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Der Vagusnerv - Schlüssel zum inneren Gleichgewicht

So aktivieren Sie mit einfachen Übungen Ihren inneren Arzt, den Selbstheilungsnerv

Unseren Körper heilen, wieder gesund werden und in unsere natürliche Balance zurückfinden - dabei hilft unser Selbstheilungsnerv, der Vagusnerv. Er ist Teil des vegetativen Nervensystems.

Der Selbstheilungsnerv - unser Schlüssel zum inneren Gleichgewicht

Um Körper und Seele in Einklang zu bringen, müssen wir an den richtigen Stellschrauben drehen. Dem Nervus vagus kommt für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden eine Schlüsselrolle zu. Er gilt als geheimnisvoller Helfer, weil er viele Körperfunktionen reguliert.

Wir gehen den Fragen nach: Welche Aufgaben hat der Vagusnerv? Welche gesundheitlichen Probleme können auftauchen? Und wie können wir ihn stimulieren, damit wir uns wieder besser fühlen?

Ein echter Alleskönner

Der Vagusnerv gehört zum vegetativen Nervensystem. „Nervus vagus“ bedeutet so viel wie „umherschweifender Nerv“, da er als längster Hirnnerv mit fast allen unseren Organen verbunden ist. Von seiner Schaltzentrale im Gehirn wandert er über den Hals bis in die Brust. Dort spaltet er sich in eine linke und eine rechte Hälfte und Zehntausende seiner Nervenfasern verzweigen sich in fast alle unserer Organe.

Der Vagusnerv ist für die Steuerung wichtiger Körperfunktionen wie der Herzfrequenz und der Verdauung zuständig. Er beeinflusst auch die Atmung und den Blutdruck. Seine Aufgaben sind so vielfältig wie wichtig: Wenn er nicht richtig funktioniert, können verschiedene Beschwerden auftreten.

Info-Box: Das vegetative Nervensystem

Das vegetative Nervensystem (VNS) wird auch als autonomes Nervensystem bezeichnet, weil die Prozesse automatisch bzw. unbewusst ablaufen. Hierzu gehören zum Beispiel Herzschlag, Verdauung und Hormonkreislauf. Körperfunktionen, die über das vegetative Nervensystem reguliert werden, können jedoch durch körperliche Aktivitäten indirekt beeinflusst werden. Das VNS besteht aus drei Elementen:

  • dem Sympathikus
  • dem Parasympathikus
  • und dem Enterischen Nervensystem (Nervensystem des Verdauungstraktes).

Sympathikus und Parasympathikus werden auch als Gegenspieler bezeichnet, da über den Sympathikus leistungsfördernde und über den Parasympathikus erholungsfördernde Signale gesendet werden. Der Vagusnerv ist zwar Teil des parasympathischen Systems, er fungiert aber auch als Bindeglied und sorgt für Gleichgewicht. Mit einer hohen Aktivität des Parasympathikus werden generell positive Effekte wie Entspannung und Erholung sowie psychische Ausgeglichenheit verbunden. Ohne seinen Gegenspieler kann es aber zu einer Art Schockstarre kommen, zum Beispiel bei einem Trauma. Wir reagieren dann nicht mehr auf unsere Umgebung und nehmen Reize kaum wahr. Dies ist eine Schutzfunktion des Körpers. Um diese innere Lähmung zu überwinden, muss der Vagusnerv regulierend eingreifen.

Auch beim Meditieren, bewussten Atmen oder beim Yoga können wir den Vagusnerv aktivieren: Figuren (Asanas) wie der Fisch, der Schulterstand oder der Pflug eignen sich hierbei besonders gut.

Herz und Kreislauf stärken

Obwohl der Vagusnerv viele unbewusste Prozesse steuert, haben wir unser Schicksal selbst in der Hand! Denn wir können den Vagusnerv gezielt stimulieren. Ein starker Vagusnerv unterstützt die Erholung nach Stress und fördert unseren Kreislauf sowie unser Immunsystem. Im Falle von chronischem Stress und Überforderung kann er blockiert sein, Signale werden nicht mehr schnell genug gesendet.

Folgende Übungen können dazu beitragen, dass er seine Aufgaben wieder einwandfrei meistert.

Übungen: den Vagusnerv stimulieren

  1. Kälteanwendungen wirken beruhigend. Hierbei eignen sich kalte Umschläge auf der Stirn, die auch Kopfschmerzen lindern. Eine andere Option sind Wechselduschen. Passt sich unser Körper an Kälte an, übernimmt der Parasympathikus, wir entspannen also.

  2. Bewusstes Atmen kann den Vagusnerv ebenso stimulieren. Atmen Sie tief ein und aus. Halten Sie einige Sekunden die Luft an. Atemübungen kommen auch bei Meditation und autogenem Training zur Anwendung.

