Der Tod kommt wie gerufen
Roman
Ein Ritualmord in Charlotte, North Carolina? Ein neuer Fall für die forensische Anthropologin Tempe Brennan!
Ein verlassenes Haus in Charlotte, North Carolina, ein grausiger Einsatz für Forensikerin Tempe...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Tod kommt wie gerufen “
Ein Ritualmord in Charlotte, North Carolina? Ein neuer Fall für die forensische Anthropologin Tempe Brennan!
Ein verlassenes Haus in Charlotte, North Carolina, ein grausiger Einsatz für Forensikerin Tempe Brennan: Neben Kupferkesseln und Vogelschnäbeln liegt der abgetrennte Kopf eines Mädchens. Wenig später wird ein Männertorso aus dem Catawba-River geborgen.
Blitzartig geht ein Gerücht um: Ritualmord! Ein Politiker auf Stimmenfang denkt nicht daran, Tempes Ermittlungen abzuwarten. Er rät seinen Bürgern, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. Tempe gerät zwischen die Fronten eines Kampfes zwischen höheren, finsteren Mächten - und in Charlotte bahnt sich eine gnadenlose Hexenjagd an.
Ebenfalls erhältlich als Hörbuch:
Der Tod kommt wie gerufen, Hörbuch (Best.-Nr.: 0283933)
Der Tod kommt wie gerufen, Hörbuch (Best.-Nr.: 0283933)
Klappentext zu „Der Tod kommt wie gerufen “
Sie werden ein Opfer bringen Ihren SchlafEin verlassenes Haus in Charlotte, North Carolina, ein grausiger Einsatz für die Forensikerin Tempe Brennan: Neben Kupferkesseln und Vogelschnäbeln liegt der abgetrennte Kopf eines Mädchens. Blitzartig geht ein Gerücht um: Ritualmord! Ein bibelfester Politiker auf Stimmenfang verdächtigt okkulte Kreise und ruft nach Vergeltung. Noch während Tempe die Tatorte untersucht, bahnt sich in Charlotte eine gnadenlose Hexenjagd an.
Wie und wo das junge Mädchen zu Tode kam, kann Tempe sich nicht erklären, als sie im Dunkel des Kellers kniet. Genauso wenig wie die Herkunft eines Männertorsos, der wenig später aus dem Catawba-River geborgen wird. Als der Öffentlichkeit einige außergewöhnliche Details von den Fundorten bekannt werden, geraten in North Carolina ansässige, religiöse Kulte in Verdacht: Santería, Wicca, Satanisten. Ein ehemaliger Prediger und wahlkämpfender Politiker denkt nicht daran, Brennans Ermittlungen abzuwarten. Er rät seinen Bürgern, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. Und Tempe gerät zwischen die Fronten eines Kampfes zwischen höheren, finsteren Mächten.
"Reichs neuer Thriller fasziniert mit seinem Plot voller falscher Spuren und vielen schillernden Charakteren. Aus dem Dickicht der Ermittlungen gelingt es ihrer Protagonistin, den Täter herauszukristallisieren, der von Gier und Hochmut getrieben, alles Mitgefühl verloren hat und zum eiskalten Mörder geworden ist." -- Deutsche Presse-Agentur
"Geschickt verwebt die Autorin Pathologie und Pathos, was die innere Zerrissenheit einer wissenschaftsgläubigen Gesellschaft widerspiegelt. Der Tod wurde zwar entzaubert, aber die Angst vor ihm ist geblieben. Vielleicht kann es also durchaus heilsam sein, für ein paar Stunden in die nekrophile Welt der abgeklärten Temperance Brennan einzutauchen." -- Peter M. Hetzel, Schweizer Illustrierte
"In dem 11. Fall von Tempe Brennan lässt Kathy Reichs ihre Akteurin schwer leiden. Die Anthropologin droht, über sich selbst zu stürzen. Ein mutiger Schritt der Autorin, der die Protagonistin noch sympathischer macht. Reichs' Exkurs in die Welt heidnischer Glaubensrichtungen wie Wicca, Santeria oder Voodoo geben dem Thriller einen Hauch von Mystik. Durch flotte Dialoge und lebendige Charaktere kann auch dieser Krimi völlig überzeugen." -- Bettina Schwoch, AP
