Der Reinfall
Obwohl ihre Ehe mit Chaz bereits die eine oder andere Krise erlebt hat, würde die hübsche und reiche Joey Perrone sie nicht als unglücklich einstufen. Als Chaz sie jedoch während der Kreuzfahrt anlässlich ihres...
Obwohl ihre Ehe mit Chaz bereits die eine oder andere Krise erlebt hat, würde die hübsche und reiche Joey Perrone sie nicht als unglücklich einstufen. Als Chaz sie jedoch während der Kreuzfahrt anlässlich ihres Hochzeitstages kurzerhand über Bord wirft, sieht sich Joey gezwungen, diese Einschätzung zu revidieren.
Das Motiv für die Tat ist allerdings nicht finanzieller Natur, denn Joey hat ihr Geld längst in Sicherheit gebracht. Chaz glaubt vielmehr, dass seine bessere Hälfte etwas über seine krummen Deals mit Red Hammernut weiß, einem skrupellosen Tycoon, der die Everglades verseucht. Dummerweise war Joey früher Leistungsschwimmerin und kann sich über Wasser halten, bis sie von Mick Stranahan gerettet wird. Zusammen mit dem smarten Expolizisten startet Joey nun einen Rachefeldzug, der den naiven Chaz arg in Bedrängnis bringt.
Obwohl ihre Ehe mit Chaz bereits die eine oder andere Krise erlebt hat, würde die hübsche und reiche Joey Perrone sie nicht als unglücklich einstufen. Als Chaz sie jedoch während der Kreuzfahrt anlässlich ihres Hochzeitstages kurzerhand über Bord wirft, sieht sich Joey gezwungen, diese Einschätzung zu revidieren. Das Motiv für die Tat ist allerdings nicht finanzieller Natur, denn Joey hat ihr Geld längst in Sicherheit gebracht. Chaz glaubt vielmehr, dass seine bessere Hälfte etwas über seine krummen Deals mit Red Hammernut weiß, einem skrupellosen Tycoon, der die Everglades verseucht. Dummerweise war Joey früher Leistungsschwimmerin - ein biographisches Detail, das Chaz entgangen war - und kann sich über Wasser halten, bis sie von Mick Stranahan gerettet wird. Zusammen mit dem smarten Expolizisten startet Joey nun einen Rachefeldzug, der den naiven Chaz arg in Bedrängnis bringt ...
"Eine umwerfend schwarze Komödie. Dieser Reinfall - ein Glücksfall für den Leser." - Bild am Sonntag
"Diese Komödie um einen scheiternden Mord ist weniger komplex als andere Hiaasen-Krimis, aber nicht weniger vergnüglich." - Stuttgarter Zeitung
"Schrill, durchgedreht, bester Hiaasen, zum Brüllen komisch." - Krimiwelt-Bestenliste
DerReinfall von Carl Hiaasen
LESEPROBE
Um Punkt 23 Uhr in einer kühlen Aprilnacht ging eine junge Fraunamens Joey Perrone vom Erste-Klasse-Deck des Kreuzfahrtschiffes M. V. SunDuchess über Bord. Während sie auf den dunklen Atlantik zustürzte, war Joeyviel zu verdattert, um in Panik zu geraten. Ich bin mit einem Arschlochverheiratet, dachte sie, als sie kerzengerade ins Wasser tauchte. Der Aufschlagriss ihr den Seidenrock, die Bluse und die Unterwäsche sowie die Armbanduhr vomLeib, doch Joey blieb bei Bewusstsein und behielt einen klaren Kopf. Natürlichbehielt sie einen klaren Kopf. Sie war Vizekapitän der Schwimmmannschaft ihresColleges gewesen, ein biographisches Detail, das ihrem Ehemann offenkundigentfallen war. Während sie im schaumigen Kielwasser des Schiffes schaukelte, sahJoey zu, wie die festlich beleuchtete Sun Duchess unbeirrt mit 20 Seemeilenpro Stunde davondampfte. Offensichtlich hatte nur einer der 2049 Passagieremitbekommen, was passiert war, und der behielt es für sich. Drecksack, dachteJoey. Sie merkte, dass ihr BH ihr bis zur Taille heruntergerutscht war, undbefreite sich strampelnd davon. Im Westen, unter einem Baldachin aus weichem,bernsteinfarbenem Licht konnte man die Küste Floridas sehen. Joey begann zuschwimmen. Das Wasser des Golfstroms war etwas wärmer als die Luft, doch derfrische Nordostwind hatte unangenehme, kurze Kabbelwellen aufgewühlt. Joeyschlug ein gleichmäßiges Tempo an. Um nicht an Haie zu denken, ließ sie imGeiste alle bemerkenswerten Ereignisse dieser