Abrechnung
Ein Fall für Kostas Charitos. Roman
Griechenland, 2014: Der Staat liegt am Boden, die Drachme wird wieder eingeführt. Sind die Helden von einst verantwortlich für die Misere von heute? Vierzig Jahre nach dem Aufstand gegen die Militärdiktatur will sich einer holen, was die...
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Produktinformationen zu „Abrechnung “
Griechenland, 2014: Der Staat liegt am Boden, die Drachme wird wieder eingeführt. Sind die Helden von einst verantwortlich für die Misere von heute? Vierzig Jahre nach dem Aufstand gegen die Militärdiktatur will sich einer holen, was die klingenden Parolen der Studentenbewegung damals versprachen: "Brot, Bildung, Freiheit". Und geht dabei über Leichen.
Klappentext zu „Abrechnung “
Griechenland, 2014: Der Staat liegt am Boden, die Drachme wird wieder eingeführt. Sind die Helden von einst verantwortlich für die Misere von heute? Vierzig Jahre nach dem Aufstand gegen die Militärdiktatur will sich einer holen, was die klingenden Parolen der Studentenbewegung damals versprachen: "Brot, Bildung, Freiheit". Und geht dabei über Leichen.
Lese-Probe zu „Abrechnung “
Ein Fall für Kostas Charitos von Petros MarkarisNun, um zehn Uhr morgens am ersten Arbeitstag des neuen Jahres, sitze ich allein in meinem Büro. Koula unterzieht meinen Laptop einer Generalinspektion, und inzwischen überbringt mir Vlassopoulos, der heute spät dran ist, seine Neujahrswünsche.
»Alles Gute! Viel Vergnügen mit dem neuen Laptop, Herr Kommissar!« Er macht eine Pause und fügt dann belustigt hinzu: »Jetzt kenne ich Sie schon so lange, aber Sie sind immer für eine Überraschung gut.«
»Was ist denn daran so originell, wenn meine Tochter und mein Schwiegersohn mir einen Computer schenken, von dem ich nicht mal weiß, wie man ihn aufklappt?«
»Kommen Sie schon. Während wir jetzt alle zum guten alten Kopierstift zurückkehren, den man mit der Zunge anfeuchten muss, wie damals mein Großvater am Polizeirevier Arachova, sind Sie uns mit dem Laptop um Lichtjahre voraus.«
»Richtig, aber eigentlich müsste ich bei den Kindern noch ein Geschenk bestellen, nämlich einen Generator.«
»Wieso?«, fragt er baff.
»Ja, wie soll denn der Computer funktionieren, wenn uns der Strom abgedreht wird?«
»Mit dem Akku natürlich, Herr Kommissar«, erläutert er mit einem nachsichtigen Lächeln.
»Tja, wenn der Stromausfall dann über fünf Stunden dauert, nützt der schönste Akku nichts.« Damit habe ich ihn zum Schweigen gebracht. Gleichzeitig geht mir durch den Kopf, dass mich die gestrigen Fernsehbilder stärker beeindruckt haben als die Silvesterparty mit dem Spielgeld- Konfetti.
Unser Gespräch wird durch Koulas Eintreffen unterbrochen, die meinen Laptop mitbringt und an die Steckdose anschließt.
»Hier geht er an«, sagt sie und drückt auf einen Tastaturknopf. »Normalerweise müssen Sie ein
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Passwort eingeben, aber ich habe es gespeichert, so dass er jeweils automatisch startet.« Sie zieht einen Notizzettel aus ihrer Hosentasche und drückt ihn mir in die Hand. »Hier ist das Passwort. Heben Sie es gut auf, weil es vielleicht mal vom Betriebssystem angefordert wird.«
Ich stecke den Zettel in meine Jackentasche, und Koula beginnt mit dem Unterricht. Sie zeigt mir, wie die Maus funktioniert, und deutet auf ein Piktogramm auf dem Bildschirm.
»Das sagt mir nichts. Da müssen Sie Katerina fragen. Alles andere habe ich Ihnen notiert. Versuchen Sie einfach, das Gerät spielerisch kennenzulernen. Je mehr Zeit Sie damit verbringen, desto schneller können Sie damit umgehen. Und noch etwas: Ein Computer ist der klügste Idiot, den man sich vorstellen kann. Es hängt von Ihnen ab, ob er schlau wird oder dumm bleibt.«
Wenn das von mir abhängt, dann gute Nacht. Dann bleibt er auf demselben Niveau wie sein Kollege, der in Gikas’ Büro steht und schöne Landschaften zeigt.
