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  • 5 Sterne

    ninchenpinchen, 01.05.2022

    Mann, Gott oder Teufel?

    Nun ist das dicke Buch fertiggelesen und es gibt keine Fragen mehr. Die letzten Seiten habe ich mehrmals gelesen, um zu verstehen, was passiert ist. Es bleibt wenig offen und dieses Wenige muss auch offen bleiben, denn die Geschichte entwickelt sich weiter. Ohne uns! Denn der Mensch darin entwickelt sich, er braucht Zeit und er lernt.

    Juan Peterson, das ist der Mann, um den sich hier alles dreht. Das Medium, das der geheime Orden haben wollte und brauchte, um sich für alle Ewigkeit die Unsterblichkeit zu sichern. Die Hüter des Geheimbundes kauften Juan bereits als Kind seinen Eltern ab. Der Vater war froh, die Verantwortung für den schwer herzkranken Jungen los zu sein. Die Mutter nicht.

    Ich habe mir den erwachsenen Juan immer ein wenig wie David Bowie vorgestellt, wie von einem anderen Stern, Frauen und Männer liebend und in jeder Beziehung außergewöhnlich talentiert. Und tatsächlich taucht ja der junge DB im Buch später leibhaftig auf und begegnet in London den Protagonisten.

    Juan hat noch einen etwas älteren Bruder: Luis, über den wir später mehr erfahren. Juan heiratet Rosario und geht damit eine unfreiwillige, aber bewusste Verbindung zu der schlimmsten Schwiegermutter ein, die man sich nur vorstellen kann. Mercedes ist das pure Böse, die selbst ernannte Chefin des weit verzweigten und unendlich reichen Geheimbundes.

    Ist Juan nun ein Gott, ist er begabt oder verflucht? „Die Götter verhalten sich immer wie die Menschen, die sie machen.“ (Seite 429) Auf jeden Fall ist Juan das stärkste Medium, dass der Orden jemals hatte. Er versucht oft, sich abzugrenzen und teilweise gelingt es ihm auch. Mit all seiner gewaltigen Macht versucht Juan seinen Sohn Gaspar zu schützen, damit ihn der Orden nicht in seine Fänge bekommt.

    Oft klingt die Schwermut einer Violeta Parra durch die Zeilen, die am Ende ihres Lebens „Gracias a la Vida“ komponiert und sich im Anschluss daran umgebracht hat.

    Bei der verstörenden Coverabbildung fehlen die Flügel, der Körper und die Umgebung des gefallenen Engels. Ein wenig vom Rest des Gemäldes lässt die Rückseite erkennen und das ist mir vorher – ehrlich gesagt – gar nicht aufgefallen, erst jetzt, wo ich mich mit dem Gemälde beschäftige.

    Dieses Buch hält überhaupt so viele Überraschungen bereit, dass man nicht in der Lage wäre, sie alle aufzuzählen, selbst wenn man Spoiler in Kauf nähme. Und es ist ja keineswegs ausgeschlossen, dass viele der Vorkommnisse im realen Leben auch so passieren (Woher weiß die Autorin das alles?), denn momentan ist ja das Satanische auf dem Vormarsch in unserer Welt und das Gegengewicht scheint zu fehlen oder nicht stark genug zu sein. (Ich hoffe, ich irre mich!)

    „Jedes Vermögen wird auf dem Leid anderer aufgebaut, und das unsere, auch wenn es auf einzigartige und ungewöhnliche Weise zustande kam, ist keine Ausnahme.“ (Zitat Rosario, Seite 438)

    Mein Fazit: Schreib noch ein paar Bücher, Mariana Enriquez, ich werde sie alle lesen, sogar auf Spanisch, wenn's sein muss. Und noch was, gibt's auch 10 Sterne?

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Magnolia, 06.04.2022

    Juan und Gaspar - einer liebevolle Vater-Sohn-Beziehung folge ich. Gleich die ersten Seiten nahmen mich gefangen, ich wollte mehr wissen und doch konnte ich hier schon erahnen, dass nicht alles rational erklärbar sein wird. Marina Enriquez entführt ihre Leser nach Argentinien, in ein Land der Extreme und in eine Zeit, in der Säuberungsaktionen Leute spurlos verschwinden ließ. Es sind die Jahre der Militärjunta.

    Vordergründig ist es eine Familiengeschichte, die doch so viel mehr ist – die Geschichte einer Familie und deren Mitglieder, die zur reichen Oberschicht gehören, die sich in einem internationalen Zirkel aus Geld, Privilegien und Beziehungen bewegen.

