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  • 3 Sterne

    9 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 08.07.2018

    Als Buch bewertet

    Ein Buch über zwei Außenseiter in Japan. Ein Land in dem die Gleichförmigkeit der Individuen ein wichtiger Aspekt der Kultur ist/war. Die Hauptpersonen, Keiko Furukara, 36-jährige Protagonistin, fiel ihrer Umgebung schon in jungen Jahren negativ durch fehlende Empathie auf, da sie selbst diese negativen Empfindungen der Umgebung nicht nachvollziehen kann, entschließt sie sich, sich in sich selbst zurückzuziehen, und versucht einfach Personen ihrer Umwelt nachzuahmen um nicht negativ aufzufallen. Genau aus diesem Grund sucht sie sich auch einen Aushilfsjob in einem Supermarkt und fängt diesen 18-jährig an. Und über die folgenden 18 Jahre verschmilzt sie förmlich mit diesem Job, er wird ihr Lebenszweck. Die zweite Person ist Herr Shiraha, kommt zur Aushilfe in die Supermarktfiliale, ein Kritiker des Systems an sich, aber eigentlich nur darauf aus, jemanden zu finden, der ihn aushält. Er unterbreitet Keiko seine Sichten darüber, was einen Menschen in der Gesellschaft zu einem wertvollen Mitglied macht, seine Arbeitskraft für die Gesellschaft und seine Zeugungskraft zum Erhalt der Gesellschaft. Alle anderen werden ausgegrenzt. Und Keiko überlegt und handelt … . Den Sarkasmus in diesem Buch finde ich schon hervorragend. Aber trotzdem finde ich solche Aussagen als sehr einfach, zu sehr Schwarz/Weißdenken. Jedes Individuum grenzt doch das aus, was es nicht verstehen kann bzw. will. Und Sichtweisen sind doch hoffentlich bei jedem Individuum verschieden. Sicherlich ist das in der japanischen Welt noch etwas Anderes. Aber ich denke doch das Menschen rein gefühlstechnisch überall auf der Welt ähnlich ticken/empfinden, die kulturellen Prägungen kommen nur zu den sozialen hinzu. Aber auf jeden Fall eine originelle Geschichte, die auch einen großen Sog besitzt.

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  • 5 Sterne

    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    forti, 17.04.2018

    Als Buch bewertet

    Die Ich-Erzählerin Keiko arbeitet seit 18 Jahren in einem Konbini - einem kleinen japanischen Supermarkt. Im Buch wird geschildert, wie sehr dieser Job und auch ihre spezielle Persönlichkeit sie zur Aussenseiterin in der perfektionistischen japanischen Gesellschaft machen. Dabei schafft es die Autorin Sayaka Murata, dass es nie traurig wird, sondern manchmal auch witzige Momente im Text eingeflochten sind. Manches im Buch mag auf den europäischen Leser aber überspitzter wirken, als es wirklich ist - die japanischen Normen werden hier durchaus realistisch dargestellt.
    Ein Buch, das mich nachdenklich, aber nicht traurig zurück lässt, und einen ungewöhnlichen Blickwinkel auf die japanische Gesellschaft wirft.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 18.05.2018

    Als Buch bewertet

    Keiko Furukura ist mit sich und ihrem Leben eigentlich im Reinen. Als Studentin hatte sie bereits in einem Konbini, einem 24-Stunden-Supermarkt, angefangen und auch 18 Jahre später arbeitet sie immer noch dort als Aushilfe. Ihr ganzes Leben richtet sich nach dem Takt des Markes, in ihrer Freizeit ruht sie sich aus, um für ihren Einsatz wieder fit zu sein und unzählige Chefs und neue Mitarbeiter hat sie kommen und gehen sehen, sie selbst wurde zum Gesicht ihres Marktes. Als sie Shiraha wiedertrifft, der als Aushilfe ihr Kollege war, wegen seiner zahlreichen Verfehlungen aber nach kurzer Zeit bereits wieder gehen musste, wird dies ihr Leben verändern. Sie nimmt den obdachlosen Mann mit in ihre kleine Wohnung, nicht ahnend, dass sie ihn nicht so einfach wieder loswerden würde und dass ausgerechnet dieser Taugenichts ihren Lebensentwurf ins Wanken bringen würde.

