Preis-Knüller der Woche – solange der Aktions-Vorrat reicht!

Merken
Merken
 
 
Leider schon ausverkauft

Bestellnummer: 129777683

Buch (Gebunden)
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
Alle Kommentare
  • 5 Sterne

    7 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gelinde R., 03.08.2020

    Kinder ihrer Zeit, von Claire Winter

    Cover:
    Ein schönes Cover, das uns gleich ins richtige Setting versetzt.

    Inhalt:
    Bei der Flucht aus Ostpreußen wird Alice, die Zwillingschwester von Emma, von dieser und ihrer Mutter getrennt.
    Zwölf Jahr später finden sie sich überraschend wieder. Alice lebt in Ostberlin, Emma in Westberlin.
    Durch geschickte Manipulationen werden beide in der unglücklichen Spionagezeit gezielt gegeneinander ausgespielt und auch ihr Umfeld wird damit hineingezogen.
    Mit dem Mauerbau eskalierten die Geschehnisse auch im privaten Leben der beiden Zwillingsschwestern und es geht um Tod oder Leben.

    Berlin 1950 - 1961

    Meine Meinung:
    Dies ist nun mein viertes Buch der Autorin, das ich voll Spannung erwartet habe und es hat meiner Erwartungen aufs Beste erfüllt.

    Wir lesen über die tragische Flucht aus Ostpreußen, die so vielen Menschen das Leben gekostet hat und/oder so viele Familien getrennt und zerrissen hat.

    Dann geht es im geteilten Berlin weiter. Wir erleben eine geteilte und doch offene Stadt, dadurch ist der Spionage Tür und Tor geöffnet und unzählige Menschen fliehen von Ost nach West. Wir erleben die ganze Dramatik, Denk-und Handlungsweise der damaligen Zeit hautnah mit.
    Wir schlüpfen quasi in die Rollen der Charaktere und erleben die unglaubliche Spannung, die innere Zerrissenheit und die ganz prekären Momente wie am eigenen Leib.
    Einfach ergreifend wie mit den Schicksalen der Menschen gehandelt, wie sie manipuliert und benützt wurden.

    Ein brillant recherchiert und geschriebenes Buch das mich absolut in seinen Bann gezogen hat. Das Ende mit einem wahren Show down bei dem sich wirklich alles überschlagt.

    Autorin:
    Claire Winter studierte Literaturwissenschaften und arbeitete als Journalistin, bevor sie entschied, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Sie liebt es, in fremde Welten einzutauchen, historische Fakten genau zu recherchieren, um sie mit ihren Geschichten zu verweben, und ihrer Fantasie dann freien Lauf zu lassen. . Die Autorin lebt in Berlin.

    Mein Fazit:
    Wieder ein Lesehighlight aus der Feder von Claire Winter.
    Ein historischer Roman aus unserer jüngsten Geschichte, voller trauriger Wahrheiten, aber auch voll menschlicher Wärme, Angst, Hoffnung und vielen weiteren Emotionen. Ganz großes Kino!
    Von mir eine klare Lese- und Kaufempfehlung und volle 5 Sterne.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xanaka, 27.08.2020

    Interessanter Ausflug in die Geschichte

    Dass Rosa Lichtenberg die Flucht aus Ostpreußen vor den Russen gelingt ist pures Glück. Leider wird auf der Flucht Alice, eine der beiden Zwillingstöchter, sehr schwer krank. Auf der Suche nach Essen lässt Rosa Alice bei einer Bäuerin zurück und geht mit Emma zu einem verlassenem Gehöft. Bei ihrer Rückkehr steht das Dorf in Flammen, überrollt von den Russen. Für Rosa ist klar, Alice kann das nicht überlebt haben.

    Jahre später ist es ein großer Zufall, dass beide Mädchen zueinander finden. Jedoch können beide ihr Glück nicht so richtig genießen, denn es gibt ein großes Problem. Alice lebt in der DDR in Ostberlin, Emma lebt in Westberlin. In den zwölf Jahren, in denen sie sich nicht gesehen haben, wurden beide von den unterschiedlichen Gesellschaftssystemen geprägt und erzogen.

    Durch Alice lernt Emma den Physiker Julius Laakmann kennen. Auch er ist aus der DDR und will sein Land nicht verlassen. Doch als er Zeuge der Entführung seines Freundes in Westberlin wird, kommen ihm Zweifel. Plötzlich geraten beide jungen Frauen zwischen die Fronten und die Lage spitzt sich für alle Beteiligten gefährlich zu.

    In diesem Buch spielt der Zeitfaktor eine große Rolle. Ende der fünfziger Jahre verlassen viele Bürger die DDR um ein neues Leben im Westen zu beginnen. Die DDR hat die Staatssicherheit aktiviert und lässt bei geringstem Verdacht die Bürger überwachen. Aber auch der Bundesnachrichtendienst ist nicht untätig und versucht immer wieder Menschen zu finden, die für sie spionieren.

    Mir hat die Art und Weise der Erzählung gefallen. In kurzen und knappen Kapiteln erfährt man einzelne Sachverhalte über die jeweiligen Beteiligten. Der Wechsel zwischen den Personen verleiht dem Buch auch eine gewisse Dynamik. Richtig spannend wird es, als die Geheimdienste eingreifen und für sich versuchen zu retten, was zu retten ist.

    Sehr gut gefallen hat mir an diesem Buch aber auch die genaue Recherche der Autorin. Sie betrachtet Berlin objektiv von beiden Seiten, ohne einer Seite die Sympathie zu geben. Auch historisch erfährt man viel über die Zeit vor dem Mauerbau und wie die Ereignisse damals gedeutet wurden.

    Von mir gibt es eine ausdrückliche und unbedingte Leseempfehlung an alle und verdiente fünf Lesesterne.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sonja W., 27.09.2020

    Dieser packende Pageturner der Spiegel-Bestsellerautorin Claire Winter beginnt im Jahr 1945 in Ostpreußen. Die Zwillinge Emma und Alice fliehen mit ihrer Mutter in einer eiskalten Winternacht. Unterwegs werden sie jedoch durch tragische Umstände getrennt. Emma baut sich in West-Berlin mit ihrer Mutter ein neues Leben auf und Alice verbringt die meiste Zeit ihrer Kindheit in Brandenburg in einem Kinderheim. Lang zwölf Jahre dauert es, bis sich die beiden überraschend wieder begegnen. Durch Alice lernt Emma den Ost-Berliner Physiker Julius Laakmann kennen. Als Julius Zeuge einer Entführung wird, gerät er zwischen die Fronten der Geheimdienste. Plötzlich verschwindet auch noch Alice spurlos. Zu spät erkennt Emma, welcher drohenden Gefahr sie und ihre Schwester gegenüberstehen. Währenddessen erreicht der Kalte Krieg einen neuen Höhepunkt – Berlin soll geteilt werden….
    Wow! Noch jetzt nach Beendigung dieses gigantischen Romans habe ich Gänsehautfeeling. Und dieses hat mich fast währende des ganzen Lesens begleitet. Die Autorin bringt uns längst vergangene Geschichte, die toll recherchiert ist, wieder nah. Vor meinem inneren Auge läuft alles wie ein Film ab. Ich sehe die endlosen langen Flüchtlingstracks aus Ostpreußen, das ganze Elend und die Tragödien, die sich während dieser Flucht abgespielt haben. All die Menschen wollten ein besseres Leben. Auf solch eine Reise hat sich Emma und Alice, die damals 11 Jahre alt waren mit ihrer Mutter begeben. Aber mit dem schrecklichen Ende dieser Reise hat niemand gerechnet. Die Autorin hat einen herausragenden Schreibstil, die Charaktere sind alle so toll beschrieben, ich sehe jeden Einzelnen direkt vor mir. Und dann das Leben von Emma und Alice, ihre Entwicklung zu Frauen, die in unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Welten aufwuchsen, prallen dann aufeinander. Schließlich tauchen wir noch in den Kalten Krieg und die Welt der Geheimdienste ein. Unglaublich was sich hier alles abgespielt hat. Ich stehe beim Lesen dieser gefühlvollen Geschichte ständig unter Strom, die Spannung steigt nämlich von Seite zu Seite. Man kann das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Es ist wirklich hochinteressant.
    Ein absolutes Lesehighlight, das mich von der ersten bis zur letzten Seite total begeistert hat. Und die
    Geschichte beschäftigt mich auch jetzt noch, nach Beendigung dieser Traumlektüre, für die ich natürlich 5 Sterne vergebe (leider können es nicht mehr sein). Das Cover passt übrigens auch ganz wunderbar.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne P., 31.08.2020

    Ich habe den historischen Roman „Kinder ihrer Zeit“ einfach verschlungen. Claire Winter entführt die Leser*innen regelrecht in die Berliner Vergangenheit.
    Bereits die ersten Kapitel hatten mich gefesselt. Die Zwillingsschwestern Alice und Emma wurden bei ihrer Flucht 1945 aus Ostpreußen nach Berlin während des zweiten Weltkrieges voneinander getrennt. Die beiden wuchsen, ohne es zu wissen, ganz in der Nähe voneinander auf. Emma lebt mit ihrer Mutter im Westen Berlins und Alice im Berliner Osten. Letztere wurde von einem russischen Offizier gerettet und nach dem Vorbild des sozialistischen Systems erzogen, weshalb die Schwestern zwei völlig unterschiedliche Weltbilder vertraten.
    Innerhalb des Romans wechselt die Erzählung flüssig zwischen den verschieden Protagonisten und zeigt die Sicht der Dinge aus ihrer Sicht, was mir besonders gut gefiel, da so ein Einblick in jede Figur gewährt wurde. Es wurde schnell klar, dass die Figuren nicht nur gut oder böse waren, sondern aus bestimmten Motiven handelten. Der Spannungsbogen der Geschichte zieht sich bis zum Schluss und reißt nicht ab. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und lebendig, weshalb es nicht schwer fällt, der Geschichte zu folgen. Die Figuren wirken sehr realistisch und durchleben im Laufe des Romans eine spannende Entwicklung.
    Es wird deutlich, wie detailliert Claire Winter für den Roman recherchiert hat, ich konnte mich sofort in der Zeit einfinden, in der die Figuren lebten. Es werden Einblicke in das damalige gesellschaftliche Leben, die politischen Systeme, die Spionagearbeit der verschiedenen Regime und die getrennten Familien gegeben. Ich selbst konnte viel über die DDR und den Berliner Westen lernen.
    Ich kann diesen Roman definitiv weiter empfehlen; es ist eine unglaublich packende Geschichte. Ich wurde nicht nur in die damalige Zeit versetzt, sondern konnte auch die einzelnen Figuren gut nachempfinden.

