2012, Das Ende aller Zeiten
Roman
Eine Mischung von Go und Mensch-ärgere-dich-nicht, so ähnlich ist das Brettspiel, das Jed DeLanda von seiner Mutter geerbt hat. Jed benutzt es dazu, um an der Börse zu spekulieren, und dies mit beträchtlichem Erfolg. Bis eines Tages...
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Produktinformationen zu „2012, Das Ende aller Zeiten “
Eine Mischung von Go und Mensch-ärgere-dich-nicht, so ähnlich ist das Brettspiel, das Jed DeLanda von seiner Mutter geerbt hat. Jed benutzt es dazu, um an der Börse zu spekulieren, und dies mit beträchtlichem Erfolg. Bis eines Tages die reiche, exzentrische Marena Park, TV-Moderatorin und Computerspiel-Designerin, in sein Leben tritt. Sie zeigt ihm Bilder von einem alten Maya-Codex, der mit modernsten technischen Mitteln lesbar gemacht werden konnte. Die Maya waren besessen von Zahlen. Sie spielten das gleiche Spiel wie Jed, aber in einer unvorstellbar größeren Komplexität. Sie hatten ihren eigenen Untergang vorausgesehen. Sie berechneten die großen Katastrophen der Menschheit voraus, bis zu dem Tag, an dem alles endet. Dem 21. Dezember 2012. Die Endzeit wirft ihre Schatten voraus. Eine Seuche sucht Amerika heim. Während die USA in Chaos und Anarchie versinken, macht sich Joe auf eine fantastische Reise. Er muss den Schritt zurück in die Zeit wagen, als die Hochkultur der Maya noch blühte. Er muss selbst das große Spiel spielen, um zu sehen, ob die Menschheit noch eine Chance hat.
Klappentext zu „2012, Das Ende aller Zeiten “
Für Jed DeLanda ist das Leben ein Spiel. So wie das mysteriöse Brettspiel, das er von seiner Mutter geerbt hat. Mit ihm kann er Ereignisse vorausberechnen, genauer als ein Computer. Dann spielt eine Laune des Schicksals ihm Bilder von einem neu entdeckten Maya-Codex in die Hände. In Jeds bisher ruhigem Leben bricht das Chaos aus. Denn die alten Maya betrieben dasselbe Spiel wie er, bis zur Besessenheit und mit tödlichem Ausgang. Und ihre Berechnungen besagen, dass die Welt
einst enden wird. Am 21.12.2012. Jed DeLanda sieht nur eine Chance: Er muss zurück in die Zeit der Maya reisen.
Eine Mischung von Go und Mensch-ärgere-dich-nicht, so ähnlich ist das Brettspiel, das Jed DeLanda von seiner Mutter geerbt hat. Jed benutzt es dazu, um an der Börse zu spekulieren, und dies mit beträchtlichem Erfolg. Bis eines Tages die reiche, exzentrische Marena Park, TV-Moderatorin und Computerspiel-Designerin, in sein Leben tritt. Sie zeigt ihm Bilder von einem alten Maya-Codex, der mit modernsten technischen Mitteln lesbar gemacht werden konnte. Die Maya waren besessen von Zahlen. Sie spielten das gleiche Spiel wie Jed, aber in einer unvorstellbar größeren Komplexität. Sie hatten ihren eigenen Untergang vorausgesehen. Sie berechneten die großen Katastrophen der Menschheit voraus, bis zu dem Tag, an dem alles endet. Dem 21. Dezember 2012. Die Endzeit wirft ihre Schatten voraus. Eine Seuche sucht Amerika heim. Während die USA in Chaos und Anarchie versinken, macht sich Joe auf eine fantastische Reise. Er muss den Schritt zurück in die Zeit wagen, als die Hochkultur der Maya noch blühte. Er muss selbst das große Spiel spielen, um zu sehen, ob die Menschheit noch eine Chance hat.
