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Nele Neuhaus' neuer Taunus-Krimi ist da

Im Interview spricht sie über ihre große Pferdeliebe und den Tatort Dorf

Foto © Gaby Gerster

„Schneewittchen muss sterben“ hieß der Thriller, der Cornelia „Nele“ Neuhaus 2010 zum Shooting-Star am Krimi-Himmel machte. Seitdem gehört sie zu den erfolgreichsten deutschen Krimiautorinnen, hat Bücher in Millionenauflage verkauft, Verfilmungen folgten. Tatort ihrer Romane rund um Kriminalhauptkommissarin Pia Sander (ehemals Kirchhoff) und ihren Chef Oliver von Bodenstein ist Nele Neuhaus' Heimat, der Taunus.

Quasi vor der Haustür fand Neuhaus auch die Inspiration für ihren neuesten Band „Muttertag“, Nummer 9 der Serie: In einem Nachbarort von Neuhaus' Wohnort wurden vor vier Jahren die sterblichen Überreste einer Frauenleiche gefunden. Nach dem Tod des Hausbewohners hatte der Schwiegersohn beim Entrümpeln der Garage ein Fass mit Leichenteilen entdeckt. „Als ich davon hörte stellte ich mir die Frage, wie es sein kann, dass ein Mensch ein derart perfektes Doppelleben führen und unbemerkt morden kann“, so Neuhaus im Interview. Das nahm sie als Inspiration für die Geschichte eines Frauenmörders, der in ihrem neuen Roman immer um den Muttertag herum sein Unwesen treibt.

Was viele Neuhaus-Fans nicht ahnen: Nele Neuhaus – selbst passionierte Reiterin – ist auch in einem anderen Genre zuhause: Sie schreibt – ebenfalls sehr erfolgreich – Pferdeabenteuer für Jugendliche. In der Reihe „Charlottes Traumpferd“ rund um den Hengst Won Da Pie (so heißt übrigens auch Neuhaus' Pferd) lässt sie Mädchenherzen höher schlagen.

Nele Neuhaus über ihre große Pferdeliebe, den Tatort Dorf und wie beides zusammenpasst

Frau Neuhaus, Sie sind selbst Reiterin und sogar Züchterin – woher kommt Ihre Liebe zu Pferden?

Nele Neuhaus: Seit meiner Kindheit liebe ich Pferde! Anders als meine drei Geschwister bin ich bei Sonntagsspaziergängen mit der Familie nur auf der Suche nach Hufspuren gewesen und ich war selig, als wir nach unserem Umzug direkt neben dem Reitstall wohnten und ich mit dem Reiten beginnen durfte. Schon damals haben mich Pferde dazu inspiriert, Geschichten zu schreiben. Im Laufe der Jahre habe ich viele eigene Pferde besessen. Zusammen mit meinem ersten Mann, einem begeisterten Amateurspringreiter, habe ich auch Springpferde gezüchtet. Die tägliche Arbeit und der Umgang mit diesen wundervollen Geschöpfen, die einem Vertrauen entgegenbringen, machen mich glücklich. Das Gefühl der Freiheit auf dem Rücken eines Pferdes ist mit nichts zu vergleichen.

Und welche Rolle spielen Pferde in Ihrem Leben?

Nele Neuhaus: Die Pferde waren immer ein wichtiger Teil meines Lebens und viele von ihnen sind heute die vierbeinigen Hauptfiguren meiner Jugendbücher. Wegen meiner Rückenprobleme darf ich heute nicht mehr in den Sattel steigen, aber ich habe nach wie vor Pferde – Westernpferde mittlerweile – und ich bin auch glücklich, wenn ich meiner Stieftochter beim Reiten zusehen kann. Pferde sind für mich magische Tiere, sie berühren meine Seele.

Die gruseligsten Kriminalgeschichten denken sich oft die sympathischsten Menschen aus. Wo liegt für Sie der Reiz: Tauchen Sie gerne ab in psychische Abgründe?

