Der Turm
Mit ''Der Turm'' lieferte Stephen King einen großartigen Abschluss...
Mit ''Der Turm'' lieferte Stephen King einen großartigen Abschluss seines Romanzyklus, der jetzt schon als moderner Klassiker gilt und in einem Atemzug mit ''Der Herr der Ringe'' genannt werden muss.
Stephen King, der König der Horror- und Fantasy-Literatur, hat über 30 Jahre an der Turm-Saga im Geiste und auf Papier gefeilt.
''Die Geschichte von Roland ist vollbracht. Ich hoffe, sie bereitet Freude. Ich habe mich jedenfalls königlich amüsiert.''
Stephen King
Der Turm von Stephen King
LESEPROBE
Kapitel I
CALLAHAN UND DIE VAMPIRE
1
Pere Don Callahan war einst der katholische Geistliche einerKleinstadt gewesen - Jerusalem's Lot hatte sie geheißen -, die auf keiner Landkartemehr existierte. Das kümmerte ihn jetzt nicht mehr viel. Begriffe wie Realitäthatten aufgehört, für ihn eine Rolle zu spielen.
Dieser ehemalige Priester hielt jetzt einen heidnischenGegenstand in der Hand, eine fein aus Elfenbein geschnitzte kleine Schildkröte.Ihr Maul war durch einen winzigen Spalt entstellt, und ihr Panzer wies einenKratzer in Form eines Fragezeichens auf, aber sonst war sie ein schönes Stück.
Schön und machtvoll. Er konnte ihre Kraft wie elektrischeSpannung in den Händen spüren.
»Wie schön sie ist!«, flüsterte er dem neben ihm stehendenJungen zu. »Ist sie die Schildkröte Maturin? Das ist sie, nicht wahr?«
Der Junge hieß Jake Chambers, und er war einen weiten Weg gegangen,um fast wieder zu seinem Ausgangspunkt hier in Manhattan zurückzukehren. »Weißich nicht«, sagte er. »Vermutlich. Susannah nennt sie Sköldpadda, und sie kannuns vielleicht helfen, aber sie kann die Killer, die uns dort drinnen erwarten,nicht töten.« Er nickte zum Dixie Pig hinüber und fragte sich, ob er stattSusannah nicht Mia meinte. Früher hätte er behauptet, das spiele keine Rolle,weil die beiden Frauen so eng miteinander verwoben seien. Inzwischen glaubte erjedoch, dass es wichtig war - oder es bald sein würde.
»Bist du bereit dazu?«, fragte Jake den Pere und meintedamit: Wirst du standhalten? Wirst du kämpfen? Wirst du töten?
»0 ja«,sagte Callahan ruhig. Er steckte die Elfenbeinschildkröte mit den weisen Augenund dem zerkratzten Panzer wieder in seine Brusttasche mit den Reservepatronenfür die Pistole, mit der er bewaffnet war, und klopfte dann auf das kunstvollgeschnitzte Ding, um sich zu vergewissern, dass es dort sicher aufgehoben war.»Ich schieße, bis die letzte Patrone verschossen ist oder ich tot bin. Und istdie Munition verschossen, bevor sie mich töten, schlage ich mit dem ...Pistolengriff auf sie ein.«
Die Pause warso kurz, dass Jake sie nicht einmal wahrnahm. Aber in dieser Pause sprach dasWeiße zu Father Callahan. Es war eine Macht, die er schon immer, sogar schon inseiner Kindheit gekannt hatte, obwohl es zwischendurch ein paar Jahre gegebenhatte, in denen er vom Glauben abgefallen war, in denen sein Wissen um dieseElementargewalt erst verblasst und dann ganz verloren gegangen war. Aber dieseZeit war vorüber, das Weiße war wieder sein, und er sagte Gott seinen Dankdafür.
Jakenickte, dann sagte er etwas, was Callahan kaum hörte. Und was Jake sagte, warnicht wichtig. Was jene andere Stimme sagte - die Stimme eines Wesens
(Gan)
dasvielleicht zu groß war, um Gott genannt zu werden -, das war wichtig.
Der Jungemuss weitermachen, erklärte ihm die Stimme. Was hier auch geschieht, wie immer esausgeht, der Junge muss weitermachen. Deine Rolle in dieser Geschichte istfast zu Ende. Seine nicht.
Sie gingenan einem Schild auf einem verchromten Ständer vorbei (WEGEN PRIVATVERANSTALTUNGGESCHLOSSEN). Jakes speziellerFreund Oy trottete mit erhobenem Kopf und grinsend hochgezogenen Lefzenzwischen ihnen einher. Auf der obersten Stufe griff Jake in die Schilftasche,die Susannah-Mio aus Calla Bryn Sturgis mitgebracht hatte, und zog zwei derTeller - 'Rizas - heraus. Er schlug sie kurz aneinander, nickte, als sie dumpfdröhnten, und sagte dann: »Zeig mir deine Waffe.«
Callahanhob die Ruger, die Jake aus Calla New York mitgebracht und nun wieder dorthinzurückgebracht hatte; das Leben ist ein Rad, und wir alle sagen unseren Dank.Einen Augenblick lang hielt der Pere die Ruger wie ein Duellant neben derrechten Wange hoch. Dann berührte er seine Brusttasche, die von den Patronenund der Schildkröte ausgebeult war. Von der Sköldpadda.
Jake nickte.»Sobald wir drin sind, bleiben wir zusammen. Immer zusammen, immer mit Oyzwischen uns. Auf drei geht's los. Und wenn wir anfangen, hören wir nicht mehrauf, bevor wir tot sind.«
»Nichtvorher.«
»Genau.Bist du bereit?«
»Ja. GottesLiebe ruht auf dir, Junge.«
»Und aufdir, Pere. Eins ... zwei ... drei.« Jake öffnete die Tür, und gemeinsam tratensie in gedämpftes Licht und den süßlichen, würzigen Geruch von bratendemFleisch.
2
Jake gingseinem vermeintlich sicheren Tod entgegen, indem er sich an zwei Dingeerinnerte, die Roland Deschain, sein wahrer Vater, gesagt hatte: Aus Kämpfen,die fünf Minuten dauern, entstehen Legenden, die tausend Jahre lang leben. Und:Man braucht nicht glücklich zu sterben, wenn's so weit ist, aber man musszufrieden sterben, denn man hat sein Leben von Anfang bis zum Ende gelebt, undKa wird mit allem gedient.
JakeChambers betrachtete das Dixie Pig zufriedenen Gemüts.
...
Übersetzung: Wulf Bergner
© Wilhelm Heyne Verlag
Autoren-Porträt von Stephen King
Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einerder erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Schon als Studentveröffentlichte er Kurzgeschichten. Die ersten erschienen 1967 bei "StartlingMystery Stories". Später arbeitete er tagsüber als Lehrer und schrieb nachtsund am Wochenende an seinen Kurzgeschichten und Romanen. Sein ersterRomanerfolg, "Carrie", erlaubte ihm, sich nur noch dem Schreiben zu widmen.Danach folgten Weltbestseller wie "Sie", "Es", "Shining" oder "Drei".Inzwischen hat Stephen King weltweit 300 Millionen Bücher in 33 Sprachenverkauft. Im November 2003 erhielt er den Sonderpreis der National BookFoundation für sein Lebenswerk.
Stephen King ist seit 1971 mit der Autorin Tabithaverheiratet, mit der zusammen er drei Kinder hat. Sie haben mehrere Stipendienins Leben gerufen und engagieren sich für zahlreiche wohltätige Zwecke.
- Autor: Stephen King
- 2004, 1009 Seiten, Maße: 14,8 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Wulf Bergner
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 345300096X
- ISBN-13: 9783453000964
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