Lese-Probe zu „2012, Das Ende aller Zeiten “
2012, Das Ende aller Zeiten von Brian D’Amato Als Erstes erblickte ich einen roten Punkt auf türkisfarbenem Grund. Dann tauchte links darüber noch ein Punkt auf, und ein dritter dicht unter dem ersten, und dann immer mehr, fünf und neun und dreizehn. Die Punkte schwollen an und breiteten sich aus, und wo sie sich berührten, flossen sie ineinander und verschmolzen. ich erkannte, dass es Tropfen meines Blutes waren, die von meiner Zunge auf türkisblaues Opferpapier fielen.
Es hat funktioniert, wurde mir klar. Heilige mierditas.
Wir schreiben nicht das Jahr 2012. Wir schreiben das Jahr 664. Den 20. März 664 n. Chr. im Gregorianischen Kalender. oder nach Maya-Zeitrechnung den 3 Erdrassler, 5 Regenfrosch im elften uinal des elften tun im elften k’atun des neunten b’ak’tun. Und es ist 4.48 Uhr morgens. Ein Sonntag.Hmm.
So ist es wohl bei jeder großen Veränderung der Lebensumstände. Das Begreifen kommt mit einiger Verzögerung, dafür mit umso größerer Wucht: Ach du Schande, ich bin verhaftet worden, oh, scheiße, der hat mich tatsächlich niedergestochen, hey, ich heirate jetzt, o Gott, ich bringe ein Kind zur Welt, Mannomann, ich bekomme gerade einen dreifachen Bypass, he, diese Häuser stürzen ja wirklich ein! Und jedes Mal kommt es einem vor, als wäre einem noch nie etwas auch nur annähernd so Wichtiges geschehen. oder sonstwem.
Hijo
... mehr
de puta, dachte ich. ich blickte auf und konzentrierte mich auf den niedrigen, trapezförmigen Durchgang. Der Himmel war violett; trotzdem konnte ich mehr Sterne sehen als je zuvor, Schleier und Sprengsel aus Sternen bis hinunter zur vierten Größenklasse. sie waren natürlich verschoben, aber Taro hatte den Transfer so getimt, dass die spitze von 1 -Ozelots Zigarre – Algenib im Pegasus – sich annähernd an der gleichen Position innerhalb der Tür befand wie zuvor, ein wenig rechts vom Zentrum. Links davon, auf halbem Weg zu Homan, stand ein neuer Stern, hell genug, um als Gamma Andromedae aufgeführt worden zu sein. Er musste etwa hundert Jahre vor dem Erlöschen stehen, andernfalls hätte Al-Chwarizmi ihm einen Namen gegeben.
Unfassbar, dachte ich. Absolut un-fass-bar. sie haben es tatsächlich geschafft. Neue Bat-Zeit, gleicher Bat-Punkt. Nicht dass ich tatsächlich noch an der gleichen stelle des Universums gewesen wäre, falls das etwas zu sagen hat: in 1347 Jahren bewegt das Sonnensystem sich innerhalb der Milchstraße ein ganzes stück weiter. Aber ich war auf dem gleichen Fleck Erde geblieben. ich befand mich noch immer in einer kleinen Kammer dicht unterhalb der spitze der größten Pyramide in der Stadt Ix, in einer Region, die man später Alta Verapaz in Zentralguatemala nennen würde. im Augenblick wurde das Heiligtum von Fackeln orangerot beschienen. Die Säulen an den Wänden, mit Hieroglyphen bedeckt, die an Skarabäen erinnerten, sahen glatt und kein bisschen verwittert aus und waren bunt bemalt: schwarz, blau und koschinellenrot. Und die Stadt war voller Leben. ich hörte die Menschenmenge draußen, genauer gesagt: ich spürte ihre Gesänge durch den Stein. Die Sache ist nämlich die, dass ich mich – von meinem Blickpunkt aus – im Raum nicht bewegt hatte. Aber ich war ...
Ja, was? Beinahe hätte ich jetzt gesagt, ich wäre in der Zeit rückwärtsgereist. Aber ich will nicht schon gleich zu Anfang zu sehr ver- einfachen.
