Dickicht
Sie wollten nur einen Ausflug machen. Einen Ausflug ins ''Grüne'' - in den Dschungel Mexikos. Doch sie ahnen nicht, dass sie die Wiege des Grauens besuchen. Denn die Farbe der Höllenqualen und des Todes ist Grün.
Sonne, Strand und...
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Sie wollten nur einen Ausflug machen. Einen Ausflug ins ''Grüne'' - in den Dschungel Mexikos. Doch sie ahnen nicht, dass sie die Wiege des Grauens besuchen. Denn die Farbe der Höllenqualen und des Todes ist Grün.
Sonne, Strand und Meer: Die vier jungen Amerikaner Amy, Stacy, Jeff und Eric genießen ihren Urlaub in Mexiko. Als sie den Deutschen Matthias kennen lernen, machen sie sich zusammen zu einem Urwald-Tripp auf. Denn Matthias sucht seinen Bruder, einen Archäologen, der dort seit einiger Zeit verschollen ist. Die Gruppe findet im Dschungel auf einem Bergplateau tatsächlich eine Grabungsstätte. Die ist aber verlassen. Langsam wird es allen Beteiligten unheimlich. Denn längst haben sie im grünen Dickicht die Orientierung verloren. Als sie das Gelände weiter absuchen, offenbart sich ihnen Grauenvolles: Dort lauert etwas Tödliches - und es hat schon auf sie gewartet.
Dickicht vonScott Smith
LESEPROBE
Sietrafen Matthias auf einem Tagesausflug nach Cozumel.Sie wollten bei einem Wrack schnorcheln gehen undhatten einen Führer angeheuert, aber die Boje, die die Lage des alten Schiffsmarkierte, war in einem Sturm abgebrochen, und der Führer hatte Schwierigkeiten,es zu finden. So schwammen sie mehr oder weniger ziellos in der Gegend herum,als plötzlich Matthias vor ihnen aus dem Wasser auftauchte, wie ein Meermann,auf dem Rücken eine Taucherflasche. Als sie ihm von ihrer Lage berichteten,grinste er nur und führte sie mühelos zu dem Wrack. Er war Deutscher, von derSonne gebräunt, sehr groß, mit einem blonden Kurzhaarschnitt und hellblauenAugen. Auf dem rechten Unterarm hatte er ein Tattoovon einem Adler, schwarz mit roten Schwingen. Er überließ ihnen abwechselnd dasTauchgerät, damit einer nach dem anderen die neun Meter zu dem Wrack abtauchenund es sich aus der Nähe anschauen konnte. Auf eine stille Art war er sehrnett, und er sprach ein fast akzentfreies Englisch. Als sie wieder ins Bootihres Führers kletterten, um ans Ufer zurückzufahren, kam er einfach mit ihnenan Bord. Zwei Tage danach lernten sie in Cancün, amStrand ganz in der Nähe ihres Hotels, die Griechen kennen. An diesem Abend warStacy total betrunken und knutschte mit einem von ihnen rum. Darüber hinauspassierte nichts, aber danach liefen die Griechen ihnen ständig über den Weg,ganz gleich, wo sie gerade waren oder was sie machten. Natürlich konnte keinervon ihnen Griechisch, und die Griechen sprachen kein Englisch, also wurde hauptsächlichgegrinst und genickt und gelegentlich mal gemeinsam etwas gegessen odergetrunken. Die Griechen waren zu dritt - alle Anfang zwanzig, genau wieMatthias und der Rest von ihnen - und sie machten einen netten Eindruck, auchwenn es den Anschein hatte, dass sie ihnen nachliefen. Nicht nur mit demEnglischen haperte es bei den Griechen, sie konnten auch kein Spanisch. Abersie hatten spanische Namen angenommen, was sie unglaublich witzig zu findenschienen. So stellten sie sich als Pablo, Juan und Don Quixote vor, sprachendie Namen mit ihrem seltsamen Akzent aus und deuteten sich dabei demonstrativmit dem Finger auf die Brust. Don Quixote war übrigens derjenige, mit dem Stacyrummachte. Aber die drei sahen sich so ähnlich -breitschultrig, ein bisschen kräftig, lange schwarze, zu einem Pferdeschwanzzurückgebundene Haare -, dass es sogar Stacy schwerfiel,sie auseinanderzuhalten. Außerdem war nichtauszuschließen, dass sie ihre Namen austauschten. Möglicherweise gehörte es zuihrem Witz, dass einer am Dienstag Pablo hieß, am Mittwoch aber lächelnd daraufbeharrte, Juan zu sein. Sie waren für drei Wochen in Mexiko. Im August.Eigentlich idiotisch, um diese Zeit nach Yucatän zufahren, denn es war viel zu heiß und feucht. Fast jeden Nachmittag gab es einGewitter, und manchmal goss es so, dass die Straßen in Sekundenschnelleüberflutet waren. Mit der Dunkelheit kamen die Moskitos, in riesigen summendenSchwärmen. Anfangs beklagte sich Amy über all diese Dinge und wünschte sich,sie wären ihrem Vorschlag für die Reise gefolgt und nach San Franciscogefahren. Aber dann wurde Jeff irgendwann sauer und sagte ihr, sie würde allenanderen den Spaß verderben, und von da an verkniff sie es sich, weiter vonKalifornien zu schwärmen - von den klaren, frischen Tagen, von den ulkigenStraßenbahnwagen, vom Nebel, der in der Abenddämmerung vom Meer hereinwallte.Eigentlich war es ja auch gar nicht so schlimm, jedenfalls billig und nicht soüberlaufen. Also beschloss sie, das Beste daraus zu