    Aus westlicher Sicht mutet vieles in diesem Roman sehr befremdlich an, die Werte und Normen der japanischen Gesellschaft weichen doch sehr stark von den unseren ab und lassen einem mit Verwunderung auf sich manchen Dialog blicken. Dies ist jedoch auch der interessante und spannende Aspekt des Romans, der so einen Einblick in diese fremde Welt ermöglicht und das beleuchtet, was von außen nicht so offensichtlich ist.

    Das erste, was einem irritiert, ist Keikos absolute Verbindung mit ihrer Arbeit. Dies kann an sich bei uns genauso vorkommen, doch sie ist nur eine Aushilfe, noch dazu in einem Supermarkt, wofür sie mit ihrem Universitätsabschluss völlig überqualifiziert ist. Dass sie so in dieser Arbeit aufgehen kann, ist nicht einfach nachzuvollziehen und vor allem, dass dies sich auch in einem solchen Maß auf ihr Privatleben ausdehnt, das sie explizit zur Regenerierung für ihre Arbeit gestaltet.

    Der zweite verwunderliche Aspekt war für mich die gesellschaftliche Bewertung der Menschen. Es gibt akzeptable Lebensentwürfe, die sich aber für die beiden Geschlechter auch stark unterscheiden, alle anderen werden recht rigoros abgelehnt. Dass Keiko eine Arbeitsstelle hat und mit ihrem Einkommen ihr Leben offenbar problemlos bestreiten kann, ist dennoch wegen ihres Status als Aushilfe nicht hinnehmbar. Wäre sie verheiratet, würde dies wiederum akzeptiert werden. Die Definition über den Job und die Art der Anstellung als Grundlage für das gesellschaftliche Ansehen muten sehr befremdlich und für die heutige Zeit ausgesprochen rückständig an.

    Am meisten jedoch hat mich verwundert, wie die eigentlich unabhängige Frau, die ihr Leben im Griff hat und im Reinen mit sich und ihrer Situation ist, so schnell unter dem Einfluss eines Mannes geraten kann, ihre eigenen Bedürfnisse verleugnet und sich ausnutzen lässt. Shiraha ist ein Schmarotzer, anders kann man es wohl kaum ausdrücken, doch sie lässt ihn gewähren, ordnet sich ihm in ihrer eigenen Wohnung unter und befolgt seine Anweisungen. Kurzzeitig scheint man die Motivation – das vorgeblich geregelte Leben an der Seite eines Mannes, was für eine Frau mit Mitte 30 der einzig akzeptable Zustand zu sein scheint – nachvollziehbar, doch sie kann diese Rolle gar nicht ausfüllen und scheitert im Prinzip vom ersten Tag an daran.

    Ein insgesamt sehr japanischer Roman, der gesellschaftliche Mechanismen ebenso offenlegt wie den Arbeitsethos, der sich drastisch von unserer Work-Life-Balance Diskussion unterscheidet. Zwar sind die Figuren auch dort weitgehend Außenseiter, dennoch bieten sie ausreichend Projektionsfläche für einen kurzen Blick auf so manche schiefe Entwicklung.

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  • 5 Sterne

    1 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kellerkatze, 28.05.2018

    Als Buch bewertet

    Keiko Furukura passt nicht in die strenge, genormte japanische Gesellschaft. Bereits als Kind fällt sie durch merkwürdig erscheinende Verhaltensweisen auf. Ihr Unvermögen, Empathie gegenüber anderen Menschen zu empfinden, ihr strikt rationales Verhalten, bringen schon während ihrer Schulzeit ungewollt auch ihre Eltern in Erklärungsnotstand.

    Als Erwachsene lebt Keiko sehr zurückgezogen und bekommt trotz eines abgeschlossenen Studiums keine passende Arbeit. Schließlich findet sie einen Job als Aushilfe in einem der in Japan sehr zahlreichen Convinience-Stores, einem „Konbini“.

    Im Konbini sind alle Arbeitsabläufe normiert. Die ewig gleichen Höflichkeitsfloskeln für den Umgang mit der Kundschaft werden täglich trainiert – wie bei einem Schauspiel, in dem die Verkäuferinnen als Darstellerinnen agieren. Keiko jedoch findet gerade in dieser Routine die so dringend benötigte Sicherheit und mit den antrainierten Verhaltensweisen – zumindest vorübergehend – auch die ersehnte Akzeptanz ihrer Mitmenschen. Um sich immer besser anzupassen, beginnt sie ihre Kolleginnen zu kopieren, eignet sich deren Meinungen, deren Kleidungsstil und sogar deren Aussprache an.