Traurige Tatsache bleibt, dass Zeitreisen nicht möglich sind. in die Vergangenheit, meine ich. Was die Zukunft angeht, sieht die Sache anders aus. Da können sie sich schließlich einfrieren lassen, wenn sie das Warten verkürzen wollen. Aber in der Zeit rückwärtszureisen ist und bleibt definitiv, absolut und für immer undurchführbar, und zwar aus einer Reihe wohlbekannter Gründe. Einer davon ist das Großvater- Paradoxon: Könnten sie in der zeit zurückreisen, könnten sie dort ihren eigenen Großvater töten, solange er noch ein Kind ist, und dann hätte es sie nie gegeben, also hätten sie die Reise in die Vergangenheit gar nicht antreten und ihren Großvater nicht umbringen können. Ein anderer Grund ist: selbst wenn sie auf ihrer Zeitreise niemanden umbringen und auch sonst nichts tun, wäre doch mit ziemlicher Sicherheit ein Teil der Moleküle, aus denen sie bestehen, die gleichen wie die, aus denen ihr jüngeres ich bestanden hat. Also wäre das gleiche Molekül gleichzeitig an zwei unterschiedlichen orten, und das kann niemals geschehen. Der dritte Grund ist ein mechanisches Problem. Der einzige Weg in die Vergangenheit, der zumindest mathematisch möglich wäre, führt über die berühmte Wurmlochstrecke. Aber wenn man Materie durch ein Wurmloch schickt, ist das ungefähr so, als würde man eine Vase Meißener Porzellan durch einen Schredder schicken. Alles, was durch das Wurmloch geht, kommt am anderen Ende zermalmt und verquirlt und zu nichts mehr zu gebrauchen heraus. Aber, aber, aber ... wir kennen einen Ausweg.
Die Forschungsabteilungen der Warren Group haben ihn entdeckt. Die Tatsache, dass wir keine Materie in die Vergangenheit schicken können, schließt nicht automatisch jede Möglichkeit aus. Wissenschaftler der Warren Group sind darauf gekommen, Energieimpulse durch eine winzige, künstlich geschaffene Krasnikov-Röhre zu schicken. Die Überlegung dahinter war, dass ein Muster energetischer Impulse in der Lage sein könnte, Informationen zu transportieren. Wie sich zeigte, können die Impulse sogar sehr komplexe Informationen in kodierter Form übermitteln – nichts weniger als die konzentrierten Erinnerungen eines ganzen Lebens. im Grunde alles, was gebraucht wird, um die Illusion zu erschaffen, die man Ichgefühl nennt. Meines Ichs, in diesem Fall.
Das nächste Problem ist, dass es am anderen Ende einen Empfänger und einen Datenspeicher geben muss. Und in der Epoche, für die wir uns interessierten, gab es keine Radarschüsseln, Festplatten, Siliziumchips oder z F-Antennen, nicht mal ein Dampfradio. Um 664 gab es nur ein Objekt, das solche Informationen empfangen und speichern konnte: ein Gehirn.
Allmählich vermochte ich die Augäpfel zu bewegen. ich bemerkte, dass meine rechte Hand – die, mit der ich den Dornenstrick hielt – breit und fleischig war und an den Handballen dicke Schwielen auf- wies. Die Fingernägel waren lang und zugespitzt und mit Karneol besetzt, und auf die Finger selbst waren rote und schwarze Bänder tätowiert, sodass sie aussahen wie winzige Korallenschlangen. Ein Armreif aus Jadeschuppen reichte mir vom Handgelenk bis fast an den Ellenbogen. Der Arm war außerdem von einer Kruste aus hellblauem Lehm bedeckt, wie auch mein blumenkohlartig geschwollenes linkes Knie und der Teil meiner nackten Brust, den ich sehen konnte.
Ein Punkt für Team Freaky Friday, dachte ich. ich befand mich wirklich und wahrhaftig im Körper eines anderen Menschen. Genauer gesagt war ich im Gehirn von jemandem namens 9-Reißzahn- Kolibri.