    Zuvor habe ich noch keine Werke von Claire Winter gelesen, aber dieses Buch und ihr authentischer Schreibstil haben mich überzeugt. Ich werde mit Freude weitere ihrer Romane lesen!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lena, 01.08.2020

    Auf der Flucht aus Ostpreußen im Januar 1945 wird die 11-jährige Alice von ihrer Mutter und ihrer Zwillingsschwester Emma getrennt. Aufgrund der Umstände in dem durch russische Soldaten zerstörten Dorf müssen sie davon ausgehen, dass niemand überlebt hat. Doch Emma, die in West-Berlin aufwächst, hat all die Jahre das Gefühl, dass ihre Schwester noch leben könnte. Gegen den Willen ihrer Mutter, die schlimme Schuldgefühle plagen, nur eine Tochter gerettet zu haben, gibt Emma eine Suchanzeige auf, findet Alice jedoch nicht. Zwölf Jahre nach der Flucht begegnen sich die Schwestern durch einen Zufall. Einerseits sind die schwesterlichen Gefühle sofort füreinander da, andererseits haben sie sich durch die ganz unterschiedliche Sozialisation von einander entfremdet. Nur in kleinen Schritten kommen sie sich wieder näher, wobei der Glaube Alices an den Sozialismus immer zwischen ihnen steht. Durch Alice lernt Emma den Physiker Dr. Julius Laakman kennen und verliebt sich in ihn. Er glaubt im Gegensatz zu Alice nicht an den Sozialismus, wird aber von der Stasi derart unter Druck gesetzt, dass eine Beziehung zu einer Westdeutschen unmöglich wird. Im Laufe der 1950er-Jahre nimmt der Druck auf alle Beteiligten zu und Emma droht letztlich beide zu verlieren - ihre wiedergefundene Schwester und die noch junge Liebe.

    Mit "Kinder ihrer Zeit" verbindet Claire Winter eine fiktive Geschichte um zwei Zwillingsschwestern mit der deutschen Historie während des Kalten Krieges. Erzählt werden die Jahre ab 1945 bis zum Bau der Berliner Mauer 1961, die die sich zementierende Teilung zwischen den beiden deutschen Staaten sehr anschaulich am Beispiel der beiden Schwestern darstellt.

    Das Buch ist eine gelungene Mischung aus berührendem Familiendrama, tragischer Liebesgeschichte und spannendem Spionageroman. Die Charaktere sind facettenreich und authentisch dargestellt. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven kann man sich als Leser nicht nur in die beiden Schwestern sondern auch ihre Wegbegleiter einfühlen. Eindringlich spürt man den Druck, der vor allem auf Alice lastet, die der Sowjetunion und ihrem System dankbar ist, aber gleichzeitig auch zur Denunziation gezwungen wird. Auch Julius steht in einem Gewissenskonflikt und wird dazu genötigt, Dinge zu tun, die ihm zuwider sind, um sich und andere zu schützen. Emma kann dabei erst spät durchschauen, wie Alice und Julius manipuliert werden und bringt sich beim Versuch zu helfen, selbst in Gefahr.

    "Kinder ihrer Zeit" ist durchweg spannend und emotional. Der Ost-West-Konflikt wird durch die schicksalhafte Geschichte um Alice und Emma in all seiner Brutalität dargestellt. Der Kampf zwischen Stasi, KGB und westlichen Geheimdiensten ist packend und erhält durch Alice und Emma eine persönliche Note. Der Druck einflussreicher Kräfte, Manipulation und Erpressung verhindern ein Leben in Freiheit, selbst für Emma, die schon während der noch offenen Grenze nach Ostberlin indirekt unter der Situation zu leiden hat.
    Claire Winter schafft es durch ihren einnehmenden Schreibstil Geschichte lebendig werden zu lassen. Die Erzählung ist politischer als ihre vorhergehenden Romane "Die verbotene Zeit" oder "Die geliehene Schuld" und erhält damit den für eine Geschichte #gegendasvergessen verdienten Tiefgang.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lia48, 15.02.2021

    INHALT:
    Ostpreußen, 1945: Rosa lässt alles Hab und Gut hinter sich und begibt sich mit ihren 11-jährigen Töchtern Alice und Emma auf die Flucht vor den Russen. Doch als diese immer näher kommen, verlieren sie sich.
    Die Mutter geht fest davon aus, dass Alice nicht mehr lebt. Gemeinsam mit Emma begibt sie sich nach West-Berlin, um dort ein neues Leben anzufangen. Aber Emma wird das Gefühl nicht los, dass ihre Zwillingsschwester noch leben könnte: „Zwischen uns hat es immer diese besondere Verbundenheit gegeben, und manchmal ist mir, als würde ich spüren, dass sie noch lebt. Aber vielleicht wünsche ich es mir auch nur so sehr (...).“
    Als die mittlerweile 16-jährige Emma eines Tages von zwei sowjetischen Männern auf Russisch angesprochen wird, ist sie sich sicher: Der Mann muss sie für ihre Schwester gehalten haben!

    Alice wuchs in Heimen in der DDR auf und ging bisher immer davon aus, dass Mutter und Schwester den Angriff der Russen damals nicht überlebt haben. Als überzeugte Sozialistin gerät sie, aber auch ein Freund von ihr, Physiker Julius Laakmann, zwischen die Fronten der Geheimdienste. Und auch ihre Schwester Emma aus West-Berlin, befindet sich auf einmal mitten im Geschehen und muss erneut um ihre verschwundene Schwester bangen… Und plötzlich soll auch noch Berlin für immer geteilt werden…

    MEINUNG:
    Um eines gleich vorwegzunehmen: Dies war mein erstes Buch von der Autorin, aber ganz bestimmt nicht mein letztes!
    Tatsächlich hat sie mich sehr positiv überrascht! Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass hier so viele historische bzw. politische Inhalte im Roman eingewebt sein könnten. Das erfordert zwar etwas mehr Konzentration beim Lesen, aber ich empfand es als bereichernd, so vieles aus der damaligen Zeit zu erfahren, und hatte das Gefühl, dass Claire Winter hier absolut großartige Recherchearbeit geleistet hat!
    In meinem Geschichtsunterricht damals, wurde die meiste Zeit der Zweite Weltkrieg behandelt – ein wichtiges Thema, ganz klar! Aber für mein Empfinden kam das Zeitgeschehen danach, über den Kalten Krieg und das geteilte Berlin, viel zu kurz! Dabei ging das über 40 Jahre!
    Claire Winter nimmt in ihrem Buch „Kinder ihrer Zeit“ vor allem die Zeit von 1945 bis 1961 unter die Lupe.
    Dadurch, dass der Roman aus den verschiedensten Perspektiven erzählt wird, wird die Zeit aus den unterschiedlichsten Sichten beleuchtet: Alice steht in der DDR klar hinter dem Sozialismus bzw. Kommunismus, während in West-Berlin bei Emma eher kapitalistische Vorstellungen herrschen. Ich fand es großartig, wie durch diese Vergleiche die Unterschiede zwischen Ost- und West-Berlin für den Leser veranschaulicht wurden!
    Des Weiteren hat mich die Autorin damit überrascht, dass ihr Roman sehr viele Krimi-, bzw. Spionage-Anteile enthält. Sie schreibt so bildlich, mitreißend, erzeugt mit unerwarteten Wendungen Spannung und lässt einen mit den Protagonisten miträtseln und mitfiebern, wodurch das Buch für mich zu einem absoluten Pageturner wurde!