    Die Autorin ist Argentinierin und verrät, dass ihre Obsession der Okkultismus im weitesten Sinne ist und sie schreibt darüber, gibt den Mythen ihres Landes reichlich Platz. Der blinde Fanatismus in all seinen Auswüchsen dient als Metapher dessen, was in den lateinamerikanischen Diktaturen geschah.

    Eine Düsternis tut sich auf, überall herrscht Dunkelheit, es ist mystisch, ja surreal, rational so gar nicht zu greifen und zu begreifen. Der Orden folgt seinen ganz eigenen Regeln, das Medium laugt sich aus, setzt seine Krallen an, sie gehen verletzt und doch beseelt daraus hervor. Das hört sich geheimnisvoll an, eher noch unwirklich und übernatürlich, ja irrational. Ich kann kaum glauben, was hier steht und will doch wissen, wie es ihnen allen ergehen wird, wie weit sie noch gehen werden, gehen müssen. Bei so manchen Szenen möchte ich laut aufschreien, bin entsetzt ob der Grausamkeiten, ihre Rituale lassen mich hart schlucken.

    „Unser Teil der Nacht“ ist in sechs ganz unterschiedliche Abschnitte gegliedert. Kurze und relativ lange, intensive und sehr informative Abschnitte, in denen man eine tiefe Liebe spürt wechseln sich ab mit gnadenloser Härte, in denen man keinerlei menschliche Regung mehr wahrnimmt, jede für sich hat ihren ganz eigenen Reiz.

    Jede einzelne der hier agierenden Personen hat etwas Abstoßendes, keiner ist von Grund auf sympathisch, keinen möchte ich in mein Leben lassen. Und doch waren sie mir nahe. Zumindest einige davon auf eine ganz eigenartige Weise.

    Mariana Enriquez erzählt von Argentiniens dunklen Zeiten. Von einem skrupellosen Orden, der durch grausame Rituale das Geheimnis des ewigen Lebens zu entschlüsseln versucht. Eine verstörende, alles einnehmende, zuweilen unerträgliche Geschichte die Zeit braucht, die nicht wie nebenbei gelesen werden kann.

    Ein fesselnder Roman vor ernstem Hintergrund, der seine Leser fordert. Magisch, mystisch, einzigartig.

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  • 5 Sterne

    Suzann K., 20.04.2022

    Die Macht der Dunkelheit
    "Unser Teil der Nacht" von Mariana Enriquez ist eine großartige Familiensaga in Argentinien, aber dieses Buch ist auch noch so viel mehr.
    Wir begleiten hier Juan und seinen Sohn Gaspar bei einer Fahrt durch das heiße und staubige Land. Juan ist schwer herzkrank und die beiden sind alleine unterwegs. Sie sind auf der Flucht und erst nach und nach erschließt sich die ganze Geschichte beim Lesen, Warum sie fliehen und vor wem und warum diese Flucht eigentlich etwas ganz anderes ist.
    Ganz langsam entsteht beim Lesen ein Bild, ein Bild einer ganz anderen Gesellschaft, ein Bild einer dunklen Macht, ein Bild des Traumes vom ewigen Leben, ein Bild eines mächtigen, geheimen Ordens.
    Sehr geschickt wird die Geschichte nach und nach in verschiedenen Erzählabschnitten aufgebaut, so geschickt, dass sich das große Ganze dem Leser erst am Ende erschließt.
    Mich persönlich haben die Abschnitte mit Juan und seinem Sohn am meisten gefesselt, aber auch das Leben von Rosario, der Mutter ist sehr interessant beschrieben.
    Überhaupt ist der Erzählstil hier ein ganz besonderer, man taucht tief in die Psyche von Juan und Gaspar ein, man bekommt wunderbare Momentaufnahmen der argentinischen Landschaft, kurze Einblicke in die politische Lage und dann ganz schreckliche Szenen aus der Hierarchie dieses alten Ordens. Bei diesen Szenen darf man nicht zart besaitet sein, das grenzt schon stark an Horror und ist voller Gewalt. Die Autorin versteht es, eine ganz besondere, düstere Atmosphäre aufzubauen, die sehr glaubhaft wirkt.
    Die Gewalt steht hier aber nicht im Mittelpunkt, ist nicht Selbstzweck, sondern soll das Wesen des Orden bewußt machen. Hier geht es um ganz dunkle Riten, bis hin zu Menschenopfern und fähige Medien, so wie Juan, werden fast wie Götter verehrt und behandelt. Es ist aber ein Teufelskreis und ein Entkommen nur schwer, wenn überhaupt, möglich.
    Die Autorin hat es geschafft mich von der ersten Seite an mit dieser einzigartigen Geschichte zu fesseln, es ist eine großartige Geschichte. Man sollte sich aber nicht vom Klappentexxt davon überzeugen lassen, dass es ein historischer Roman ist, es sind wahre Ereignisse verwoben, aber das ist nicht das Hauptthema.