Als Koula geht, schnappe ich mir die Maus und versuche, das Pfeilchen auf dem Bildschirm festzuhalten, das mir jedoch jedes Mal entwischt. Zwischen uns entwickelt sich
eine Art Katz-und-Maus-Spiel. Die Jagd wird erst unterbrochen, als das Telefon läutet. Gikas ist dran.
»Termin beim Minister.«
»Was will er gleich am ersten Arbeitstag des Jahres? Uns ein frohes neues Jahr wünschen?«, frage ich Gikas, als wir in seinem Wagen sitzen.
»Wenn ich an unsere einzige Begegnung bisher denke, kaum. Gehen Sie es vorsichtig mit ihm an, am Anfang wird er noch den starken Mann geben. Wenn er dann ein paarmal auf die Schnauze gefallen ist, wird ihm das schon vergehen.«
Aus Gikas’ Antwort schließe ich, dass die Stimmung ähnlich frostig wie im Kalten Krieg sein wird. Und meine Ahnung bestätigt sich auch gleich.
Die Sekretärin des Ministers führt uns in den Konferenzraum, wo – wie ich feststelle – unsere Truppe vollzählig versammelt ist: Lambropoulos von der Abteilung für Computerkriminalität, Peressiadis von der Drogenfahndung, Es peroglou von der mat-Sondereinheit und Gonatas, der neue Leiter der Antiterrorabteilung und Nachfolger von Stathakos, der glücklicherweise in Rente gegangen ist.
Wir schütteln Hände, tauschen gute Wünsche aus, an deren Erfüllung kein Mensch glaubt, setzen uns und warten. Kurz darauf taucht der Polizeipräsident mit seinem Stellvertreter auf, ruft »Gutes neues Jahr!«, und die Warterei beginnt von neuem.
»Das macht er absichtlich, um uns den Schneid abzukaufen und zu zeigen, wer der Herr im Haus ist«, bemerkt Lambropoulos. »Hoffentlich täusche ich mich, aber ich fürchte, das dicke Ende kommt noch.«
Als der Polizeipräsident und sein Stellvertreter keinen Kommentar dazu abgeben, sagen wir anderen auch nichts mehr.
Unsere Geduld wird auf eine harte Probe gestellt. Ab und zu lässt jemand eine Bemerkung fallen, dann herrscht wieder Schweigen. Endlich erscheint der Minister in der Tür. In geschäftsmäßigem Ton erklärt er: »Ich wünsche Ihnen allen ein glückliches neues Jahr!« Dann nimmt er seinen Platz ein und inspiziert die Runde.
»Ich komme gerade vom Ministerrat, deshalb habe ich mich verspätet«, rechtfertigt er sich und verfällt gleich wieder in den offiziellen Tonfall. »Meine Herren, der Ministerrat hat eine dreimonatige Gehaltssperre beschlossen.«
Er verstummt und blickt uns an, um unsere Reaktion zu sehen. Doch welche Reaktion kann man von Leuten erwarten, die gerade vom Schlag getroffen wurden und keinen Finger rühren können? Die bisherigen Gehalts- und Rentenkürzungen waren halbwegs zu verkraften gewesen, doch der Gehaltsstopp trifft uns hart. Zum Glück muss ich keinen Baukredit abstottern, sage ich mir. Zwar bin ich die beiden letzten Raten für mein Auto noch schuldig, aber welcher Händler nimmt einem schon den Wagen wegen zweier fehlender Ratenzahlungen weg? Mit dem Geld, das ich noch auf der Bank habe, kommen wir drei Monate durch. Zur Not könnte ich auch mit der Miete im Rückstand bleiben. Wer aber garantiert mir, dass der Zahlungsstopp nur drei Monate dauert? Die Vorhersagen des griechischen Staates sind so viel wert wie die Prophezeiungen einer Wahrsagerin. Die Frist von drei Monaten kann leicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag verlängert werden.
Katerina und Fanis werden Probleme haben, ohne unseren Zuschuss über die Runden zu kommen. Ausschließlich Fanis’ Gehalt wandert in die Haushaltskasse, und ich weiß nicht, wie sie nach all den Kürzungen drei Monate durchhalten. Katerina verdient kaum etwas, und das wenige teilt sie noch mit Mania. Das von ihnen gegründete gemeinsame Büro für die psychologische und juristische Unterstützung von Drogenabhängigen steckt noch in den Kinderschuhen. Aber das alles bespreche ich besser mit Adriani, denn sie findet für solche Probleme immer eine Lösung.
