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  • 5 Sterne

    19 von 33 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Connie Ruoff, 30.01.2018

    Als eBook bewertet

    „WIE ICH EINMAL OHNE DICH LEBEN SOLL, MAG ICH MIR NICHT VORSTELLEN“ VON HANNAH ARENDT
    1. KLAPPENTEXT
    Freundschaft, so Arendt in ihrem Denktagebuch, gehört zu den »tätigen Modi des Lebendigseins«, und Briefe sind deren herausragende Zeugnisse. Dieser Band versammelt weitgehend unveröffentlichte Briefwechsel der politischen Philosophin mit ihren langjährigen Freundinnen Charlotte Beradt, Rose Feitelson, Hilde Fränkel, Anne Weil-Mendelsohn und Helen Wolff. Neben den gemeinsamen Projekten prägte die Freundschaften auch, dass alle Frauen die Wirklichkeiten von Emigration und Immigration kannten. Die Briefwechsel führen mitten hinein in Arendts Gedanken- und Arbeitswelt, sie erzählen Privates und Alltägliches aus fünf sehr unterschiedlichen, intensiv gelebten Freundschaften.


    2. ZUR PERSON HANNAH ARENDT


    1924 lernte Hannah Arendt in Marburg Martin Heidegger kennen. Sie hatte ein Verhältnis mit den 16 Jahre älteren Familienvater. 1926 wechselte sich nach Freiburg zu Edmund Husserl und dann nach Heidelberg zu Karl Jaspers. Bei ihm promovierte sie über den „Liebesbegriff bei Augustin“. Auch Hans Jonas arbeitete dort über Augustinus.

    Hannah Arendt heiratete Günther Stern bzw. Anders (Die Antiquiertheit des Menschen). Das Ehepaar flüchtete 33 nach Berlin. Dort wurde Hanne Arendt durch die Gestapo festgenommen und acht Tage inhaftiert. Heidegger trat im gleichen Jahr der NSDAP bei. Hannah Arendt erlebte somit selbst die „Entfremdung von Feinden“. Sie emigrierte ohne Papiere nach Paris. 1937 ließ sich das Ehepaar Arendt/Stern scheiden.

    1937 wurde ihr die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. In Paris war sie Teil der Gruppe (Walter Benjamin, Erich Cohn-Bendit und Kurt Heidenreich und weitere) um Heinrich Blücher, ihren früheren Kommilitonen, den sie 1940 heiratete.

    Im gleichen Jahr wurde das Ehepaar zusammen mit anderen interniert. Sie galten als feindlichen Ausländer. „Freunde internieren dich, Feinde schicken dich ins Konzentrationslager“.

    Sie konnten flüchten und reisten über Lissabon aus. Walter Benjamin tötete sich selbst. In New York fand das Ehepaar eine Heimat. Hannah Arendt betrachtete sich selbst als „Amerikanerin“.

    Eine wichtige Rolle fand sie als als Reporterin der Zeitschrift „The New Yorker“ in Israel beim Eichmann Prozess. Daraus gingen Reportagen und auch eines ihrer bekanntesten und bis heute umstrittesten Werke „Die Banalität des Bösen“ hervor Sie polarisierte. Dies und ihre Darstellung der Rolle der Judenräte eckte vor allem in Israel außerordentlich an. Langjährige Freunde wie Blumenfeld wandten sich von ihr ab. Ich empfehle hierzu den Film „Hannah Arendt“ von Margaretha Trotta mit Barbara Sukova.
    Der interessierte Leser entdeckt in diesem Film auch Charlotte Beradt und lernt ein wenig vom „Mythos Hannah Arendt“ kennen. Das Buch zum Film findest du auch bei Piper, sowie zahlreiche weitere Bücher zum Thema oder von Hannah Arendt

    3. ZUM INHALT
    Ich habe Hannah Arendts Leben im vorigen Punkt zusammengefasst, weil es mir wichtig erscheint, was in ihrem Umfeld geschah, wo sie war, welche Erfahrung sie gemacht hat und in welcher Gefahr sie schwebte. Sie lebte viele Jahre damit, verfolgt zu werden, verlor Freunde an das System. Nur so kann man ermessen, welche Bedeutung „Freundschaft“ für Hannah Arendt hat. Nachzulesen in ihrem „Denktagebuch“.

