Bullshit
"Zu den auffälligsten Merkmalen unserer Kultur gehört die Tatsache, daß es so viel Bullshit gibt. Jeder kennt Bullshit. Und jeder trägt sein Scherflein dazu bei."
Mit diesen Worten beginnt der philosophische Bestseller dieser Tage: Harry G. Frankfurts...
"Zu den auffälligsten Merkmalen unserer Kultur gehört die Tatsache, daß es so viel Bullshit gibt. Jeder kennt Bullshit. Und jeder trägt sein Scherflein dazu bei."
Mit diesen Worten beginnt der philosophische Bestseller dieser Tage: Harry G. Frankfurts konzises, polemisches und provokatives Buch Bullshit. In den Vereinigten Staaten war es der Überraschungserfolg eines philosophischen Buchs der letzten Jahrzehnte. Binnen weniger Monate wurden 400.000 Exemplare verkauft und seine Thesen nicht zuletzt an den Orten breit diskutiert, die er fest im Visier hat: im Fernsehen und in der Presse. Frankfurt erläuterte selbst in populären Fernsehsendungen mit dem Scharfsinn eines Philosophen und der Pointiertheit eines großen Essayisten, daß Bullshit die große Gefahr unserer Zeit darstellt.
Harry G. Frankfurt hat eine scharfsinnige Analyse vorgelegt, wie es kommt, daß das"Blödsinnquatschen, das Rumpalavern, das Heiße-Luft-Produzieren oder schlicht das'bullshitting'", so Daniel Schreiber in der taz, so um sich greifen, daß wir ihnen überall begegnen: in den Medien, in der Politik, in der Kneipe und in der Bahn.
Bullshit ist omnipräsent und schlimmer noch: Bullshit steckt an und droht zur Epidemie zu werden, bei der die Wirklichkeit Gefahr läuft zu verschwinden. Wer wissen will, ob und wie wir uns dagegen impfen können, dem sei geraten: Bullshit lesen!
»Zu den auffälligsten Merkmalen unserer Kultur gehört die Tatsache, daß es so viel Bullshit gibt. Jeder kennt Bullshit. Und jeder trägt sein Scherflein dazu bei.« Mit diesen Worten beginnt der philosophische Bestseller dieser Tage: Harry G. Frankfurts konzises, polemisches und provokatives Buch Bullshit. In den Vereinigten Staaten war es der überraschungserfolg eines philosophischen Buchs der letzten Jahrzehnte. Binnen weniger Monate wurden 400.000 Exemplare verkauft und seine Thesen nicht zuletzt an den Orten breit diskutiert, die er fest im Visier hat: im Fernsehen und in der Presse. Frankfurt erläuterte selbst in populären Fernsehsendungen mit dem Scharfsinn eines Philosophen und der Pointiertheit eines großen Essayisten, daß Bullshit die große Gefahr unserer Zeit darstellt.
Harry G. Frankfurt hat eine scharfsinnige Analyse vorgelegt, wie es kommt, daß das »Blödsinnquatschen, das Rumpalavern, das Heiße-Luft-Produzieren oder schlicht das 'bullshitting'«, so Daniel Schreiber in der taz, so um sich greifen, daß wir ihnen überall begegnen: in den Medien, in der Politik, in der Kneipe und in der Bahn. Bullshit ist omnipräsent und schlimmer noch: Bullshit steckt an und droht zur Epidemie zu werden, bei der die Wirklichkeit Gefahr läuft zu verschwinden. Wer wissen will, ob und wie wir uns dagegen impfen können, dem sei geraten: Bullshit lesen!
Harry G. Frankfurt hat eine scharfsinnige Analyse vorgelegt, wie es kommt, daß das "Blödsinnquatschen, das Rumpalavern, das Heiße-Luft-Produzieren oder schlicht das 'bullshitting'", so Daniel Schreiber in der taz, so um sich greifen, daß wir ihnen überall begegnen: in den Medien, in der Politik, in der Kneipe und in der Bahn. Bullshit ist omnipräsent und schlimmer noch: Bullshit steckt an und droht zur Epidemie zu werden, bei der die Wirklichkeit Gefahr läuft zu verschwinden. Wer wissen will, ob und wie wir uns dagegen impfen können, dem sei geraten: Bullshit lesen!
