titel: Wo der rote Mohn blüht
Sterne: 3
Titel: Wo die Geschichte vergraben liegt
Kurzmeinung: einprägsame Familiengeschichte über Krieg, Tapferkeit und Gefühle, die unter keinem guten Stern stehen

Nach langer Zeit kehrt Kathleen nach Gut Jonkershof zurück, um ihre Oma zur Vernunft zu bringen. Diese scheint nicht einzusehen, dass ihre Zeit abläuft und übernimmt sich, zudem scheint sie etwas auf den Ländereiern ihres Hofes zu suchen. Als dann menschliche Knochen gefunden wurden, taucht Kathleen ab in die Zeit des ersten Weltkrieges, in dem Belgien von den Deutschen überrannt wird, aber drei Deutsche zwischenzeitlich auf Gut Jonkershof waren und einer das Herz der Tochter Anna gewann. In der heutigen Zeit versucht Kathleen, auch ihre eigene Vergangenheit zu verarbeiten und vielleicht neue Gefühle zuzulassen.

Die Schreibweise ist sehr nah an den Figuren und wechselt zwischen der heutigen Zeit und den Geschehnissen zwischen 1915 und 1924. Die Geschichte wirkt, was die Geschehnisse des ersten Weltkrieges angeht, sehr gut recherchiert. Ich finde es jedoch sehr abgehackt zwischen den heutigen Figuren und der Geschichte damals, die generell sehr viel lebhafter und gefühlvoller beschrieben wurde.

Spannung kam bei mir gar nicht auf; anfangs empfand ich es als sehr skurril, was die Oma mit den Knochen hat, aber schnell war dem Leser klar, was wohl dahinter steht (leider nicht den Figuren in der Geschichte).

Zu den Figuren aus der heutigen Zeit konnte ich keine Verbindung aufbauen; sie dienen - außer der Oma, die als einzige ein wirkliches Interesse daran hat, die Vergangenheit aufzuklären - wie Statisten, die allerdings sehr plump vorgehen und zu 0% empathisch wirken.
Ich kann nicht sagen, dass die Figuren in der Vergangenheit mehrdimensionaler waren, aber vermutlich haben mich die Umstände von ihnen mehr interessiert und sie wirkten daher interessanter konstruiert. Vor allem vor Anna hatte ich großen Respekt und habe mir ihr mitgelitten.

Die Tatsache, dass sich die Deutschen in den beiden Weltkriegen nicht mit Ruhm bekleckert haben, kann man heute nicht verleugnen, und das weckt meistens eher gemischte Gefühle in mir. Noch schlimmer wird es allerdings, wenn es um die zivile Bevölkerung geht. Eine Passage dazu möchte ich in eigenen Worten zusammenfassen: an der Front geht es schmutzig zu, aber jeder weiß dort, worauf er sich einlässt, doch abseits der Schlachtfelder kommt es zu den wahren unmenschlichen Gräueltaten.

Richtig interessant fand ich die Beschreibungen der Untergrundbewegungen gegen die Soldaten, aber auch die Möglichkeiten der Frauen, etwas „im Krieg Sinnvolles zu tun“.

Trotz des schweren Themas finde ich die Geschichte gut, ich kam jedoch nicht mit dem Schreibstil und der Ausarbeitung klar und hätte mir hier die gleiche Liebe wie bei den historischen Details gewünscht.