    Die Herausgeberinnen Ingeborg Nordmann und Ursula Lutz editierten die Briefen hervorragend und immer unter Arendts Begriff der Freundschaft. Namen wie Karl Jaspers, Martin Heidegger oder Blumenfeld kennt der Leser im Zusammenhang zu Hannah Arendt. Die Absenderinnen der hier veröffentlichten Briefe sind weniger bekannt. Deswegen gefallen mir die kurzen Biografien der Damen zur Einführung. Es sind private Briefe.

    Die Briefe sind von unterschiedlichen Freundinnen, die mit ihr gemeinsam den Status der „Verfolgten“ hatten.

    Ich war enttäuscht, dass es sich nur bei Hilde Fränkel um einen Briefverkehr handelt, bei den anderen sehen wir die Briefe der Freundinnen, aber wenig von Hannah Arendt. Dennoch zeigen die Briefe, in in welchem Verhältnis Hannah Arendt zu ihnen stand. Allerdings sagen die Briefe weniger über Hannah Arendt aus als über die Zeit, das Leben in dieser Zeit und über die Freundinnen.

    5/5 Punkten

    4. BRIEFE VON
    Rose Feitelson (Briefe 1952 bis 1963) und Helen Wolff Briefe 1954. Der nachfolgende Briefverkehr, wenn auch einseitig, ist wirklich sehr intim, besonders die Briefe von oder an Hilde Fränkel haben mich sehr berührt und ich fühlte mich als unerwünschter Lauscher.

    ANNE WEIL (BRIEFE 1945 BIS 1975)
    160 Seiten an Briefen. Anne Weil ist die Jugendfreundin aus Königsberger Zeiten. Arendt bezeichnet ihre Beziehung zu Anne sei „wie ein warmes Tuch über den Schultern“. Es war eine sichere beständige Freundschaft ohne Risiken.

    HILDE FRÄNKEL (BRIEFE 1949 BIS 1950)
    Hilde Fränkel bekämpft zu dieser Zeit mit Tapferkeit ihre Krebserkrankung.
    Der Ton ist der völlige Gegensatz zu Anne Weil:
    Die Briefe von Hilde Fränkel sind voll stürmischer Gefühle.

    Fränkel zu Arendt: „Du bist der einzige Mensch in meinem Leben, zu dem ich voll und ganz ja sage. Entweder fehlt das Menschliche oder das Geistige Du hast alles in vollstem Maße.“

    Arendt antwortet: „Wie ich einmal ohne dich Leben soll, mag ich mir nicht vorstellen“.

    Man braucht nicht viel Vorstellungsvermögen, um die Tiefe dieser Freundschaft zu empfinden. Das ist Liebe.

    Aber wie gesagt, genau bei diesen Briefen kam ich mir, wie ein Voyeur vor.

    CHARLOTTE BERADT (BRIEFE 1955 BIS 1976)
    Charlotte Beradt hatte mit Heinrich Blücher, Arendts zweitem Ehemann, schon vor ihrer Freundschaft mit Hannah Arendt, ein Liebesverhältnis. Dies weitete sich zeitweise in eine „Menage a trois“ aus. Charlotte war die, die Blücher und Arendt ein Gefühl von Geborgenheit und Heimat gab. Sie sorgte für beide.

    5/5 Punkten

    5. COVER UND ÄUSSERE ERSCHEINUNG
    „Wie ich einmal ohne Dich leben soll, mag ich mir nicht vorstellen“ von Hannah Arendt, herausgegeben von Ursula Ludz und Ingeborg Nordmann hat 688 Seiten, einen festen Einband und ist am 01.12.2017 unter der ISBN 978-3-492-97837-8 bei Piper unter dem Genre Biografien erschienen und kostet 28,99 €.