machen. Sie waren zu viertunterwegs: Amy, Stacy, Jeff und Eric. Amy und Stacy waren beste Freundinnen.Für die Reise hatten sie sich die Haare ganz kurz schneiden lassen, und sietrugen die gleichen Panamahüte, mit denen sie gern Arm in Arm für Fotosposierten. Sie sahen aus wie Schwestern - Amy hell, Stacy dunkel -, beidewinzig, kaum einsfünfzig, zierlich wie zweiVögelchen. Sie verhielten sich auch wie Schwestern - ständig flüsterten siemiteinander und wechselten vielsagende Blicke. Jeffwar Amys Freund, Eric war mit Stacy zusammen. Auch die Jungs konnten sich gutleiden, waren aber eigentlich nicht fest befreundet. Die Reise nach Mexiko warJeffs Idee gewesen, ein letztes Abenteuer, bevor er und Amy mit demMedizinstudium anfingen. Im Internet hatte er ein gutes Angebot gefunden, sopreiswert, dass man einfach zugreifen musste - drei Wochen am Strand in derSonne liegen und das Nichtstun genießen! Er hatte Amy überredet mitzukommen,dann hatte Amy noch Stacy dazugeholt, und da durfte Eric natürlich auch nichtfehlen. Matthias erzählte ihnen, dass er mit seinem jüngeren Bruder Henrich nach Mexiko gekommen war, aber Henrichwar verschwunden. Die Geschichte war sehr verwirrend, und keiner verstand sieso richtig. Jedes Mal, wenn sie nachfragten, antwortete Matthias seltsam ausweichendund wurde nervös. Dann fing er an Deutsch zu reden, wedelte hektisch mit derHand in der Gegend herum, und seine Augen verschleierten sich, als würde ergleich anfangen zu weinen. Nach einer Weile fragten sie deshalb lieber nichtmehr nach, denn es kam ihnen irgendwie unhöflich vor, Matthias so unter Druckzu setzen. Eric war der Meinung, dass Drogen eine Rolle spielten und Matthias'Bruder womöglich auf der Flucht vor der Polizei war. Ob es sich dabei um diedeutsche, amerikanische oder mexikanische Polizei handelte, ließ er allerdingsoffen. Aber dass die beiden Brüder Krach gehabt hatten, darüber waren sich alleeinig. Matthias hatte sich offensichtlich mit seinem Bruder gestritten,womöglich hatte es sogar eine körperliche Auseinandersetzung gegeben, und dannwar Henrich verschwunden. Jetzt machte Matthias sichnatürlich Sorgen. Er wartete darauf, dass sein Bruder rechtzeitig für ihrenRückflugtermin nach Deutschland zurückkam. Manchmal schien er ganzzuversichtlich zu sein, als vertraute er darauf, dass Henrichschon irgendwann wieder auftauchen und alles sich zum Guten wenden würde, aberdann wieder schien er alle Hoffnung zu verlieren. Matthias war von Natur ausein zurückhaltender Mensch, eher ein Zuhörer als ein Redner, und in seiner momentanenSituation neigte er zu plötzlichen Anfällen von Niedergeschlagenheit. Die vierFreunde gaben sich alle Mühe, ihn aufzuheitern. Eric erzählte witzigeGeschichten, Stacy imitierte jemanden, Jeff wies auf irgendwelcheinteressanten Dinge hin, Amy machte zahllose Fotos und befahl allen zu lächeln.
Tagsüberlagen sie nebeneinander auf ihren bunten Badetüchern am Strand in der Sonne undschwitzten. Sie schwammen und schnorchelten, sieholten sich Sonnenbrand und begannen sich zu pellen. Sie gingen reiten undpaddeln, sie spielten Minigolf. Eines Nachmittags überredete Eric sie alle, einSegelboot zu mieten, aber wie sich herausstellte, war er keineswegs derversierte Segler, der zu sein er behauptet hatte, und sie mussten sich zumDock zurückschleppen lassen, was peinlich und außerdem teuer war. Abends aßensie Fisch und tranken zu viel Bier. Eric hatte nichts von Stacy und demGriechen mitbekommen. Er war nach dem Essen gleich ins Bett gegangen, währenddie anderen drei mit Matthias am Strand entlang wanderten. Hinter einem derbenachbarten Hotels brannte ein Lagerfeuer, unter einem Pavillon spielte eineBand. Dort trafen sie auf die Griechen, die Tequilatranken und zum Rhythmus der Musik klatschten. Sie luden die drei Amerikanerzum Mittrinken ein. Stacy saß neben Don Quixote, alle redeten viel in ihrerwechselseitig exklusiven Sprache, es wurde gelacht, die Flasche machte dieRunde und alle zuckten brav zusammen, wenn der Schnaps ihnen die Kehle verbrannte.Dann drehte Amy sich zufällig um und sah, wie Stacy und der Grieche sichabknutschten. Nicht sehr lange. Fünf Minuten Küssen, und gerade als der jungeMann schüchtern Stacys linke Brust berührte, machte die Band für den AbendSchluss. Don Quixote lud Stacy zu sich auf sein Zimmer ein, aber sie schütteltelächelnd den Kopf, und damit war die Geschichte gegessen.
grobenAufgaben betrauen.
Deutsch von Christine Strüh
ã S. Fischer Verlag GmbH
- Autor: Scott Smith
- 2007, 1, 478 Seiten, Maße: 13,2 x 21 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828990282
- ISBN-13: 9783828990289
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 6Schreiben Sie einen Kommentar zu "Dickicht".
Kommentar verfassen