    FAZIT: Besser geht es nicht! Für mich ein klares Lesehighlight! Ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin. Eine dringende Leseempfehlung an euch, wenn euch die Thematik interessiert und wenn ihr Interesse am damaligen politischen Geschehen mitbringt! Ganze 5/5 Sterne!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    anronette, 18.10.2020

    Wieder einmal versteht die Autorin ihr Handwerk, den Leser auf eine spannende und fesselnde Zeitreise zu schicken. Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich dieses Buch gepackt.
    Claire Winter hat mich mit ihrem so lebendigen und flüssigen Schreibstil direkt in das Geschehen hineinkatapultiert.
    Der Roman beginnt im Jahr 1945, der Zeit, als die sympathischen Roman-Zwillinge Emma und Alice mit ihrer Mutter in Ostpreußen auf der Flucht waren.
    Eisige Kälte, Angst und Hunger treiben die drei voran, und tragische Umstände führen zu einer Trennung der Zwillinge.
    Während Emma mit ihrer Mutter nach West-Berlin gelangt und dort ein neues Leben beginnen darf, wächst Alice in einem Kinderheim in Brandenburg auf.
    Keiner der Beiden glaubt, dass die andere Zwillingsschwester noch lebt.
    So ist es eine riesige Überraschung, als sich Alice und Emma zwölf Jahre später wieder begegnen.
    Man spürt als Leser schnell die Verfremdung, und wie sehr sich die einst so vertrauten Zwillinge in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben.
    Alice lebt in Ost-Berlin, wo die Staatssicherheit über alles wacht, und der Kalte Krieg Deutschland schon spürbar in zwei Teile trennt.
    Alice macht Emma mit dem Physiker Julius Laakmann bekannt. Emma verliebt sich in Julius. Dieser wird Zeuge einer Entführung und gerät plötzlich selbst in Gefahr, denn er wird von der Stasi beobachtet und möchte doch nur zu gerne mit Emma im Westen leben.
    Gedanken und Gefühle drehen sich wie im Karussell, das Misstrauen und die Angst wächst.
    Auch Alice verschwindet auf einmal spurlos, und Emma hat viel zu spät erkannt, welcher drohenden Gefahr sie und ihre Schwester gegenüberstehen.
    Es geht um Leben und Tod, und um ein Leben in Freiheit. Emma versucht alles, die beiden Menschen, die sie so sehr liebt, zu retten.


    MEIN FAZIT:
    Eine spannende und gelungene Komposition aus Wahrheit und Fiktion!
    Ich konnte mich beim Lesen absolut in die Situationen von Alice und Emma hineinversetzen und das Misstrauen und die Angst selbst spüren.
    Die Charaktere sind mir als Leser sehr nahe und lebendig, so dass ich mich beim Lesen absolut in die Situationen von Alice und Emma hineinversetzen und wunderbar mitfühlen und mitfiebern konnte, selber misstrauisch wurde und das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.
    Dank der herausragenden Hintergrundrecherche habe ich als Leser auch historisch viel über die Zeit vor dem Mauerbau erfahren, und wie die Ereignisse damals gedeutet wurden.
    „Kinder ihrer Zeit“ ist von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd und ergreifend.
    Lesevergnügen und Spannung pur!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Sagota, 31.08.2020 bei bewertet

    Vorausschicken möchte ich, dass Claire Winter seit vielen Jahren zu einer meiner (deutschen) LieblingsautorInnen gehört. Daher habe ich mich sehr auf "Kinder ihrer Zeit", ihren neuesten (historischen) Roman, gefreut: Ich sollte für die Wartezeit belohnt werden und dieser Roman steht den Vorgängern in nichts nach; er ist eher noch spannender und fesselnder, trägt im letzten Romandrittel gar Züge eines sehr guten Agententhrillers - so dass man sich als LeserIn dem Geschehen kaum entziehen kann....

    Der Roman ist (auf starken und spannenden 565 Seiten) im Diana-Verlag (HC, 2020) erschienen und in drei Teile gegliedert:

    Die Handlung beginnt mit der Flucht von Rosa, die ihre Zwillingstöchter Emma und Alice (11) auf der Flucht im letzten Kriegsjahr (1945) in den sicheren Westen bringen will. Da die Rote Armee schneller ist als viele Menschen aus Ostpreußen, die bis zuletzt ihre Heimat nicht verlassen durften, ist dieser Teil des Romans für mich sehr ergreifend dargestellt: Rosa muss einen Zwilling, der erkrankt ist (Alice) zurücklassen, um den anderen (Emma) zu retten. Die beiden Mädchen werden durch die Kriegswirren getrennt und denken beide viele Jahre, dass die Zwillingsschwester vermutlich nicht mehr am Leben ist - bis sie sich nach Jahren im Berlin des Kalten Krieges (1960/61) wiederbegegnen sollten.... Äußerlich sehen sich Emma und Alice sehr ähnlich; jedoch wuchsen sie in sehr verschiedenen Gesellschaftssystemen auf, der heutigen BRD und der DDR, die vollkommen in der Hand (und der Überwachung) des "großen Bruderlands" UdSSR, heute Russland, stand. Die Bühne, die wir als Leser betreten, ist die heiße Zeit in Berlin vor dem Mauerbau, die die Stadt für viele Jahre in zwei Teile spalten sollte....

    Im Romanverlauf lernen wir immer besser die Charaktere der Hauptprotagonisten kennen; die authentisch und sehr empathisch beschrieben werden: So ist es zum einen herzzerreißend, wie sich die beiden jungen Frauen wiedertreffen - und feststellen, wie unterschiedlich sie geprägt sind. Während Alice lange Zeit an die beste Staatsform des Sozialismus glaubt und linientreu später andere Menschen bespitzelt, sie ausspionieren muss; wächst Emma zu einer offenen, sympathischen und zu den Werten der Freiheit stehenden jungen Frau heran, deren große Sympathie den Sprachen gilt, weshalb sie diese Vorliebe zu ihrem Beruf macht und Dolmetscherin wird. Alice ist "Fachkraft im Schreibdienst", was einer Sekretärin im Westen zu dieser Zeit entsprochen hat. Ihre Art ist eher zurückhaltend und verschlossen, da sie früh in ihrem Leben alleine zurechtkommen musste - und durch eine harte Schule früherer DDR-Heime ging. Einzig Sergej, der sie damals auf der Flucht aus dem brennenden Haus rettete, obgleich sie Deutsche war und sich immer um sie kümmerte, vertraut Alice.
    Doch welchen Preis muss Sergej zahlen, damit sein Vorgesetzter beim KGB, Markov, ihn nicht belangt?

    Es ist die Zeit, in der es in Berlin vor Spionen nur so wimmelte - und sowohl der KGB als auch der BND gerne Menschen anwarben, die sie "umdrehen" konnten, um z.B. wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu bekommen.

    Zwei weitere Hauptprotagonisten, deren Geschicke mir ebenfalls sehr nahe gingen, waren Max, der beste Freund von Emma - und Julius, ein junger aufstrebender Wissenschaftler, der im Osten Deutschlands forschte und Zeuge einer Entführung wurde, die seinen besten Freund, ebenfalls Wissenschaftler, betraf: Wie wird sich Julius entscheiden, wird er es vorziehen, sich in den Westen abzusetzen - oder ist sein Gesinnungswandel, parteigemäßes und linientreues Verhalten, echt?

    Diesen und vielen anderen Fragen mehr, die sich im Roman stellen, geht der Leser mit großer Spannung nach: "Kinder ihrer Zeit" ist ein Stück Zeitgeschichte - die auch die endgültige Trennung der Stadt Berlin in Ost- und Westberlin beinhaltet: Im Showdown müssen sich unsere RomanheldInnen entscheiden und nicht alle kommen mit dem Leben davon. Die Autorin setzt Alice und Emma (wobei ich den Fakt, dass es sich um Zwillinge handelt, genial fand), Max und Julius, aber auch Sergej und Markov stellvertretend für viele Menschen in einer sehr berührenden, fesselnden Weise dar, die durchaus damals "Kinder ihrer Zeit" waren und teils großen Gefahren ausgesetzt waren, manche zum Spielball der Politik wurden. Tragisch empfand ich das Romanende, aber auch sehr stimmig.

    Claire Winter gelingt es wieder einmal, den geneigten Leser in eine Zeit der jüngeren deutschen Geschichte zu entführen und manches "spürbar" zu machen, was damals in Berlin Realität war. Die gewohnt sehr gute und akribische Recherche zu dieser Zeit Ende der 50er/Anfang der 1960er Jahre sind ein weiteres großes Plus der Autorin, die meinen Horizont und meine Sichtweise auf diese Ereignisse erweitern und verbessern konnte.

