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Franziska Kurz
Franziska Kurz

So stylten sich die Stewardessen

Welcher Look in den 50er Jahren vorgeschrieben war und mehr spannende Roman-Details, verrät Autorin Svea Lenz

Traumberuf über den Wolken: „Die Stewardessen“

Ein Interview von Kulturjournalistin Franziska Kurz

Würden Sie sich für einen Job die Haare umfärben oder gar radikal abschneiden lassen? Heutzutage kennen wir das ja eigentlich nur von „Germany's Next Topmodel“. Doch in den 50er Jahren wurden alle Lufthansa-Flugbegleiterinnen einem knallharten Umstyling unterzogen. Was noch zum Stewardessen-Look gehörte (und bei den Eltern der jungen Damen auf großen Unmut stieß) verrät Autorin Svea Lenz weiter unten im Interview.
„Die Stewardessen“ heißt der erste Band ihrer neuen Roman-Reihe und nimmt uns mit auf die Spuren eines Traumberufs mit Hindernissen.

Worum geht es in „Die Stewardessen. Eine neue Freiheit“?

Wir schreiben das Jahr 1954 und junge Frauen haben es schwer in Deutschland. Die Erinnerungen an Lebensmittelmarken und Not sind noch sehr präsent, die Sehnsucht nach Freiheit und Glück groß. Außerdem ist die Rolle der Frauen im Wandel: In den ersten Monaten und Jahren nach dem Krieg sind sie gefragt als Trümmerfrauen, halten in Fabriken, Läden und Höfen das Heft in der Hand. Jetzt müssen sie an den Herd zurückkehren, um den heimkehrenden Männern Platz zu machen.
Als die neu gegründete Lufthansa per Anzeige Stewardessen sucht, ist das ein Lichtblick, DIE Chance, einen anderen Weg einzuschlagen. Hunderte junge Frauen bewerben sich um die wenigen Ausbildungsplätze, unter ihnen die junge Margot Frei aus Hamburg, die Hauptfigur in Svea Lenz` Serienauftakt „Die Stewardessen. Eine neue Freiheit“. Wir verfolgen ihren Weg durch den Auswahlprozess, freuen uns mit ihr über neue Freundschaften, Schwärmereien für junge Piloten und ihren zunehmenden Erfolg. Neben historischen Fakten rund um das Fliegen begeistert „Die Stewardessen“ vor allem mit der Geschichte von Margot und ihren Freundinnen Thea und Almuth, die ihren Weg gehen und durch die Wolken reisen.

Freiheit, Glamour, Nachkriegsnot: Roman-Autorin Svea Lenz im Interview über den Mythos Stewardess

Ein großes Umstyling für einen Job kennen wir heute nur aus „Germany´s Next Topmodel“ - im Roman ist es aber Pflicht für die neue Stelle als Stewardess. War das tatsächlich so? Was war die krasseste Anforderung?

Svea Lenz: Das war wirklich so. Stewardessen mussten ein bestimmtes Ideal verkörpern. Wer dem in puncto Größe, Gewicht und Aussehen nicht entsprach, wurde gleich zu Beginn ausgesiebt. Lange Haare wurden kompromisslos abgeschnitten, manchmal auch radikal umgefärbt. Das Krasseste aus damaliger Sicht war das starke Make-up – „sowas“ war bei jungen Frauen in jenen Jahren streng verpönt.

Dass es Eltern gab, die ihren schon volljährigen Töchtern deshalb verboten, bei der Lufthansa zu arbeiten, ist verbürgt.


Dafür winkten gutes Geld, die große weite Welt und ein Leben, von dem andere junge Frauen nur träumen konnten. Zumindest bis zum 32. Lebensjahr, denn der Traumberuf war eine Karriere auf Zeit.

Du beschreibst die Ausbildung der Stewardessen sehr genau. Woher hast du die Lehrpläne für die Stewardessenausbildung der 50er Jahre bekommen?

Svea Lenz: Die habe ich wie bei einem Puzzle Stück für Stück zusammengetragen: aus Berichten in Zeitungen und Zeitschriften jener Jahre, aus entsprechender Fachliteratur und den Erinnerungen von Stewardessen.

