Der Klang der Trommel
Roman
Faye Travers ist Expertin für indianische Kunst. So ist es reine Routine, als sie die Sammlung des alten Kid Tatro durchstöbert. Doch dann stößt Faye auf eine seltene Trommel, deren Klang sie hört, ohne das Instrument zu berühren. Sie ist so fasziniert,...
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Produktinformationen zu „Der Klang der Trommel “
Faye Travers ist Expertin für indianische Kunst. So ist es reine Routine, als sie die Sammlung des alten Kid Tatro durchstöbert. Doch dann stößt Faye auf eine seltene Trommel, deren Klang sie hört, ohne das Instrument zu berühren. Sie ist so fasziniert, dass sie die Trommel stiehlt. Schon bald plagen sie unerwartet schmerzliche und zugleich schöne Erinnerung an ihre früh gestorbene Schwester. Je näher Faye der Trommel kommt, desto intensiver wird die Verbindung zur Vergangenheit... »Louise Erdrich schwingt sich empor zu unvergesslichen Szenen.« (Los Angeles Times)
Warum wir mehr sind, als wir sehen
Mit außergewöhnlicher poetischer Klarheit und großeremotionaler Intelligenz öffnet uns Louise Erdrich die Augen für das Mysteriumder menschlichen Existenz.
Wann immer es in der kleinen Stadt in New Hampshire um dieSchätzung eines Nachlasses mit indianischen Antiquitäten geht, ist Faye Traverserste Wahl - als Tochter eines Rangers in einem Ojibwe-Reservat verfügt sieüber gute Kontakte, und ihr Kunstverstand, ihr Verhandlungsgeschick und ihreIntegrität sind legendär. So ist es reine Routine, als sie die Sammlung desalten Kid Tatro durchstöbert - bis sie auf eine seltene Trommel stößt. Eineseltsame Magie geht von diesem archaischen Instrument aus, dessen Klang Fayehören kann, ohne es zu berühren. Sie ist so fasziniert, dass sie die Trommelstiehlt. Schon bald plagt sie ein schlechtes Gewissen - und die unerwartetschmerzliche und zugleich schöne Erinnerung an ihre früh gestorbene Schwester.Je näher Faye der Trommel kommt, desto intensiver wird das Band, das sie mit derVergangenheit knüpft ...
Mit außergewöhnlicher poetischer Klarheit und großeremotionaler Intelligenz öffnet uns Louise Erdrich die Augen für das Mysteriumder menschlichen Existenz.
Wann immer es in der kleinen Stadt in New Hampshire um dieSchätzung eines Nachlasses mit indianischen Antiquitäten geht, ist Faye Traverserste Wahl - als Tochter eines Rangers in einem Ojibwe-Reservat verfügt sieüber gute Kontakte, und ihr Kunstverstand, ihr Verhandlungsgeschick und ihreIntegrität sind legendär. So ist es reine Routine, als sie die Sammlung desalten Kid Tatro durchstöbert - bis sie auf eine seltene Trommel stößt. Eineseltsame Magie geht von diesem archaischen Instrument aus, dessen Klang Fayehören kann, ohne es zu berühren. Sie ist so fasziniert, dass sie die Trommelstiehlt. Schon bald plagt sie ein schlechtes Gewissen - und die unerwartetschmerzliche und zugleich schöne Erinnerung an ihre früh gestorbene Schwester.Je näher Faye der Trommel kommt, desto intensiver wird das Band, das sie mit derVergangenheit knüpft ...