    Ich hatte die Freude, in einer Leserunde gemeinsam mit Claire Winter ihren neuen Roman zu lesen und danke ihr für die sehr spannende, aufschlussreiche und fesselnde Lektüre und die prickelnde Atmosphäre, die stets in ihren Romanen herrscht: Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Roman von ihr und spreche eine absolute Leseempfehlung aus!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Kerstin K., 24.08.2020 bei bewertet

    Zwillinge haben eine ganz besondere Verbindung, so ist es auch bei Emma und Alice. Es ist fast magisch, wie die eine die ander spüren kann, wenn sie Freud oder Leid erfährt.
    1945 bleibt Mutter Rosa keine andere Wahl, sie begibt sich mit ihren beiden Töchtern auf die Flucht. Sie müssen Ostpreußen verlassen, da die Sowjets immer dichter rücken. Zu grausam sind die Geschichten, die man sich über sie erzählt. Rosa möchte sich und ihre Kinder in Sicherheit bringen. Doch während dieser Flucht geschieht das Unfassbare, sie werden getrennt.
    Rosa muss mit Emma das ganze Grauen beobachten, als alles vorbei ist, ist Alice nicht mehr da.
    So beginnt ein Leben für die Zwillinge wo sie voneinander getrennt sind. Beide glauben jeweils vom anderen, dass die geliebte Schwester tot ist.
    Während Emma in West Berlin gemeinsam mit ihrer Mutter lebt, wächst Alice in einem Heim der DDR auf. Die eine behütet, die andere ganz alleine. Was das mit den beiden gemacht hat, erfährt der Leser in diesem berührenden sowie spannenden Roman.
    Es geschieht ein kleines Wunder, denn Emma hat nie wirklich glauben können, dass Alice tot ist. Jahre später scheint das Glück perfekt, die Schwestern finden sich wieder.
    Der Physiker Julius Laakmann hat Emma durch Alice kennen gelernt. Die beiden verlieben sich und sind zu allem bereit. Es muss eine Entscheidung getroffen werden, Julius lebt nämlich in Ost Berlin. Auch Alice wohnt dort und wird mehr und mehr unter Druck von der Stasi und einem russischen Offizier ausgesetzt.
    Die politische Meinung der beiden Schwestern geht zu weit auseinander, wie sollen sie da für immer zusammen finden. Als Julius miterleben muss, wie sein früherer Kollege und bester Freund entführt wird, gerät auch er in Gefahr und muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.
    Die Geheimdienste auf beiden Seiten rekrutieren für sich, wer viele und gute Informationen liefern kann. Ob freiwillig oder nicht, den betroffenen Personen bleibt keine andere Wahl.
    Dann ist Alice auf einmal für Emma nicht mehr auffindbar und als diese viel später bemerkt, welchen Grund das hat und wie gefährlich sich die Lage zuspitzt, muss auch sie eine Entscheidung treffen. Nicht mehr lange und die Grenze wird geschlossen, denn der kalte Krieg erreicht einen seiner Höhepunkte.

    Meine Meinung
    Ich liebe die Bücher von Claire Winter und bin jedes Mal aufs neue fasziniert, wie sie es schafft wieder ein absolutes Highlight zu schaffen.
    Claire Winter meistert es immer wieder in ihren Romanen , Fiktion mit erstklassig recherchierten historischen Fakten, miteinander zu verbinden. Mit "Kinder ihrer Zeit" ist es ihr mehr als gelungen, denn eine so emotionale und spannungsgelade Geschichte, aus einer Zeit in der der kalte Krieg das Leben der Menschen bestimmt hat, hat mich total mitgerissen. Ich war wie in einem Sog. Wie von der Autorin gewohnt, war der Schreibstil so authentisch, emotional und spannend das ich das Gefühl hatte kein Buch zu lesen, sondern einen Film zu sehen. Vor meinem inneren Auge bildeten sich die Bilder und alles wurde für mich so real, als wäre ich mitten drin.
    Auch wenn das Schicksal von Emma und Alice fiktiv ist, so haben doch tausende Familien genau dieses erleben müssen. Es gab viel Leid und es hat gedauert bis es erträglicher wurde und man wieder nach vorne sehen konnte.
    Wie schon erwähnt ist dieser historische Roman mein absolutes Highlight für dieses Jahr.
    Da kann ich nur eine Leseempfehlung aussprechen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    leseratte1310, 08.09.2020 bei bewertet

    Rosa Lichtenberg flüchtet 1945 im Winter mit ihren Zwillingen Alice und Emma. Doch dann wird Alice krank. Eine Bäuerin nahm sie auf. Während Rosa mit Emma etwas zu essen besorgen will, überfallen die Russen das Dorf. Rosa und Emma müssen mitansehen, wie alles niedergebrannt wird. Sie gehen davon aus, dass Alice nicht mehr lebt, doch Alice wird von Sergej gerettet. Während Emma mit ihrer Mutter in West-Berlin lebt, wächst Alice Ost-Berliner Heimen auf. Erst viele Jahre später sehen sie sich die Geschwister wieder. Emma lernt durch ihre Schwester den Ost-Berliner Physiker Julius Laakmann kennen. Als er erleben muss, wie ein Freund in West-Berlin entführt wird, gerät er an den Geheimdienst. Als dann die Mauer gebaut wird, von der schon eine Weile gemunkelt wurde, spitzt sich die Lage in Berlin zu.
    Claire Winter hat mit ihrem Buch einen facettenreichen und sehr interessanten Roman geschrieben, der die Umstände im geteilten Berlin während der Zeit des Kalten Krieges beschreibt. Berlin ist in der Hand der Siegermächte und ihrer Geheimdienste. Jeder bespitzelt jeden. Vorsicht und Misstrauen sind überall, da man nicht weiß, wem man wirklich vertrauen kann.
    Alice und Emma hatten als Kinder ein sehr enges Verhältnis, doch die Umstände haben dafür gesorgt, dass sie sich sehr unterschiedlich entwickelten. Alice wurde durch ihre Erziehung in Kinderheimen beeinflusst und ist vom Sozialismus überzeugt. Sie hat gelernt, dass es besser ist, seine Gefühle zu unterdrücken. Besonders bei Markow, einem Freund von Sergej ist Vorsicht geboten, denn er nutzt jede Schwäche aus. Emma wollte ihre Schwester suchen, doch Rosa war so traumatisiert, dass es ihr nicht möglich war, diesen Funken Hoffnung zuzulassen. Imponierend war es, dass sie trotz Krankheit mit aller Kraft dafür gesorgt hat, dass Emma eine gute Ausbildung bekam. Besonders mochte ich Emmas Freund Max, der empathisch und hilfsbereit war. Ihm wurden Steine in den Weg geworfen und so konnte er seinen beruflichen Traum nicht wahr werden lassen. Aber auch Julius Laakmann war mir von Anfang an sympathisch, auch wenn ich sein Verhalten nicht immer verstanden habe. Es gab aber auch die ewig Gestrigen, die für die Geschichte zwar eine Bedeutung haben, die ich aber überhaupt nicht mochte.
    Die Menschen wurden stark von den politischen Verhältnissen jener Zeit geprägt. Es war ein Wechselbad der Gefühle, Emma und Alice zu begleiten. Nach allem, was sie durchmachen mussten, wünscht man ihnen nur Gutes, doch so ist das Leben nicht – es legt ihnen noch so einige Prüfungen auf.
    Für mich ist dieses Buch ein wirkliches Lese-Highlight. Der Schreibstil ist ungemein packend. Sehr gut recherchierte historische Fakten werden wunderbar mit Fiktivem verbunden. Die Geschichte ist spannend und emotional. Ich kann das Buch nur empfehlen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Magnolia, 25.08.2020 bei bewertet

    „Kinder ihrer Zeit“ von Claire Winter ist ein eindrucksvolles Zeugnis deutsch-deutscher Geschichte.

    Rosa flüchtet mit ihren elfjährigen Zwillingen Emma und Alice 1945 aus Ostpreußen. Auf der Flucht wird Alice durch dramatische Umstände von Emma und ihrer Mutter getrennt. Zwölf Jahre später finden sich die Schwestern überraschend wieder.

    Als der Ost-Berliner Physiker Julius Laakmann Zeuge einer Entführung wird, gerät er zwischen die Fronten der Geheimdienste. Die Ereignisse überschlagen sich, der Kalte Krieg erreicht währenddessen einen neuen Höhepunkt – Berlin soll für immer geteilt werden…

    Claire Winter stellt hier das Schicksal zweier Schwestern dar. Sie hatten ursprünglich die gleichen Voraussetzungen, werden auf grausame Weise getrennt und wachsen in verschiedenen Welten, in unterschiedlichen politischen Systemen heran. Emma im Westen und Alice im Osten der Republik.
    Diese Kinder ihrer Zeit haben mich nicht mehr losgelassen. Auch wenn ich grad nicht am Lesen war, waren meine Gedanken in dem Geschehen. Es ist ja alles so passiert, diese ganzen menschenverachtenden Methoden der Stasi, der Geheimdienste. Was ist da schon ein Einzelschicksal? Die Autorin versteht es meisterhaft, die fiktiven Personen mit dem Schicksal all jener zu vereinen, die Zeugen dieser Zeit waren und sind.

    Dieses Buch spielt in der Zeit des kalten Krieges, endet mit dem Mauerbau mitten in Berlin. Sehr bedrückende Szenen sind zu lesen. Keiner kann dem anderen noch vertrauen, jeder kann ein Spitzel sein. Und wie die Geheimdienste arbeiten, deren Methoden, Menschen gefügig zu machen, wird hier sehr anschaulich geschildert. Beim Lesen hatte ich oft ein sehr beklemmendes Gefühl, wusste jedoch, dass dies hier die Wirklichkeit wiederspiegelt. Anhand des Schicksals dieser beiden Schwestern und deren Umfeld ist ein beeindruckendes Stück Zeitgeschichte entstanden.

    Immer wieder greife ich zu Büchern aus dieser Zeit, will mich umfassend informieren. Und hier habe ich das Gefühl, wiederum mehr zu wissen über diese schicksalhaften Jahre. Das Buch habe ich aus der westlichen Sicht gelesen und musste mich immer wieder fragen: Warum nur glaubten so viele an den Sozialismus?
    inder der Zeit ist ein fesselnd geschriebenes, sehr gelungenes Stück Zeitgeschichte, welches ich absolut empfehlen kann und mit 5 von 5 möglichen Sternen bewerte.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Xanaka, 27.08.2020 bei bewertet

    Interessanter Ausflug in die Geschichte

    Dass Rosa Lichtenberg die Flucht aus Ostpreußen vor den Russen gelingt ist pures Glück. Leider wird auf der Flucht Alice, eine der beiden Zwillingstöchter, sehr schwer krank. Auf der Suche nach Essen lässt Rosa Alice bei einer Bäuerin zurück und geht mit Emma zu einem verlassenem Gehöft. Bei ihrer Rückkehr steht das Dorf in Flammen, überrollt von den Russen. Für Rosa ist klar, Alice kann das nicht überlebt haben.

