Der gehetzte Uhrmacher
Für die quälend grausamen Morde scheint es kein Motiv zu geben. Jedoch hinterlässt der "Uhrmacher" jedes Mal seine Visitenkarte am Tatort: laut tickende Standuhren, die unerbittlich die letzten Sekunden der Opfer herunterzählen. Das Ermittlerduo Lincoln...
Für die quälend grausamen Morde scheint es kein Motiv zu geben. Jedoch hinterlässt der "Uhrmacher" jedes Mal seine Visitenkarte am Tatort: laut tickende Standuhren, die unerbittlich die letzten Sekunden der Opfer herunterzählen. Das Ermittlerduo Lincoln Rhyme und Amelia Sachs ermitteln fieberhaft - doch der Uhrmacher ist immer einen Schritt voraus.
'Der kalte Vollmond scheint die Erde an: Das Ende der Reise, die mit der Geburt begann.' Der Uhrmacher
Blutige Handabdrücke auf einem Pier - die Leiche fortgerissen von den eiskalten Fluten des Hudson River. Ein toter Mann in einer dunklen Seitengasse des Broadway - sein Brustkorb zerquetscht von einem tonnenschweren Eisenquader ... Lincoln Rhyme und Amelia Sachs können zwar kein Motiv für die quälend grausamen Morde entdecken, doch dafür hat der Täter an beiden Tatorten deutliche Spuren hinterlassen: kleine, laut tickende Standuhren, die unerbittlich die letzten Sekunden im Leben der Opfer herunterzählten - die unverwechselbare Visitenkarte des 'Uhrmachers'.
Fieberhaft machen sich die beiden Ermittler auf die Jagd und erhalten dabei unschätzbare Hilfe von einer neuen Kollegin: Kathryn Dance, eine weltweit anerkannte Spezialistin für Körpersprache, entlarvt Falschaussagen präziser als jeder Lügendetektor. Und tatsächlich scheint mit ihrer Unterstützung der Täter schon bald entlarvt. Doch dann wird klar: Der Uhrmacher ist seinen Verfolgern längst einen entscheidenden Schritt voraus, und irgendwo im Verborgenen tickt ein Zeitzünder unerbittlich gegen Null ...
Der siebte Fall für den genialen gelähmten Ermittler Lincoln Rhyme und seine Partnerin Amelia Sachs!
"Gut konzipierte Krimiunterhaltung mit plastischen und Neugier weckenden Figuren, die hoffentlich zum Teil auch in den Folgebänden noch mitspielen werden. Gutes Lesevergnügen, das einem ein paar kalte Schauer den Rücken jagt." - sandammeer.at
"Noch nie war ein Serienkiller so brillant wie 'der Uhrmacher' - und nie zuvor waren Morde so elegant." - New York Times Book Review
"Sensationell!" - Entertainment Weekly
Der gehetzte Uhrmacher von Jeffery Deaver
LESEPROBE
...Eins
»Wie lange hat es gedauert, bis sietot waren?«
Der Mann, an den diese Fragegerichtet war, schien sie nicht zu hören. Er schaute erneut in den Rückspiegelund konzentrierte sich aufs Fahren. r7 war kurz nach Mitternacht,und die Straßen in Lower Manhattan waren vereist. EineKaltfront hatte den Himmel klar gefegt und den Neuschnee auf Asphalt und Betonin Glatteis verwandelt. Die beiden Männer saßen in ihrem rasendenHeftpflastermobil, wie der clevere Vincent den gelbbraunen Geländewagen wegenseiner Farbe getauft hatte. Das Fahrzeug war ein paar Jahre alt; die Bremsenmussten mal nachgesehen und die Reifen gewechselt werden. Aber einengestohlenen Wagen in die Werkstatt zu bringen, wäre keine gute Idee gewesen,vor allem, weil zwei seiner letzten Insassen nun Mordopfer waren.
Der Fahrer - ein schlanker MannMitte fünfzig mit kurzem schwarzem Haar - bog vorsichtig in eine Seitenstraßeab und fuhr weiter. Er fuhr nicht zu schnell, wechselte präzise die Richtung,blieb genau in der Mitte seiner Fahrspur. So fuhr er immer, ganz gleich ob dieStraßen glatt oder trocken waren und ob das Fahrzeug soeben in einen Mordverwickelt gewesen war oder nicht.
Aufmerksam, gewissenhaft.
Wie lange hatte es gedauert?
Der große Vincent-Vincent mit denlangen, stets feuchten Wurstfingern und einem straffen braunen Gürtel, dessenerstes Loch sich dehnte - zitterte am ganzen Leib. Er hatte seine Nachtschichtals Zeitarbeits-Schreibkraft beendet und dann an der Straßenecke gewartet. Eswar bitterkalt, aber Vincent mochte die Lobby des Gebäudes nicht. Das Lichtwar grünlich, und überall an den Wänden hingen große Spiegel, in denen erseinen ovalen Körper aus allen möglichen Winkeln sehen konnte. Also war erhinaus in die klare, kalte Dezemberluft getreten, auf und ab gelaufen und hatteeinen Schokoriegel gegessen. Okay, zwei.
Nun blickte Vincent zum Vollmondempor, der in der Häuserschlucht einen Moment lang als blendend weiße Scheibezu sehen war, und der Uhrmacher grübelte laut: »Wie lange es gedauert hat, bissie tot waren? Interessante Frage.«
Vincent kannte den Uhrmacher - dermit richtigem Namen Gerald Duncan hieß - erst seit kurzer Zeit, aber er hattegelernt, dass es bisweilen riskant war, dem Mann eine Frage zu stellen. Schon einesimple Erkundigung konnte die Tür zu einem Monolog aufstoßen. Mann, konntedieser Kerl reden. Und seine Antworten waren immer durchdacht, wie bei einemProfessor. Vincent wusste, dass seit einigen Minuten vor allem deswegen Stilleherrschte, weil Duncan sich seine Antwort überlegte.