Lese-Probe zu „Der Klang der Trommel “
Als ich den Kinderfriedhof mit seinen schlichten handgeschriebenen Grabtafeln und den L mmern und Engeln aus verwittertem Stein verlasse, bin ich in Gedanken und halte zu lange an der Stelle, wo die Stra e vom Friedhof auf den zweispurigen Highway m ndet. Diese Zerstreutheit ist zum Teil eine Alterserscheinung, aber ich glaube, da mehr dahintersteckt. Neuerdings z gere ich bei der kleinsten Entscheidung, als h tte ich die Wahl zwischen Verzweiflung und h chster Gl ckseligkeit. Den rechten, den wahren Weg gibt es f r mich nicht mehr. Je vertrauter die Stra e ist, desto leichter verirre ich mich. Links f hrt der Highway in Schlangenlinien nach Norden zu unserer ber hmten Universit tsstadt, aber ich halte mich rechts und komme so zu dem armen historischen Neuenglanddorf Stiles and Stokes mit seinen gro en, biegsamen Ahornb umen, den alten, strahlenf rmig angeordneten Stra en, einem strengen, wei en Glockenturm und einer n chternen Tankstelle, wo wir auch unsere Lebensmittel kaufen. Kurz danach gabelt sich der Highway. Links f hrt eine breite, gepflegte Stra e h gelauf und verzweigt sich zu immer schmaler werdenden Ausl ufern der Revival Road. Genau da, wo es anf ngt un bersichtlich zu werden, wohnen wir, meine Mutter und ich.Von oben d rfte unsere Stra e aussehen wie ein aufs Gerate- wohl hingeworfenes Bindfadenkn uel, ein Wust undurchschaubarer Schlingen und halbfertiger Fragezeichen, aber wer die Geduld aufbringt, genauer hinzusehen, erkennt schlie lich eine gewisse Ordnung. Zun chst hat die Stra e noch einen anst ndigen Belag, wenn auch keinen Asphalt wie der Highway. Wenn sich eine Mehrheit der Stadtverwaltung wieder mal daf r ausspricht, mehr in den Erhalt des Stra ennetzes zu investieren, wird sie mit feinem Kies beschichtet. Im Lauf eines hei en Sommers dr cken sich die Steinchen in den weichen Teer und bilden eine glatte Oberfl che, die Autos schneller fahren l t. Bis zur Wintermitte ist der Frost unter den Stra enbelag gekrochen und bildet Bukkel, die den
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Verkehr zu einer langsameren Fahrweise zwingen.
Mich freut das, denn Kinder benutzen diese Stra e, wenn sie zur Bushaltestelle gehen. Sie kommen mit ihren Hunden vorbei und tragen dicke Jacken in satt leuchtenden Farben - knallrosa, knallgelb, knallblau. Vor meinen Augen ver ndern sie sich, werden zu den jugendlichen Fahrern schneller Wagen, die nur haarscharf die kleineren Kinder verfehlen, Kinder, die dann ihrerseits erwachsen werden und davonfahren.
Wie gesagt - eine gewisse Ordnung ist da, aber immer wieder kompliziert die Unberechenbarkeit der Ereignisse das Muster, l t an der einen Stelle etwas an die Oberfl che treten, verknotet sich an einer anderen, w hrend die Menschen ihre Unordnung voll ausleben. Meine Mutter Elsie und ich versuchen, das Leben durch Beobachtung festzuhalten, aber wenn man davon ausgeht, da man ein ganzes Leben braucht, um die Dinge klar zu sehen, und danach vielleicht noch ein weiteres Leben im Jenseits, haben wohl nur die frommen Toten ein wahrhaftiges Bild von unserer Stra e. Schlie lich verdankt sie ihren Namen dem flachen Feld an ihrem s dlichen Ende, auf dem fr her einmal im Jahr eine Erweckungsversammlung stattfand. Diese drastischen Bekehrungen f hrten zur Gr ndung mehrerer Kirchen, die damals, wie ich meine, in charismatischem Eifer ihrer Zeit weit voraus waren.
Nach und nach vereinigten sie sich mit neueren Glaubensge- meinschaften, aber ihre Toten teilten sich weiterhin die Erde mit Universalisten und Qu kern, ja sogar v llig Ungl ubigen. Wir Lebenden dagegen sind in einzelnen Szenen gefangen, uns fehlt die bersicht, zu der es die Toten gebracht haben. Trotzdem versuche ich zumindest Querverbindungen festzuhalten, versuche, mir durch die t glichen Streitigkeiten, berraschungen und kleinen Begebenheiten hier auf unserer Stra e einen Weg zu bahnen.