Wir – das heißt, wir vom Warren-Projekt – wussten ein bisschen über ihn. Er war der Patriarch der Ozelot-Sippe und der ahau – der König, Oberherr oder Kriegsherr – der Stadt Ix und der ungefähr zweitausend kleinen Ortschaften im Umkreis. Er war der Sohn des zwölften Ahaus, 22-Brennender-Wald, und Frau Zyklon. Heute war er achtundvierzig Jahre und einundsechzig Tage alt. Fastend hatte er hier ungefähr zweiundvierzig stunden am stück verbracht. Bei Sonnenaufgang sollte er herauskommen, um sich für eine zweite Zwanzigjahresperiode als Ahau auf den Thron zu setzen.
zwei Handbreit neben meinem linken Knie stand eine schale mit glühenden Kohlen, und ohne nachzudenken, löste ich das rechteckige, blutgetränkte Papier von der schilfmatte und hielt es über die Glut. Einen Augenblick lang leuchteten die Kohlen durch das Blatt, und ich konnte die Hieroglyphen auf der anderen seite sehen, die Wendung »Wache über uns, beschütze uns«, und das Profil eines Adlers:
Genauer gesagt war es ein Harpyienadler, Thrasyaetus harpyia. Auf spanisch hieß er arpía, in der Sprache der Maya hunk’uk, »goldener Schlitzer«. Die Azteken haben ihn den Wolf mit Flügeln genannt. Er war das Zeichen meiner Sippe – das heißt, der Sippe des Mannes, dessen Gehirn ich beschlagnahmt hatte. Das Papier war ein Brief, das Ersuchen meiner Sippe an 1 -Ozelot im Schoß des Himmels. Automatisch faltete ich das klebrige Blatt zu einem Dreieck – es war eine komplizierte Abfolge von Bewegungen, als faltete man einen Origami- Kranich, aber ich, beziehungsweise der frühere Besitzer meines Körpers, musste es hundertmal geübt haben – und legte das Papier in die schale. Es musste mit irgendwelchen Kupfersalzen getränkt sein, denn es zischelte und ging dann in grüne Flammen auf.
Meine Zunge pochte, meine Kehle brannte. ich versuchte zu schlucken, doch es war, als wäre mein Gesicht erstarrt. Nichts regte sich. M’AX ECHE?, dachte ich auf Ch’olan. Wer bist du?
Nein, Augenblick.
Nicht ich hatte das gedacht. Der Gedanke war von woanders gekommen.
Es war, als hätte ich eine stimme gehört, aber das konnte nicht sein. ich wusste, dass ich nichts anderes hörte als die Geräusche der Menge auf dem Platz unter mir und das gedämpfte Dröhnen der Trommeln aus geschlitzten Mahagonistämmen, die in einem merkwürdigen 5 / 4-Takt geschlagen wurden. Es war eher so, als hätte ich es gelesen, auf einer Art Nachrichtenticker, der vor meinen Augen vorbeilief. Und obwohl es geräuschlos gewesen war, kam es mir vor, als wäre es laut gewesen, nachdrücklich, als hätte man es in Großbuchstaben geschrieben. Es war, als hätte ich es gedacht, ohne zu denk...M’ax eche?
Oh, verdammt!
Ich war nicht allein in diesem Körper. © Lübbe Veralg
Übersetzung: Angela Koonen u. Dietmar Schmidt
Unfassbar, dachte ich. Absolut un-fass-bar. sie haben es tatsächlich geschafft. Neue Bat-Zeit, gleicher Bat-Punkt. Nicht dass ich tatsächlich noch an der gleichen stelle des Universums gewesen wäre, falls das etwas zu sagen hat: in 1347 Jahren bewegt das Sonnensystem sich innerhalb der Milchstraße ein ganzes stück weiter. Aber ich war auf dem gleichen Fleck Erde geblieben. ich befand mich noch immer in einer kleinen Kammer dicht unterhalb der spitze der größten Pyramide in der Stadt Ix, in einer Region, die man später Alta Verapaz in Zentralguatemala nennen würde. im Augenblick wurde das Heiligtum von Fackeln orangerot beschienen. Die Säulen an den Wänden, mit Hieroglyphen bedeckt, die an Skarabäen erinnerten, sahen glatt und kein bisschen verwittert aus und waren bunt bemalt: schwarz, blau und koschinellenrot. Und die Stadt war voller Leben. ich hörte die Menschenmenge draußen, genauer gesagt: ich spürte ihre Gesänge durch den Stein. Die Sache ist nämlich die, dass ich mich – von meinem Blickpunkt aus – im Raum nicht bewegt hatte. Aber ich war ...