    Jahre später ist es ein großer Zufall, dass beide Mädchen zueinander finden. Jedoch können beide ihr Glück nicht so richtig genießen, denn es gibt ein großes Problem. Alice lebt in der DDR in Ostberlin, Emma lebt in Westberlin. In den zwölf Jahren, in denen sie sich nicht gesehen haben, wurden beide von den unterschiedlichen Gesellschaftssystemen geprägt und erzogen.

    Durch Alice lernt Emma den Physiker Julius Laakmann kennen. Auch er ist aus der DDR und will sein Land nicht verlassen. Doch als er Zeuge der Entführung seines Freundes in Westberlin wird, kommen ihm Zweifel. Plötzlich geraten beide jungen Frauen zwischen die Fronten und die Lage spitzt sich für alle Beteiligten gefährlich zu.

    In diesem Buch spielt der Zeitfaktor eine große Rolle. Ende der fünfziger Jahre verlassen viele Bürger die DDR um ein neues Leben im Westen zu beginnen. Die DDR hat die Staatssicherheit aktiviert und lässt bei geringstem Verdacht die Bürger überwachen. Aber auch der Bundesnachrichtendienst ist nicht untätig und versucht immer wieder Menschen zu finden, die für sie spionieren.

    Mir hat die Art und Weise der Erzählung gefallen. In kurzen und knappen Kapiteln erfährt man einzelne Sachverhalte über die jeweiligen Beteiligten. Der Wechsel zwischen den Personen verleiht dem Buch auch eine gewisse Dynamik. Richtig spannend wird es, als die Geheimdienste eingreifen und für sich versuchen zu retten, was zu retten ist.
    Sehr gut gefallen hat mir an diesem Buch aber auch die genaue Recherche der Autorin. Sie betrachtet Berlin objektiv von beiden Seiten, ohne einer Seite die Sympathie zu geben. Auch historisch erfährt man viel über die Zeit vor dem Mauerbau und wie die Ereignisse damals gedeutet wurden.

    Von mir gibt es eine ausdrückliche und unbedingte Leseempfehlung an alle und verdiente fünf Lesesterne.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Tanja W., 09.09.2020

    Sehr berührender, historischer Roman

    Klappentext:
    Die Zwillinge Emma und Alice werden 1945 auf der Flucht aus Ostpreußen getrennt. Beide glauben, die andere hätte nicht überlebt. Emma wächst in Westberlin auf, Alice in einem Heim in der DDR. Erst zwölf Jahre später finden sie sich überraschend wieder. Durch Alice lernt Emma den Ost-Berliner Physiker Julius Laakmann kennen. Als Julius Zeuge einer Entführung wird, gerät er zwischen die Fronten der Geheimdienste. Dann verschwindet Alice spurlos. Zu spät erkennt Emma, welcher drohenden Gefahr sie und ihre Schwester gegenüberstehen. Währenddessen erreicht der Kalte Krieg einen neuen Höhepunkt – Berlin soll für immer geteilt werden ...

    Meine Meinung:
    Kinder ihrer Zeit ist das zweites Buch, welches ich von Claire Winter gelesen habe. Ich mag historische Romane sehr gerne, weil man auch viel über die Zeit erfährt. Claire Winter hat für ihren Roman sehr gut recherchiert sowohl in der DDR mit den Stasimethoden als auch in Westberlin mit den verschiedenen Geheimdiensten zur damaligen Zeit. Der Schreibstil von Claire Winter lässt sich sehr flüssig lesen, teilweise war es so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

    Emma und Alice werden bei der Flucht getrennt. Emma schlägt sich mit ihrer Mutter bis nach Westberlin durch. Alice gerät über Umwege in ein Heim in der DDR. Erst viele Jahre später treffen sie sich zufällig wieder. Können sie an ihre damalige Verbundenheit als Zwillinge anknüpfen oder ist die Kluft inzwischen zu groß?

    Die Geschichte wird jeweils aus Emmas und Alices Sicht erzählt und man fühlt richtig mit ihnen, leidet, lacht, weint und hofft mit den beiden.

    Ich vergebe für diesen historischen, sehr tiefgründigen Roman 5 ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ von 5 Sternen und freue mich schon sehr auf weitere Romane von Claire Winter.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    lesenaturelfe, 24.08.2020

    Im Winter 1945 werden Emma und ihre Zwillingschwester Alice in Ostpreussen zur Flucht getrieben. Die Sowjets kommen immer näher. Und die Angst vor den Russen. Die Mutter flieht mit den Töchtern. Bei einer lieben alten Bäuerin kommen sie unter. Leider wird Alice noch Krank und Emma und Mutter machen sich alleine auf um Nahrungsmittel Suche. Bei einem verlassen Bauernhof werden sie fündig. In der Zwischenzeit wird aber der Bauernhof überfallen und Alice wird von den Russen mitgenommen.

    Emma ist mit der Mutter in Berlin West angekommen. Sie kämpfen ums überleben und sind traurig wegen Alice. Dieser Verlust nagt an ihnen und jede der beiden geht anders mit dem Verlust um. Emma möchte reden die Mutter nicht. Emma lernt Max kennen und er ist wie ein Bruder für sie. Leider wird die Mutter immer Kränker und Stirbt irgendwann. Ohne Alice gefunden zu haben.

    Alice lebt aber im Ost Teil von Berlin. Der Russe wahr liebt zu ihr und hat sie immer beschützt. Sein Freund ist aber ein ungemütlicher Geselle und Alice fürchtet sich zurecht von ihm.

    Sie finden sich die beiden Zwillinge. Es ist aber nicht einfach die eine im Osten die andere im Westen. Und das zu dieser Zeit. Die Stasi, die Amis die Russen. wen kann man trauen wem nicht. Eine schwierige Zeit.

    Ein sehr Interessanter Roman über die Nachkriegszeit in Berlin. Ich konnte fast nicht mehr aufhören zu lesen so hat mich der Roman gepackt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    16 von 46 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 30.08.2020

    Schwestern - ein Band für die Ewigkeit
    Rosa flieht 1945 mit ihren 11-jährigen Zwillingstöchtern Emma und Alice vor den Russen aus ihrer Heimat Ostpreußen. Unter unglücklichen Umständen wird Alice von ihrer Mutter und ihrer Schwester getrennt. Rose verzweifelt an dem Verlust der Tochter, einzig Emma hält an dem Gedanken fest, ihre Schwester irgendwann doch wieder in die Arme schließen zu können. In Westberlin bauen sich die zwei Frauen ein neues Leben auf. Zwölf Jahre gehen ins Land, bevor sich die Zwillingsschwestern sich wiedersehen, wobei ihnen beiden deutlich vor Augen steht, wie sehr sie sich doch in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Alice lebt in Ost-Berlin und macht Emma mit dem Physiker Julius Laakmann bekannt, in den sich Emma verliebt. Julius sitzt zwischen zwei Stühlen, denn er wird von der Stasi beobachtet und möchte doch nur zu gern in den Westen. Als Alice auf einmal wie vom Erdboden verschwunden ist und Julius seine Beziehung zu Emma abbricht, fällt Emma in ein tiefes Loch. Doch sie gibt nicht auf und versucht auf eigene Faust, die Menschen, die sie liebt, zu retten, bevor die Grenzen zwischen West und Ost sich für immer schließen…
    Romane von Claire Winter sind wie seltene Edelsteine, über die man sich riesig freut, wenn man endlich wieder einen in die Finger bekommt, denn die Autorin besticht nicht nur mit akribischer Hintergrundrecherche und Faktennähe, sondern greift mit ihrem flüssigen, berührenden und atmosphärisch-dichten Erzählstil nach des Lesers Herz und Seele. „Kinder ihrer Zeit“ ist wieder so ein Exemplar, dessen Seiten einem durch die Finger rinnen, während man als Leser mit Rosa, Emma und Alice fiebert zu einer Zeit, als der Eiserne Vorhang kurz vor der Erstellung stand und dann jahrzehntelang als Schandfleck Deutschlands Bevölkerung, Familien und Freunde voneinander trennte. Wunderbar webt Winter ihre fiktive Geschichte von einer getrennten Familie mit den politischen Ereignissen der damaligen Zeit, die das Ende des Krieges sowie die Aufteilung Deutschlands in BRD und DDR thematisiert. Konnten sich die Menschen in der Anfangszeit noch zwischen Ost und West bewegen, kam dies mit dem Mauerbau völlig zum Erliegen. Der Leser hat einen Logenplatz sowohl in West- als auch in Ost-Berlin, um das Schicksal von Emma und Alice hautnah mitzuerleben. Besonders eindrucksvoll sind die Einblicke, die Winter dem Leser über die unterschiedlichsten Methoden der Geheimdienste gewährt. Der KGB sowie die Stasi waren nicht zimperlich, um ihre Forderungen durchzusetzen. Ohne Rücksicht auf Verluste setzen sie Menschen einem immensen Druck aus. Mit wechselnden Perspektiven strickt die Autorin eine Geschichte voll atemloser Spannung, wobei die Schicksale der Protagonisten den Leser weder kalt- noch loslassen.
    Die Charaktere sind wunderbar ausgestaltet und mit der Geschichte verankert. Menschliche Eigenschaften sowie ihre Lebendigkeit lassen sie authentisch und glaubwürdig wirken. Zwischen ihnen und dem Leser gibt es von Beginn an eine besondere Nähe, die das Mitfühlen und Mitfiebern selbstverständlich machen. Emma ist ein fürsorglicher und mitfühlender Mensch, dem die Freiheit über alles geht. Dafür geht sie auch große Risiken ein. Alice ist mit einer Ideologie aufgewachsen, die den Klassenfeind verachtet und aus dessen Fängen sie sich nicht befreien kann. Rosa kann sich ihrer Schuldgefühle nicht erwehren und wird immer mehr zu einem Schatten ihrer selbst. Markov vom KGB ist das personifizierte Böse. Sergej ist ein hilfsbereiter und warmherziger Mann. Max ist ein Freigeist, der sich gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr setzt. Irma war Alice erst eine Freundin, doch zu welchem Preis. Julius hat sich unbewusst in eine schwierige Lage gebracht, die ihm einiges abverlangt.
    „Kinder ihrer Zeit“ ist von der ersten bis zur letzten Seite ein Kleinod: ein brillanter Mix aus gefühlvoller Familiengeschichte, exzellenter Hintergrundrecherche und Politthriller. Besser kann man Geschichte nicht lebendig werden lassen – Prädikat „Besonders wertvoll“! Chapeau!!!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gina1627, 09.08.2020