einwöchigen Kreuzfahrt, dieebenso wenig verheißungsvoll begonnen hatte, wie sie zu Ende gegangen war, nocheinmal Revue passieren. Die Sun Duchess hatte im Port Everglades mitdreistündiger Verspätung abgelegt, weil ein wild gewordener Waschbär in der Kombüseaufgetaucht war. Einer der Köche hatte das schäumende Biest in eine 200-Liter-Tonnemit Guavekompott gedrängt, ehe es dem Mann die Hängebacken zerkratzt hatte undknurrend in den Tiefen des Schiffes verschwunden war. Ein Tierfängerteam warzusammen mit Leuten vom Gesundheitsamt und Rettungssanitätern angerückt. Dieevakuierten Passagiere waren mit Rumcocktails und Häppchen ruhig gestelltworden. Später, als sie wieder an Bord gegangen waren, waren Joey die Tierfängerentgegengekommen, die mit leeren Händen das Fallreep heruntertrotteten. »Ichwette, die haben das Vieh nicht gekriegt«, flüsterte sie ihrem Mann zu. Trotzder Unannehmlichkeiten, die der Waschbär verursacht hatte, stellte sie fest,dass sie dem durchgeknallten kleinen Racker innerlich die Daumen drückte. »Tollwut«,hatte ihr Mann wissend gesagt. »Wenn das Biest mich auch nur mit einer Kralleanrührt, gehört diese verdammte Kreuzfahrtgesellschaft mir.« »Oh, bitte, Chaz.«»Von da an kannst du mich Onassis nennen. Glaubst du etwa, ich mache Witze?« DieSun Duchess war 285 Meter lang und wog ein klein wenig über 70.000 Tonnen.Das hatte Joey einer Broschüre entnommen, die sie in ihrer Kabine gefundenhatte. Die Reiseroute schloss Puerto Rico, Nassau und eine private Insel derBahamas ein, die die Reederei (Gerüchten zufolge) der Witwe einesDrogenhändlers abgekauft hatte, der in Stücke gehackt worden war. Der letzteHafen, in dem das Schiff vor seiner Rückkehr nach Fort Lauderdale anlegenwürde, war Key West. Chaz hatte die Kreuzfahrt selbst ausgesucht; er hattebehauptet, es wäre ein Geschenk zum Hochzeitstag. Den ersten Abend hatte er aufdem Heck damit verbracht, Golfbälle in den Ozean zu schlagen. Anfangs hatte esJoey geärgert, dass die Sun Duchess Golfabschlagplätze bot, ganz zuschweigen von einer Kletterwand und Squashplätzen. Das alles hätten sie undChaz auch in Boca tun können. Nicht weniger lächerlich war das Solarium desSchiffes, wo reger Zulauf herrschte, sobald der Himmel sich zuzog. Die Reedereiwollte, dass jeder Passagier entweder knackig braun oder knallrot verbranntnach Hause kam, als Beweis dafür, dass man sieben Tage in den Tropen verbrachthatte. Wie sich herausstellte, turnte Joey schließlich doch an der Kletterwandherum und nutzte sämtliche anderen Annehmlichkeiten, die das Schiff zu bietenhatte, nach Kräften, sogar die beiden Bowlingbahnen. Die Alternative bestanddarin, zu essen und zu trinken, bis einem schlecht wurde; schließlich warVöllerei der Hauptzeitvertreib auf Kreuzfahrten. Die Sun Duchess warberühmt für ihre 24-Stunden-Büfetts, und damit verbrachte auch Joeys Ehemanndie Stunden zwischen den Häfen. Verfressenes Schwein, dachte sie und tauchteunter, um einen Strang Seetang loszuwerden, der sich wie feuchtes Lametta um ihrenHals geschlungen hatte. Jeder Sonnenaufgang hatte einen strahlenden neuen Hafenoffenbart, doch die Städte und die Märkte ähnelten einander auf eintönige Weise,als wäre das Ganze von ein und derselben Firma entworfen worden, die dannBetriebslizenzen verkauft hatte. Joey hatte sich aufrichtig bemüht, diejeweiligen Produkte des Landes reizend zu finden, obgleich viele davonanscheinend in Singapur oder Südkorea hergestellt worden waren. Und was sollteman mit einer Muschel anfangen, deren natürliches Muster unbeholfen mitNagellack retuschiert worden war? Oder mit einer Kokosnussschale mit einemhandgemalten Porträt Prinz Harrys? Ihre Rolle als Touristin war so ermüdend,dass Joey sich unwillkürlich auf die »unberührte Privatinsel« der Reedereifreute, die in der Broschüre angepriesen worden war. Doch auch die erwies