Aufbruch, Umbruch, große Wagnisse bei Weltbild entdecken

In „Die Stewardessen“ geht es nicht nur um das Fliegen oder zunehmend selbstbewusst werdende Frauen, sondern auch um sehr emotionale historische Themen: zum Beispiel die Heimkehr der Zehntausend aus der Sowjetunion Mitte der 1950er-Jahre – die viel ausgelöst hat. Wie wichtig war es dir, reale große Ereignisse in den Roman einzubetten?

Svea Lenz: Extrem wichtig, denn bei aller Aufbruchsstimmung waren die Fünfziger durch die Last des Krieges beschwert, und hinter der pastellbunten Wirtschaftswunderfassade gab es Brüche und Verwerfungen. Das hat mich fasziniert.

Hättest du auch gerne in einer anderen Zeit gelebt? Und wenn ja, in welcher und warum?

Svea Lenz: Momentan ist es ziemlich beängstigend, im Hier und Jetzt zu leben. Da ist es besonders verführerisch, sich in eine frühere und vermeintlich bessere Zeit zurückzuwünschen.

Dabei gab es nie eine Zeit, die wirklich heil und sorglos war, aber Nostalgie ist etwas zutiefst Menschliches.

Leibhaftig in eine andere Zeit hineinschnuppern würde ich trotzdem schrecklich gern, einfach um der Erfahrung willen. Und weil das nicht geht, sind Bücher und Filme das Zweitbeste: eine Fluchtmöglichkeit, die ganz realen Trost bietet – und letztlich sogar einen neuen Blick auf die Gegenwart.

Du zeigst uns exemplarisch, wie es war, in den 1950ern in Westdeutschland erwachsen zu werden nach Krieg, Not und Erlebnissen auf der Flucht/mit den Besatzern. Wie hast du es geschafft, diese Zeit, dieses Gefühl so lebendig und authentisch zu schildern?

Svea Lenz: Krieg und Nachkriegszeit waren bei uns zu Hause immer ein großes Thema, überhaupt die Zeitgeschichte bis weit in die Sechzigerjahre hinein. Sobald ich anfing, mich durch das Recherchematerial zu wühlen, konnte ich diese Fakten mit den Schilderungen meiner Eltern verknüpfen. Mit Dingen, Begriffen und Vorstellungen, die mir aus meinem Elternhaus zutiefst vertraut waren. Wenn ich mehr wissen wollte, habe ich meine Schwiegereltern gefragt, meinen Vater und seine Lebensgefährtin. Gespräche, die sich jedes Mal über meine eigentliche Frage hinaus entwickelten und eine neue Nähe mit sich brachten. Über der Arbeit an diesem Roman habe ich die Generation meiner Eltern und Großeltern besser verstehen gelernt.

Hinter Svea Lenz steht die erfolgreiche Autorin Nicole C. Vosseler. Warum hast du für „Die Stewardessen“ ein Pseudonym gewählt? Hast du verschiedene „Schreibpersönlichkeiten“, die du so trennen willst?

Svea Lenz: Ja, als Svea Lenz konnte ich leichtfüßig und mit einem Augenzwinkern in ein neues Genre tänzeln.

Und sind Sie nun auch fasziniert und neugierig? In Band 2 „Die Stewardessen. Bis zum Horizont“ geht es am 9.11.2022 weiter.

Franziska Kurz ist seit Juli 2020 Moderatorin bei #Weltbildliest. Seit 2015 bereichert sie mit ihrem Blog "franzi liest" die wunderbare Welt der Bücher und Buchfans. Als Literatur- und Kulturjournalistin ist sie regelmäßig zu Gast bei Radio und TV und schreibt für zahlreiche Frauen- und Lifestyle-Magazine. Das "Münchner Kindl" bezeichnet sich selbst als buch- und wortverliebt, als Taschensammlerin und Spasüchtige. Mehr von ihr auf www.franzi-liest.de.

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1 Kommentar
  • Magnolia, 13.10.2022

    Die große weite Welt wartet auf sie. All die Sehenswürdigkeiten, all Träume sind greifbar, eine grenzenlose Freiheit scheint nahe. „Die Stewardessen – Eine neue Freiheit“ Svea Lenz erzählt eindrucksvoll von den Anfängen der Lufthansa.

