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  • 5 Sterne

    11 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 30.06.2018

    „...Seit Juni 2017 hat Facebook über zwei Milliarden User.
    Und alle werden sterben...“

    Mit diesen zwei Sätzen beginnt das Buch von Tobias Schrödel. Es war die Anfrage einer Mutter, die ihn zum Schreiben dieses Buches veranlasste.Die Mutter wendete sich an ihn und bat darum, dass er das gesperrte Handy ihrer Tochter für sie freischaltet. Die Tochter war im Mai unerwartet an Diabetes verstorben und erst 19 Jahre alt.
    Tobias Schrödel will im ersten Moment zusagen. Doch dem Stehen unter Umständen technische Hindernisse im Weg. Die rechtlichen Fragen werden es später zum Tragen kommen..
    Drei Dinge findet der Leser in dem Sachbuch. Zum einen beschreibt der Autor, wie er den Code des Handys geknackt hat. Schon das ist nicht bei allen Handys in vertretbarer Zeit möglich.
    Zum zweiten lässt mich der Autor an all den Gedanken teilhaben, die ihn bei der Beschäftigung mit dem Thema Tod und digitales Erbe gekommen sind. Hier hat mir unter anderem das folgende Zitat zu denken gegeben:

    „...Wirklich private Nachrichten in Chats sind keine gute Idee. Ich muss immer damit rechnen, dass meine Nachrichten von Dritten gelesen werden. Wir wissen doch alle, dass der Tod im Leben vorkommt...“

    Und nicht zuletzt sucht er sich Gesprächspartner, mit denen er sich über den Umgang mit zurückgebliebenen Daten austauscht. Das sind ein Jurist, ein evangelischer Pfarrer, ein Theologe, eine Trauerrednerin und ein Professor, der einen Lehrstuhl für Computervermittelte Kommunikation inne hat. Auch hier möchte ich eine Aussage zitieren:

    „...Ich rate dazu, regelmäßig seine eigenen Daten durchzusehen. Markieren, was einem wichtig ist. Und den Rest: Löschen. Löschen. Löschen...“

    Das Buch lässt sich gut lesen. Für die technischen Raffinessen beim Ermitteln der PIN sind Kenntnisse der Informatik vom Vorteil. Das aber ist eigentlich nicht der Kern des Buches. Letztendlich läuft alles auf die Frage hinaus: Wie will ich persönlich, dass nach meinem Ableben mit meinen Daten umgegangen wird? Und: Wer hat welche Rechte an welchen Daten?
    Dabei nimmt der Autor auch Bezug auf ein Facebook-Urteil, das den Eltern die Rechte an den Daten des minderjährigen Kindes abspricht.
    Die Interviews zeigen eines ganz deutlich. Mit zunehmender Digitalisierung ändert sich unser Umgang mit Tod und Trauer. Es gibt neue Formen des Trauerns. Ob sie positiv oder negativ zu bewerten sind, sehen die Gesprächspartner unterschiedlich, begründen aber in jedem Fall ihre Meinung.
    Das Buch gibt keine fertige Antworten. Es sorgt für Denkanstöße. Eines aber macht der Autor ganz klar. Es bedarf dringend gesetzliche Regelungen, denn die sozialen Netzwerke gehen völlig unterschiedlich mit der Problematik um. Wie formuliert der Autor so treffend?

    „...Aber ich bleibe dabei, soziale Netzwerke sind keine Dienstleister, denen ein zufriedener Kunde am Herzen liegt. Sie wollen, dass wir ihre Plattform nutzen und ihnen Informationen zukommen lassen, mit denen sie zu guter Letzt Geld machen können...“

    Gut gefallen hat mir, dass der Autor im Buch auch die Kommunikation mit der Mutter mit abdruckt. Diese Teile sind grau unterlegt. Gleiches gilt für die wörtlich zitierten Aussagen aller Gesprächspartner.
    Ich werde mit Sicherheit das Buch in meinem Bekanntenkreis weiter reichen und weiter empfehlen. Ein letzter Satz zum Nachdenken soll meine Rezension abschließen:

    „...wenn du dich um nichts kümmerst, ist der Tod das größte Problem beim Datenschutz...“

