Der Anruf kam nach Mitternacht
Die Wissenschaftlerin Sarah Fontaine erhält eine Hiobsbotschaft aus Berlin: Ihr Mann Geoffrey wurde ermordet. Zusammen mit einem Mitarbeiter der Botschaft in Washington macht sie sich auf die gefährliche Suche nach der Wahrheit.
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Die Wissenschaftlerin Sarah Fontaine erhält eine Hiobsbotschaft aus Berlin: Ihr Mann Geoffrey wurde ermordet. Zusammen mit einem Mitarbeiter der Botschaft in Washington macht sie sich auf die gefährliche Suche nach der Wahrheit.
Der Anruf kam um Mitternacht von Tess Gerritsen
LESEPROBE
PROLOG
Berlin
Um einen Menschen bewusstlos zu machen, ist zwanzig Sekunden lang ein starker Druck auf die Halsschlagader notwendig. Bei zwei Minuten tritt bereits unweigerlich der Tod ein. Simon Dance benötigte kein medizinisches Handbuch, um diese Informationen nachzuschlagen - er wusste es aus Erfahrung. Er wusste auch, dass man die Schlinge ganz fest zuziehen muss, denn wenn der Strang nicht ganz straff ist, wenn auch nur das geringste bisschen lebenswichtige Blut in das Gehirn des Opfers gelangen sollte, dann würde der Todeskampf unnötig hinausgezögert, ja, die Situation sogar gefährlich werden. Niemand kämpft verbissener als ein sterbender Mensch.
In der Dunkelheit lauernd wickelte sich Dance die Schlinge zweimal um die Hände und warf einen Blick auf die Leuchtziffern seiner Uhr. Zwei Stunden waren verstrichen, seit er das Licht ausgemacht hatte. Sein Mörder war offensichtlich ein vorsichtiger Mensch, der sichergehen wollte, dass Dance auch tief schlief. Wenn der Mann ein Berufskiller war, dann würde er wissen, dass die ersten zwei Stunden Schlaf die intensivsten waren. Jetzt war die Zeit für den Angriff gekommen.
Draußen im Korridor war plötzlich ein Schritt zu hören. Dance stand vorsichtig und angespannt auf und wartete neben der Tür. Es war stockdunkel. Dance ignorierte sein eigenes Herzklopfen. Er spürte, wie der gewohnte Adrenalinstoß seine Reflexe hellwach sein ließ, und er spannte die Schlinge zwischen seinen Händen.
Ein Schlüssel wurde vorsichtig in das Türschloss gesteckt. Dance vernahm das metallische Geräusch des Bartes, der über das Metall kratzte. Der Schlüssel wurde umgedreht und das Schloss sprang mit einem Klicken auf. Langsam wurde die Tür geöffnet und das Licht des Korridors fiel durch den Spalt. Ein Schatten bewegte sich durch den Raum auf das Bett zu, wo jemand zu schlafen schien. Der Schatten hob einen Arm. Drei Kugeln wurden aus dem Schalldämpfer in die Kissen abgefeuert. Als die dritte Kugel einschlug, sprang Dance hervor.
Er warf die Schlinge um den Hals des Eindringlings, riss sie nach oben und sofort zurück. Sie drückte genau auf den kritischsten Punkt der Halsschlagader, direkt unter dem Unterkiefer. Die Waffe fiel zu Boden. Der Mann wand sich wie ein Fisch an der Angel und versuchte, seine Hände in Dances Gesicht zu krallen. Seine Arme und Beine gehorchten ihm jedoch nicht mehr, ruckten und schlugen in alle Richtungen. Dann sackten ihm langsam die Beine weg, er griff noch einmal nach Dance, ehe seine Arme schlaff herabsanken. Während Dance die Sekunden zählte, spürte er die letzten Zuckungen des Körpers, das Aufbäumen des gewürgten Gegners. Er hielt die Schlinge fest zusammengezogen.
Nach drei Minuten lockerte er die Schlinge, und der Körper sackte zu Boden. Dance machte das Licht an und sah auf den Mann hinunter, den er soeben getötet hatte.
Das blau angelaufene Gesicht war ihm irgendwie vertraut. Rasch durchsuchte er die Sachen des Mannes, aber er fand nur Geld, Autoschlüssel und weitere Arbeitsutensilien: Ersatzmunition, ein Schnappmesser, einen Dietrich. Ein namenloser Killer, dachte Dance und überlegte, wie viel man dem Mann wohl gezahlt hatte.