Ich schaue in die Gesichter der anderen. Die Mienen haben sich verfinstert. Alle denken das Gleiche. Im Grunde glaubt keiner, dass der Gehaltsstopp nur drei Monate dauert oder dass wir danach viel mehr erwarten können als eine Teilzahlung.
»Darüber hinaus muss ich Ihnen mitteilen, dass die Banken geschlossen bleiben, bis der Übergang vom Euro zur Drachme vollzogen ist. An den Bankautomaten können maximal fünfzigtausend Drachmen abgehoben werden, also hundert Euro. Ich weiß, das ist hart, aber wir müssen diese schwierige Zeit jetzt durchstehen«, sagt der Minister.
Keiner von uns regt sich. Wir lassen das leere Gerede über uns ergehen, in unser Schicksal ergeben wie alle Beamten, und schweigen.
»Alle Einsatzkräfte der Polizei werden in Bereitschaft versetzt, um soziale Unruhen zu vermeiden. Von heute an unterstehen Sie alle dem Polizeipräsidenten, der über Ihren Einsatzort entscheidet.« Er hält inne, um zu sehen, ob wir den bitteren Kelch auch bis zur Neige auskosten. Als sich kein Widerspruch regt, fährt er fort: »Es gab eine Telekonferenz mit den Kollegen in Italien und Spanien. Wir haben uns auf eine gemeinsame Strategie für alle drei Länder geeinigt.«
»Gibt es dort auch einen Gehaltsstopp?«, fragt Lam bropoulos.
»In Spanien ja, in Italien nicht. Aber in allen drei Ländern bleiben die Banken vorerst geschlossen. Das ist alles. Ich wiederhole, ab heute stehen sie alle dem Polizeipräsidenten zur Verfügung. Ich möchte nicht, dass Athen im Chaos versinkt, wenn demnächst die Führungskräfte von Europol anreisen. Sie wissen, was uns sonst blüht.«
Zum ersten Mal erlebe ich einen Minister, der niemanden – nicht einmal den Polizeipräsidenten – um seine Meinung fragt, sondern alles im Alleingang bestimmt. Hinzu kommt, dass die Menschen von großen Sorgen geplagt werden und sich ihre Wut gegen die Polizei jeden Augenblick explosionsartig Luft machen kann. Mit diesem blasierten Minister ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Polizei auf der nächstbesten Bananenschale ausrutscht und griechenlandweit von den Medien vorgeführt wird.
»Jetzt wissen Sie, woran Sie sind«, sagt Gikas, als wir wieder in seinen Wagen steigen. »Ich rate Ihnen, keinen Formfehler zu begehen. Bei dem gibt’s keine Extrawürste, und ich bin nicht in der Lage, Sie zu schützen. Das sage ich, damit Sie wissen, was auf Sie zukommt.«
»Wer sind die Führungskräfte, die erwartet werden?«
»Weiß ich nicht genau, aber es sind hohe Tiere. Da wir nicht dazugehören, kann es uns auch egal sein.«
Das klingt bitter, nachdem man ihm die Möglichkeit genommen hat, auch ein hohes Tier zu werden.
Copyright © Diogenes Verlag
Alle Rechte vorbehalten.
Ich stecke den Zettel in meine Jackentasche, und Koula beginnt mit dem Unterricht. Sie zeigt mir, wie die Maus funktioniert, und deutet auf ein Piktogramm auf dem Bildschirm.
»Das sagt mir nichts. Da müssen Sie Katerina fragen. Alles andere habe ich Ihnen notiert. Versuchen Sie einfach, das Gerät spielerisch kennenzulernen. Je mehr Zeit Sie damit verbringen, desto schneller können Sie damit umgehen. Und noch etwas: Ein Computer ist der klügste Idiot, den man sich vorstellen kann. Es hängt von Ihnen ab, ob er schlau wird oder dumm bleibt.«
Wenn das von mir abhängt, dann gute Nacht. Dann bleibt er auf demselben Niveau wie sein Kollege, der in Gikas’ Büro steht und schöne Landschaften zeigt.