    Das Cover ist ein sehr apartes Foto der jungen Hannah Arend. In Interview aus den 60er oder 70er Jahren wirkt sie auf mich um einiges härter.
    Die editorischen Notizen am Schluss des Buches und die Einführungen zu den unterschiedlichen „Briefwechseln“ gefallen mir gut. Man erfährt einige Eckdaten der Brieffreundinnen und erkennt die Gemeinsamkeiten oder auch Unterschiede, das erleichtert das Verständnis.

    5/5 Punkten

    6. FAZIT
    Die Briefe sind Zeitdokumente einer Zeit vor meiner Geburt. Die Briefe waren für mich Farbklekse auf eine Tabula rasa, einer leeren Tafel, deren Gesamtheit ein dunkles Abbild dieser Zeit mit kleinen strahlenden Punkten, die den Mut und die Tapferkeit im Alltag der Emigration und Immigration der Frauen darstellen.

    Ich möchte betonen, dass diese Rezension keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit hat. Hannah Arendt hätte noch viele weitere Seiten Ausführung verdient, aber das würde den Rahmen sprengen. Deswegen dieser kleine Ausflug in „Hannah Arendts Welt“.

    @netgalley und Piper
    Vielen Dank für dieses bemerkenswerte Rezensionsexemplar! Die Briefe sind wahrlich Zeitzeugen!

    Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten.

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  • 4 Sterne

    6 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 08.12.2017

    Als eBook bewertet

    Nicht wenige Briefbände bestehen nur aus den Briefen und vielleicht noch ein kurzes Vorwort, der Leser wird aber mehr oder weniger mit dem Buch allein gelassen. Hier ist das nicht so. Ausführlich wird auf die Briefpartnerinnen (alles Freundinnen Hannah Arendts) eingegangen, die Beziehung zueinander und die Umstände des Briefwechsels werden beleuchtet, bis dann endlich die Briefe kommen.
    Diese Vorgehensweise ist aber auch nötig und sinnvoll, denn im Gegensatz zu bekannten männlichen Briefpartnern wie Karl Jaspers und Heidegger sind diese Frauen weniger bekannt.
    Es handelt sich um Anne Weil, Hilde Fränkel, Charlotte Beradt, Rose Feitelson und Helen Wolff.

    Als dann endlich die Briefe einsetzen kommt es zunächst zu einer Enttäuschung. Es herrscht im ersten Abschnitt mit den Briefen von Anne Weil ein starkes Ungleichgewicht. Die Briefe an Hannah Arendt sind in weit größeren Umfang vorhanden als die Antworten. Von Hannah Arendt liest man also verhältnismäßig wenig und als Leser wäre man da weit stärker interessiert gewesen als an den Briefen der nahezu Unbekannten.

    Doch im zweiten Abschnitt ändert sich das zum Glück. Hannah Ahrend und Hilde Fränkel. Ihre Freundschaft ist anders geprägt, herzlicher, frischer.
    Interessanterweise geht es bei Ihnen auch ab und zu mal über Heidegger und Karl Jaspers.
    Leider starb Hilde Fränkel früh.

    Im dritten Abschnitt, dem Briefwechsel mit Charlotte Beradt fehlen leider wiederum die Arendt-Briefe. Immerhin gibt es ein paar mit Beradt zusammenhängende Briefe Arendts an Heinrich Blücher oder an Schriftstellerkollegin Mary McCarthy.
    Es folgen noch die Briefe von Rose Feitelson und Helen Wolff. In letzteren fall ist Hannah Arendts Anteil erfreulicherweise wieder größer.

    Insgesamt bekommt man durch die Dauer der Briefe von den Vierzigern bis Mitte der Siebziger Jahre hinein einen Einblick in die Zeit und erfährt einiges über das Leben Hannah Arendts.
    Auch sind die Briefe stilistisch deutlich hochwertiger als E-Mails unserer Zeit.

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