    Doch bald genügt das nicht mehr - um in der Japanischen Gesellschaft auf Dauer zu bestehen und Anerkennung zu bekommen braucht man eine richtige, fixe Anstellung, macht Karriere oder …. heiratet und bekommt Kinder.

    Als eines Tages der junge, sehr unangepasste Shiraha als Aushilfe in Konbini beginnt, glaubt die rational denkende Keiko eine Lösung für ihre Probleme gefunden zu haben. Und dann gerät ihre Welt komplett aus den Fugen…

    **** Meine Meinung: ****
    „Die Ladenhüterin“ ist ein kurzes, jedoch außergewöhnliches Buch, das sicher nicht nur die japanischen Leser begeistern wird.
    Mit ihrem knappen, prägnanten Stil nimmt uns die Autorin auf eine faszinierende, spannende Reise in die marionettenhaft anmutende, japanische Gesellschaft mit, die nur wenig Spielraum für Menschen wie Keiko bietet. „Die Ladenhüterin“ ist ein sehr gesellschaftskritisches Buch, ein Appell an Toleranz und mehr Offenheit.

    Außenseiter haben es in jeder Gesellschaft schwer - in Japan sicher besonders-, aber auch bei uns hat Toleranz oft den bitteren Nachgeschmack einer gesellschaftlichen Scheinheiligkeit. Man präsentiert sicher gerne offen, jedoch nur solange die persönliche Komfortzone nicht gestört wird. In Wahrheit steht auch bei uns ein Außenseiter immer am Rande, sofern er sich nicht in einem gewissen Grad anzupassen bereit ist.

    Doch - wie weit kann und darf die Anpassung gehen – wo sind die eigenen Grenzen und wo stößt eine Gesellschaft an ihre Grenzen?
    Vielleicht findet ihr die Antwort in diesem wunderbaren, klugen Buch. Egal ob ihr gerne etwas mehr über die Japanische Gesellschaft erfahren wollt oder ob euch die Thematik anspricht, ihr werdet dieses Buch sicher genauso lieben und genießen wie ich.

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  • 4 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 27.10.2018

    Als Buch bewertet

    Keiko Furukura ist anders als andere Menschen, findet sich aber eigentlich ganz normal. Mit Gefühlen hat sie es nicht so und andere Menschen braucht sie eigentlich auch nicht in ihrem Leben. Immer wieder ist sie daher angeeckt. Das war schon immer so. Als sie auf dem Weg von der Uni einen neu eröffneten Konbini sieht, beginnt sie dort als Aushilfe zu arbeiten. Sie wird geschult, so dass sie immer das perfekte Lächeln zeigt, ihr Gesichtsausdruck angemessen ist und ihre Ausdrucksweise stimmt. Die Regeln stehen fest, das kommt ihr entgegen. Doch ihr Leben verändert sich vollkommen, als Shiraha auftaucht. Er wirbelt alles durcheinander, was ihr bisher halt gegeben hat.
    Keiko lässt uns aus ihrer Sicht an ihrem Leben teilhaben, daher sind wir sehr eng an ihr dran.
    Wie mag es sich anfühlen, wenn einen alle für plemplem halten? Keiko begreift nicht, dass andere sie so sehen. Sie fühlt sich normal. In dem Konbini gibt es festgelegte Rituale und eine festgelegte Kleiderordnung. In dieser Uniform mit dem einstudierten Lächeln und der speziellen Sprache fühlt sie sich wohl, denn hier fällt sie nicht weiter auf, im Gegenteil, sie verschwindet in diesem Umfeld. Familie und Freunde erwarten von ihr, nun da sie sechsunddreißig Jahre alt ist, dass sie endlich ein Leben führt, wie alle anderen, also mit Ehemann und Kindern. Nachdem dann der unkonventionelle Shiraha in ihr Leben schneit und unversehens plötzlich bei ihr wohnt, kann sie vorgeben, ein normales Leben zu führen.
    Die Mentalität in Japan unterscheidet sich sehr von der unseren. Wir sind angesehen, wenn wir es im Job zu etwas gebracht haben. In Japan hat eine Frau sich eher noch um die Familie zu kümmern und dafür zu Hause zu bleiben. Uns befremden auch immer wieder die – für uns unterwürfigen - Verbeugungen im alltäglichen Leben. Doch jeder soll nach seiner Fasson selig werden. Keiko hat ihren Weg gefunden und es schert sie wenig, was die anderen darüber denken.
    Auch wenn mir Keiko eigentlich fremd blieb, so hatte sie doch etwas Sympathisches. Shiraha dagegen ist nicht nett, er nutzt Keiko aus und nimmt auf Gefühle anderer wenig Rücksicht.
    Das Ende der Geschichte hat mir nicht ganz gefallen, aber da ich glaube, dass das Buch sowieso polarisieren wird, ist das nicht so schlimm.
    Mir hat diese kleine Geschichte über das Anderssein gut gefallen.