"Geschickt verwebt die Autorin Pathologie und Pathos, was die innere Zerrissenheit einer wissenschaftsgläubigen Gesellschaft widerspiegelt. Der Tod wurde zwar entzaubert, aber die Angst vor ihm ist geblieben. Vielleicht kann es also durchaus heilsam sein, für ein paar Stunden in die nekrophile Welt der abgeklärten Temperance Brennan einzutauchen." -- Peter M. Hetzel, Schweizer Illustrierte
"In dem 11. Fall von Tempe Brennan lässt Kathy Reichs ihre Akteurin schwer leiden. Die Anthropologin droht, über sich selbst zu stürzen. Ein mutiger Schritt der Autorin, der die Protagonistin noch sympathischer macht. Reichs' Exkurs in die Welt heidnischer Glaubensrichtungen wie Wicca, Santeria oder Voodoo geben dem Thriller einen Hauch von Mystik. Durch flotte Dialoge und lebendige Charaktere kann auch dieser Krimi völlig überzeugen." -- Bettina Schwoch, AP
Lese-Probe zu „Der Tod kommt wie gerufen “
Der Tod kommt wie gerufen von Kathy ReichsLESEPROBE
1
Mein Name ist Temperance Deasee Brennan. Ich bin eins fünfundsechzig, reizbar und über vierzig. Mehrfach diplomiert. Überarbeitet. Unterbezahlt:
Dem Tode nah.
Ich strich dieses Fragment literarischer Inspiration durch und versuchte einen neuen Anfang.
Ich bin forensische Anthropologin. Ich kenne den Tod. Jetzt lauert er auf mich. Dies ist meine Geschichte.
O Mann. Die Wiedergeburt von Jack Webb und seinem Polizeibericht Los Angeles.
Wieder Striche durch die Zeilen.
Ich schaute auf die Uhr. 14 Uhr 45.
Ich ließ die autobiografischen Versuche sein und fing an zu kritzeln. Kreise in Kreisen. Das Ziffernblatt der Uhr. Das Konferenzzimmer. Der Campus der UNCC. Charlotte. North Carolina. Die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Erde. Die Milchstraße.
Um mich herum diskutierten meine Kollegen winzigste Details mit dem Eifer religiöser Fundamentalisten. In der augenblicklichen Debatte ging es uni Formulierungen in einem Unterkapitel einer Selbststudie des Fachbereichs. Das Zimmer war stickig, das Thema zum Lidflattern langweilig. Die Sitzung dauerte schon über zwei Stunden, und die Zeit flog nicht gerade dahin. Ich fügte den äußersten meiner konzentrischen Kreise Spiralarme hinzu. Füllte Leerräume mit Punkten. Vierhundert Milliarden Sterne in der Galaxie. Am liebsten hätte ich meinen Stuhl auf Hyperdrive geschaltet und wäre zu einem von ihnen geflogen. Anthropologie ist ein sehr weites Feld, das aus verschiedenen,
miteinander verbundenen Subspezialgebieten besteht. Biologisch. Kulturell. Archäologisch. Linguistisch. Unsere Fakultät hat das komplette Quartett. Und Mitglieder jeder Gruppe hatten das Bedürfnis mitzureden.
George Petrella ist Linguist, der über Mythen als Erzählungen der individuellen und kollektiven Identität forscht. Hin und wieder sagt er etwas, das ich
... mehr
verstehe.
In diesem Augenblick hatte Petrella etwas gegen die Formulierung »reduzierbar auf« vier unterschiedliche Bereiche. Er schlug als Ersatz »unterteilbar in« vor.
Cheresa Bickhani, eine Archäologin aus dem Südwesten, und Jennifer Roberts, Spezialistin für kulturübergreifende Glaubenssysteme, hielten eisern an »reduzierbar auf« fest.
Da mir mein galaktischer Pointillismus langsam langweilig wurde und ich nicht wusste, wie ich meine Langeweile reduzieren oder in weniger langweilige Momente unterteilen sollte, verlegte ich mich auf die Kalligrafie.