Nele Neuhaus: Ich bin ein ausgesprochen friedliebender Mensch und möchte niemals das erleben, was ich mir für meine Figuren in den Krimis ausdenke. Aber genau da liegt wohl die Faszination, die Menschen zu Krimiliebhabern macht, nämlich den Grusel und das Grauen zu erleben, ohne selbst betroffen zu sein. In meinen Krimis geht es nie um plakative Gewalt, ich beleuchte gerne die psychologische Seite des Verbrechens und versuche zu ergründen, weshalb jemand zum Mörder wird.

Können Sie gut switchen zwischen Pferdeabenteuern und Bluttaten?

Nele Neuhaus: Meine Jugendbücher sind etwas völlig anderes und doch wiederum ähnlich, denn auch in den Geschichten um Elena und Charlotte geht es genau betrachtet um Psychologie. Für mich ist es wichtig, dass die Figuren in meinen Geschichten das Potenzial zur Entwicklung haben, dass sie für meine Leserinnen und Leser nachvollziehbar und authentisch sind. Ich gehe einen Jugendroman genauso sorgfältig an wie einen Krimi, arbeite den Plot aus und feile an den Charakteren, bis alles stimmig und rund ist. Der Wechsel zwischen den Genres bedeutet für mich gleichermaßen Herausforderung und Freude, denn so kommt bei mir nie Langeweile auf.

Ihre Krimis rund um das Ermittler-Duo Pia Sander (ehem. Kirchhoff) und Oliver von Bodenstein bezeichnet man gerne als Lokalkrimis, ihre Tatorte liegen im Taunus, Ihrem Zuhause. Liegen im Dorf besonders schöne Leichen im Keller?

Nele Neuhaus: Meinen ersten Krimi mit Oliver und Pia hatte ich ursprünglich in einer fiktiven Gegend angelegt, bis es mir selbst zu anstrengend wurde, mich dauernd wieder in die ausgedachte Welt einzulesen. Dann kam mir die Idee, die Geschichte in meiner Heimat, dem Vordertaunus, anzusiedeln und plötzlich machte mir das Schreiben viel mehr Spaß. Das Feedback meiner Leser zeigte mir, dass ich einen Nerv getroffen hatte und mittlerweile weiß ich, dass es gerade die Nähe zur Realität ist, die berührt. Ich kenne die Orte, über die ich schreibe. Ich weiß wie Dorfgemeinschaften funktionieren und wie es ist, wenn jeder die Leichen im Keller des anderen kennt. Die Gemeinschaft hat aber eben auch seine Schattenseiten, besonders für Außenstehende, die schnell vor einer Mauer des Schweigens stehen.

Was macht das Verbrechen auf dem Land aus?

Nele Neuhaus: Die Psychologie und die Dynamik des Mikrokosmos „Dorf“ ist absolut faszinierend! Alte Geheimnisse, falsch verstandene Solidarität, Generationen alte Machtverhältnisse – das alles sind wunderbare Zutaten für einen Krimi. Dass die Geschichten im Taunus angesiedelt sind, spielt für Leser aus anderen Gegenden und in anderen Ländern keine Rolle. Ihnen gefällt die Spannung, die sich in meinen Büchern aus den Charakteren generiert. Insofern stört mich der etwas abwertende Begriff „Regional“- oder „Lokal“-Krimi nicht im Geringsten. Niemand käme auf die Idee, Donna Leons Bücher als „Venedig-Krimis“ zu bezeichnen, oder die Romane von John Grisham als „Memphis-Krimis“, aber in Deutschland muss eben alles in irgendeine Schublade passen.

In Ihrem neuesten Roman „Muttertag“, Band Nummer 9 aus Ihrer Taunus-Reihe, begeben sich Pia Sander und Oliver von Bodenstein auf Spurensuche nach einem Serienmörder, inspiriert von einer wahren Kriminalgeschichte. Wer war der mutmaßliche Serienmörder Manfred S. und wie sind Sie auf seine Geschichte aufmerksam geworden?

