Auf den Feldern der Ehre
Die Tragödie des Soldaten Pat Tillman
Krakauers spektuakuläre Dokumentation eines tragischen Sportler- und Soldaten-Schicksals. In der Abenddämmerung des 22. April 2004 fällt Pat Tillman, 27, auf einem Bergpass in Afghanistan. Der Profifootballer hatte 2002 einen...
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Produktinformationen zu „Auf den Feldern der Ehre “
Krakauers spektuakuläre Dokumentation eines tragischen Sportler- und Soldaten-Schicksals. In der Abenddämmerung des 22. April 2004 fällt Pat Tillman, 27, auf einem Bergpass in Afghanistan. Der Profifootballer hatte 2002 einen Millionenvertrag für die National Football League abgelehnt, um gegen den Terror zu kämpfen.
Klappentext zu „Auf den Feldern der Ehre “
In der Abenddämmerung des 22. April 2004 fällt Pat Tillman, 27, auf einem Bergpass im Südosten Afghanistans. Er ist der berühmteste Freiwillige der US-Armee, ein Held wie aus dem Bilderbuch. Der Profifootballer hatte 2002 einen Millionenvertrag für die National Football League abgelehnt, um mit seinem Land gegen den Terror zu kämpfen. Jon Krakauers spektakuläre Reportagen spüren Bestseller für Bestseller Männern nach, die für ihre Ideale alles aufs Spiel setzen, selbst ihr Leben. In Pat Tillman porträtiert er einen unangepassten jungen Mann, der im Sport wie im Militär die Gemeinschaft sucht und doch seinen eigenen Regeln folgt. Wie kein anderer schildert Krakauer menschliches Ringen in existenziellen Situationen, in denen Richtig und Falsch, Freund und Feind nicht leicht zu unterscheiden sind.
Lese-Probe zu „Auf den Feldern der Ehre “
Auf den Feldern der Ehre von John Krakauer Übersetzung: Michael Bayer PROLOG
Falls David Uthlaut immer noch wütend war, als der Konvoi aus dem afghanischen Magara herausrollte, dann verbarg der junge Leutnant seine Gefühle gut vor den 44 Army-Rangern, die unter seinem Befehl standen. Tatsächlich hatte er gute Gründe, verärgert zu sein. In den letzten sechs Stunden musste sein Zug mitten im Taliban-Gebiet warten, während er mit dem Hauptquartier darüber stritt, was mit dem zusammengebrochenen Humvee geschehen sollte. Wie zu erwarten saß Uthlaut schließlich am kürzeren Hebel. Er erhielt den Befehl, noch vor Einbruch der Nacht einige ziemlich problematische Aufgaben zu erledigen, obwohl er diese Frist nur dann einhalten konnte, wenn er sich und seinen Zug in eine brenzlige Lage brachte. Man schrieb den 22. April 2004.
Seit genau acht Tagen hatten Uthlaut und seine Männer das raue Hinterland der Khost-Provinz nach Aufständischen der Taliban durchkämmt. Die Ranger hatten im Schlamm geschlafen, waren von Wolkenbrüchen durchnässt worden und mit völlig unzureichenden Rationen steile Abhänge hinauf- und hinuntergeklettert. Einmal waren sie so hungrig gewesen, dass einer der Maschinengewehrschützen auf einer Müllhalde nach Essbarem gesucht hatte. Trotzdem hatten all diese Mühen die zur Elite der US-Army gehörende Sondereinsatztruppe nicht daran hindern können, ihre Mission zu erfüllen.
An diesem Morgen um 11 Uhr 30 hatte nun aber eines der elf
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Fahrzeuge des Zugs die Belastungen in dem unwirtlichen Gelände nicht länger ausgehalten und war in Magara endgültig liegen geblieben, einem ärmlichen Weiler, in dem bekanntermaßen die Taliban das Sagen hatten. Beide Spurstangen des Humvees waren abgerissen, sodass die Vorderräder unkontrollierbar in die entgegengesetzte Richturig zeigten. Nachdem der Zugmechaniker testgestellt hatte, dass der Schaden unmöglich im Feld zu reparieren war, forderte Uthlaut per Funk im Regimentshauptquartier einen Hubschrauber an, der das havarierte Gefährt auf dem Luftweg mithilfe eines Lastengeschirrs zurück zum Stützpunkt befördern sollte. Für eine CH-47 Chinook, einen zweimotorigen Transporthubschrauber mit Tandem-Rotoren und einer Hochgeschwindigkeitsseilwinde, war das eine Routineoperation.