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  • 5 Sterne

    5 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    renate w., 03.07.2018

    Der Autor Tobias Schrödel, der als Fachinformatiker tätig ist und als ,,Deutschlands erster IT- Comedian´´ bekannt ist, lässt in seinem neuesten Werk ,,Der digitale Tod´´ den Leser an einer Geschichte teilhaben, über dessen Thematik sicher so gut wie keiner noch darüber nachgedacht hat.
    Er, der es gewohnt ist anderen Menschen zu helfen, wenn sie Probleme mit dem Computer oder dem Handy haben, bekommt eines Tages den Hilferuf einer Mutter, das Handy ihrer toten Tochter zu knacken. Nach der anfänglichen Zusage beginnt er sich aber die Frage zu stellen, ob er moralisch und juristisch dazu eigentlich befugt ist.
    Was nun folgt ist für den Leser eine spannende und interessante Gedankenreise. Der Autor hat sich für sein Lesebuch mit Menschen in Verbindung gesetzt, von denen er immer wieder interessante Meinungen, Tipps und neue Perspektiven hören durfte.
    Er lässt den Leser aber auch an seinen vielen Versuchen teilhaben wie er versucht hat das Handy zu knacken, daran merkt man, dass er wirklich ein Spezialist ist, der es versteht selbst komplizierte Vorgänge auch für einen Laien verständlich zu machen.
    Auszüge aus diversen Gesprächen:
    Christian Solmecke, Jurist: ,, Man erbt ja nicht nur Gegenstände, sondern auch Rechte und Pflichten´´.
    Bernhard Götz, evangelische Pfarrer: ,, Wenn das Bild langsam vergilbt, ist das wie, wenn ein Mensch oder eine Seele langsam aus dem Haus verschwindet´´.
    Bernd Tiggemann, Theologe: ,, Die Hemmschwelle in sozialen Netzen ist einfach niedriger. Digitale Beileidsbekundungen sind einfacher und haben dann noch eine größere Reichweite.´´
    Birgit Aurelia Janetzky, Trauerrednerin: ,,Junge Menschen trauern aber nicht weniger als frühere Generationen. Nur die Ausdrucksweise ist anders.´´
    Professor Tom Knieper: ,, Jeder gibt seinen Hinterbliebenen durch sein Verhalten im Leben einen Interpretationsspielraum vor, wie die eigenen Daten behandelt und bewertet werden sollen.´´
    Man findet viele Sätze, wo man selber beginnt zu überlegen, weil diese Gedanken bisher unwichtig waren oder weil sich kaum jemand freiwillig über den Tod und seine Folgen bezüglich Daten, Fotos…..Gedanken machen möchte. Es ist ein ständiges Für und Wider, wo man selber nicht weiß, welche Entscheidung die richtige sein kann und wird. Am 12.07.18 wird der BGH sein Urteil sprechen, ob Eltern den Facebook Account ihres verstorbenen Kindes erben.
    Ich kann das Buch wirklich empfehlen und es als Denkanstoß zu nehmen, wie freizügig wir heutzutage mit unseren Daten umgehen ohne zu überlegen, welch weitreichende Folgen diese haben können.

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  • 5 Sterne

    Winterzauber, 08.07.2018

    „Seit Juni 2017 hat Facebook über zwei Milliarden User. Und alle werden sterben. Früher oder später zumindest. Manche erst in zehn oder zwanzig Jahren, manche aber noch heute, im Laufe des Tages.“
    Dieser fulminante Einstieg in die Geschichte macht Gänsehaut, zumindest bei mir. Das Buch mit diesem brisanten, aber absolut hochaktuellem Thema ist von Tobias Schrödel sensibel und interessant von allen Seiten beleuchtet.


    Was passiert mit den vielen Datengräbern bei Facebook oder Instagram ? Dürfen Eltern die Handydaten – Fotos und Whatsapp-Chats - oder auch Facebookverläufe ihres toten Kindes einsehen ? Auf diese Frage gibt es kein klares Ja oder Nein, da einfach jeder Fall besonders ist und viel zu viele Emotionen damit verbunden sind.

    Eine Mutter hat sich an den Autoren gewandt, weil er das Handy ihrer toten Tochter knacken soll, damit sie die letzten Bilder und auch Sprachnachrichten ihrer Tochter bekommen kann. Tobias sagt erst sofort zu, hat aber dann doch Zweifel, ob er das richtige tut. Jeder hat natürlich erstmal eine Meinung zu diesem Thema. Es kommen ein Jurist, ein evangelischer Pfarrer, eine Trauerrednerin und ein Kommunikationswissenschaftler zu Wort.