  3. Singen, summen und OMM sorgen für gesunde Entspannung! Dabei können Sie allein oder im Chor singen. Durch den erhöhten Ausstoß des Wohlfühlhormons Oxytocin fühlen Sie sich zudem befreit und glücklich!

  4. Auch beim Yoga können wir den Vagusnerv aktivieren: Figuren (Asanas) wie der Fisch, der Schulterstand oder der Pflug eignen sich hierbei besonders gut. Wichtig: Achten Sie immer auf die korrekte Ausführung und lassen Sie sich gegebenenfalls anleiten.

  5. Probieren Sie einmal aus, den Vagusnerv zu massieren: Mit Zeige- und Mittelfinger ertasten Sie vorsichtig den Puls der Halsschlagader. Diesen Bereich massieren Sie nun einseitig, am besten im Liegen. Mögliche Blockaden und Verkalkungen in der Halsschlagader lassen sich somit sanft lösen. Auch Fußzonenreflexmassagen stimulieren den Nervus vagus.

Ganz wichtig: Wenn Sie sich nicht sicher sind oder unter Vorerkrankungen leiden, holen Sie bitte immer ärztlichen Rat ein.

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Einfach mal abschalten: Entspannung und Erholung - und unseren Selbstheilungsnerv - fördert ein relaxter Aufenthalt im Grünen

Vagusnerv anregen: Aktivierung durch Bewegung

Bewegung im Grünen und an der frischen Luft wirkt sich positiv auf unsere Seele aus. Wer kennt nicht das beschwingte Gefühl nach Gartenarbeit oder die innere Ausgeglichenheit nach einem Waldspaziergang? Ausdauersportarten wie Joggen oder Radfahren wirken sich zudem positiv auf den Blutdruck aus.

Eine bewusste Beschäftigung mit unserem Vagusnerv lindert nicht nur bestimmte Beschwerden, sondern sorgt für ein ganzheitliches Wohlbefinden – Seele und Körper arbeiten wieder Hand in Hand. Mit der richtigen Mischung aus den Stellschrauben Bewegung, Atemübungen und Kälteanwendungen tun Sie Ihrem Nervus vagus viel Gutes.

Vielfältige Beschwerden bei einer Fehlfunktion des Vagusnervs

Der Vagusnerv läuft genau vor unserem ersten Halswirbel, dem Atlaswirbel, entlang. Sollte der Atlaswirbel eine Fehlstellung aufweisen, kann sich das auf den nervus vagus auswirken. Nackensteifigkeit und Kopfschmerzen sind die Folge. Auch Migräne und Epilepsie lassen sich auf Probleme mit diesem Nerv zurückführen.

Aufgrund seiner Vielzahl an Funktionen kann es auch zu anderen erheblichen Beeinträchtigungen kommen. Leiden Sie unter Schwindel und Übelkeit, steckt oftmals der Vagusnerv dahinter. Das gleiche trifft auf viele Verdauungs- und Kreislaufprobleme zu. Fehlfunktionen können auch Auswirkungen auf die Schilddrüse haben. Dies wiederum führt zu Stoffwechselstörungen und gegebenenfalls erhöhtem Schwitzen. Ist unser Vagusnerv geschwächt, zeigt sich unser Körper insgesamt anfälliger gegenüber Entzündungen.

Einfluss auf unsere Psyche

Zufällig entdeckte ein Arzt im 18. Jahrhundert den Einfluss des Vagusnervs auf unsere Psyche, als er durch Drücken im Halsbereich die Anfallsrate der Epilepsie-Anfälle eines Patienten verringerte. Der Vagusnerv sorgt auch dafür, dass wir unsere innere Balance finden, indem er die Produktion von Botenstoffen des Nervensystems reguliert. Zwischen den Nervenzellen findet eine chemische Verbindung statt: Die Botenstoffe sorgen dafür, dass die Signale zwischen einzelnen Zellen übertragen werden. Wenn dieser Nerv also gehemmt oder blockiert ist, kann es uns an wichtigen Botenstoffen mangeln – mit ernsten Folgen!

Bei einem Serotoninmangel fällt es uns schwer, einzuschlafen oder uns zu konzentrieren. Wir reagieren empfindlich auf Stress und können Antriebsstörungen entwickeln. Fehlt uns Noradrenalin, kann sich dies ebenfalls in Depressionen und Motivationsproblemen äußern. Wenn unserem Körper nicht genug GABA (γ-Aminobuttersäure) zur Verfügung steht, kämpfen wir mit Angst- und Konzentrationsstörungen.

Dank eines funktionierenden Vagusnervs behalten wir also sprichwörtlich unsere Nerven – Energie wird aktiviert, die wir dringend in unserem Alltag benötigen! Der Nervus vagus wird daher auch als Selbstheilungsnerv bezeichnet.

Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keinen Arztbesuch und gibt nur allgemeine Hinweise. Bitte suchen Sie bei Beschwerden Ihren Arzt auf.