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  • 5 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 21.05.2018

    Als Buch bewertet

    „...Der Mensch hat die Pflicht, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu werden, indem er einen Beruf ergreift oder eine Familie gründet. Oder beides...“

    Keiko Furukawa war schon als Kinder anders. Sie kennt keine Gefühle und kann sich nicht in den Mitmenschen hineinversetzen. Nach den ersten Problemen in der Schule hat sie sich zurückgezogen und ihre Umwelt gemieden. Damit wollte sie ihren Eltern entgegenkommen und Ärger vermeiden, denn deren liebevolle Zuwendung hat sie trotz ihres Andersseins gespürt.
    Währen des Studiums nimmt sie einen Aushilfsshop in einem Supermarkt an, der 24 Stunden geöffnet hat. Er sollte Keikos Lebensinhalt werden.
    Die Autorin hat eine tiefgreifende Geschichte über das heutige Leben in Japan geschrieben. Zwei Welten prallen aufeinander. Zum einen ist es die Vorstellung der Gesellschaft, die sie vom Verhalten des Einzelnen hat. Das ist der Inhalt des Eingangszitats. Zum anderen ist es das Lebensgefühl von Keiko, die sich im Supermarkt wohlfühlt und für sich den Sinn des Daseins gefunden hat. Das tägliche Einerlei, die eingeübten Riten und der ständig gleiche Handlungsablauf geben ihre Sicherheit und eine Art persönlicher Zufriedenheit.
    Als Shiraha im Markt angestellt und kurze Zeit später wieder entlassen wird, versucht Keiro ihr Leben zu ändern. Plötzlich verhält sich ihre Umgebung völlig anders als bisher. Keiro registriert das überrascht, aber auch mit Unverständnis. Alte Werte scheinen selbst im Markt gegenüber Klatsch und Tratsch keine Rolle mehr zu spielen.
    Der Schriftstil des Buches lässt sich flott lesen. Die Autorin versteht es, die Zustände in Japan auf die kleine Welt des Supermarkts und Keiros Umgebung herunterzubrechen. Kurze Sätze, die schnell auf den Punkt kommen und trotzdem häufig ins Detail gehen, schaffen eine innere Spannung. Obwohl Keiro im Supermarkt ihre Frau steht, durch Gewissenhaftigkeit und korrekte Einhaltung der Regeln auffällt, hat sie in den Augen ihrer Familie und ihres Freundeskreis im Leben nichts erreicht. Sie hat den sozialen Aufstieg verpasst. Für kritische Fragen hat sie sich passende Antworten zurechtgelegt. Erst Shiraha legt den Finger ohne Scheu in die Wunde. Doch sein in der Vergangenheit behaftetes Denken und sein antiquierten Frauenbild bringen Keiro nicht weiter. Es bedarf einige Zeit, bis Keiro begreift, was sie wirklich will.
    Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht um die Individualität der Persönlichkeit, um das sich frei machen von starren Konventionen. Es ist kein Widerspruch dazu, wenn gerade Keiro für ihren inneren Frieden aber gewisse klare Regeln benötigt.

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  • 5 Sterne

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 19.03.2018

    Als Buch bewertet

    Wohin mit Außenseitern?