Temperance. Von lateinisch temperantia, Mäßigung. Das Charaktermerkmal der Vermeidung von Exzessen.
Davon bitte eine doppelte Portion. Mit extra Zurückhaltung. Und ohne Ego.
Noch ein Blick auf die Uhr.
14 Uhr 58.
Das Gequassel ging weiter.
Uni 15 Uhr 10 wurde eine Entscheidung getroffen. »Unterteilbar in« war der Sieger.
Evander Doe, der Fakultätsvorstand seit über einem Jahrzehnt, leitete die Sitzung. Obwohl er ungefähr so alt ist wie ich, sieht Doe aus wie jemand aus einem Gemälde von Grant Wood. Kahlköpfig. Mit Drahtgestellbrille, die ihn aussehen lässt wie eine Eule. Elefantenohren.
Fast alle, die Doe kennen, betrachten ihn als mürrisch. Ich nicht. Ich habe den Mann schon mindestens drei Mal lächeln gesehen.
Nachdem er »unterteilbar in« nun abhaken durfte, wandte Doe sich dem nächsten brennenden Thema zu. Ich unterbrach meine Krakeleien, um ihm zuzuhören.
Sollte die Selbstbeschreibung des Fachbereichs eher die historischen Beziehungen zu den Geisteswissenschaften und der kritischen Theorie betonen oder eher die immer wichtiger werdende Rolle der Naturwissenschaften und der empirischen Beobachtung unterstreichen?
Meine unvollendete Autobiografie hatte genau den Punkt getroffen. Ich würde wirklich sterben, bevor diese Sitzung abgeschlossen war.
Ein plötzlicher Einfall. Die berüchtigten Versuche zur sensorischen Deprivation in den 1950ern. Ich stellte mir Freiwillige mit blickdichten Brillen und gepolsterten Handschuhen vor, die auf Pritschen in schalldichten Kammern lagen.
Ich ging ihre Symptome durch und verglich sie mit meinem augenblicklichen Zustand.
Beklemmung. Depression. Antisoziales Verhalten. Halluzinationen.
Den vierten Punkt strich ich wieder. Ich war zwar gestresst und reizbar, aber Halluzinationen hatte ich keine. Noch nicht. Wobei ich nichts dagegen hätte. Ein lebhaftes Wahnbild wäre wahrscheinlich eine Ablenkung gewesen.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin noch keine Zynikerin, was die Lehre angeht. Ich bin sehr gern Professorin. Ich bedaure, dass der Austausch mit meinen Studenten von Jahr zu Jahr weniger wird.
Warum so wenig Zeit im Hörsaal? Zurück zu der Sache mit der Subspezialisierung.
Haben Sie mal versucht, einfach nur zum Arzt zu gehen? Vergessen Sie's. Man muss zum Kardiologen. Zum Dermatologen. Zum Endokrinologen. Zum Gastroenterologen. Wir leben in einer spezialisierten Welt. In meinem Bereich ist das nicht anders.
Anthropologie: das Studium des menschlichen Organismus.
Biologische Anthropologie: das Studium der Biologie, der Variabilität und der Evolution des menschlichen Organismus. Osteologie: das Studium der Knochen des menschlichen Organismus. Forensische Anthropologie: das Studium der Knochen des menschlichen Organismus zu juristischen Zwecken.
Folgen Sie einfach den Verzweigungen, und dort finden Sie mich. Obwohl ich von der Ausbildung her Bioarchäologin bin und meine Karriere mit der Ausgrabung und Untersuchung uralter Überreste begonnen habe, wechselte ich vor Jahren in die Forensik. Habe mich auf die dunkle Seite geschlagen, wie meine ehemaligen Kommilitonen mich noch immer aufziehen. Verlockt von Ruhm und Reichtum. Ja, genau. Eine gewisse Ruchbarkeit vielleicht. Aber Reichtum auf keinen Fall.