    Ein Lesehighlight! Brillant erzählter historischer Roman zu Zeiten des Kalten Krieges!
    565 Seiten pures Lesevergnügen! Eine spannende Familiengeschichte wird hier perfekt in das Zeitgeschehen des Kalten Krieges, den Machenschaften der Geheimdienste und des Mauerbaus in Berlin eingebunden und entwickelt sich zum Ende hin auch noch zu einem packenden Thriller. Hier wurde definitiv ein Meisterwerk erschaffen!

    Für Rosa bricht eine Welt zusammen, als sie mit ihren 11-jährigen Zwillingen Emma und Alice vor dem russischen Heer aus Ostpreußen fliehen muss und dabei eins ihrer Kinder verliert. Das Dorf, in dem sie kurzfristig Unterschlupf gefunden hatten, wurde von Soldaten überrannt, als sie gerade mit Emma auf Nahrungssuche war. Alice ist trotz intensiver Suche unauffindbar und sie müssen schweren Herzens den Weg alleine fortsetzen. Ihr neues Leben beginnt in West-Berlin, dass am Anfang geprägt ist durch Entbehrungen, Ressentiments und großen Kraftanstrengungen. Emma konnte nie an den Tod ihrer Schwester glauben und zwölf Jahre später stehen sie sich plötzlich gegenüber. Bei einem ihrer Treffen im Osten der Stadt lernt sie durch Alice den Physiker Julius Laakmann kennen und der Sympathiefunke springt sofort zwischen ihnen über und tiefe Gefühle verbinden sie mit der Zeit. Im Vertrauen erfährt sie von ihm, dass er sich durch den Geheimdienst beobachtet fühlt, da er die Entführung seines Freundes Dr. Haushofer miterlebt hat, der in den Westen geflohen ist. Emma ist am Boden zerstört, als Julius plötzlich den Kontakt mit ihr abbricht und Alice auf einmal spurlos verschwunden ist. Sie sucht im Osten nach ihnen und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt für sie, da die drohende Schließung der Grenze in Berlin ansteht.

    Was für ein außerordentlich gelungener Roman! Claire Winter hat mich von der ersten bis zur letzten Seite dermaßen gefesselt und wie im Sog durch das Buch suchten lassen. Ihr leicht zu lesender und mitreißender Erzählstil, ihre ausdrucksstarken Charaktere, mit denen man mitfühlt und die intensive Emotionen bei einem erzeugen, sowie der tolle Aufbau der Geschichte, der 9 Teile umfasst, die einen stetig steigenden Spannungsbogen beinhalten, geben einem das Gefühl einen Kinofilm zu erleben. Von der Flucht an geht es über den Neuanfang, Getrennte Leben, Wiedersehen, Entscheidungen, Konsequenzen, Lügen, Fremdes Leben bis hin zu Zusammen getrennt und man fiebert immerwährend auf einen guten Ausgang der Geschichte für Emma und Alice hin. Ihre schicksalhaften Lebenswege hätten nicht unterschiedlicher sein können. Emma wächst wohlbehütet bei ihrer Mutter im freien Deutschland auf und eine ganze Zeit lang fragt man sich, was ist aus Alice geworden? Sie hat das Glück, dass ein einflussreicher Beschützer die Hand über sie hält. An ihrem und an Julius Leben wird hier sehr gut dargestellt, was es bedeutet in einem sozialistisch geführten Staat aufzuwachsen und dort von Menschen ideologisch geleitet und unter Druck gesetzt zu werden. Auf welche Weise dies bei ihnen geschieht und zu was für Handlungen sie gezwungen werden, war ganz schön bedrückend. Ihre Meinung zum System ändert sich durch ihre Westkontakte im Fortlauf der Geschichte und sie spüren die daraus resultierenden Auswirkungen. Eine ahnungs- und unheilvolle Spannung kommt dabei auf und das Lesetempo hat sich bei mir noch weiter erhöht. Der Showdown am Schluss war vom Feinsten und hat noch einmal für richtiges Herzklopfen gesorgt.

    Überaus gut dargestellte und glaubhafte Charaktere hat Claire Winter für ihren Roman erschaffen. Der KGB Mann Markow und das frühere SS Mitglied Rittmeister haben mich unheimlich getriggert und waren mir durchweg unsympathisch. Emma hat mir durch ihre Fürsorge für ihre Mutter, ihre Hilfsbereitschaft, Unerschrockenheit und ihre Intelligenz sehr gut gefallen. Ihre Liebe zu Julius wird auf eine harte Probe gestellt und ich habe so mit ihr mitgefühlt. Alice Kindheit, die Fürsorge durch Sergej und die stetige Beobachtung durch Markov fand ich berührend und bedrückend. Es hat mich erschreckt, wie lange sie noch hinter den Idealen des Sozialismus gestanden und sich gezwungenermaßen nicht dagegen gewehrt hat. Als beide Schwestern aufeinandertreffen hatte ich einen richtigen Kloß im Hals. Doch noch weitere überaus spannende Charaktere haben die Geschichte bereichert. Julian steht als Wissenschaftler im Osten gut dar und weiß die Herzen der Frauen durch sein attraktives Äußeres und seinen Charme zu erobern. Seine Liebe zu Emma stellt sein Leben auf den Kopf und die ganze Zeit ist man am Hoffen, dass sie eine gemeinsame Zukunft haben können. Auch Max, Emmas Freund von Kindesbeinen an, hat mir unheimlich gut gefallen. Er mausert sich von einem schüchternen Jungen zu einem selbstbewussten Mann, der sich für die Freiheit der Menschen einsetzt und im Laufe der Geschichte einen wichtigen Part im Leben von Emma, Alice und Julian einnimmt.

    Mein Fazit:

    Claire Winter hat mich mit „Kinder ihrer Zeit“ auf ganzer Linie überzeugt und ich kann für diesen brillanten Roman nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen! Für dieses Buch hätte ich sehr gerne noch mehr als 5 Sterne vergeben!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sagota, 31.08.2020

    Vorausschicken möchte ich, dass Claire Winter seit vielen Jahren zu einer meiner (deutschen) LieblingsautorInnen gehört. Daher habe ich mich sehr auf "Kinder ihrer Zeit", ihren neuesten (historischen) Roman, gefreut: Ich sollte für die Wartezeit belohnt werden und dieser Roman steht den Vorgängern in nichts nach; er ist eher noch spannender und fesselnder, trägt im letzten Romandrittel gar Züge eines sehr guten Agententhrillers - so dass man sich als LeserIn dem Geschehen kaum entziehen kann....

    Der Roman ist (auf starken und spannenden 565 Seiten) im Diana-Verlag (HC, 2020) erschienen und in drei Teile gegliedert:

    Die Handlung beginnt mit der Flucht von Rosa, die ihre Zwillingstöchter Emma und Alice (11) auf der Flucht im letzten Kriegsjahr (1945) in den sicheren Westen bringen will. Da die Rote Armee schneller ist als viele Menschen aus Ostpreußen, die bis zuletzt ihre Heimat nicht verlassen durften, ist dieser Teil des Romans für mich sehr ergreifend dargestellt: Rosa muss einen Zwilling, der erkrankt ist (Alice) zurücklassen, um den anderen (Emma) zu retten. Die beiden Mädchen werden durch die Kriegswirren getrennt und denken beide viele Jahre, dass die Zwillingsschwester vermutlich nicht mehr am Leben ist - bis sie sich nach Jahren im Berlin des Kalten Krieges (1960/61) wiederbegegnen sollten.... Äußerlich sehen sich Emma und Alice sehr ähnlich; jedoch wuchsen sie in sehr verschiedenen Gesellschaftssystemen auf, der heutigen BRD und der DDR, die vollkommen in der Hand (und der Überwachung) des "großen Bruderlands" UdSSR, heute Russland, stand. Die Bühne, die wir als Leser betreten, ist die heiße Zeit in Berlin vor dem Mauerbau, die die Stadt für viele Jahre in zwei Teile spalten sollte....