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  • 5 Sterne

    Suzann K., 20.04.2022 bei bewertet

    Die Macht der Dunkelheit
    "Unser Teil der Nacht" von Mariana Enriquez ist eine großartige Familiensaga in Argentinien, aber dieses Buch ist auch noch so viel mehr.
    Wir begleiten hier Juan und seinen Sohn Gaspar bei einer Fahrt durch das heiße und staubige Land. Juan ist schwer herzkrank und die beiden sind alleine unterwegs. Sie sind auf der Flucht und erst nach und nach erschließt sich die ganze Geschichte beim Lesen, Warum sie fliehen und vor wem und warum diese Flucht eigentlich etwas ganz anderes ist.
    Ganz langsam entsteht beim Lesen ein Bild, ein Bild einer ganz anderen Gesellschaft, ein Bild einer dunklen Macht, ein Bild des Traumes vom ewigen Leben, ein Bild eines mächtigen, geheimen Ordens.
    Sehr geschickt wird die Geschichte nach und nach in verschiedenen Erzählabschnitten aufgebaut, so geschickt, dass sich das große Ganze dem Leser erst am Ende erschließt.
    Mich persönlich haben die Abschnitte mit Juan und seinem Sohn am meisten gefesselt, aber auch das Leben von Rosario, der Mutter ist sehr interessant beschrieben.
    Überhaupt ist der Erzählstil hier ein ganz besonderer, man taucht tief in die Psyche von Juan und Gaspar ein, man bekommt wunderbare Momentaufnahmen der argentinischen Landschaft, kurze Einblicke in die politische Lage und dann ganz schreckliche Szenen aus der Hierarchie dieses alten Ordens. Bei diesen Szenen darf man nicht zart besaitet sein, das grenzt schon stark an Horror und ist voller Gewalt. Die Autorin versteht es, eine ganz besondere, düstere Atmosphäre aufzubauen, die sehr glaubhaft wirkt.
    Die Gewalt steht hier aber nicht im Mittelpunkt, ist nicht Selbstzweck, sondern soll das Wesen des Orden bewußt machen. Hier geht es um ganz dunkle Riten, bis hin zu Menschenopfern und fähige Medien, so wie Juan, werden fast wie Götter verehrt und behandelt. Es ist aber ein Teufelskreis und ein Entkommen nur schwer, wenn überhaupt, möglich.
    Die Autorin hat es geschafft mich von der ersten Seite an mit dieser einzigartigen Geschichte zu fesseln, es ist eine großartige Geschichte. Man sollte sich aber nicht vom Klappentexxt davon überzeugen lassen, dass es ein historischer Roman ist, es sind wahre Ereignisse verwoben, aber das ist nicht das Hauptthema.