An einem frostigen Sonntag mitten im Winter waren wir im Haus mit angenehmen kleinen Arbeiten besch ftigt, als jemand an unsere Haust r wummerte. Erschrocken rief Elsie nach mir. Als ich aus der Waschk che im Keller hochgerannt kam, sah ich vor der Scheibe der hinteren Sturmt r einen jungen Mann stehen, ohne Jacke, schlotternd vor K lte. Er hob die Hand, ich sah, da ihm ein Finger fehlte, und erkannte den jungen, inzwischen erwachsenen Eyke, der sich schon lange nicht mehr an der Kettens ge seines Vaters vergriff, daf r aber an dessen noch nicht abbezahltem, nagelneuen Auto. Davan Eyke hatte es sich zu einer verbotenen Spritztour geschnappt und auf dem Hang neben unserem Haus die Kontrolle ber den Wagen verloren. Das Fahrzeug drohte in eine steile Schlucht zu st rzen, an deren Rand Birken standen. Ein gl cklicher Zufall wollte es, da das Auto genau zwischen zwei St mmen steckenblieb. Die wei en Birken hielten den teuren, unbezahlten wei en Wagen fest wie in einem Schraubstock. Er hatte keine Beule. Keinen silbrigen Kratzer.
Noch nicht. Davan hoffte nun, ich w rde den Wagen an die Kette nehmen, meinen Subaru r ckw rts den Hang hochfahren und sein Fahrzeug vorsichtig freischleppen k nnen.
Meine Kette ri , und die Bem hungen anderer, die im Lauf des Nachmittags zu Hilfe kamen, machten alles noch schlimmer.
Am Ende der Stra e sammelten sich Autos, Laster, Ger t und Menschen. W hrend sie an Davans Wagen ruckelten, schaukelten, schoben und zerrten, verschiedene L sungen ausprobierten und verwarfen, w hrend der Glanz des Neuen sich zunehmend verlor, begriff Davan, da sein Plan gescheitert war, und Verzweiflung packte ihn. Mit leerem Blick sah er, wie ein Abschleppwagen das Auto seines Vaters mit der Winde halb freibekam, es dann knallend auf die Seite fallen lie und mit einem h lich kreischenden Ger usch ber eine Fuhre Kies nach oben zog, die zur Verbesserung der Bodenhaftung gerade von der Stra enmeisterei abgeladen worden war.
Mich freut das, denn Kinder benutzen diese Stra e, wenn sie zur Bushaltestelle gehen. Sie kommen mit ihren Hunden vorbei und tragen dicke Jacken in satt leuchtenden Farben - knallrosa, knallgelb, knallblau. Vor meinen Augen ver ndern sie sich, werden zu den jugendlichen Fahrern schneller Wagen, die nur haarscharf die kleineren Kinder verfehlen, Kinder, die dann ihrerseits erwachsen werden und davonfahren.
Wie gesagt - eine gewisse Ordnung ist da, aber immer wieder kompliziert die Unberechenbarkeit der Ereignisse das Muster, l t an der einen Stelle etwas an die Oberfl che treten, verknotet sich an einer anderen, w hrend die Menschen ihre Unordnung voll ausleben. Meine Mutter Elsie und ich versuchen, das Leben durch Beobachtung festzuhalten, aber wenn man davon ausgeht, da man ein ganzes Leben braucht, um die Dinge klar zu sehen, und danach vielleicht noch ein weiteres Leben im Jenseits, haben wohl nur die frommen Toten ein wahrhaftiges Bild von unserer Stra e. Schlie lich verdankt sie ihren Namen dem flachen Feld an ihrem s dlichen Ende, auf dem fr her einmal im Jahr eine Erweckungsversammlung stattfand. Diese drastischen Bekehrungen f hrten zur Gr ndung mehrerer Kirchen, die damals, wie ich meine, in charismatischem Eifer ihrer Zeit weit voraus waren.