    Zitate
    Christian Solmecke – Jurist.
    Das Gesetz darf da keinen Unterschied zu Briefen machen. Die werden seit Jahrhunderten vererbt. Auch da wusste der Schreiber, dass irgendwann die Erben lesen können, was er über sie geschrieben hat.

    Bernhard Götz – evangelischer Pfarrer
    Suizid ist eine Anklage an das Umfeld. So sehen wir es zumindest. Antworten entlasten oder belasten.

    Früher hattest du 36 Fotos auf einem Agfa-Film. Jedes Foto war en Ereignis. Die Bilder waren überschaubar und weitergebbar. Heute hast du tausende Fotos auf dem Handy. Das ist nicht überschaubar und macht ein Leben am Ende ereignislos. Es bleibt letztendlich keine wertige Erinnerung übrig.

    Birgit Aurelia Janetzky – Trauerrednerin und Expertin für digitalen Nachlass
    Um 2008/2009 herum wollte ich einmal einen Eintrag im Internet über mich löschen lassen. Das war unheimlich mühsam und ich fragte mich: Wie soll ein Toter das tun ?

    Viele Aussagen in diesem Buch sind so wahr, einem selbst aber gar nicht bewusst. Es ist spannend zu lesen mit ein bisschen schwarzem Humor. Die Geschichte wird bei mir noch lange nachklingen und das Buch von mir noch an Freunde und Familie weitergegeben werden. Eine ganz klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    4 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Melanie P., 17.06.2018

    Was passiert mit unseren digitalen Daten nach unserem Tod?

    An diese Frage hat sich der Autor Tobias Schrödel einfühlsam und konsequent herangewagt. Der Nachlass unserer Daten ist ein Tabut-Thema, das aber immer präsenter wird.

    Ich bin begeistert. Ich habe das Buch innerhalb von 24 Stunden in einem Rutsch durchgelesen. Teiweise mit einer Gänsehaut und teilweise mit Tränen in den Augen. Dennoch wissbegierig.

    "Der digitale Tod" ist bewegend und ein absolutes Muss für jeden, der sich mit seiner Sterblichkeit beschäftigt oder in der Hospiz oder Trauerarbeit tätig ist. Ich habe viele Aspekte und Anregungen für mich mitgenommen, die ich in Zukunft in meine ehrenamtliche Tätigkeit im Hospiz mit einbauen kann.

    In dem Buch geht es darum, was mit unseren Daten nach unserem Tod passiert. Anhand des Falles eines 19-jährigen Mädchens, das plötzlich verstorben ist und der Mutter, deren größter Wunsch es ist, an die Daten des Handys zu kommen, um Gewissheit zu bekommen ob der Tod vermeidbar gewesen wäre und ein paar Bilder zu erhalten,. Der Autor setzt sich sowohl mit rechtlichen und ethischen Fragen auseinander, die uns alle angehen.

    Die erste Intuition bei den meisten wird wohl sein, dass man alles versuchen muss, um das Handy der 19 jährigen zu knacken, damit die Mutter in Ruhe trauern kann. Doch was passiert, wenn auf diesem Handy Daten sind, die entweder der Mutter oder dem Ruf der Verstorbenen schaden?

    Ein Aspekt, der mir ganz besonders unter die Haut ging ist, in wie weit die Trauer der Angehörigen durch die modernen Medien beeinflusst wird. Herr Schrödel bringt das Beispiel des verblassenden Bildes, das man sich früher aufgehängt hat, das eine Erinnerrung war, aber oft zusammen mit der Trauer verblasste. Er bringt das Beispiel des Friedhofes, der ein eigentlicher Ort der Trauer ist und dem man nach dem Besuch den Rücken zu kehrt und ins Leben zurück kehrt.

    Durch die Medien heute, verblasst aber kein Bild mehr. Mann kann sich 24 Stunden in einen Trauerort flüchten. Hochauflösende Bilder auf dem Handy ansehen und den verstorbenen durch Videos "lebhaft" vor sich haben. Eine tolle Errungenschaft, was die Erinnerung angeht, aber auch eine Gefahr sich in der Trauer zu verlieren.

    Das Buch hat mir viele Anstöße zum Nachdenken gegeben, die bestimmt noch einige Zeit nachwirken werden. Als allererstes werde ich die nächsten Tage mal für eventuelle Hinterbliebene Passwörter und Online Abos aufschreiben.

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