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  • 5 Sterne

    Karola D., 20.04.2022

    Ein Medium und die gefährliche Dunkelheit sorgen für fantasievolle Albträume.
    Volkstümlicher Heiligenglaube und Legenden aus Europa und Südamerika, besonders aus Argentinien, ergibt einen Roman mit Magie, Fantasie, Freundschaft, Aberglaube und Historie, rund um Juan Peterson und seinen Sohn Gaspar als Medien. Juan ist vierunddreißig, aber er fühlt sich wie zweihundert vor seinem Tod und er sagt zu Gaspar: Du hast etwas von mir, ich habe dir etwas von mir hinterlassen, hoffentlich ist es nichts Schlechtes, ich weiß nicht, ob ich dir etwas hinterlassen kann, das nicht beschmutzt ist, nicht dunkel, unser Teil der Nacht. Er hat den Schutz seines Sohns mit Elementen entworfen, die er vom Anderen Ort mitgebracht hat, aus einem Bereich der Dunkelheit, den der Orden nicht kennt. Und noch fehlt ihm der definitive, der endgültige Schutz, der auf sich warten lässt. Der Herr der Geduld, denkt er.
    Verheiratet ist Juan mit Rosario Reyes Bradford, 1949 in Buenos Aires geboren. Sie erhält als erste Argentinierin an der Universität Cambridge einen Doktortitel in Anthropologie. Ihre Spezialgebiete sind symbolische Anthropologie, Religionsanthropologie und Ethnographie der Guaraní. Sie lehrt und forscht an der Universität Buenos Aires und hat über zwanzig Artikel in Argentinien, Paraguay, Brasilien, Kolumbien, Mexiko, den USA, England, Frankreich und Belgien veröffentlicht. Sie ist Autorin des Buchs Tekoporã: Anthropologische Erkundungen zu Geschichte, Religion und Ontologie der Guaraní.« Ihre Familie kommt aus Großbrittannien, ist sehr reich und mächtig, die einem Orden der Dunkelheit vorsteht mit vielen Initiierten
    Dr. Bradford ist Chirurg und Kardiologe, auch Engländer. Dass seine Familie einem Schattenkult, dem Orden, angehört, bedeutet lange Zeit kaum mehr, als dass sie sich in einem internationalen Zirkel aus Geld, Privilegien und Beziehungen bewegen. In Misiones, Argentinien, tritt auch er 1983 in die Dunkelheit, die nicht versteht, keine Sprache hat, dass sie ein wilder oder allzu ferner Gott ist.
    Nur einige schillernde Protagonisten mögen hier vorgestellt werden.

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  • 5 Sterne

    labbelman, 26.04.2022

    Titel: Die Macht der Dunkelheit...

    Ehrlich gesagt bin ich etwas überwältigt von der Lektüre. Mir war klar, dass über 800 Seiten schon harte Arbeit sein werden, aber mir war nicht klar, dass ich mehr als nur eine Familiensaga zu lesen bekomme.

    Juan und sein Sohn Gaspar befinden sich auf der Flucht nachdem die Mutter des Kindes bei einem Unfall starb. Doch war der Unfall nicht so wie man vermuten würde, sondern er hat mit dunklen Mächten zu tun. Was hat das Schicksal für beide bereit?

    Dieses Buch, welches in keine Schublade passt und dass nicht nur aufgrund seiner Größe, ist so anders als alles andere was ich jemals gelesen habe und deswegen bin ich so überwältigt. Und ich muss gestehen, dass es mir teilweise ein Rätsel geblieben ist und würde ich es erneut lesen, würden sich mir wahrscheinlich noch mehr Sichtweisen eröffnen, die ich beim ersten Konsumieren nicht wahrgenommen habe.

    Das Geschriebene fordert dem Leser alles ab. Sprachlich habe ich es sehr genossen, aber aufgrund der zahlreichen Schilderungen, die teils erst hunderte Seiten später wieder aufgenommen werden, muss man beim Lesen enorm aufpassen. Ganz klar keine Lektüre für zwischendurch und Ablenkung darf es auch keine geben.

    Die Gewaltszenen haben mich teilweise hart schlucken lassen und ich war mehr als nur geschockt, denn man erwartet das einfach nicht. Als Teenager habe ich mich mal ein wenig mit Okkultismus beschäftigt, bin aber nie so tief eingetaucht wie unsere Protagonisten in allem drin stecken.

    Wer sich traut in menschliche Abgründe zu blicken und zusätzlich einen gefestigten Magen hat, der nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen ist, der wird dieses Buch einfach lieben. Mehr Böse geht einfach nicht. Als wäre es ein Tanz mit dem Teufel.

    Fazit: Ein Roman, der mich fertig gemacht und den ich dennoch gern gelesen habe. Ich weiß nicht ob es danach für mich zeitnah etwas ähnlich Fesselndes und Magisches geben wird. Von mir eine klare Leseempfehlung.

    P.S.: Am besten nimmt man sich hierfür frei und kapselt sich für eine Weile von seiner Umgebung ab...

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  • 5 Sterne

    Anne P., 19.04.2022

    Juan und sein Sohn Gaspar sind auf der Flucht. Sie fliehen vor einer grausamen Familie. Aber warum? Juan ist der Vermittler zwischen der Dunkelheit und einem grausamen Orden. Durch diesen hat er schon seine Frau und Gaspars Mutter verloren. Er möchte Gaspar schützen und setzt alles daran, dieses Ziel zu erreichen.



    Das Buch ist aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, meistens aus Juans oder Gaspars. Die Kapitel umfassen große Zeitspannen und nach und nach wird klar, warum Juan flieht und wer die eigentlich bösen sind. Der Orden ist grausam, böse und führt schreckliche Rituale durch. Menschen werden entführt, misshandelt und verschwinden.