Tatsächlich hatten die Ranger früher an diesem Tag Anny-Chinooks über das Gelände fliegen sehen. Jetzt aber teilte das Hauptquartier Uthlaut mit, dass wenigstens 96 Stunden lang kein Hubschrauber zur Verfügung stehe, um den fahrtuntüchtigen Humvee abzuholen. Ein Mitglied seines Zugs schlug dem Leutnant vor, das 12,7-mmM2-Maschinengewehr im Geschützturm des Humvees abzumontieren, seine Funkausrüstung auszubauen und danach das verdammte Ding mit Plastiksprengstoff in die Luft zu jagen, damit es den Taliban nicht in die Hände fallen konnte. Das ausgebrannte Wrack könne man dann ja zurücklassen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Uthlaut wusste jedoch von einem früheren Einsatz in Afghanistan her, dass es streng verboten war, selbst ein völlig fahruntüchtiges Fahrzeug ohne Erlaubnis des Kommandeurs des 75. Ranger-Regiments zu zerstören.
Da sich der fragliche Oberst aber gegenwärtig auf der anderen Seite des Planeten, in Fort Benning, Georgia, aufhielt, war eine solche Genehmigung auf absehbare Zeit nicht zu erwarten, wenn sie denn je erteilt werden sollte. Man würde also eine andere Lösung für dieses Problem finden müssen. Um 16 Uhr meldete sich das Hauptquartier und befahl Uthlaut, seinen Zug in zwei »Marscheinheiten« aufzuteilen. Die eine Hälfte des Zugs sollte sofort damit beginnen, den beschädigten Humvee in Richtung der einzigen geteerten Straße der ganzen Provinz Khost zu schleppen, die auf der anderen Seite eines hohen Bergmassivs lag. Gleichzeitig sollte die andere Hälfte bis zu einem Dorf namens Mana vorrücken, das in der entgegengesetzten Richtung sechs straßenlose Kilometer von Magara entfernt lag.
Dort sollten sie den eigentlichen Auftrag dieses Tages zu Ende führen und jedes Gebäude in dieser Siedlung nach feindlichen Waffenverstecken absuchen. Seine Vorgesetzten machten Uthlaut darüber hinaus klar, dass »uns dieses Fahrzeugproblem besser nicht noch länger aufhalten sollte«. Der Zugführer wurde ausdrücklich ermahnt, nicht noch mehr Zeit zu verlieren und vor Anbruch der Nacht in Maria »Stellung zu beziehen«. Die Provinz Khost war Heimat und Operationsgebiet von Dschalaluddin Hakkani, einem klein gewachsenen, dürren Mann mit fensterglasdicker Brille und einem Bart wie schwarze Stahlwolle, der ihm bis zum Bauchnabel herabhing. Trotz seiner unscheinbaren körperlichen Erscheinung war er in ganz Afghanistan für seine Tapferkeit und sein militärisches Geschick legendär.
Als Kommandeur der Taliban-Truppen in einem Großteil der östlichen Regionen des Landes war Hakkani einer der wichtigsten Verbündeten Osama bin Ladens. Die feindlichen Kämpfer, die die Ranger jagten, waren Teil des sogenannten Hakkani-Netzwerks, eines losen Zusammenschlusses von Taliban-Milizen und aufständischen Stammeskämpfern. Mana war das letzte Dorf in diesem Gebiet, das die Ranger nach solchen Hakkani-Kämpfern absuchen sollten. Nicht zuletzt deshalb bestand das Hauptquartier eisern darauf, dass sie dies möglichst rasch erledigten, da nur dadurch der Zeitplan eingehalten werden konnte, den Schreibtischoffiziere in einem weit entfernten Stützpunkt bereits vor Wochen aufgestellt hatten.
Uthlaut und seine Männer waren genauso begierig wie das Hauptquartier, ihre Aufgabe in Mana so schnell wie möglich zu beenden, da sie sofort danach in die »vorgeschobene Operationsbasis Salerno« zurückkehren würden. Dort konnten sie endlich wieder duschen und den Gestank und Schmutz des Einsatzes abwaschen, ihre beschädigten Fahrzeuge reparieren, ihre Waffen neu einschießen und eine oder zwei Nächte auf bequemen Feldbetten verbringen, bevor sie wieder ins Feld hinausmussten. Allerdings waren die Ranger nicht gerade scharf darauf, vermeidbare Risiken einzugehen, nur um einen willkürlichen bürokratischen Zeitplan einzuhalten, den sich irgendwelche Bürohengste ausgedacht hatten, die sich kaum einmal aus der Sicherheit dieser »Forward Operating Basis (FOB)« hinauswagten und deshalb im amerikanischen Army-Slang als »Fobbits« bezeichnet wurden.