Nele Neuhaus: Vor vier Jahren starb im Nachbarort ein Mann, der in Vereinen aktiv und allgemein beliebt gewesen war. Beim Entrümpeln einer angemieteten Garage stieß sein Schwiegersohn auf ein Fass, in dem sich Leichenteile befanden. Bald wurde klar, dass es sich dabei um die sterblichen Überreste einer seit längerem vermissten Frau handelte. Die Kripo begann zu ermitteln und es wurde festgestellt, dass dem Mann wohl mehrere Morde zugeordnet werden konnten. Diese gruselige Geschichte war natürlich ein Thema in unserer Region. Als ich davon hörte stellte ich mir die Frage, wie es sein kann, dass ein Mensch ein derart perfektes Doppelleben führen und unbemerkt morden kann. Wie geht die Familie eines Serienmörders mit so etwas um? Was ist im Täter vor sich gegangen? Was ist überhaupt ein Psychopath? All diese Gedanken führten dazu, dass sich in meinem Kopf die Geschichte entwickelte, die ich in meinem neuen Krimi „Muttertag“ erzähle. Mit dem realen Fall hat mein Plot jedoch absolut nichts zu tun.

Zum großen Showdown Ihres Romans kommt es auf dem Frankfurter Flughafen. Sie durften hinter den Kulissen recherchieren?

Nele Neuhaus: Oh ja! Ich hatte das große Glück, dass ich auch unter den Mitarbeitern des Frankfurter Flughafens viele begeisterte Fans habe und so öffnete man mir großzügig Tor und Tür, als ich die Idee äußerte, einen Taunuskrimi am Flughafen spielen lassen zu wollen. Mein Mann und ich bekamen zwei sehr ungewöhnliche Führungen, die uns in Bereiche des Flughafens führten, die ein normaler Besucher niemals zu sehen bekommt. In der Rhein-Main-Region ist der Flughafen einer der größten und wichtigsten Arbeitgeber. Das Geräusch von Triebwerken und der Anblick von Flugzeugen ist hier alltäglich, deshalb war es schon lange mein Wunsch, diesem wichtigen Ort einmal in meinen Büchern eine Rolle zu geben. Ich durfte den alten Tower besichtigen, durch die Gepäckförderanlage laufen, mit einem Feuerwehrauto die Landebahn entlangfahren, durch die kilometerlangen Tunnel unterhalb des riesigen Geländes gehen. Es war ein atemberaubendes und sehr eindrucksvolles Erlebnis, das mich nachdrücklich inspiriert hat. Die Leserinnen und Leser von „Muttertag“ dürfen sich auf eine authentische Beschreibung freuen und vielleicht sehen sie ja bei einer späteren Verfilmung die Unterwelt des Frankfurter Flughafens sogar im Fernsehen!

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Worum geht’s im neuen Buch „Muttertag“?

Im Wohnhaus einer stillgelegten Fabrik wird eine Leiche gefunden. Es handelt sich um den ehemaligen Betreiber des Werks, Theodor Reifenrath, wie Kriminalhauptkommissarin Pia Sander feststellt. In einem Hundezwinger machen sie und ihr Chef Oliver von Bodenstein eine grausige Entdeckung: Neben einem fast verhungerten Hund liegen menschliche Knochen verstreut und die Spurensicherung fördert immer mehr schreckliche Details zutage. Reifenrath lebte sehr zurückgezogen, seit sich zwanzig Jahre zuvor seine Frau Rita das Leben nahm. Im Dorf will niemand glauben, dass er ein Serienmörder war. Rechtsmediziner Henning Kirchhoff kann einige der Opfer identifizieren, die schon vor Jahren ermordet wurden. Alle waren Frauen. Alle verschwanden an einem Sonntag im Mai. Pia ist überzeugt: Der Mörder läuft noch frei herum. Er sucht sein nächstes Opfer. Und bald ist Anfang Mai.