Ja, was? Beinahe hätte ich jetzt gesagt, ich wäre in der Zeit rückwärtsgereist. Aber ich will nicht schon gleich zu Anfang zu sehr ver- einfachen.
Traurige Tatsache bleibt, dass Zeitreisen nicht möglich sind. in die Vergangenheit, meine ich. Was die Zukunft angeht, sieht die Sache anders aus. Da können sie sich schließlich einfrieren lassen, wenn sie das Warten verkürzen wollen. Aber in der Zeit rückwärtszureisen ist und bleibt definitiv, absolut und für immer undurchführbar, und zwar aus einer Reihe wohlbekannter Gründe. Einer davon ist das Großvater- Paradoxon: Könnten sie in der zeit zurückreisen, könnten sie dort ihren eigenen Großvater töten, solange er noch ein Kind ist, und dann hätte es sie nie gegeben, also hätten sie die Reise in die Vergangenheit gar nicht antreten und ihren Großvater nicht umbringen können. Ein anderer Grund ist: selbst wenn sie auf ihrer Zeitreise niemanden umbringen und auch sonst nichts tun, wäre doch mit ziemlicher Sicherheit ein Teil der Moleküle, aus denen sie bestehen, die gleichen wie die, aus denen ihr jüngeres ich bestanden hat. Also wäre das gleiche Molekül gleichzeitig an zwei unterschiedlichen orten, und das kann niemals geschehen. Der dritte Grund ist ein mechanisches Problem. Der einzige Weg in die Vergangenheit, der zumindest mathematisch möglich wäre, führt über die berühmte Wurmlochstrecke. Aber wenn man Materie durch ein Wurmloch schickt, ist das ungefähr so, als würde man eine Vase Meißener Porzellan durch einen Schredder schicken. Alles, was durch das Wurmloch geht, kommt am anderen Ende zermalmt und verquirlt und zu nichts mehr zu gebrauchen heraus. Aber, aber, aber ... wir kennen einen Ausweg.
Die Forschungsabteilungen der Warren Group haben ihn entdeckt. Die Tatsache, dass wir keine Materie in die Vergangenheit schicken können, schließt nicht automatisch jede Möglichkeit aus. Wissenschaftler der Warren Group sind darauf gekommen, Energieimpulse durch eine winzige, künstlich geschaffene Krasnikov-Röhre zu schicken. Die Überlegung dahinter war, dass ein Muster energetischer Impulse in der Lage sein könnte, Informationen zu transportieren. Wie sich zeigte, können die Impulse sogar sehr komplexe Informationen in kodierter Form übermitteln – nichts weniger als die konzentrierten Erinnerungen eines ganzen Lebens. im Grunde alles, was gebraucht wird, um die Illusion zu erschaffen, die man Ichgefühl nennt. Meines Ichs, in diesem Fall.
Das nächste Problem ist, dass es am anderen Ende einen Empfänger und einen Datenspeicher geben muss. Und in der Epoche, für die wir uns interessierten, gab es keine Radarschüsseln, Festplatten, Siliziumchips oder z F-Antennen, nicht mal ein Dampfradio. Um 664 gab es nur ein Objekt, das solche Informationen empfangen und speichern konnte: ein Gehirn.
Allmählich vermochte ich die Augäpfel zu bewegen. ich bemerkte, dass meine rechte Hand – die, mit der ich den Dornenstrick hielt – breit und fleischig war und an den Handballen dicke Schwielen auf- wies. Die Fingernägel waren lang und zugespitzt und mit Karneol besetzt, und auf die Finger selbst waren rote und schwarze Bänder tätowiert, sodass sie aussahen wie winzige Korallenschlangen. Ein Armreif aus Jadeschuppen reichte mir vom Handgelenk bis fast an den Ellenbogen. Der Arm war außerdem von einer Kruste aus hellblauem Lehm bedeckt, wie auch mein blumenkohlartig geschwollenes linkes Knie und der Teil meiner nackten Brust, den ich sehen konnte.