Aus der Sicht der »Frontschweine« hatten diese Leute nicht die geringste Ahnung, was, es bedeutete, in diesem unbarmherzigen Land einen echten Krieg führen zu müssen. Uthlaut schickte eine ganze Reihe von E-Mails los, in denen er respektvoll, aber bestimmt gegen die ihm erteilten Befehle Einwände erhob. So gab der vierundzwanzigjährige Zugführer unter anderem zu bedenken, dass das gebirgige Gelände eine Verständigung zwischen den beiden Abteilungen sehr erschweren würde. Außerdem war es seiner Ansicht nach »als nicht sicher«, mit nur der Hälfte seines Zugs nach Mana aufzubrechen. Tatsächlich war Uthlaut einer der angesehensten jungen Offiziere der US-Army.
Sein Studium in West Point hatte er als Jahrgangsbester und als »First Captain« des gesamten Kadettenkorps abgeschlossen, die höchste Ehre, die diese Militärhochschule einem ihrer Studenten zu verleihen pflegte. Als George W. Bush im Jahre 2001 als Präsident vereidigt wurde, durfte Uthlaut das Kontingent der US-Army anführen, das an der Ehrenparade auf der Pennsylvania Avenue teilnahm. Nach seinem West-Point-Abschluss wurde er Zugführer im 2. Ranger-Bataillon. Dort errang er sehr bald die Anerkennung der ihm untergebenen Unteroffiziere und Mannschaften. Er war ein äußerst disziplinierter Soldat, der nur in wenigen, dafür aber wohlbegründeten Fällen Befehle infrage stellte. Aber in diesem Fall wurde sein Wunsch, die Anweisung zur Aufteilung seines Zugs noch einmal zu überdenken, vom Hauptquartier kurz und brüsk zurückgewiesen: »Vorschlag der Überprüfung abgelehnt.«
»Niemand, der damals in Magara war, hielt die Aufspaltung des Zugs für eine gute Idee«, erinnerte sich Specialist Jude Lane, der als Uthlauts Funker die ganze Debatte zwischen diesem und der Befehlsstelle mitverfolgen konnte. »Der Zugführer wollte das nicht. Aber in der Army befolgt man Befehle. Wenn dir ein Vorgesetzter einen Befehl erteilt, dann führst du ihn aus. Also teilte Uthlaut seinen Zug.« Als er damit fertig war, blieb bis Sonnenuntergang nur noch eine Stunde. Er übernahm das Kommando der »Ersten Marscheinheit«, die sich nach Mann begehen sollte.
Sie bestand aus zwei Humvess und vier Toyota-Pickups, die insgesamt 20 Ranger und sieben afghanische Milizsoldaten beförderten. Um genau 18 Uhr verlief er in seinem Führungshumvee Magara. Da es keim Strafe gab, fuhr Uthlauts Konvoi ein trocken gefallenes Flussbett hinunter. Die „Zweite Marscheinheit« folgte unmittelbar dahinter. Nach einigen Minuten erreichten sie eine Gabelung des Wadis. Uthlauts Konvoi wandte sich nach links, uni das Tal hinunterzufahren. Die Zweite Marscheinheit bog nach rechts ab, um ihren Weg talaufwärts fortzusetzen.
Ein britischer Soldat namens Francis Leeson, der in derselben Region in den späten Vierzigerjahren an der Bekämpfung eines erbitterten Stammesaufstandes teilgenommen hatte, beschrieb in einem Buch die Gegend als »schwer zugängliches und leicht zu verteidigendes Grenzgebirge. Zwar sind die einzelnen Berge nicht sehr hoch, aber es gibt kaum Zugänge oder Durchlässe, die von Panzern oder der Kavallerie benutzt werden könnten. Tatsächlich handelt es sich mit seinen steilen Abhängen und engen, kurvigen Tälern um ein Gebiet, das für die moderne Kriegsführung denkbar ungeeignet ist.« Sechs Jahrzehnte danach war Leesons Beschreibung der Landschaft, in der jetzt Uthlauts Ranger operierten, immer noch gültig.