Vincent öffnete eine Dose Pepsi. Ihmwar zwar kalt, aber er brauchte jetzt etwas Süßes. Er trank aus und stecktesich die leere Dose in die Tasche. Dann aß er eine Packung Erdnussbutterkekse. Duncansah kurz hinüber, um sich davon zu überzeugen, dass Vincent Handschuhe trug. ImHeftpflastermobil trugen sie immer Handschuhe.
Gewissenhaft...
»Ich würde sagen, es gibt daraufmehrere Antworten«, sagte Duncan mit seiner leisen, distanzierten Stimme. »DerErste, den ich getötet habe, war zum Beispiel vierundzwanzig, also könnte manbehaupten, es habe vierundzwanzig Jahre gedauert, bis er tot war.«
Was du nicht sagst!,dachte der clevere Vincent mit dem Sarkasmus eines Teenagers, wenngleich erzugeben musste, dass ihm diese nahe liegende Antwort nicht eingefallen war.
»Der andere war zweiunddreißig,glaube ich.«
In Gegenrichtung fuhr einStreifenwagen vorbei. Das Blut in Vincents Schläfen begann zu pochen, aberDuncan reagierte nicht. Die Polizisten interessierten sich nicht für dengestohlenen Explorer.
»Man kann diese Frage aber auchanders beantworten, nämlich im Hinblick auf die Zeitspanne zwischen dem Moment,in dem ich angefangen habe, und dem Moment, in dem ihre Herzen zu schlagenaufgehört haben«, sagte Duncan. »Vermutlich hast du das gemeint. Weißtdu, die Leute möchten die Zeit gern in leicht verdaulichen Häppchenbetrachten. Das ist zulässig, solange es hilfreich ist. Es ist hilfreich, wennman weiß, dass die Wehen alle zwanzig Sekunden kommen. Das Gleiche gilt für dasWissen, dass der Sportler eine Meile in drei Minuten und achtundfünfzigSekunden gelaufen ist und daher das Rennen gewinnt. Wie lange es heute Nachtgedauert hat, bis sie tot waren ... nun, das ist nicht wichtig, solange esnicht schnell geschehen ist.« Ein Blick zu Vincent.»An deiner Frage ist nichts auszusetzen.«
»Schon gut«, sagte Vincent, dem egalwar, ob es etwas auszusetzen gab. Vincent Reynolds hatte nicht viele Freundeund ließ sich von Gerald Duncan eine Menge gefallen. »Ich war bloß neugierig.«
»Ich weiß. Ich habe lediglich nichtauf die Zeit geachtet. Beim nächsten Mal passe ich besser auf.«
»Bei dem Mädchen? Morgen?« VincentsHerzschlag beschleunigte sich ein wenig.
Er nickte. »Du meinst heute.«
Es war nach Mitternacht. Bei GeraldDuncan musste man korrekt sein, vor allem hinsichtlich der Zeit.
»Genau.«
Der hungrige Vincent hatte dencleveren Vincent um eine Handbreit geschlagen, nun, da er an Joanne dachte,das Mädchen, das als Nächstes sterben würde.
Heute...
Der Mörder fuhr in einemkomplizierten Muster zurück zu ihrer vorläufigen Bleibe im Bezirk Chelsea,südlich von Midtown Manhattan, in der Nähe des Flusses. Die Gegend warmenschenleer; die Temperatur lag bei minus zehn Grad, und ein gleichmäßigerWind wehte durch die engen Straßen.
Duncan hielt am Bordstein, schalteteden Motor aus und zog die Handbremse an. Die Männer stiegen aus. Dann gingensie einen halben Block weit durch die eisige Brise. Duncan blickte auf den Schatten,den er im Mondschein auf den Bürgersteig warf. »Mir ist noch eine andereAntwort eingefallen. Auf die Frage, wie lange es gedauert hat, bis sie totwaren.«
Vincent zitterte wieder - hauptsächlich,aber nicht nur wegen der Kälte.
»Wenn man es von deren Standpunktaus betrachtet, könnte man sagen, es hat bis in alle Ewigkeit gedauert«, sagteder Mörder.
© BlanvaletVerlag
Übersetzung: Thomas Haufschild
Autorenporträt von Jeffery Deaver
Wie kaumein anderer beherrscht der von seinen Fans und den Kritikern
gleichermaßengeliebte Jeffery Deaver denschier unerträglichen Nervenkitzel,
verführtmit falschen Fährten, überrascht mit blitzschnellen Wendungen
und streutdem Leser auf seine unnachahmliche Art Sand in die Augen.
Seit demersten großen Erfolg als Schriftsteller hat er sich aus seinem Beruf
alsRechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und
Kalifornien.Seine Bücher wurden in 12 Sprachen übersetzt und haben ihm
bereitszahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Die kongeniale
Verfilmungseines Romans "Die Assistentin" unter dem Titel "DerKnochenjäger"
(mit DenzelWashington und Angelina Jolie in den Hauptrollen) warweltweit
einsensationeller Kinoerfolg und hat dem faszinierenden Ermittler- und
LiebespaarLincoln Rhyme und Amelia Sachs eine riesigeFangemeinde
erobert.
- Autor: Jeffery Deaver
- 2007, 1, 511 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Dtsch. v. Thomas Haufschild
- Übersetzer: Thomas Haufschild
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3764502029
- ISBN-13: 9783764502027
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