    Der Schreibstil der Autorin ist gewaltig und sehr gut zu lesen. Sie schafft es unterschiedliche Atmosphären entstehen zu lassen. Sich in die Figuren zu versetzen ist leicht, sie sind gut beschrieben und die Motive klar. Das ganze Buch ist spannend und interessant.



    Mich hat das Buch gefesselt. Auf Grund der Horrorelemente und Gewalt musste ich es zwischendurch mal zur Seite legen, auch wenn es spannend war. Zu Beginn war mir die Geschichte etwas zu verworren, sodass es mir schwer fiel in das Buch hineinzukommen. Das wurde mit der Zeit aber immer besser. Das Buch ist wahrlich tolle Literatur, tiefgründig und sehr empfehlenswert!

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  • 4 Sterne

    MeinSohnPrinzAndreas, 06.06.2022

    Juan ist kein normaler Junge. Abgesehen von einem schweren Herzfehler, der ihn zwingt, sich mehreren schweren Operationen zu unterziehen, hat er auch noch die Gabe, als Medium in Kontakt mir der Dunkelheit zu treten. Der Orden, der diese Dunkelheit schon seit Jahren anbetet, sich von ihr das ewige Leben erhofft, hat keinerlei Skrupel Juans Kräfte dafür auszunützen, ohne jederlei Rücksicht auf seine Gesundheit. Doch Juan lässt sich nicht unterkriegen, widersteht dem Orden und gründet eine Familie. Um seinem Sohn Gaspar den Schmerz zu ersparen, den er selbst ertragen musste, versucht Juan zusammen mit seinen engsten Vertrauten diesen vor dem Orden zu verstecken. Doch er weiß, dass dies nur ein Spiel auf Zeit ist.

    Ich hatte die Autorin bereits in einer Sammlung von Erzählungen kennengelernt und fand mich sofort wieder in ihrem sprachlichen Stil wieder. Äußerst bunt und voller sprachlicher Bilder, versteckter Hommagen an das argentinische Land erzählt Mariana Enriquez die Geschichte rund um Juan und Gaspar, kreiert dabei einen tiefen und schweren Erzählfluss, der entschleunigt und zum Innehalten anregt. Geschmackssache, wobei ich persönlich diese Ruhe genießen konnte. Was mich aber am meisten freute, wieder erleben zu können, bzw. darüber lesen zu können, war die surrealen Elemente der Geschichte, die sich am ehesten noch mit magischem Realismus beschreiben lassen können. Dunkelheit, böse Wesen und die Geister der Argentinier spielen auch hier wieder eine tragende Rolle bzw. sind ein unabdingbares Element der Handlung. Dennoch bekommt man sehr eindrucksvoll ein Panorama über die argentinische Militärdiktatur und die ersten holprigen Jahre danach präsentiert. Geschildert wird, was die Menschen so bewegte, mit welcher Härte gegen die Bevölkerung vorgegangen wurde, wer die Nutznießer der Terrorherrschaft waren und wer dessen Opfer. Sehr schön arbeitet die Autorin mit abwechselnder Intensität die Geschichte ihres Heimatlandes auf. So beeindruckte mich unter anderem, wie die Autorin beispielsweise die AIDS-Krise in ihrem Heimatland aufgreift und diese intensiv und authentisch der Leserschaft weitergibt, sodass man ein eindrucksvolles und authentisches Bild der damaligen Geschehnisse bekommt.

    Der Punkt, der mich allerdings am meisten von dem Buch überzeugen konnte, ist die Komplexität mit der die Figurenkomposition gestaltet ist. Man bekommt in jedem neuen Kapitel die unterschiedlichsten Facetten der Protagonisten präsentiert, begleitet diese über knapp zwei Jahrzehnte, verfolgt enorme charaktertechnische Entwicklungen und findet sich mehr und mehr in einzelnen Situationen oder Facetten der Protagonisten wieder. Dazu gehören zweifelsfrei auch die Perspektivwechsel, mit denen die Kapitelwechsel einhergehen. Jedes der großen Kapitel des Buches wird aus der Sicht einer anderen mehr oder weniger bedeutungsschweren Person geschildert. Dadurch ergibt sich auch ein komplexeres Bild der Geschehnisse aber auch, wie die Protagonisten jeweils von den anderen gewertet und bewertet werden. Ein krasses 360-Grad-Panorama, das immer wieder neue Facetten an den tag bringt, die während des Lesens zu absoluten Wow-Momenten führen.