Nach und nach vereinigten sie sich mit neueren Glaubensge- meinschaften, aber ihre Toten teilten sich weiterhin die Erde mit Universalisten und Qu kern, ja sogar v llig Ungl ubigen. Wir Lebenden dagegen sind in einzelnen Szenen gefangen, uns fehlt die bersicht, zu der es die Toten gebracht haben. Trotzdem versuche ich zumindest Querverbindungen festzuhalten, versuche, mir durch die t glichen Streitigkeiten, berraschungen und kleinen Begebenheiten hier auf unserer Stra e einen Weg zu bahnen.
An einem frostigen Sonntag mitten im Winter waren wir im Haus mit angenehmen kleinen Arbeiten besch ftigt, als jemand an unsere Haust r wummerte. Erschrocken rief Elsie nach mir. Als ich aus der Waschk che im Keller hochgerannt kam, sah ich vor der Scheibe der hinteren Sturmt r einen jungen Mann stehen, ohne Jacke, schlotternd vor K lte. Er hob die Hand, ich sah, da ihm ein Finger fehlte, und erkannte den jungen, inzwischen erwachsenen Eyke, der sich schon lange nicht mehr an der Kettens ge seines Vaters vergriff, daf r aber an dessen noch nicht abbezahltem, nagelneuen Auto. Davan Eyke hatte es sich zu einer verbotenen Spritztour geschnappt und auf dem Hang neben unserem Haus die Kontrolle ber den Wagen verloren. Das Fahrzeug drohte in eine steile Schlucht zu st rzen, an deren Rand Birken standen. Ein gl cklicher Zufall wollte es, da das Auto genau zwischen zwei St mmen steckenblieb. Die wei en Birken hielten den teuren, unbezahlten wei en Wagen fest wie in einem Schraubstock. Er hatte keine Beule. Keinen silbrigen Kratzer.
Noch nicht. Davan hoffte nun, ich w rde den Wagen an die Kette nehmen, meinen Subaru r ckw rts den Hang hochfahren und sein Fahrzeug vorsichtig freischleppen k nnen.
Meine Kette ri , und die Bem hungen anderer, die im Lauf des Nachmittags zu Hilfe kamen, machten alles noch schlimmer.
Am Ende der Stra e sammelten sich Autos, Laster, Ger t und Menschen. W hrend sie an Davans Wagen ruckelten, schaukelten, schoben und zerrten, verschiedene L sungen ausprobierten und verwarfen, w hrend der Glanz des Neuen sich zunehmend verlor, begriff Davan, da sein Plan gescheitert war, und Verzweiflung packte ihn. Mit leerem Blick sah er, wie ein Abschleppwagen das Auto seines Vaters mit der Winde halb freibekam, es dann knallend auf die Seite fallen lie und mit einem h lich kreischenden Ger usch ber eine Fuhre Kies nach oben zog, die zur Verbesserung der Bodenhaftung gerade von der Stra enmeisterei abgeladen worden war.
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Autoren-Porträt von Louise Erdrich
Louise Erdrich, 1954 in Little Falls, Minnesota als Tochter einer Indianerin und eines Deutschamerikaners geboren, wuchs in North Dakota auf. Sie wurde für ihre Romane und Lyrikbände mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. im Jahr 2014 mit dem PEN/Saul Bellow Award for Achievement in American Fiction und 2015 mit dem Library of Congress Prize for American Fiction. Louise Erdrich lebt mit ihren fünf Kindern in Minnesota.Renate Orth-Guttmann begann Mitte der sechziger Jahre aus dem Englischen zu übersetzen. Zu den zahlreichen von ihr übersetzten Autoren zählen u. a. Joan Aiken, Roddy Doyle, David Lodge, Joyce Carol Oates und Ruth Rendell. 1989 erhielt sie den Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis
Bibliographische Angaben
- Autor: Louise Erdrich
- 2007, 275 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Orth-Guttmann, Renate
- Übersetzer: Renate Orth-Guttmann
- Verlag: Eichborn
- ISBN-10: 3821857846
- ISBN-13: 9783821857848
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