    Wenn das nicht Margot ist, die da ein wenig verschmitzt über die Gläser ihrer Sonnenbrille lugt, ein Flugzeug am Himmel – ja, das ist ihre Welt, ihre neue Freiheit. Sie ist eine aufgeschlossene junge Frau, die dem kleinbürgerlichen Mief entkommen will. Und da – sie entdeckt die Anzeige in der Zeitung: Stewardessen gesucht! Das wär doch was für sie. Natürlich ist sie nicht die einzige, die unbedingt hier landen will, sie muss sich schon was einfallen lassen, muss nicht nur gut sein, sie muss besser sein als all die anderen. Die Prüfungsfragen sind nicht ohne, es wird ein breites Allgemeinwissen verlangt und Margot schafft es tatsächlich, sie ist eine der ersten Luftstewardessen der Lufthansa. Man spürt, dass eine Anstellung bei der Lufthansa schon was ganz besonderes war.

    In den 50er Jahren bin ich gelandet, ganz genau im Jahre 1954, als die Lufthansa ihren Flugbetrieb wieder aufnehmen will. „Die Stewardessen“ begrüßen mich mit einem Song, der gleich mal gute Laune macht. Que sera, sera… was wird sein, ja - was wird die Zukunft wohl bringen?

    Margot ist entschlossen, ihren Traum von der großen weiten Welt wahr werden zu lassen, auch wenn sie sich diesen auf ihre so kreative Art ein wenig zurechtbiegen muss. Dafür kann ich ihr aber nicht böse sein, sie war mir gleich sympathisch, sie ist eine aufgeweckte junge Frau. Noch bevor der Lehrgang beginnt, stolpert sie dem Nachwuchspiloten Claus Sturm direkt vor sein Cabrio. Und bald lernt sie auch Thea und Almuth kennen, die eine mit Berliner Schnauze, die andere eher in sich gekehrt. Drei ganz und gar unterschiedliche Frauen, die sich wunderbar ergänzen.

    Es ist Sommer in Hamburg und viel zu heiß, die Nachwehen des Krieges sind noch zu spüren und doch geht es aufwärts. Svea Lenz hat das Lebensgefühl dieser Zeit gut eingefangen. Die Wohnverhältnisse ließen noch sehr zu wünschen übrig und doch hatten sie Träume. Gerade die jungen Leute waren voller Tatendrang, Rock´n´Roll und all die damals angesagten Songs, die vom großen Teich herüberschwappten, swingten im Hintergrund mit, dazu die hierzulande noch schwer zu bekommenden Nylonstrümpfe, die fast unerschwinglichen Petticoats und zwischendurch das Selbstgenähte und noch so viel mehr. Man kann sich ein gutes Bild machen - es ging aufwärts, die 6-Tage-Woche war normal, die Gleichberechtigung steckte noch in den Kinderschuhen.

    Viel habe ich erfahren vom Alltag einer Stewardess, von ihren ersten Gehversuchen bis hin zu den Flügen, die sie in so etliche europäische Städte führten. Dann die begehrten Überseeflüge, alles noch sehr exklusiv. Ein Flug war etwas Besonderes und genau so wurden auch die Fluggäste behandelt. Ich treffe Adenauer, begegne vielen damals bekannten Persönlichkeiten und auch die legendäre Tante Ju hat ihren Auftritt. All dies ein sehr informativer, interessanter und äußerst unterhaltsamer Blick zurück.

    Das launige Nachwort steht dem Roman in nichts nach. Ich habe mich in die Lüfte erhoben, bin über den Wolken geschwebt und wieder sicher gelandet, auch wenn der Flug hin zu den Anfängen der Lufthansa viel zu schnell vorüber war. Aber ist es nicht so wie mit jeder guten Geschichte? Schade, dass es vorüber ist und dann ist die Vorfreude da auf die Fortsetzung, auf den Weiterflug. „Bis zum Horizont“ heißt es bald, ich werde bestimmt wieder mitfliegen.