    Insgesamt ergibt sich ein für mich stimmiges und düsteres Gesamtporträt der zweiten Hälfte des argentinischen 20. Jahrhunderts, dass mit beängstigender Übernatürlichkeit aufwarten kann. Dennoch braucht man für das Buch einen langen Atem und die Muse, sich damit beschäftigen zu können.

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  • 4 Sterne

    Peggy S., 29.05.2022

    Im Sog der Dunkelheit
    Wozu Menschen fähig sein können muss Juan von Kindesbeinen an erleben. Durch einen schweren Herzfehler landet er bei einer sehr reichen aber auch verrückten Familie, die seine Gabe als Medium schamlos ausnutzen. Mit der Zeit erkennt Juan, dass der Weg den diese Familie geht weder der richtige ist sondern auch das dieser geradewegs ins Verderben führt. Denn mittlerweile hat er eine kleine Familie und einen kleinen Sohn Gaspar, der seine Gabe scheinbar geerbt hat. Ihm bleibt nicht viel Zeit um seinen Sohn vor den Fänger dieser Familie zu retten. Also schmiedet er einen waghalsigen Plan, bei dem er von seinen engsten Freunden unterstützt wird. Nachdem er es geschafft hat seinen Sohn aus der Einflusssphäre des Ordens zu schaffen, ist dieser jedoch keineswegs außer Gefahr. Er hat ihn mit diesem geschickten Schachzug nur etwas Zeit erkauft. Das muss Gaspar viele Jahre auch erkennen als sein Onkel und Ziehvater brutal gefoltert aufgefunden wird und wenig später stirbt.

    Die Autorin hat einen nicht gerade einfachen Schreibstil, an den man sich erst einmal gewöhnen muss. Nicht zu letzt weil sie den Leser mit vielen kleinen Informationen füttert, die man bei der Masse eben nicht so schnell verarbeiten kann. Neben der Familiengeschichte witmet sich die Autorin der Geschichte Argentiniens, der Diktatur, Folter und vielen kleinen Nebenthemen.

    Der Roman ist in verschiedene Teile unterteilt, wobei in jedem Teil eine Person zu Worte kommt, die die Geschichte aus ihrer Sichtweise erzählt. Dadurch wird es in Gewisserweise zu einem Generationenroman. Da der Roman doch sehr umfangreich ist, werde ich mich hier nur auf einen Handlungsstrang, der Familiengeschichte konzentrieren. Alles in allen ist der Roman von einer Brutalität geprägt, von Folter, Verstümmelung und Gewalt. Die Adoptionsfamilie von Juan, die ihn seiner biologischen Familie geraubt hat, ist Teil eines sehr einflussreichens Ordens/Sekte, die ihn ohne Rücksicht als Medium missbraucht. Sie verfolgen nur ein Ziel, und dafür soll Juan die nötigen Infos von der Dunkelheit bekommen. Gerade weil die Gewalt ein zentrales Thema in diesem Roman ist und eine gewisse Grausamkeit allgegenwärtig ist, ließt er sich streckenweise recht schwer bzw. man sollte es vermeiden ihn vor der Nachtruhe zu lesen.

    Es gibt die Bösen, die Guten und die irgendwo dazwischen stehen. Ein Großteil der Adoptionsfamilie von Juan ist nicht nur verrückt sonder auch fanatisch, da von klein auf an mit diesen Orden sozialisiert wurden. Sie sind Monster und Sadisten, die Menschen aus reiner Lust quälen und Misshandeln. Die Zwischengeneration, zu der Juan und seine Frau Rose gehören, wollen diesen Kreis durchbrechen. Obwohl Rose eben durch ihre Sozialisation zwischen der Modernen und der Welt des Ordens steht. Zum einen hoch gebildet zum anderen jedoch in dieser kleines Welt des Ordens und seinen Regeln verwurzelt. Erst durch ihren Sohn muss sie sich entscheiden, da ihr eigentliches Ziel, den Orden zu leiten, nicht so leicht zu verwirklichen ist.

    Fazit: Alles andere als leichte Kost, erwartet dem Leser mit diesen doch sehr umfangreichen Roman. Selbst der Schreibstil, ist nicht ganz ohne, da man quasi mit Zusatzinfos überschüttet wird. Alles in allen ein sehr brutaler und blutiger Roman, der es lohnt gelesen zu werden.