    Im Romanverlauf lernen wir immer besser die Charaktere der Hauptprotagonisten kennen; die authentisch und sehr empathisch beschrieben werden: So ist es zum einen herzzerreißend, wie sich die beiden jungen Frauen wiedertreffen - und feststellen, wie unterschiedlich sie geprägt sind. Während Alice lange Zeit an die beste Staatsform des Sozialismus glaubt und linientreu später andere Menschen bespitzelt, sie ausspionieren muss; wächst Emma zu einer offenen, sympathischen und zu den Werten der Freiheit stehenden jungen Frau heran, deren große Sympathie den Sprachen gilt, weshalb sie diese Vorliebe zu ihrem Beruf macht und Dolmetscherin wird. Alice ist "Fachkraft im Schreibdienst", was einer Sekretärin im Westen zu dieser Zeit entsprochen hat. Ihre Art ist eher zurückhaltend und verschlossen, da sie früh in ihrem Leben alleine zurechtkommen musste - und durch eine harte Schule früherer DDR-Heime ging. Einzig Sergej, der sie damals auf der Flucht aus dem brennenden Haus rettete, obgleich sie Deutsche war und sich immer um sie kümmerte, vertraut Alice.
    Doch welchen Preis muss Sergej zahlen, damit sein Vorgesetzter beim KGB, Markov, ihn nicht belangt?

    Es ist die Zeit, in der es in Berlin vor Spionen nur so wimmelte - und sowohl der KGB als auch der BND gerne Menschen anwarben, die sie "umdrehen" konnten, um z.B. wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu bekommen.

    Zwei weitere Hauptprotagonisten, deren Geschicke mir ebenfalls sehr nahe gingen, waren Max, der beste Freund von Emma - und Julius, ein junger aufstrebender Wissenschaftler, der im Osten Deutschlands forschte und Zeuge einer Entführung wurde, die seinen besten Freund, ebenfalls Wissenschaftler, betraf: Wie wird sich Julius entscheiden, wird er es vorziehen, sich in den Westen abzusetzen - oder ist sein Gesinnungswandel, parteigemäßes und linientreues Verhalten, echt?

    Diesen und vielen anderen Fragen mehr, die sich im Roman stellen, geht der Leser mit großer Spannung nach: "Kinder ihrer Zeit" ist ein Stück Zeitgeschichte - die auch die endgültige Trennung der Stadt Berlin in Ost- und Westberlin beinhaltet: Im Showdown müssen sich unsere RomanheldInnen entscheiden und nicht alle kommen mit dem Leben davon. Die Autorin setzt Alice und Emma (wobei ich den Fakt, dass es sich um Zwillinge handelt, genial fand), Max und Julius, aber auch Sergej und Markov stellvertretend für viele Menschen in einer sehr berührenden, fesselnden Weise dar, die durchaus damals "Kinder ihrer Zeit" waren und teils großen Gefahren ausgesetzt waren, manche zum Spielball der Politik wurden. Tragisch empfand ich das Romanende, aber auch sehr stimmig.

    Claire Winter gelingt es wieder einmal, den geneigten Leser in eine Zeit der jüngeren deutschen Geschichte zu entführen und manches "spürbar" zu machen, was damals in Berlin Realität war. Die gewohnt sehr gute und akribische Recherche zu dieser Zeit Ende der 50er/Anfang der 1960er Jahre sind ein weiteres großes Plus der Autorin, die meinen Horizont und meine Sichtweise auf diese Ereignisse erweitern und verbessern konnte.

    Ich hatte die Freude, in einer Leserunde gemeinsam mit Claire Winter ihren neuen Roman zu lesen und danke ihr für die sehr spannende, aufschlussreiche und fesselnde Lektüre und die prickelnde Atmosphäre, die stets in ihren Romanen herrscht: Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Roman von ihr und spreche eine absolute Leseempfehlung aus!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    HK., 13.08.2020

    Ostpreußen 1945



    Als der Krieg und vor allem die rote Armee in Ostpreußen angekommen sind , beschließt Rose schweren Herzens mit ihren Zwillingen Emma und Alice die geliebte Heimat zu verlassen . Das Schicksal hat es mit ihnen im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen gut gemeint . Lange Zeit hat man in Ostpreußen nicht wirklich etwas vom Krieg gespürt . Wie zum Ausgleich dafür , schlägt es auf der Flucht gnadenlos und mehr als grausam zu . Alice, die krank im Versteck zurückbleibt , während Rose und Emma auf der Suche nach etwas Essbaren sind, ist spurlos verschwunden , als die beiden zurückkommen.Ein Trupp russischer Soldaten hat das Dorf überfallen , alle Bewohner getötet und die Häuser angezündet. Völlig verzweifelt und im Glauben das Alice nicht mehr lebt , ziehen Rose und Emma weiter und kommen so nach West Berlin .

    Während Rose die Trauer um ihre verlorene Tochter in ihr Herz einschließt, glaubt Emma nicht an den Tod ihrer Schwester und spürt mit der innigen Verbundenheit , die es nur zwischen Zwillingen gibt , dass Alice noch leben muss . Keiner ahnt das die Schwestern gar nicht weit voneinander aufwachsen , denn Alice wurde damals nicht getötet, sondern von einem hochrangigen russischen Offizier gerettet, den Alice an seine verstorbene Tochter erinnerte . So wuchs sie all die Jahre in verschiedenen Kinderheimen in der DDR auf, im Glauben das ihre Mutter und Emma tot sind . Durch einen glücklichen Zufall begegnen sich Alice und Emma zwölf Jahre später , doch die Schwestern können nicht an die frühere enge Verbindung anknüpfen. Zu unterschiedlich sind sie in den vergangenen Jahren aufgewachsen , von den verschiedenen Systemen geprägt und erzogen worden . Während Alice mit den Methoden der Stasi vertraut ist und zur Spionage gezwungen wird ahnt Emma von allem nichts und verliebt sich in den Ost Berliner Physiker Julius Laakmann, den sie durch Alice kennenlernt. Als Julius Zeuge der Entführung seines besten Freundes Sigmund wird und dies im Westsektor anzeigt , gerät er zwischen die Fronten der unterschiedlichen Geheimdienste und kann keinen unbeobachteten Schritt mehr machen. Nachdem Alice dann auch noch spurlos im Osten verschwindet , erkennt Emma die große Gefahr, der sie und alle , die ihr am Herzen liegen , scheinbar unüberwindbar gegenüberstehen. Verzweifelt sucht sie ihre Schwester im Osten, um sie zur Flucht in den Westen zu überreden.

    Währenddessen erreicht der Kalte Krieg auf der Politbühne einen neuen Höhepunkt, mit ungeahnten Folgen für alle und überrascht selbst die gut informierten, Westlichen Alliierten. Berlin soll von jetzt auf gleich für immer geteilt und die Grenzen geschlossen werden . Tausende Menschen versuchen in den freien Westen zu fliehen, doch das DDR Regime geht rigoros und gnadenlos dagegen vor .







    Eine meiner liebsten Autoren**rinnen hat ihren neuen Roman veröffentlicht und ich habe mich riesig gefreut , als ich ihn druckfrisch in den Händen halten und lesen durfte .

    In meinem Regal mit den „Herzens-Büchern“ (meine höchste Bewertung für Bücher) stehen schon seit Jahren die tollen Vorgänger und ich war natürlich gespannt ob ich auch diesmal ein weiteres dazustellen darf,oder ob der Platz im Regal frei bleibt .

    Was soll ich sagen…..

    Wie nicht anders erwartet , bin ich auch diesmal absolut begeistert und habe die Lesestunden mit dem Buch genossen.

    Claire Winter hat wieder einmal einen großartigen historischen Roman mit Bezug zur deutschen Zeitgeschichte geschrieben, der für mich keine Wünsche offen lässt .

    Wie immer hat die Autorin auch diesmal sehr gründlich recherchiert und jede Menge Fakten analysiert.

    Mit ihrem neuesten Roman „Kinder ihrer Zeit“ lädt sie ihre Leser auf eine spannende, emotionale , sowie authentische Zeitreise in die vergangene Deutsche Geschichte ein . Die gut ausgearbeiteten und fein skizzierten Protagonisten sind mir nicht alle sympathisch, werden aber sehr authentisch dargestellt und sind gut vorstellbar. Genauso sollte es auch sein , denn was wäre ein Roman über Spionage, ohne die ganzen bösen Buben und ihre dunklen Machenschaften?

    Das traurige Schicksal Tausender Menschen wird in dieser fesselnden Geschichte, die zur Zeit des Kalten Krieges spielt, realitätsnah und sehr berührend erzählt.

    Berlin, eine Stadt und ihre Bewohner werden zum Spielball der internationalen Machthaber und zum Hotspot der Geheimdienste , in der jeder jeden ausspioniert . Diese tolle Mischung aus berührendem Drama und nervenzerreißendem Agenten Thriller, macht den Roman total spannend und mehr als unterhaltsam . Man hat teilweise das Gefühl , mitten im Geschehen zu sein , hält die Luft an, drückt die Daumen und hofft das alles gut geht.

    Für mich war das wieder einmal Kopfkino vom Feinsten und ein weiterer großartiger Roman , der natürlich einen Platz bei meinen „Herzens-Büchern“ erhalten wird .