Er zerrte den Körper auf das Bett und warf die drei Kissen beiseite, mit denen er eine unter der Decke liegende Gestalt vorgetäuscht hatte. Er schätzte die Größe des Toten auf einen Meter dreiundachtzig. Also ungefähr meine Größe, dachte er, das ist gut. Dance wechselte mit der Leiche die Kleider, wahrscheinlich war das unnötig, aber er war ein gründlicher Mensch. Dann nahm er seinen Ehering ab und versuchte, ihn dem Toten aufzusetzen, doch der Ring ging nicht über den Knöchel. So ging er ins Badezimmer, seifte den Ring ein und zwang ihn auf diese Weise auf den Finger des Mannes.
Dann setzte er sich hin und rauchte, während er angestrengt überlegte, ob er irgendein Detail übersehen hatte. Natürlich - die drei Kugeln! Er wühlte in den Kissen herum, untersuchte sie gründlichst und fand endlich auch zwei davon wieder. Die dritte war vermutlich tief in die Matratze eingedrungen. Ehe er noch weiter nachsehen konnte, hörte er plötzlich im Korridor Schritte. Hatte der Mörder noch einen Komplizen?
Dance griff hastig zu seiner Waffe, zielte auf die Tür und wartete. Die Schritte gingen jedoch weiter und verklangen im Korridor. Falscher Alarm. Trotzdem, ich sollte jetzt lieber gehen, sagte er sich. Länger hier zu bleiben wäre sehr unklug.
© Cora Verlag
Übersetzung: Roy Gottwald
Autoren-Porträt von Tess Gerritsen
Wenn die gelernte Ärztin Tess Gerritsen einen neuen Thriller vorlegt, sollte sich der Leser auf eine blutige Geschichte gefasst machen - denn Blut ist für die Autorin nach eigenen Worten "ein Stoff, der mich nie in Ruhe gelassen hat". Gerritsens Romane sind wirklich nichts für schwache Nerven, atemlos spannend von der ersten Seite an, mit genauen medizinischen Details gespickt und von größter psychologischer Glaubwürdigkeit.
Die asiatisch-amerikanische Schriftstellerin Tess Gerritsen wurde in San Diego, Kalifornien, geboren, studierte Medizin in San Francisco und arbeitete nach dem Examen im Jahr 1979 als Internistin in Honolulu. Schon als Kind schrieb sie gern und ließ ihrer blühenden Phantasie dabei freien Lauf. Erst im Mutterschaftsurlaub hatte sie dann wirklich Zeit zum Schreiben - und gewann auf Anhieb bei einem Wettbewerb des Honolulu Magazine mit einer Kurzgeschichte den ersten Preis. 1987 veröffentlichte sie "Der Anruf kam nach Mitternacht", den ersten von neun so genannten "Romantic Thrillers". Mit "Kalte Herzen", ihrem ersten Medizinthriller, kam 1996 auch der internationale Erfolg. Das Buch stand umgehend auf der Bestsellerliste der New York Times und wurde in 20 Sprachen übersetzt. Paramount (DreamWorks) kaufte die Filmrechte. Die Geschichte basiert auf einer Unterhaltung Gerritsens mit einem Ex-Polizisten, der ihr von der Verschleppung russischer Waisenkinder und Organhandel erzählt hatte. Nach zwei weiteren Medizinthrillern gab die Autorin den Arztberuf auf und widmete sich ganz der Schriftstellerei.
Die Heldinnen ihrer Geschichten, Detective Jane Rizzoli und Pathologin Dr. Maura Isles, sind zwei völlig verschiedene Frauen. Nach und nach erfährt der Leser in den Büchern mehr über ihre Vergangenheit und ihr Privatleben, ganz dramatisch z.B. in "Schwesternmord". Das Ziel der beiden Frauen aber bleibt es immer, den Mordopfern in ihrer Heimatstadt Boston wenigstens nach dem Tod Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wie in "Der Meister", "Die Chirurgin" oder "Blutmale".
Und wie erholt sich die Schriftstellerin von all den dunklen Geschichten? Sie spielt Geige in einer Tanzband und pflegt ihren Garten in Camden, Maine, wo sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen lebt.
- Autor: Tess Gerritsen
- 300 Seiten, Maße: 12,5 x 18,6 cm, Taschenbuch
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3899417577
- ISBN-13: 9783899417579
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4 von 5 Sternen
5 Sterne 2Schreiben Sie einen Kommentar zu "Der Anruf kam nach Mitternacht".
Kommentar verfassen