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  • 4 Sterne

    Sommer, 09.04.2022

    Anders als erwartet aber wahnsinnig spannend

    Mariana Enriquez hat sich der Dunkelheit verschrieben, ihr Roman ist dunkel und düster, erinnert in Teilen anderen Horrorbüchern. Als ich mit dem Buch begann, erwartete ich ehr einen Roman über die politische Situation zu der Zeit in Argentienien, doch Hintergründe sind Rat gesät und spielen doch eine eher untergeordnete Rolle.

    Juan ist ein Medium, er und sein Sohn Gaspar sind seid dem Unfalltod seiner Frau Rosario auf der Flucht. Doch war es tatsächlich ein Unfall, oder hat Rosarios Familie ihre Finger im Spiel. Eine durchaus mächtige aber auch erschreckende Familie die die Dunkelheit für sich nutzen möchte und dabei nichts unversucht lässt.
    Juan ahnt, dass sein Sohn auch als Gefäß dienen könnte, möchte ihm dieses Schicksal allerdings ersparen. Da er sehr schwer Herzkrank ist, geht er davon aus Gaspar nicht mehr lange schützen zu können und bittet seine Schwägerin Tali um einen Schutz um Gaspars Fähigkeiten zu verbergen, denn Mercedes, seine Schwiegermutter wird ihren Enkel prüfen und ihn skrupellos für ihre Zwecke missbrauchen.
    Im weiteren Verlauf erfährt man immer von den Zusammenhängen und erlebt wie Gaspar Freunde findet. Mit ihnen kommt er einigen Geheimnissen auf die Spur und muss den Verlust einer guten Freundin ertragen.

    Der Roman hat mich nach der anfänglichen Überraschung mit was ich es hier zu tun habe, dann doch fesseln können. Die Horrorelemente sind für zartbesaitete Leser wahrscheinlich nicht leicht auszuhalten, doch es lohnt sich weiterzulesen, ansonsten entgeht einem ein sehr spannendes und düsteres Werk über das okkulte, das Elemente einiger alter Riten beinhaltet.

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  • 3 Sterne

    Siglinde H., 17.04.2022

    Horrorroman ? ja - historisch ? nein
    Juan und sein Sohn Gaspar scheinen auf der Flucht zu sein. Dabei sind sie auf dem Weg zu Juans Schwiegereltern, reichen und einflussreichen Plantagenbesitzer. Und was niemand wissen darf, die Schwiegereltern sind die Oberhäupter eines geheimen Ordens, der die Dunkelheit anbetet. Die Dunkelheit fordert Opfer von ihren Anhängern und das nicht im übertragenen Sinne. Die Dunkelheit verschlingt sie wie ein Ungeheuer, das nach Nahrung verlangt.

    Juan ist der Mittler - das Medium -, durch den die Dunkelheit spricht. Juan hasst diese Rolle, die ihm aufgezwungen wurde und die machtgierige, skrupellose Familie seiner verstorbenen Frau. Seinem Sohn Gaspar will er dieses Schicksal, das ihn zum Werkzeug verabscheuungswürdiger Verbrechen macht, ersparen. Kann man den Kampf gegen die Dunkelheit gewinnen ?

    Im Klappentext des Buches heißt es, der Roman wäre eine Reise durch die argentinische Geschichte . Dem kann ich nicht zustimmen. Es gibt einzelne Anmerkungen zur Rolle der Einwanderer und der Macht der reichen Plantagenbesitzer und das war es dann auch.

    Für mich ist die Geschichte definitiv ein Horrorroman und nichts für zart besaitete Gemüter. Es werden unsägliche Grausamkeiten geschildert und eklige Details beschrieben, die mich, die ich auch gerne Horrorgeschichten lese, an meine Grenzen gebracht haben.

    Der Erzählstil ist in meinen Augen gelungen. Es kommen in den Kapiteln jeweils verschiedene Beteiligte zu Wort, so dass die Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden und ein stimmiges Ganzes ergeben. Hätte ich nicht während eines großen Teils des Buches auf den geschichtlichen Zusammenhang gewartet, hätte mich die Handlung sicher mehr mitgerissen. So bleibt ein Gefühl unerfüllter Erwartungen, hervorgerufen von einem Klappentext, der in meinen Augen in die Irre führt.

    Gut gefallen hat mir die Vater-Sohn-Beziehung, die zum einen geprägt ist von Herzlosigkeit und Grausamkeit, aber dann auch von aufopfernder Liebe erzählt.