Bullshit vonHarry G. Frankfurt
LESEPROBE
Zu den auffälligsten Merkmalenunserer Kultur gehört die Tatsache, daß es so vielBullshit
gibt. Jeder kennt Bullshit. Jederträgt sein Scherflein dazu bei. Und doch neigen wir dazu,
uns damit abzufinden. Die meistenMenschen meinen, sie seien in der Lage, Bullshit zu
erkennen und sich vor ihm zuschützen, weshalb dieses Phänomen bislang wenig ernsthafte
Aufmerksamkeit gefunden hat und nurunzulänglich erforscht worden ist.
Das hat zur Folge, daß wir nicht sonderlich genau wissen, was Bullshit ist,warum es so viel
davon gibt und welchen Zwecken erdient. Und es fehlt uns an einer gewissenhaft entwickelten
Einschätzung dessen, was Bullshitfür uns bedeutet. Mit anderen Worten: Wir
besitzen keine Theorie. Ich möchtenun einen ersten Schritt zur Entwicklung eines theoretischen
Verständnisses dieses Phänomens tun,und zwar im wesentlichen durch eine das
Terrain eher vorsichtig sondierendephilosophische Analyse. Ich werde mich nicht mit dem
rhetorischen Gebrauch oder Mißbrauch des Wortes Bullshit befassen, sondern lediglichin
groben Zügen darstellen, was Bullshitist und wie er sich von dem unterscheidet, was kein
Bullshit ist. Anders gesagt, ich möchte mehr oder weniger skizzenhaft die Struktur dieses
Begriffs aufzeigen.
Jedem Versuch, die logischnotwendigen oder hinreichenden Bedingungen für das
Zustandekommen von Bullshit zudefinieren, haftet eine gewisse Willkür an. Einerseits wird
der Ausdruck Bullshit rechtlocker und ohne eine eindeutige buchstäbliche Bedeutung als
unspezifisches Schimpfwortverwendet. Andererseits ist das Phänomen selbst so ausgedehnt
und amorph, daßjede auf Trennschärfe und Klarheit abzielende Analyse den Begriff
unausweichlich zu eng faßt. Dennoch sollte es möglich sein, wenigstens einigehilfreiche
Anmerkungen zu machen, auch wenn siekaum zu einer endgültigen Klärung führen
dürften. Schließlich sind in bezug auf Bullshit selbst die elementarsten Fragen bislangnicht
nur unbeantwortet geblieben, sondernnoch nicht einmal gestellt worden.
[ ]
Warum gibt es so viel Bullshit?Natürlich können wir unmöglich wissen, ob es heutzutage
vergleichsweise mehr davon gibt alszu anderen Zeiten. Es gibt in unserer Zeit mehr
Kommunikation jeglicher Art alsjemals zuvor, aber es mag durchaus sein, daß dieMenge
des produzierten Bullshits,proportional gesehen, nicht zugenommen hat. Ohne zu unterstellen,
daß Bullshit heute tatsächlich häufigervorkommt als früher, möchte ich doch ein
paar Überlegungen anstellen, dieeine gewisse Erklärung für die Tatsache bieten, daßes
gegenwärtig so viel davon gibt.
Bullshit ist immer dannunvermeidbar, wenn die Umstände Menschen dazu zwingen, über
Dinge zu reden, von denen sie nichtsverstehen. Die Produktion von Bullshit wird also
dann angeregt, wenn ein Mensch indie Lage gerät oder gar verpflichtet ist, über ein Thema
zu sprechen, das seinen Wissensstandhinsichtlich der für das Thema relevanten Tatsachen
übersteigt. Diese Diskrepanz findetsich häufig im öffentlichen Leben, in dem Menschen
sich - aus eigenem Antrieb oder aufAnforderung anderer - oft gedrängt sehen, sich eingehend
über Gegenstände auszulassen, vondenen sie wenig Ahnung haben. In dieselbe
Richtung wirkt die weitverbreitete Überzeugung, in einer Demokratie sei derBürger verpflichtet,
Meinungen zu allen erdenklichenThemen zu entwickeln oder zumindest zu all
jenen Fragen, die für dieöffentlichen Angelegenheiten von Bedeutung sind. Das Fehlen
jedes signifikanten Zusammenhangszwischen den Meinungen eines Menschen und seiner
Kenntnis der Realität wird natürlichnoch gravierender bei einem Menschen, der es für
seine Pflicht als moralischdenkendes Wesen hält, Ereignisse und Zustände in allen Teilen
der Erde zu beurteilen.