Ein Punkt für Team Freaky Friday, dachte ich. ich befand mich wirklich und wahrhaftig im Körper eines anderen Menschen. Genauer gesagt war ich im Gehirn von jemandem namens 9-Reißzahn- Kolibri.
Wir – das heißt, wir vom Warren-Projekt – wussten ein bisschen über ihn. Er war der Patriarch der Ozelot-Sippe und der ahau – der König, Oberherr oder Kriegsherr – der Stadt Ix und der ungefähr zweitausend kleinen Ortschaften im Umkreis. Er war der Sohn des zwölften Ahaus, 22-Brennender-Wald, und Frau Zyklon. Heute war er achtundvierzig Jahre und einundsechzig Tage alt. Fastend hatte er hier ungefähr zweiundvierzig stunden am stück verbracht. Bei Sonnenaufgang sollte er herauskommen, um sich für eine zweite Zwanzigjahresperiode als Ahau auf den Thron zu setzen.
zwei Handbreit neben meinem linken Knie stand eine schale mit glühenden Kohlen, und ohne nachzudenken, löste ich das rechteckige, blutgetränkte Papier von der schilfmatte und hielt es über die Glut. Einen Augenblick lang leuchteten die Kohlen durch das Blatt, und ich konnte die Hieroglyphen auf der anderen seite sehen, die Wendung »Wache über uns, beschütze uns«, und das Profil eines Adlers:
Genauer gesagt war es ein Harpyienadler, Thrasyaetus harpyia. Auf spanisch hieß er arpía, in der Sprache der Maya hunk’uk, »goldener Schlitzer«. Die Azteken haben ihn den Wolf mit Flügeln genannt. Er war das Zeichen meiner Sippe – das heißt, der Sippe des Mannes, dessen Gehirn ich beschlagnahmt hatte. Das Papier war ein Brief, das Ersuchen meiner Sippe an 1 -Ozelot im Schoß des Himmels. Automatisch faltete ich das klebrige Blatt zu einem Dreieck – es war eine komplizierte Abfolge von Bewegungen, als faltete man einen Origami- Kranich, aber ich, beziehungsweise der frühere Besitzer meines Körpers, musste es hundertmal geübt haben – und legte das Papier in die schale. Es musste mit irgendwelchen Kupfersalzen getränkt sein, denn es zischelte und ging dann in grüne Flammen auf.
Meine Zunge pochte, meine Kehle brannte. ich versuchte zu schlucken, doch es war, als wäre mein Gesicht erstarrt. Nichts regte sich. M’AX ECHE?, dachte ich auf Ch’olan. Wer bist du?
Nein, Augenblick.
Nicht ich hatte das gedacht. Der Gedanke war von woanders gekommen.
Es war, als hätte ich eine stimme gehört, aber das konnte nicht sein. ich wusste, dass ich nichts anderes hörte als die Geräusche der Menge auf dem Platz unter mir und das gedämpfte Dröhnen der Trommeln aus geschlitzten Mahagonistämmen, die in einem merkwürdigen 5 / 4-Takt geschlagen wurden. Es war eher so, als hätte ich es gelesen, auf einer Art Nachrichtenticker, der vor meinen Augen vorbeilief. Und obwohl es geräuschlos gewesen war, kam es mir vor, als wäre es laut gewesen, nachdrücklich, als hätte man es in Großbuchstaben geschrieben. Es war, als hätte ich es gedacht, ohne zu denk...M’ax eche?
Oh, verdammt!
Ich war nicht allein in diesem Körper. © Lübbe Veralg
Übersetzung: Angela Koonen u. Dietmar Schmidt
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Bibliographische Angaben
- Autor: Brian D'Amato
- 2009, 893 Seiten, Maße: 13,5 x 21,4 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Angela Koonen u. Dietmar Schmidt
- Übersetzer: Dietmar Schmidt
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3785760000
- ISBN-13: 9783785760000
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