ISBN 978-3-492-05228-3
@ 2009 by Jon Krakauer
@ der deutschsprachigen Ausgabe:
Piper Verlag GmbH, München 2009
Satz: seitenweise, Tübingen
Druck und Bindung: Pustet, Regensburg
Printed in Germany
Tatsächlich hatten die Ranger früher an diesem Tag Anny-Chinooks über das Gelände fliegen sehen. Jetzt aber teilte das Hauptquartier Uthlaut mit, dass wenigstens 96 Stunden lang kein Hubschrauber zur Verfügung stehe, um den fahrtuntüchtigen Humvee abzuholen. Ein Mitglied seines Zugs schlug dem Leutnant vor, das 12,7-mmM2-Maschinengewehr im Geschützturm des Humvees abzumontieren, seine Funkausrüstung auszubauen und danach das verdammte Ding mit Plastiksprengstoff in die Luft zu jagen, damit es den Taliban nicht in die Hände fallen konnte. Das ausgebrannte Wrack könne man dann ja zurücklassen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Uthlaut wusste jedoch von einem früheren Einsatz in Afghanistan her, dass es streng verboten war, selbst ein völlig fahruntüchtiges Fahrzeug ohne Erlaubnis des Kommandeurs des 75. Ranger-Regiments zu zerstören.
Da sich der fragliche Oberst aber gegenwärtig auf der anderen Seite des Planeten, in Fort Benning, Georgia, aufhielt, war eine solche Genehmigung auf absehbare Zeit nicht zu erwarten, wenn sie denn je erteilt werden sollte. Man würde also eine andere Lösung für dieses Problem finden müssen. Um 16 Uhr meldete sich das Hauptquartier und befahl Uthlaut, seinen Zug in zwei »Marscheinheiten« aufzuteilen. Die eine Hälfte des Zugs sollte sofort damit beginnen, den beschädigten Humvee in Richtung der einzigen geteerten Straße der ganzen Provinz Khost zu schleppen, die auf der anderen Seite eines hohen Bergmassivs lag. Gleichzeitig sollte die andere Hälfte bis zu einem Dorf namens Mana vorrücken, das in der entgegengesetzten Richtung sechs straßenlose Kilometer von Magara entfernt lag.
Dort sollten sie den eigentlichen Auftrag dieses Tages zu Ende führen und jedes Gebäude in dieser Siedlung nach feindlichen Waffenverstecken absuchen. Seine Vorgesetzten machten Uthlaut darüber hinaus klar, dass »uns dieses Fahrzeugproblem besser nicht noch länger aufhalten sollte«. Der Zugführer wurde ausdrücklich ermahnt, nicht noch mehr Zeit zu verlieren und vor Anbruch der Nacht in Maria »Stellung zu beziehen«. Die Provinz Khost war Heimat und Operationsgebiet von Dschalaluddin Hakkani, einem klein gewachsenen, dürren Mann mit fensterglasdicker Brille und einem Bart wie schwarze Stahlwolle, der ihm bis zum Bauchnabel herabhing. Trotz seiner unscheinbaren körperlichen Erscheinung war er in ganz Afghanistan für seine Tapferkeit und sein militärisches Geschick legendär.
Als Kommandeur der Taliban-Truppen in einem Großteil der östlichen Regionen des Landes war Hakkani einer der wichtigsten Verbündeten Osama bin Ladens. Die feindlichen Kämpfer, die die Ranger jagten, waren Teil des sogenannten Hakkani-Netzwerks, eines losen Zusammenschlusses von Taliban-Milizen und aufständischen Stammeskämpfern. Mana war das letzte Dorf in diesem Gebiet, das die Ranger nach solchen Hakkani-Kämpfern absuchen sollten. Nicht zuletzt deshalb bestand das Hauptquartier eisern darauf, dass sie dies möglichst rasch erledigten, da nur dadurch der Zeitplan eingehalten werden konnte, den Schreibtischoffiziere in einem weit entfernten Stützpunkt bereits vor Wochen aufgestellt hatten.
Uthlaut und seine Männer waren genauso begierig wie das Hauptquartier, ihre Aufgabe in Mana so schnell wie möglich zu beenden, da sie sofort danach in die »vorgeschobene Operationsbasis Salerno« zurückkehren würden. Dort konnten sie endlich wieder duschen und den Gestank und Schmutz des Einsatzes abwaschen, ihre beschädigten Fahrzeuge reparieren, ihre Waffen neu einschießen und eine oder zwei Nächte auf bequemen Feldbetten verbringen, bevor sie wieder ins Feld hinausmussten. Allerdings waren die Ranger nicht gerade scharf darauf, vermeidbare Risiken einzugehen, nur um einen willkürlichen bürokratischen Zeitplan einzuhalten, den sich irgendwelche Bürohengste ausgedacht hatten, die sich kaum einmal aus der Sicherheit dieser »Forward Operating Basis (FOB)« hinauswagten und deshalb im amerikanischen Army-Slang als »Fobbits« bezeichnet wurden.