Die gegenwärtige Verbreitung vonBullshit hat ihre tieferen Ursachen auch in diversen
Formen eines Skeptizismus, der unsdie Möglichkeit eines zuverlässigen Zugangs zur
objektiven Realität abspricht undbehauptet, wir könnten letztlich gar nicht erkennen, wie
die Dinge wirklich sind. Diese»antirealistischen« Doktrinen untergraben unser Vertrauen
in den Wert unvoreingenommenerBemühungen um die Klärung der Frage, was wahr und
was falsch ist, und sogar unserVertrauen in das Konzept einer objektiven Forschung. Eine
Reaktion auf diesenVertrauensverlust besteht in der Abkehr von jener Form der Disziplin,
die für die Verfolgung eines Idealsder Richtigkeit erforderlich ist, und der Hinwendung
zu einer Disziplin, wie sie dieVerfolgung eines alternativen Ideals erfordert, nämlich eines
Ideals der Aufrichtigkeit. Stattsich in erster Linie um eine richtige Darstellung der gemeinsamen
Welt zu bemühen, wendet der einzelnesich dem Versuch zu, eine aufrichtige
Darstellung seiner selbst zu geben.In der Überzeugung, die Realität besitze keine innerste
Natur, die als wahre Natur der Dingezu erkennen er hoffen dürfe, bemüht er sich um
Wahrhaftigkeit im Hinblick auf seineeigene Natur. Es ist, als meinte er, da das Bemühen
um Tatsachentreue sich als sinnloserwiesen habe, müsse er nun versuchen, sich selbst treu
zu sein.
Es ist jedoch eine groteskeVorstellung, wir selbst seien fest umrissene und klar bestimmte
Wesen, die sich richtig oder falschbeschreiben könnten, während es sich als unsinnig erwiesen
habe, irgendwelchen anderen Dingenklare Bestimmungen zuweisen zu wollen. Als
bewußte Wesen existieren wir nur in derReaktion auf andere Dinge und können uns daher
unmöglich selbst erkennen, ohnediese anderen Dinge zu erkennen. Außerdem stützt nichts
in der Theorie und erst recht nichtsin der Erfahrung die abstruse These, ein Mensch vermöge
am ehesten noch die Wahrheit übersich selbst zu erkennen. Die Tatsachen und
Aussagen über uns selbst sindkeineswegs besonders solide und resistent gegen eine
Auflösung durch skeptisches Denken.In Wirklichkeit sind wir Menschen schwer zu
packende Wesen. Unsere Natur istnotorisch instabiler und weniger eingewurzelt als die
Natur anderer Dinge. Und angesichtsdieser Tatsache ist Aufrichtigkeit selbst Bullshit.
© Suhrkamp Verlag
Übersetzung: Michael Bischoff
Harry G. Frankfurt, geboren 1929, ist emeritierter Professor für Philosophie der Princeton University. Er ist Träger vieler Auszeichnungen und Mitglied der American Academy of Arts and Sciences. Seine Bücher sind in zahlreichen Ländern erschienen.
Michael Bischoff, geboren 1949, studierte Mathematik und Soziologie und war Wissenschaftslektor im Suhrkamp Verlag. Seit 1977 übersetzt er Literatur aus dem Französischen und Englischen, u.a. von Émile Durkheim, Michel Foucault, Isaiah Berlin und Richard Sennett.
- Autor: Harry G. Frankfurt
- 2006, 5. Aufl., 73 Seiten, Maße: 10,5 x 15,3 cm, Leinen, Deutsch
- Übersetzung:Bischoff, Michael
- Übersetzer: Michael Bischoff
- Verlag: Suhrkamp
- ISBN-10: 3518584502
- ISBN-13: 9783518584507
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Bullshit".
Kommentar verfassen