Bartimäus, Der Ring des Salomo

"Der nächste Eintrag, Bartimäus. Wenn die Zeile voll ist, ist ein für alle Mal Schluss mit den Vergünstigungen, verstanden? Keine gebratenen Kobolde mehr, keine Freizeit, gar nichts. Und jetzt habe ich einen Auftrag für dich."

Die Maid im Pentagramm verschränkte die Arme und rümpfte das niedliche Näschen. "Ich habe eben erst einen Auftrag abgeschlossen."

"Stimmt. Und jetzt kommt der nächste."

"Den erledige ich, sobald ich mich erholt habe."

"Du erledigst ihn sofort."

"Warum immer ich? Schickt doch Tufec oder Rizim los."

Ein scharlachroter Blitz schoss aus dem Zeigefinger des Alten und setzte mein Pentagramm in Brand. Ich jaulte auf und vollführte wilde Luftsprünge.

Das Knistern ließ nach, ebenso der Schmerz in meinen Füßen, und ich verharrte in einer unvorteilhaften Pose.

"Du hattest recht, Bartimäus", kicherte der Alte. "Du tanzt wirklich nicht übel. Ist dir immer noch nach Widerworten zumute? Dann wäre nämlich ein weiterer Eintrag fällig."

"Nein, nein _ nicht nötig." Zu meiner großen Erleichterung steckte er den Griffel bedächtig wieder hinter das runzlige Ohr. Ich klatschte schallend in die Hände. "Ihr habt einen neuen Auftrag für mich? Welche Freude! Ich bin gerührt, dass Ihr unter so vielen anderen würdigen Dschinn ausgerechnet mich auserwählt habt. Was verschafft mir diese Ehre? Ist sie der Lohn dafür, dass ich den Riesen im Libanon-Gebirge quasi nebenbei erledigt habe? Dass ich die kanaanitischen Rebellen mit unermüdlichem Eifer in die Flucht schlug? Oder verdanke ich sie schlicht meinem guten Ruf?"

Der Alte kratzte sich die Nase. "Falsch geraten. Du verdankst sie deinem Benehmen gestern Abend, als dich die Wachkobolde dabei beobachtet haben, wie du in Gestalt eines Mandrill-Affen vor dem Schaftor durchs Unterholz stolziert bist, anstößige Lieder über König Salomo geschmettert und deine eigene Herrlichkeit lautstark gepriesen hast."

Das junge Mädchen zuckte missmutig die Achseln. "Vielleicht handelt es sich ja um eine Verwechslung."

"Wenn jemand hartnäckig wiederholt: >Bartimäus ist der Größte

Ich habe immer ganz klar gesagt, dass die Trilogie genau so sein muss ­ drei Bücher und das ist es dann. Ich wollte diese Geschichte nie weiterschreiben, denn das Ende ist genau so, wie es sein soll. Aber während ich an ,,Valley ­ Tal der Wächter" arbeitete, begann ich darüber nachzudenken, ob es nicht spannend wäre, etwas aus Bartis Vergangenheit ans Licht zu bringen, eines seiner früheren Abenteuer. Er gibt in den Fußnoten immer so mit seinen früheren, riesigen Erfolgen an und mit welch` berühmten Königen er so rumhing. Ich dachte, es würde Spaß machen, seinen Behauptungen auf den Grund zu gehen! Also reisen wir in dieser Geschichte zurück ins Jahr 950 v. Chr. an den Hof von König Salomo. Ich denke, dass man mit Barti in jeder Zeit seinen Spaß haben kann, unabhängig von der Geschichte, die er in der Bartimäus-Trilogie erlebt. Ich hoffe, Sie finden das auch!b. w. 

3. Stichwort ,,Fans". Sie kennen Ihre Leserinnen und Leser von unzähligen Lesereisen sehr gut. Wer genau liest denn Bartimäus - und wer freut sich jetzt am meisten auf den neuen Band?  

So etwas wie den typischen Bartimäus-Fan gibt es nicht ­ der kann 8 sein oder 88 (oder älter), Mädchen, Junge, Mann, Frau, ein Mensch, der Fantasy mag, einer, der sie nicht mag ... Manche lieben die Bücher wegen der Figuren, manche wegen der Abenteuer, die sie erleben, manche wegen ihres Humors, manche wegen der politischen Aussage ... In ,,Der Ring des Salomo" habe ich versucht, all diese Dinge auch wieder unterzubringen (und sie dabei weiterzuentwickeln), damit alle Fans das finden, was sie sich wünschen. Und damit hoffentlich auch ein paar neue Fans Bartimäus für sich entdecken.  

4. Das kommende Bartimäus-Buch gibt Ihren Fans eine Menge Antworten betreffend der Figur des Dschinns, wirft aber auch Fragen auf. Bartimäus war ja durchaus in anderen Epochen unterwegs. Welche Zeiten waren für Sie besonders reizvoll, als Sie sich die Geschichte zu diesem vierten Band ausdachten?  

So ziemlich das Erste, was ich tat, als ich anfing an der Geschichte zu arbeiten, war, die Trilogie durchzugehen und alle Zitate rauszuschreiben, in denen Barti sich auf seine früheren Abenteuer bezieht. Und das sind wirklich VIELE! Ich musste wahnsinnig aufpassen, damit ich in der neuen Geschichte keine Widersprüche einbaue. Mein Ausgangspunkt war eine von Bartis typischen Prahlereien ­ eine seiner ersten überhaupt in den Büchern. In ,,Das Amulett von Samarkand", als er Nathanael das erste Mal begegnet, behauptet er ,,mit Salomo gesprochen zu haben". Ich dachte, dass es spannend sein könnte, das weiterzuspinnen. Es gibt auch noch Anspielungen auf andere Fußnoten, aber man muss schon sehr genau aufpassen, um sie zu entdecken ...  

5. Bedeutet dieses Prequel, dass es noch weitere Bartimäus-Bücher geben könnte?  

Am Anfang hatte ich ja erwogen, ein Buch zu schreiben, in dem etliche Geschichten aus Bartis Vergangenheit erzählt werden, aus verschiedenen Zeiten. Aber nachdem ich angefangen hatte, merkte ich, dass das nicht richtig gut funktioniert. Insofern gibt es bereits etliche Ideen und angefangene Geschichten aus verschiedenen Zeiten, die ich vielleicht eines Tages weiterspinnen werde. Aber bis es soweit ist, hoffe ich, Sie genießen diese Erste!