Forensische Anthropologen arbeiten mit den relativ frisch Verstorbenen. Wir werden engagiert von Ermittlungsbehörden, Leichenbeschauern, Staatsanwälten, Strafrerteidigern, dem Militär, Menschenrechtsgruppen und Bergungsteams bei Massenkatastrophen.Ausgehend von unserem Wissen über Biomechanik, Genetik und Skelettanatomie beschäftigen wir uns mit Fragen der Identifikation, der Todesursache, des postmortalen Intervalls, auch Leichenliegezeit genannt, und der postmortalen Veränderung der Leiche. Wir untersuchen die Verbrannten, die Verwesten, die Mumifizierten, die Verstümmelten und Zerstückelten und die Skelettierten. Wenn wir diese Leichen zu Gesicht bekommen, sind sie oft bereits in einem viel zu schlechten Zustand, als dass eine Autopsie noch Ergebnisse liefern könnte.
Als Angestellte des Staates North Carolina stehe ich sowohl bei der UNC-Charlotte unter Vertrag wie beim Office of the Chief Medical Examiner, dem obersten Leichenbeschauer, der Einrichtungen in Charlotte und Chapel Hill hat. Zusätzlich bin ich als wissenschaftliche Beraterin für das Laboratoire de sciences judiciaires et de medicine legale in Montreal tätig.
North Carolina und Quebec? Außergewöhnlich. Aber davon später.
Wegen meines grenzüberschreitenden Engagements und meiner doppelten Verpflichtung in North Carolina unterrichte ich an der UNCC nur einen Kurs, ein Oberseminar in forensischer Anthropologie. So verbringe ich zweimal jährlich ein Semester im Klassenzimmer.
Und im Konferenzzimmer.
Auf das Unterrichten freue ich mich. Was ich nicht ausstehen kann, sind diese endlosen Sitzungen. Und die Fakultätspolitik.
Irgendjemand stellte den Antrag, dass die Fakultätsselbstbeschreibung an die Ausschüsse zurückverwiesen werden sollte. Was mich anging, hätte man das Ding auch nach Simbabwe schicken können, uni es dort auf ewig zu verbuddeln.
Doe kam nun zum nächsten Tagesordnungspunkt. Einrichtung eines Ausschusses für Berufsethik.
Innerlich aufstöhnend, begann ich mit einer Liste meiner noch zu erledigenden Pflichten.
Gewebeproben an Alex
Alex ist meine Laborassistentin. Aus meiner Sanunlung würde sie ein Knochenquiz für das nächste Seminar zusammenstellen.
Bericht an LaManche
Pierre LaManche ist Pathologe und Chef der gerichtsmedizinischen Abteilung des LSJML. Der letzte Fall, den ich vor meiner Abreise aus Montreal in der vergangenen Woche bearbeitete, war das Opfer eines Fahrzeugbrands. Nach meiner Beurteilung handelte es sich um einen gut dreißigjährigen weißen Mann.
Pech für LaManche war nur, dass der Fahrer des Autos eine neunundfünfzigjährige Asiatin hätte sein sollen. Pech für das Opfer war, dass jemand ihm zwei Kugeln in den linken Scheitellappen gejagt hatte. Pech für mich war, dass der Fall ein Mord war und ich wahrscheinlich vor Gericht erscheinen musste.
© Blessing Verlag
Übersetzung: Klaus Berr
In diesem Augenblick hatte Petrella etwas gegen die Formulierung »reduzierbar auf« vier unterschiedliche Bereiche. Er schlug als Ersatz »unterteilbar in« vor.
Cheresa Bickhani, eine Archäologin aus dem Südwesten, und Jennifer Roberts, Spezialistin für kulturübergreifende Glaubenssysteme, hielten eisern an »reduzierbar auf« fest.
Da mir mein galaktischer Pointillismus langsam langweilig wurde und ich nicht wusste, wie ich meine Langeweile reduzieren oder in weniger langweilige Momente unterteilen sollte, verlegte ich mich auf die Kalligrafie.
Temperance. Von lateinisch temperantia, Mäßigung. Das Charaktermerkmal der Vermeidung von Exzessen.
Davon bitte eine doppelte Portion. Mit extra Zurückhaltung. Und ohne Ego.
Noch ein Blick auf die Uhr.
14 Uhr 58.
Das Gequassel ging weiter.
Uni 15 Uhr 10 wurde eine Entscheidung getroffen. »Unterteilbar in« war der Sieger.
Evander Doe, der Fakultätsvorstand seit über einem Jahrzehnt, leitete die Sitzung. Obwohl er ungefähr so alt ist wie ich, sieht Doe aus wie jemand aus einem Gemälde von Grant Wood. Kahlköpfig. Mit Drahtgestellbrille, die ihn aussehen lässt wie eine Eule. Elefantenohren.
Fast alle, die Doe kennen, betrachten ihn als mürrisch. Ich nicht. Ich habe den Mann schon mindestens drei Mal lächeln gesehen.
Nachdem er »unterteilbar in« nun abhaken durfte, wandte Doe sich dem nächsten brennenden Thema zu. Ich unterbrach meine Krakeleien, um ihm zuzuhören.
Sollte die Selbstbeschreibung des Fachbereichs eher die historischen Beziehungen zu den Geisteswissenschaften und der kritischen Theorie betonen oder eher die immer wichtiger werdende Rolle der Naturwissenschaften und der empirischen Beobachtung unterstreichen?
Meine unvollendete Autobiografie hatte genau den Punkt getroffen. Ich würde wirklich sterben, bevor diese Sitzung abgeschlossen war.
Ein plötzlicher Einfall. Die berüchtigten Versuche zur sensorischen Deprivation in den 1950ern. Ich stellte mir Freiwillige mit blickdichten Brillen und gepolsterten Handschuhen vor, die auf Pritschen in schalldichten Kammern lagen.
Ich ging ihre Symptome durch und verglich sie mit meinem augenblicklichen Zustand.
Beklemmung. Depression. Antisoziales Verhalten. Halluzinationen.
Den vierten Punkt strich ich wieder. Ich war zwar gestresst und reizbar, aber Halluzinationen hatte ich keine. Noch nicht. Wobei ich nichts dagegen hätte. Ein lebhaftes Wahnbild wäre wahrscheinlich eine Ablenkung gewesen.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin noch keine Zynikerin, was die Lehre angeht. Ich bin sehr gern Professorin. Ich bedaure, dass der Austausch mit meinen Studenten von Jahr zu Jahr weniger wird.
Warum so wenig Zeit im Hörsaal? Zurück zu der Sache mit der Subspezialisierung.
Haben Sie mal versucht, einfach nur zum Arzt zu gehen? Vergessen Sie's. Man muss zum Kardiologen. Zum Dermatologen. Zum Endokrinologen. Zum Gastroenterologen. Wir leben in einer spezialisierten Welt. In meinem Bereich ist das nicht anders.
Anthropologie: das Studium des menschlichen Organismus.
Biologische Anthropologie: das Studium der Biologie, der Variabilität und der Evolution des menschlichen Organismus. Osteologie: das Studium der Knochen des menschlichen Organismus. Forensische Anthropologie: das Studium der Knochen des menschlichen Organismus zu juristischen Zwecken.
Folgen Sie einfach den Verzweigungen, und dort finden Sie mich. Obwohl ich von der Ausbildung her Bioarchäologin bin und meine Karriere mit der Ausgrabung und Untersuchung uralter Überreste begonnen habe, wechselte ich vor Jahren in die Forensik. Habe mich auf die dunkle Seite geschlagen, wie meine ehemaligen Kommilitonen mich noch immer aufziehen. Verlockt von Ruhm und Reichtum. Ja, genau. Eine gewisse Ruchbarkeit vielleicht. Aber Reichtum auf keinen Fall.
Forensische Anthropologen arbeiten mit den relativ frisch Verstorbenen. Wir werden engagiert von Ermittlungsbehörden, Leichenbeschauern, Staatsanwälten, Strafrerteidigern, dem Militär, Menschenrechtsgruppen und Bergungsteams bei Massenkatastrophen.Ausgehend von unserem Wissen über Biomechanik, Genetik und Skelettanatomie beschäftigen wir uns mit Fragen der Identifikation, der Todesursache, des postmortalen Intervalls, auch Leichenliegezeit genannt, und der postmortalen Veränderung der Leiche. Wir untersuchen die Verbrannten, die Verwesten, die Mumifizierten, die Verstümmelten und Zerstückelten und die Skelettierten. Wenn wir diese Leichen zu Gesicht bekommen, sind sie oft bereits in einem viel zu schlechten Zustand, als dass eine Autopsie noch Ergebnisse liefern könnte.