    Wenn ich eine Figur benennen müsste, die ich annähernd sympathisch fand, dann verdient es meiner Ansicht nach Gaspar am ehesten. Er wird in diese Familie hinein geboren, aber man enthält ihm das Wissen über den Orden vor. So sind ihm viele Dinge unverständlich und er versucht dennoch ein so normales Leben wie möglich zu führen. Dabei zeigt er Empathie und Verantwortungsbewusstsein.

    Mein Fazit bleibt gespalten. Als historischer Roman ist das Buch bei mir glatt durchgefallen. Als Horrorgeschichte hat es durchaus seine Qualitäten. Es ist erschreckend und wartet mit verstörenden Einfällen auf. Mir war es aber an einigen Stellen zu abstoßend.

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  • 4 Sterne

    Books of Tigerlily, 02.04.2022

    Ich habe gerade ein Buch beendet, dass so intensiv und vereinnahmend war, dass ich ein paar Tage gebraucht habe, um meine Gedanken hierzu niederzuschreiben. Bereits der Klappentext hat mich völlig gefangen genommen und ich wusste, ich muss dieses Buch lesen.

    Das Buch ist schon eigen aufgebaut, das Konzept macht aber durchaus Sinn. Hier werden unterschiedliche Episoden, mal kürzer mal länger, nicht chronologisch erzählt. Das macht es dem Leser nicht unbedingt einfacher, muss er sich doch öfter neu orientieren. Dennoch greifen die Episoden mehr und mehr ineinander.

    Die Charaktere sind ambivalent, bei einigen kann ich bis heute nicht sagen, ob ich sie leiden kann oder nicht. Das macht die Lektüre umso spannender, weil die Protagonisten weder vorhersehbar noch flach geschrieben sind, im Gegenteil. Auf jeder Seite zeigen sich einige neue Aspekte und Abgründe und man muss wirklich mit allem rechnen.

    Das Buch treibt sicherlich so manchen Leser an seine Grenzen, werden doch auch im Buch viele Grenzen ausgereizt und getestet. Es ist oft brutal und man kommt an so manch Ekelgrenze, was dem ein oder anderen zuviel sein könnte. Ich fand diese Szenen aushaltbar und trotzdem auf eigene Art faszinierend, weil sie immer einen Blick in menschliche Abgründe liefern, die doch wahrscheinlich in jedem von uns schlummern können.

    Nicht nur dadurch wird "Unser Teil der Nacht" sicherlich polarisieren. Ich muss sagen, dass ich selbst nach dem Ende das Buch erst einmal sacken lassen und analysieren musste, wie es mir gefallen hat. Es ist intensiv und zieht den Leser wirklich in einen Bann, als hätte der Orden hier seine Finger im Spiel. Es liefert einen Blick auf eine Epoche in Argentinien, die sicherlich spannend und grausam ist und mahnendes Beispiel, wie sich eine Gesellschaft verändern kann. Mich hat es komplett gefangen genommen und selbst nach den langen Episoden konnte ich es nicht aus der Hand legen. Es ist anspruchsvoll und man bemerkt einige Zusammenhänge erst verspätet, es ist also keine leichte Kost um es mal so nebenher zu lesen. Dafür bekommt man aber eine eindrückliche Lektüre beschert.

    Mir hat das Buch gefallen, mich hat es wirklich einige Tage beschäftigt. Für jemanden, der anspruchsvolle Literatur zum Verlieren sucht, der liegt mit diesem Buch genau richtig.

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  • 4 Sterne

    Jürg K., 26.02.2022

    Klapptext: Eine grosse Familiensaga in einem von Extremen geprägten Land.
    Fazit: Das Land, in dem diese Geschichte beheimatet ist, kann unterschiedlicher nicht sein. Hier sind die Extremen deutlich spürbar. Die gewaltvolle und Abgründe der Macht, Dunkelheit, Licht, Grausamkeiten und Liebe sind hier vereint sichtbar. Der Vater und der Sohn fahren durch Argentinien. Es sind die Jahre der Militärjunta in Argentinien. Man weiss, dass zu dieser Zeit viele Menschen verschwinden. Das Lesen dieser Geschichte ist sehr eindrucksvoll. Die beiden gehören einem Geheimbund an, welcher sich der Orden nennt. Dieser versucht mit Ritualen dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur zu kommen. Es ist ein eindrückliches Buch, das man liest und vieles wirkt sicher nach. Es ist ein empfehlenswertes Buch.

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