Als Koula geht, schnappe ich mir die Maus und versuche, das Pfeilchen auf dem Bildschirm festzuhalten, das mir jedoch jedes Mal entwischt. Zwischen uns entwickelt sich
eine Art Katz-und-Maus-Spiel. Die Jagd wird erst unterbrochen, als das Telefon läutet. Gikas ist dran.
»Termin beim Minister.«
»Was will er gleich am ersten Arbeitstag des Jahres? Uns ein frohes neues Jahr wünschen?«, frage ich Gikas, als wir in seinem Wagen sitzen.
»Wenn ich an unsere einzige Begegnung bisher denke, kaum. Gehen Sie es vorsichtig mit ihm an, am Anfang wird er noch den starken Mann geben. Wenn er dann ein paarmal auf die Schnauze gefallen ist, wird ihm das schon vergehen.«
Aus Gikas’ Antwort schließe ich, dass die Stimmung ähnlich frostig wie im Kalten Krieg sein wird. Und meine Ahnung bestätigt sich auch gleich.
Die Sekretärin des Ministers führt uns in den Konferenzraum, wo – wie ich feststelle – unsere Truppe vollzählig versammelt ist: Lambropoulos von der Abteilung für Computerkriminalität, Peressiadis von der Drogenfahndung, Es peroglou von der mat-Sondereinheit und Gonatas, der neue Leiter der Antiterrorabteilung und Nachfolger von Stathakos, der glücklicherweise in Rente gegangen ist.
Wir schütteln Hände, tauschen gute Wünsche aus, an deren Erfüllung kein Mensch glaubt, setzen uns und warten. Kurz darauf taucht der Polizeipräsident mit seinem Stellvertreter auf, ruft »Gutes neues Jahr!«, und die Warterei beginnt von neuem.
»Das macht er absichtlich, um uns den Schneid abzukaufen und zu zeigen, wer der Herr im Haus ist«, bemerkt Lambropoulos. »Hoffentlich täusche ich mich, aber ich fürchte, das dicke Ende kommt noch.«
Als der Polizeipräsident und sein Stellvertreter keinen Kommentar dazu abgeben, sagen wir anderen auch nichts mehr.
Unsere Geduld wird auf eine harte Probe gestellt. Ab und zu lässt jemand eine Bemerkung fallen, dann herrscht wieder Schweigen. Endlich erscheint der Minister in der Tür. In geschäftsmäßigem Ton erklärt er: »Ich wünsche Ihnen allen ein glückliches neues Jahr!« Dann nimmt er seinen Platz ein und inspiziert die Runde.
»Ich komme gerade vom Ministerrat, deshalb habe ich mich verspätet«, rechtfertigt er sich und verfällt gleich wieder in den offiziellen Tonfall. »Meine Herren, der Ministerrat hat eine dreimonatige Gehaltssperre beschlossen.«
Er verstummt und blickt uns an, um unsere Reaktion zu sehen. Doch welche Reaktion kann man von Leuten erwarten, die gerade vom Schlag getroffen wurden und keinen Finger rühren können? Die bisherigen Gehalts- und Rentenkürzungen waren halbwegs zu verkraften gewesen, doch der Gehaltsstopp trifft uns hart. Zum Glück muss ich keinen Baukredit abstottern, sage ich mir. Zwar bin ich die beiden letzten Raten für mein Auto noch schuldig, aber welcher Händler nimmt einem schon den Wagen wegen zweier fehlender Ratenzahlungen weg? Mit dem Geld, das ich noch auf der Bank habe, kommen wir drei Monate durch. Zur Not könnte ich auch mit der Miete im Rückstand bleiben. Wer aber garantiert mir, dass der Zahlungsstopp nur drei Monate dauert? Die Vorhersagen des griechischen Staates sind so viel wert wie die Prophezeiungen einer Wahrsagerin. Die Frist von drei Monaten kann leicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag verlängert werden.
Katerina und Fanis werden Probleme haben, ohne unseren Zuschuss über die Runden zu kommen. Ausschließlich Fanis’ Gehalt wandert in die Haushaltskasse, und ich weiß nicht, wie sie nach all den Kürzungen drei Monate durchhalten. Katerina verdient kaum etwas, und das wenige teilt sie noch mit Mania. Das von ihnen gegründete gemeinsame Büro für die psychologische und juristische Unterstützung von Drogenabhängigen steckt noch in den Kinderschuhen. Aber das alles bespreche ich besser mit Adriani, denn sie findet für solche Probleme immer eine Lösung.