    Sehr gerne vergebe ich ich für „Kinder ihrer Zeit“



    5 Sterne

    und eine ganz klare Leseempfehlung

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    tinstamp, 18.10.2020

    Der Zweite Weltkrieg neigt sich dem Ende zu. Die Russen überrennen Preußen. Rosa Lichtenberg ist mit ihren Zwillingstöchtern Emma und Alice auf der Flucht. Es ist Winter und Rosa kommt mit ihrem Handwagen und den Kleinkindern nur sehr langsam voran. Dann erkrankt Alice. Eine alte Bäuerin gewährt ihnen Unterschlupf, doch die Russen überfallen das Dorf und brennen alles nieder. Alice und Emma werden getrennt und leben fortan im Glauben, dass die andere Schwester nicht überlebt hat....

    Berlin war, wie auch unsere österreichische Hauptstadt Wien, in vier Sektoren aufgeteilt: Franzosen, Engländer, Russen und Amerikaner teilten sich diese auf. Ostberlin wurde von der Sowjetunion kontrolliert und während es anfangs noch möglich war zwischen Ost- und West-Berlin zu reisen, wurde die Grenze von der Ostseite her eines Tages geschlossen. Familien und Paare wurden auseinandergerissen - unglaubliches Leid und der Mauerbau im August 1961 waren die Folge.

    Claire Winter erzählt die Geschichte von Emma und Alice bis zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Mauerbau. Während Rosa und Emma in West-Berlin Zuflucht finden, wird Alice von einem russischen Soldaten gerettet und wächst im Waisenhaus auf. Sie lernen zwei völlig unterschiedliche Systemen kennen und sind in diesen stark verwurzelt. Als Alice zufällig herausfindet, dass ihre Mutter und Emma den Überfall der Russen damals überlebt haben und heute in Westberlin wohnen, versucht sie Kontakt aufzunehmen. Sie findet tatsächlich Emma, doch schon bald merken die Zwillinge, dass sie sehr unterschiedliche Lebensweisen haben. Jede lebt ihr eigene Ideologie und denkt sie wäre im besseren System aufgewachsen. So kommt es immer wieder zu Konflikten und Missverständnissen.

    Alice schwankt zwischen der Liebe zu ihrer Schwester und der Pflicht gegenüber dem DDR-Regime, das sie immer mehr unter Druck setzt. Emma möchte vorallem, dass Alice nach West-Berlin kommt. Durch sie lernt sie den ostdeutschen Physiker Julius kennen und lieben. Bald geraten alle drei in den Fokus der Geheimdienste und finden sich den perfiden Machtspielen der Besatzungsmächte ausgesetzt. Verrat, Betrug und Misstrauen sind tägliche Begleiter. Als erste Gerüchte über einen Mauerbau auftauchen spitzt sich die Lage immer mehr zu...

    Die Geschichte ist wahnsinnig spannend und spiegelt das Schicksal vieler Menschen, die zu dieser Zeit in Berlin und Ostdeutschland gelebt haben, wieder. Claire Winter versteht es großartig alle Sichtweisen so darzustellen, dass man sich selbst beim Lesen wie in einem Strudel der Machenschaften fühlt. Die Figuren sind authentisch und sehr lebendig dargestellt. Man erkennt, wie blind die jungen Frauen in die Falle tappen und man bangt die ganzen 576 Seiten um ihr Leben. Der Beginn des Kalten Krieges und der Spionage aller vier Besatzungsmächte ausgesetzt, erleben die Menschen schicksalshafte Zeiten in Berlin. Inmitten dieses Chaoses versuchen Emma und Alice an ihre frühere Verbundenheit anzuknüpfen. Doch das gelingt nur schwer...
    Claire Winter hat hervorragend recherchiert und die Stimmung der Nachkriegszeit sehr gut eingefangen. Ich habe mit Emma und Alice gebangt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Wieder eine absolute Lese-Empfehlung!

    Schreibstil:
    Ich liebe den Schreibstil der Autorin. Immer wieder bin ich gefangen in ihren Romanen. Sie schreibt bildgewaltig und fesselnd. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht verschiedener Charaktere erzählt. Die dazugehörigen Namen findet man am Kapitelanfang. Man spürt die Zerissenheit der Figuren und die oftmals auswegslose Situation.

    Am Ende des Buches erklärt die Autorin über Wahreit und Fiktion auf. Auf der Klappe des Covers beantwortet Claire Winter noch drei Fragen zu ihrem Roman.
    Auf der Innenseite des Hardcovers findet man eine Karte von Europa nach der Teilung Deutschlands....eine Karte, die auch ich im Schulunterricht vor mir hatte.
    Fazit:
    Wieder ein absolutes Highlight und ein Buch, das von mir den "Lieblingsbuch-Status" erhält. Es hat mich von der ersten bis zu letzten Seite begeistert. Ein spannendes Stück deutsch-deutscher Zeitgeschichte, grandios und fesselnd erzählt. Ich bin einfach nur begeistert von den Büchern der Autorin. Auch hier gibt es wieder eine große Lese-Empfehlung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    gagamaus, 22.08.2020

    Der Titel "Kinder ihrer Zeit" spiegelt sehr gut wieder, welches der Dreh- und Angelpunkt des neuen Buches von Claire Winter ist. Nämlich Zwillingsmädchen, die in den Wirren des Kriegsendes 1945 auseinandergerissen werden und die unterschiedlicher nicht aufwachsen könnten, bevor sie sich als junge Frauen wiedertreffen. Den Rahmen bildet die Trennung des Deutschen Reiches in die BRD und die DDR und die ersten Jahre bis zum Bau der Mauer quer durch Berlin.


    Zu den Stärken der Autorin gehört sicherlich, dass man sofort eine enge Verbindung als Leserin zu den Hauptdarstellern spürt. Schnell hat man Emma und Alice ins Herz geschlossen, ist traurig, dass die beiden sich durch die einrückenden Russen in Ostpreußen aus den Augen verlieren, ja, schlimmer noch, glauben, die jeweils andere wäre gestorben. Während Emma mit der Mutter im Westen Berlins landet und dort behütet aufwächst, wird Alice von einem russischen Soldaten gerettet und lebt in einem Waisenhaus der DDR bis sie volljährig in eine kleine Wohnung ziehen kann. Die Schwestern sind tatsächlich Kinder ihrer Zeit und vor allem Kinder ihres Umfeldes, in dem sie aufwachsen. So sind beide in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen verwurzelt und haben einen festen Glauben daran, im jeweils besseren Staat zu leben.


    Irgendwann wird Alice durch einen Zufall klar, dass ihre Schwester nicht gestorben ist, sondern tatsächlich im Westen lebt. Und da es vor dem Mauerbau einige Jahre noch möglich war, reist sie nach Westberlin und findet dort Emma. Die anfängliche Euphorie über die Wiedervereinigung weicht der Erkenntnis, dass inzwischen so einiges die beiden Zwillinge trennt und sie ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Leben entwickelt haben. Es ist also bei weitem nicht alles eitel Sonnenschein.


    Faszinierend ist, wie die politischen Gegebenheiten und der Machtkampf der Ost- und Westregierung das Leben der Schwestern beeinflussen und mit ihren Wünschen und Träumen aber auch mit dem Schicksal ihrer Freunde verstrickt sind. Dabei befinden wir uns phasenweise mitten drin im Geflecht feindlicher Spionageorganisationen, erfahren über die Pläne der DDR, sich auch Westberlin einzuverleiben oder im Ernstfall total gegen den Westen abzuriegeln, und die Wünsche der BRD, dass ein friedliches Nebeneinander auch die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung sein könnte. Und die Russen und die Amerikaner wollen unbedingt auch noch ein Wörtchen mitreden. Mit allen Mitteln. Claire Winter schafft es mühelos auf verschiedenen Ebenen die Leserinnen zu fesseln. Emma hofft auf ein Glück mit einem ostdeutschen Wissenschaftler, Alice schwankt zwischen der Liebe zu ihrer Schwester und dem Pflichtbewusstsein für die DDR-Regierung, welche sie immer mehr unter Druck setzt, ihre Treue für ihr Land auch zu beweisen. Die Lage spitzt sich mehr und mehr zu und der Leser weiß, dass der tatsächliche Mauerbau alles zunichte machen und die Schwestern für viele Jahrzehnte wieder trennen könnte.


    Ich bin rundrum begeistert von "Kinder der Zeit". Die Geschichte ist wahnsinnig spannend und dabei so voll von den kleinen und großen historischen Infos, die ich an einem guten historischen Roman so schätze. Dieses Mal bleibt die Autorin Schritt für Schritt an der Seite ihrer Protagonistinnen und führt uns ohne Rückblicke durch die ersten Jahre der DDR. Das war genau nach meinem Geschmack und ich habe am Ende ziemlich mitgefiebert, ob alles gut ausgeht.


    Mein Fazit: Ich finde, Claire Winter hat sich mal wieder selbst übertroffen. Für mich gehört sie zur Riege der deutschen Autorinnen, deren Bücher man lesen muss, wenn man sich für die Vergangenheit interssiert und dabei dennoch auch eine unterhaltsame und bewegende Geschichte lesen möchte. Als besonderes Zuckerl durfte ich das Buch in einer Leserunde mit der Autorin genießen und habe noch viel mehr Hintergrundfakten und Rechercheergebnisse erfahren. Ein Jahreshighlight für mich. Vielen Dank dafür.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein