Die Bibel-Verschwörung
Die junge Archäologin Clara erlebt im Irak eine Sensation: der Fund Jahrtausende alter Tontafeln, von denen man vermutet, dass auf ihnen Abraham die Schöpfungsgeschichte niedergeschrieben hat. Doch die Freude wandelt sich für Clara bald in...
Die junge Archäologin Clara erlebt im Irak eine Sensation: der Fund Jahrtausende alter Tontafeln, von denen man vermutet, dass auf ihnen Abraham die Schöpfungsgeschichte niedergeschrieben hat. Doch die Freude wandelt sich für Clara bald in Todesangst. Sie gerät in einen mörderischen Kampf um diesen Schatz.
Die Bibel-Verschwörung von Julia Navarro
LESEPROBE
In Romregnete es. Der ältere Herr, der um zehn Uhr vormittags am Petersplatz auseinem Taxi stieg, schien in großer Eile zusein, denn ohne auf sein Wechselgeld zu warten strebte er, eine Zeitung unter den Arm geklemmt, mitraschen Schritten dem Dom entgegen. Wiealle Besucher wurde er am Eingang daraufhinbegutachtet, ob er schicklich gekleidet war. Wie in den anderen Gotteshäusern Roms waren auch inder Peterskirche Bermudas, Miniröcke, Shorts oder Trägerhemdchen unerwünscht. Nichteinmal vor Michelangelos Pietà hielt der Mann inne, dem einzigen der zahlreichen Kunstwerke dort,bei dessen Anblick er etwas empfand. Nachdem er sich kurz orientiert hatte, eilte er zu den zahlreichen Beichtstühlen, indenen Gläubige aus aller Welt in ihrerjeweiligen Muttersprache ihre Verfehlungen bekennen konnten.
An eineSäule gelehnt wartete er ungeduldig darauf, dass ein ganz bestimmter Beichtstuhl frei wurde, an dem ein Schild verkündete, dass man dort auf Italienischbeichten könne. Als es so weit war, trater darauf zu.
BeimAnblick des hageren Mannes im gut geschnittenen Anzug, dessen gebieterischerAusdruck zeigte, dass er es gewohnt war,anderen vorzuschreiben, was sie zu tun hatten, unterdrückte der Priester einLächeln.
»Gegrüßet seist Du, Maria.«
»Voll derGnaden.«
»Pater, ichklage mich der Absicht an, einen Menschen zu töten. Gott möge mir vergeben.«
Kaum hatteer das gesagt, als er sich erhob und rasch in der Menge der Touristenuntertauchte. Der Priester, der ihm benommen nachsah, brauchte eine Weile, umseine Fassung wiederzuerlangen. Ein Mann, der sich schon zum Beichtenniedergekniet hatte, fragte: »Pater, Pater geht es Ihnen nicht gut?«
»Doch,doch nein, nein Entschuldigung «
DerPriester verließ den Beichtstuhl. Er hob die zerknitterte Zeitung auf, die derweißhaarige Mann auf dem Boden hatte liegen lassen, und überflog die Seite, aufder sie aufgeschlagen war: ein Rostropowitsch-Konzert in Mailand; ein Film überDinosaurier, der sich als Kassenschlager erwiesen hatte; einArchäologen-Kongress in Rom. Einer der Namen der Teilnehmer, Tannenberg, war rot umrandet.
Er faltetedie Zeitung zusammen und ging mit abwesendem Blick davon, ohne auf den bußfertigen Mann zuachten, der immer noch vor demBeichtstuhl kniete.
»Ich möchtebitte señora Barredasprechen.«
»Wer ist amApparat?«
»DoktorCipriani.«
»EinenAugenblick.«
Der Mannstrich sich mit einer Hand über das sorgfältig nach hinten gekämmte weiße Haar. Während er tiefdurchatmete, um sich zu beruhigen, ließer den Blick über die Gegenstände gleiten, die ihn seit vier Jahrzehnten umgaben. Einsder gerahmten Fotos auf seinemSchreibtisch zeigte seine Eltern, ein anderes seine drei Kinder. Auf der Kaminumrandung stand das Bildmit den Enkeln. Er sah zum Sofa und den beiden Ohrensesseln hin, zur Stehlampe mit dem cremefarbenen Schirm, zu denPerserteppichen und den Mahagoniregalen an den Wänden, die Tausende von Büchern enthielten. Er hatte keinen Grundbesorgt zu sein. Er war in seineneigenen vier Wänden, in seinem Arbeitszimmer mit dem vertrauten Geruch nach Leder undPfeifentabak.
© VerlagsgruppeRandom House GmbH
Übersetzung.K. Schatzhauser
- Autor: Julia Navarro
- 2006, 1, 636 Seiten, Maße: 14,5 x 21,9 cm, Geb. mit Su., Deutsch
- Übersetzer: K. Schatzhauser
- Verlag: Limes
- ISBN-10: 3809025135
- ISBN-13: 9783809025139
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