    Warum sollte man einen toten Vogel beerdigen und traurig sein, statt ihn zu essen, wenn er doch sowieso schon tot ist? Das ist nur ein Beispiel dafür, dass sich Keikos Ansichten und Gefühle schon im Kindesalter von anderen unterscheiden. Sie fällt damit auf und zudem sind ihre „Eltern bekümmert“. Da sie das natürlich auf gar keinen Fall wollte, „beschloss ich mich außerhalb meines Zuhauses möglichst still zu verhalten. Ich tat nur noch, was die anderen taten, folgte allen Anweisungen und stellte so gut wie jede Lebensäußerung ein.“ Während ihrer Studienzeit bekommt sie durch Zufall einen Aushilfsjob in einem Konbini, den sie auch 157780 Stunden bzw. 18 Jahre später noch ausübt, und das eigentlich zufrieden und erfüllt, allerding wenig gesellschaftsfähig, „Mittlerweile wurde ich innerhalb von zwei Wochen vierzehn Mal gefragt, warum ich nicht verheiratet sei. Und zwölf Mal, warum ich keinen richtigen Beruf hätte. Das wurde mir allmählich zu viel, also wollte ich zunächst versuchen, dem ein Ende zu setzen. Irgendeine Veränderung musste her. Ganz gleich, ob zum Guten oder Schlechten, alles wäre besser als dieses festgefahrene Situation.“ Keiko lässt sich auf ein Experiment ein und schon bald schläft ein Mann in ihrer Badewanne.

    „Guten Tag!“, „Vielen Dank“, „Bitte entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten“, „Bitte kommen Sie bald wieder“ und das richtige Lächeln wird jeden Morgen, damit der Service am Kunden perfekt ist, beim Morgenappell geübt und trainiert. Jeder trägt die gleiche Uniform, das ist die Sicherheit, die Keiko braucht, um trotz ihrer fehlenden Empathie und besonderen Ansichten in der Welt existieren zu können. Der Conbini, mit dem sie auch alles vergleicht, ist ihr Leben. „Wir spielen das fiktive Wesen, das in uns allen steckt. Man nennt es normaler Mensch. Ebenso spielen die Mitarbeiter im Convenience Store ein fiktives Wesen, nur dass man es als Angestellten bezeichnet.“. Das Imitieren ihrer Kollegen dient ihr als Gerüst für ihr eigenes Verhalten und Auftreten. „Im Augenblick verhielt ich mich nahezu ausschließlich nach dem Vorbild dreier Personen – zu dreißig Prozent Frau Izumi, zu dreißig Frau Sugawara und zwanzig der Chef. Die restlichen zwanzig Prozent stammten von bereits der Vergangenheit angehörenden Kollegen.“

    Keiko erzählt in der Ich-Perspektive und man ist daher sehr nah, kann nachvollziehen, was in ihr vorgeht, was mir sehr gut gefallen hat. Der ruhige Sprachstil liest sich angenehm, toll fand ich auch die zahlreichen besonderen Bilder, die die Autorin verwendet. So beschreibt sie die Verhaltensveränderung, seit Keiko im Supermarkt arbeitet, z.B. mit den Worten „Denn ich hatte meine Innenwelt ausgetauscht. Was mich einmal ausgemacht hatte, war verschwunden, so als wäre meine früher Körperflüssigkeit durch eine andere ersetzt worden.“

    Auf wenigen Seiten ist es der Autorin gelungen die begrenzten Personen gelungen zu zeichnen, auch die Nebendarsteller, beim Schmarotzer Shirara, mit dem Keiko ihr Experiment startet, angefangen, über Bekannte, die ihre Zukunft genau deuten können, oder einer Schwester, die weiß was normal ist, bis hin zu Shirahas Schwägerin, die mit harten Worten nicht geizt.

    „Eine normale Schwester mit ein paar Problemen machte sie weitaus glücklicher als eine >unnormale< ohne Probleme.“, sind Gedanken die Keiko durch den Kopf gehen, als sie die Reaktionen ihrer Schwester auf ihr Experiment wahrnimmt. Der Roman hat mich ganz oft nachdenklich gestimmt. Ist es nicht ganz genau das, was nicht nur in Japan, sondern auch in unserer Gesellschaft vorherrscht, dass Außenseiter, alle die nicht, wie die anderen danach streben, sich anzupassen, kritisch beäugt werden? Nicht dem Idealbild der Gesellschaft, meine Familie, mein Haus, mein Auto und der gute Job entsprechen, kann doch unter keinen Umständen erstrebenswert sein, oder? Muss man sich wundern, dass über solche Menschen hinter vorgehaltener Hand oder auch ganz offen getuschelt wird? Keiko ist anders, versucht sich anzupassen und verliert dadurch ihre Individualität. Ist das denn erstrebenswert? Ich denke nicht.

    Die Ladenhüterin ist zweifelsohne ein Roman, der polarisieren wird, da er sehr speziell ist. Aber da mir die Botschaften zwischen den Zeilen und auch das Ende unheimlich gut gefallen haben und die Geschichte sicher auch noch eine Weile bei mir nachhallen wird, sind fünf Sterne für mich noch drin.

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