Ich schaue in die Gesichter der anderen. Die Mienen haben sich verfinstert. Alle denken das Gleiche. Im Grunde glaubt keiner, dass der Gehaltsstopp nur drei Monate dauert oder dass wir danach viel mehr erwarten können als eine Teilzahlung.
»Darüber hinaus muss ich Ihnen mitteilen, dass die Banken geschlossen bleiben, bis der Übergang vom Euro zur Drachme vollzogen ist. An den Bankautomaten können maximal fünfzigtausend Drachmen abgehoben werden, also hundert Euro. Ich weiß, das ist hart, aber wir müssen diese schwierige Zeit jetzt durchstehen«, sagt der Minister.
Keiner von uns regt sich. Wir lassen das leere Gerede über uns ergehen, in unser Schicksal ergeben wie alle Beamten, und schweigen.
»Alle Einsatzkräfte der Polizei werden in Bereitschaft versetzt, um soziale Unruhen zu vermeiden. Von heute an unterstehen Sie alle dem Polizeipräsidenten, der über Ihren Einsatzort entscheidet.« Er hält inne, um zu sehen, ob wir den bitteren Kelch auch bis zur Neige auskosten. Als sich kein Widerspruch regt, fährt er fort: »Es gab eine Telekonferenz mit den Kollegen in Italien und Spanien. Wir haben uns auf eine gemeinsame Strategie für alle drei Länder geeinigt.«
»Gibt es dort auch einen Gehaltsstopp?«, fragt Lam bropoulos.
»In Spanien ja, in Italien nicht. Aber in allen drei Ländern bleiben die Banken vorerst geschlossen. Das ist alles. Ich wiederhole, ab heute stehen sie alle dem Polizeipräsidenten zur Verfügung. Ich möchte nicht, dass Athen im Chaos versinkt, wenn demnächst die Führungskräfte von Europol anreisen. Sie wissen, was uns sonst blüht.«
Zum ersten Mal erlebe ich einen Minister, der niemanden – nicht einmal den Polizeipräsidenten – um seine Meinung fragt, sondern alles im Alleingang bestimmt. Hinzu kommt, dass die Menschen von großen Sorgen geplagt werden und sich ihre Wut gegen die Polizei jeden Augenblick explosionsartig Luft machen kann. Mit diesem blasierten Minister ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Polizei auf der nächstbesten Bananenschale ausrutscht und griechenlandweit von den Medien vorgeführt wird.
»Jetzt wissen Sie, woran Sie sind«, sagt Gikas, als wir wieder in seinen Wagen steigen. »Ich rate Ihnen, keinen Formfehler zu begehen. Bei dem gibt’s keine Extrawürste, und ich bin nicht in der Lage, Sie zu schützen. Das sage ich, damit Sie wissen, was auf Sie zukommt.«
»Wer sind die Führungskräfte, die erwartet werden?«
»Weiß ich nicht genau, aber es sind hohe Tiere. Da wir nicht dazugehören, kann es uns auch egal sein.«
Das klingt bitter, nachdem man ihm die Möglichkeit genommen hat, auch ein hohes Tier zu werden.
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Autoren-Porträt von Petros Markaris
Petros Markaris, geboren 1937 in Istanbul, ist Verfasser von Theaterstücken und Schöpfer einer beliebten griechischen Fernsehserie, er war Co-Autor von Theo Angelopoulos (Regisseur von Der Bienenzüchter , Der Blick des Odysseus etc.) und hat deutsche Dramatiker wie Brecht und Goethe ins Griechische übertragen zuletzt Faust I und II in Versform. Mit dem Schreiben von Kriminalromanen begann er erst Mitte der neunziger Jahre. Heute ist er die griechische Stimme in der zeitgenössischen Literatur, seine Romane erscheinen in 13 Sprachen und sind international preisgekrönt (zuletzt mit dem Pepe-Carvalho-Preis für Kriminalliteratur). Petros Markaris lebt in Athen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Petros Markaris
- 2013, 320 Seiten, Maße: 11,6 x 18,4 cm, Leinen, Deutsch
- Übersetzer: Michaela Prinzinger
- Verlag: Diogenes
- ISBN-10: 3257068735
- ISBN-13: 9783257068733
- Erscheinungsdatum: 28.08.2013
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