sichals enttäuschend. Das Kreuzfahrtunternehmen hatte die Insel höchst verlogen»Rapture Key« getauft, jedoch nur minimale Anstrengungen unternommen, siewieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Hähne, Ziegen undWildschweine stellten die vorherrschende Fauna, die den Schmuggler, der sie dortals Proviant gehalten hatte, längst überdauert hatte. Die Sandbänke der Inselwaren mit den Rümpfen abgestürzter Drogenflugzeuge übersät, und am Strand, wodie Bäume gerodet worden waren, fand man statt Muscheln nur Patronenhülsen,Kaliber 45. »Ich leihe mir einen Jetski«, hatte Chaz fröhlich verkündet. »Ichschaue mal, ob ich ein bisschen Schatten finde«, hatte Joey geantwortet, »undlese mein Buch zu Ende.« Die Kluft zwischen ihnen blieb breit und unerforscht.Als die Sun Duchess schließlich Key West erreichte, verbrachten Joey undChaz nur noch etwa eine wache Stunde pro Tag miteinander, eine Zeitspanne, diesie normalerweise mit Sex oder Streit ausfüllten. Also in etwa derselbeZeitplan wie zu Hause auch. So viel zu den romantischen Breitengraden, hatteJoey gedacht und sich gewünscht, sie wäre trauriger, als es tatsächlich derFall war. Als ihr Mann sich aufgemacht hatte, um am Mallory Square »mal dieSzene auszuchecken«, hatte sie kurz überlegt, ob sie einen der Stewardsverführen sollte, ein peruanisches Prachtexemplar namens Tico. Letzten Endeshatte Joey dann doch keine Lust mehr dazu gehabt und den geknickten jungenBurschen mit einem Kuss aufs Kinn und einem 50-Dollar-Trinkgeld fortgeschickt. IhreGefühle für Chaz waren nicht stark genug, um ihn zu betrügen, nicht einmal ausGehässigkeit, obwohl sie den Verdacht hegte, dass er sie oft betrogen hatte(und möglicherweise auch während der Kreuzfahrt). Als er zur Sun Duchess zurückgekehrtwar, hatte Chaz geplappert wie ein Kakadu auf PCP. »Siehst du all die Wolkenda? Es gibt gleich Regen«, hatte er in einem eigenartig überschwänglichenTonfall verkündet. »Das heißt dann wohl kein Golf heute Abend«, meinte Joey. »Hey,ich hab auf der Duval Street sechsundzwanzig T-Shirt- Läden gezählt. KeinWunder, dass Hemingway sich die Birne weggepustet hat.« »Das war nicht hier«,ließ Joey ihn wissen. »Das war in Idaho.« »Wie wär s mit was zu futtern? Ichkönnte n Walfisch einwerfen. « Beim Abendessen hatte Chaz ständig JoeysWeinglas nachgefüllt, trotz ihrer Proteste. Jetzt wusste sie, warum. Sie spürtesie auch, die Müdigkeit, die von der alkoholbedingten Dehydration herrührte.Anfangs hatte sie die Wellenkämme mit kräftigen Beinschlägen erklommen und wardann mit langen Schwimmzügen ins Wellental getaucht, doch jetzt kamen ihrallmählich sowohl Rhythmus als auch Ausdauer abhanden. Dies hier war nicht dasbeheizte Schwimmbecken der Universität von Kalifornien, das hier war dergottverdammte Atlantische Ozean. Joey kniff die Augen zu, um das Brennen desSalzwassers zu lindern. Ja, ich hatte schon das Gefühl, dass er mich nicht mehrliebt, dachte sie, aber das hier, das ist doch einfach lächerlich. Chaz Perronelauschte auf ein Platschen, doch er hörte nichts außer dem tiefen, einlullendenDröhnen der Schiffsmaschinen. Den Kopf ein wenig schräg gelegt, stand er an derReling, reglos und einsam wie ein Reiher. Er hatte nicht vorgehabt, sie hierüber Bord zu schmeißen. Eigentlich hatte er gehofft, es früher tun zu können,irgendwo zwischen Nassau und San Juan, in der Erwartung, dass die Strömung ihrenLeichnam in kubanische Gewässer tragen würde, sicher außerhalb desZuständigkeitsbereichs US-amerikanischer Gerichte. Wenn die Haie sie nichtzuerst fanden.
(...)
© Manhattan Verlag
Übersetzung: Marie-Luise Bezzenberger
- Autor: Carl Hiaasen
- 2006, 5, 474 Seiten, Maße: 13,5 x 20,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: MANHATTAN
- ISBN-10: 3442546133
- ISBN-13: 9783442546138
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