Aus der Sicht der »Frontschweine« hatten diese Leute nicht die geringste Ahnung, was, es bedeutete, in diesem unbarmherzigen Land einen echten Krieg führen zu müssen. Uthlaut schickte eine ganze Reihe von E-Mails los, in denen er respektvoll, aber bestimmt gegen die ihm erteilten Befehle Einwände erhob. So gab der vierundzwanzigjährige Zugführer unter anderem zu bedenken, dass das gebirgige Gelände eine Verständigung zwischen den beiden Abteilungen sehr erschweren würde. Außerdem war es seiner Ansicht nach »als nicht sicher«, mit nur der Hälfte seines Zugs nach Mana aufzubrechen. Tatsächlich war Uthlaut einer der angesehensten jungen Offiziere der US-Army.
Sein Studium in West Point hatte er als Jahrgangsbester und als »First Captain« des gesamten Kadettenkorps abgeschlossen, die höchste Ehre, die diese Militärhochschule einem ihrer Studenten zu verleihen pflegte. Als George W. Bush im Jahre 2001 als Präsident vereidigt wurde, durfte Uthlaut das Kontingent der US-Army anführen, das an der Ehrenparade auf der Pennsylvania Avenue teilnahm. Nach seinem West-Point-Abschluss wurde er Zugführer im 2. Ranger-Bataillon. Dort errang er sehr bald die Anerkennung der ihm untergebenen Unteroffiziere und Mannschaften. Er war ein äußerst disziplinierter Soldat, der nur in wenigen, dafür aber wohlbegründeten Fällen Befehle infrage stellte. Aber in diesem Fall wurde sein Wunsch, die Anweisung zur Aufteilung seines Zugs noch einmal zu überdenken, vom Hauptquartier kurz und brüsk zurückgewiesen: »Vorschlag der Überprüfung abgelehnt.«
»Niemand, der damals in Magara war, hielt die Aufspaltung des Zugs für eine gute Idee«, erinnerte sich Specialist Jude Lane, der als Uthlauts Funker die ganze Debatte zwischen diesem und der Befehlsstelle mitverfolgen konnte. »Der Zugführer wollte das nicht. Aber in der Army befolgt man Befehle. Wenn dir ein Vorgesetzter einen Befehl erteilt, dann führst du ihn aus. Also teilte Uthlaut seinen Zug.« Als er damit fertig war, blieb bis Sonnenuntergang nur noch eine Stunde. Er übernahm das Kommando der »Ersten Marscheinheit«, die sich nach Mann begehen sollte.
Sie bestand aus zwei Humvess und vier Toyota-Pickups, die insgesamt 20 Ranger und sieben afghanische Milizsoldaten beförderten. Um genau 18 Uhr verlief er in seinem Führungshumvee Magara. Da es keim Strafe gab, fuhr Uthlauts Konvoi ein trocken gefallenes Flussbett hinunter. Die „Zweite Marscheinheit« folgte unmittelbar dahinter. Nach einigen Minuten erreichten sie eine Gabelung des Wadis. Uthlauts Konvoi wandte sich nach links, uni das Tal hinunterzufahren. Die Zweite Marscheinheit bog nach rechts ab, um ihren Weg talaufwärts fortzusetzen.
Ein britischer Soldat namens Francis Leeson, der in derselben Region in den späten Vierzigerjahren an der Bekämpfung eines erbitterten Stammesaufstandes teilgenommen hatte, beschrieb in einem Buch die Gegend als »schwer zugängliches und leicht zu verteidigendes Grenzgebirge. Zwar sind die einzelnen Berge nicht sehr hoch, aber es gibt kaum Zugänge oder Durchlässe, die von Panzern oder der Kavallerie benutzt werden könnten. Tatsächlich handelt es sich mit seinen steilen Abhängen und engen, kurvigen Tälern um ein Gebiet, das für die moderne Kriegsführung denkbar ungeeignet ist.« Sechs Jahrzehnte danach war Leesons Beschreibung der Landschaft, in der jetzt Uthlauts Ranger operierten, immer noch gültig.
ISBN 978-3-492-05228-3
@ 2009 by Jon Krakauer
@ der deutschsprachigen Ausgabe:
Piper Verlag GmbH, München 2009
Satz: seitenweise, Tübingen
Druck und Bindung: Pustet, Regensburg
Printed in Germany
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Autoren-Porträt von Jon Krakauer
Jon Krakauer, geboren 1954, arbeitet als Wissenschaftsjournalist für amerikanische Zeitschriften. Für seine Reportagen wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Frau in Colorado.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jon Krakauer
- 2009, 445 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Michael Bayer
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492052282
- ISBN-13: 9783492052283
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