Als Angestellte des Staates North Carolina stehe ich sowohl bei der UNC-Charlotte unter Vertrag wie beim Office of the Chief Medical Examiner, dem obersten Leichenbeschauer, der Einrichtungen in Charlotte und Chapel Hill hat. Zusätzlich bin ich als wissenschaftliche Beraterin für das Laboratoire de sciences judiciaires et de medicine legale in Montreal tätig.
North Carolina und Quebec? Außergewöhnlich. Aber davon später.
Wegen meines grenzüberschreitenden Engagements und meiner doppelten Verpflichtung in North Carolina unterrichte ich an der UNCC nur einen Kurs, ein Oberseminar in forensischer Anthropologie. So verbringe ich zweimal jährlich ein Semester im Klassenzimmer.
Und im Konferenzzimmer.
Auf das Unterrichten freue ich mich. Was ich nicht ausstehen kann, sind diese endlosen Sitzungen. Und die Fakultätspolitik.
Irgendjemand stellte den Antrag, dass die Fakultätsselbstbeschreibung an die Ausschüsse zurückverwiesen werden sollte. Was mich anging, hätte man das Ding auch nach Simbabwe schicken können, uni es dort auf ewig zu verbuddeln.
Doe kam nun zum nächsten Tagesordnungspunkt. Einrichtung eines Ausschusses für Berufsethik.
Innerlich aufstöhnend, begann ich mit einer Liste meiner noch zu erledigenden Pflichten.
Gewebeproben an Alex
Alex ist meine Laborassistentin. Aus meiner Sanunlung würde sie ein Knochenquiz für das nächste Seminar zusammenstellen.
Bericht an LaManche
Pierre LaManche ist Pathologe und Chef der gerichtsmedizinischen Abteilung des LSJML. Der letzte Fall, den ich vor meiner Abreise aus Montreal in der vergangenen Woche bearbeitete, war das Opfer eines Fahrzeugbrands. Nach meiner Beurteilung handelte es sich um einen gut dreißigjährigen weißen Mann.
Pech für LaManche war nur, dass der Fahrer des Autos eine neunundfünfzigjährige Asiatin hätte sein sollen. Pech für das Opfer war, dass jemand ihm zwei Kugeln in den linken Scheitellappen gejagt hatte. Pech für mich war, dass der Fall ein Mord war und ich wahrscheinlich vor Gericht erscheinen musste.
© Blessing Verlag
Übersetzung: Klaus Berr
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Autoren-Porträt von Kathy Reichs
Kathy Reichs, geb. in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie und unter anderem als forensische Anthropologin für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.Klaus Berr, geb. 1957 in Schongau, Studium der Germanistik und Anglistik in München, einjähriger Aufenthalt in Wales als 'Assistant Teacher', ist der Übersetzer von u.a. Lawrence Ferlinghetti, Tony Parsons, William Owen Roberts, Will Self.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kathy Reichs
- 2008, 1, 351 Seiten, Maße: 14,2 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Berr, Klaus
- Übersetzer: Klaus Berr
- Verlag: Blessing
- ISBN-10: 389667322X
- ISBN-13: 9783896673220
Rezension zu „Der Tod kommt wie gerufen “
"In dem 11. Fall von Tempe Brennan lässt Kathy Reichs ihre Akteurin schwer leiden. Die Anthropologin droht, über sich selbst zu stürzen. Ein mutiger Schritt der Autorin, der die Protagonistin noch sympathischer macht. Reichs' Exkurs in die Welt heidnischer Glaubensrichtungen wie Wicca, Santeria oder Voodoo geben dem Thriller einen Hauch von Mystik. Durch flotte Dialoge und lebendige Charaktere kann auch dieser Krimi völlig überzeugen."
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