Iraqi Odyssey (DVD)

Der Schweizer Samir, Filmemacher, Regisseur und Filmproduzent, eigentlich Samir Jamal Aldin, am 29.07.1955 in Bagdad geboren, hat eine große, weitverzweigte Familie, die er uns zu Beginn dieses epochalen Dokumentarfilms vor Augen stellt. Doch keine Angst, alle werden wir nicht kennenlernen, sodass wir die Übersicht behalten können. Samir erzählt seine persönliche Geschichte und trifft sich mit fünf Verwandten, um die Geschichte seiner Familie mit dem Urgroßvater beginnend zu beleuchten. Dadurch entsteht zugleich ein lebhaftes Bild zur Historie des Iraks von 1914 bis 2014 sowie ein tiefer Einblick in ein anderes, modernes Land, einer der Zukunft zugewandten, mündigen, politisch aktiven Gesellschaft und den seither eingetretenen Wandel.

Samirs Familie sieht sich als Angehörige der Mittelschicht. Urgroßvater und Großvater waren Religionsgelehrte (Sayyid), was bedeutet, dass sie den Koran, Logik und Recht studierten. Ihnen war es wichtig, dass ihre Kinder eigenständige, selbstbewusste Menschen wurden. Die Töchter durften Kinos und Theater besuchen, studierten und wählten sich ihre Ehepartner selbst aus.

Der Dokumentarfilm besteht aus vielen kleinen Kapiteln mit Interviews, alten Fotos aus dem Familienalbum oder familieneigenen Filmen und viel Musik sowie westlichen Nachrichtenbildern. Die Verwandten erzählen aus ihrem Leben, von ihren Eltern, Anekdoten, Erfahrungsberichte, geben Gefühle und Meinungen wieder.
Samira Jamal Aldin, 1938 geboren, ist Samirs Tante und eine in Auckland, Neuseeland lebende Arztin, die sich während der irakischen Revolution 1958 in der kommunistischen Partei engagierte.
Sabah Jamal Aldin, 1934 geboren, ist Samirs Onkel, ebenfalls Mediziner, der aus politischen Gründen in die Sowjetunion immigrierte. Jetzt lebt er in London.
Jamal Al Tahir, 1944 geboren, ist Samirs Cousin, Ingenieur und Atomphysiker, der in Moskau lebt.
Souhair Jamal Aldin, 1982 während des Irak-Irankriegs geboren, ist Samirs Halbschwester, Ingenieurin, als anerkannte Asylantin in Buffalo, USA.
Tanya Uldin, geboren 1966 in Lausanne, ist Samirs Cousine und forensische Anthropologin.

„Iraqi Odyssey“ liefert im wahrsten Wortsinne unfassbar viele höchst interessante Informationen, ein stimmungsvolles blumiges Porträt. Man braucht zwar Sitzfleisch oder legt ein oder zwei Verschnaufpausen ein, aber die 163 Minuten sind es wert, gesehen und empfunden zu werden, weil dieser bemerkenswerte Dokumentarfilm Samirs, diese Familiensaga, die Geschichte von Auswanderung und dem Ausbluten eines Landes, in den Bann zieht, mitreißt, Geschichte, Kultur und Spannung auf einmalige Weise vereint.

Dass der Irak und an ihn angrenzende Länder einmal so aussahen, einmal fortschrittlicher geprägt waren als Europa, ist heute angesichts der langen Zeit autoritärer Herrschaft und terroristischer Kräfte unvorstellbar. Unmöglich ist es, nicht deutliche, beängstigende Parallelen zu kolonialistischem und autoritärem Verhalten gewisser Staatschefs zu ziehen.
Deswegen ist dieser außergewöhnliche Dokumentarfilm ungemein illustrativ und bedeutsam sowie richtungsweisend für Menschen, die sich der Freiheit und dem eigenständigen Denken und Handeln verschrieben haben!