Die Blutschrift / Brethren Bd.1
Paris, Anno Domini 1200: unter den strengen Augen seiner Lehrer durchläuft der junge Will Campbell die Ausbildung zum Tempelritter - denn dereinst soll er im fernen Heiligen Land die christlichen Pilger...
Paris, Anno Domini 1200: unter den strengen Augen seiner Lehrer durchläuft der junge Will Campbell die Ausbildung zum Tempelritter - denn dereinst soll er im fernen Heiligen Land die christlichen Pilger beschützen. Doch nicht nur die harte Disziplin der Templer macht ihm dabei zu schaffen, sondern auch seine zunehmend verwirrenden Gefühle für Elwen, die schöne Nichte seines Meisters. Und dann erhält Will einen Auftrag, der ihn jäh in einen Strudel aus Intrigen und Verrat zieht: Er soll ein gestohlenes Buch zurückbringen, das die Identität einer Geheimgesellschaft innerhalb der Templer enthüllt - und deren gefährliche Pläne...
Auftakt einer Trilogie.
Paris, Anno Domini 1260: unter den strengen Augen seiner Lehrer durchläuft der junge Will Campbell die Ausbildung zum Tempelritter - denn dereinst soll er im fernen Heiligen Land die christlichen Pilger beschützen. Doch nicht nur die harte Disziplin der Templer macht ihm dabei zu schaffen, sondern auch seine zunehmend verwirrenden Gefühle für Elwen, die schöne Nichte seines Meisters. Und dann erhält Will einen Auftrag, der ihn jäh in einen Strudel aus Intrigen und Verrat zieht: Er soll ein gestohlenes Buch zurückbringen, das die Identität einer Geheimgesellschaft innerhalb der Templer enthüllt - und deren gefährliche Pläne ...
Auftakt einer Trilogie.
DieBlutschrift von Robyn Young
LESEPROBE
1
Ayn Jalut (Teichedes Goliath), Königreich Jerusalem
3.September A. D. 1260
Diegleißende Sonnenscheibe näherte sich dem Zenit und verwandelte den satten Ockerton des Wüstensandes in das fahle Weiß ausgebleichter Knochen. Über den Kuppen der Hügel, die dieEbene von Ayn Jalutsäumten, zogen Bussarde ihre Kreise; ihre heiseren Schreie hallten durch dieglutheiße Luft. Am westlichen Rand der Ebene warteten zweitausend beritteneKrieger geduldig auf das Zeichen zum Angriff. Obwohl ihre Überwürfe und Turbaneihnen wenig Schutz vor der erbarmungslos auf sie niederbrennenden Sonne boten,ließ keiner der Männer einen Laut der Klage vernehmen.
Baybars Bundukdari, derBefehlshaber des Bahri-Regiments, griff nach demWasserschlauch, der neben zwei Krummsäbeln, deren Klingen mit Kratzern undKerben übersät waren, an seinem Gürtel hing. Nachdem er einen tiefen Schluckgenommen hatte, rollte er die Schultern, um die verkrampften Muskeln zulockern. Der Rand seines weißen Turbans war schweißdurchtränkt, und dasKettenhemd, das er unter seinem blauen Umhang trug, fühlte sich ungewöhnlichschwer an. Der Morgen verstrich, die Hitze nahm zu, und das Wasser hatte zwar Baybars ausgedörrte Kehle besänftigt, nicht aber denquälenden Durst zu stillen vermocht, der tief in seinem Inneren brannte.
»AmirBaybars«, murmelte ein jüngerer Offizier, der neben Baybars schwarzem Hengst an der Spitze der Truppe aufseinem Pferd saß. »Die Zeit verrinnt. Die Kundschafter müssten schon längstwieder hier sein.«
»Siewerden bald zurückkommen, Ismail. Hab Geduld.« WährendBaybars den Wasserschlauch wieder an seinem Gürtelbefestigte, ließ er den Blick über die Reihen des Bahri-Regimentsschweifen, die hinter ihm Stellung bezogen hatten. Auf den Gesichtern allerMänner lag derselbe Ausdruck grimmiger Entschlossenheit, den er schon oft beiKriegern kurz vor einer Schlacht gesehen hatte. Bald würde sich dies ändern. Baybars hatte schon die kühnsten Kämpfer erbleichen sehen,wenn sie sich einer feindlichen Armee gegenübersahen, die ihrer eigenen injeder Hinsicht ebenbürtig war. Aber wenn die Zeit gekommen war, würden sie biszum letzten Atemzug kämpfen, denn sie waren Soldaten der Mameluckenarmee, derSklavenkrieger Ägyptens.
»Amir?«
»Wasgibt es, Ismail?«
»Wirhaben seit dem Morgengrauen nichts mehr von den Kundschaftern gehört. Was, wennsie gefangen genommen wurden?«
AlsBaybars die Stirn runzelte, wünschte Ismail, er hätteden Mund gehalten.
Wiedie meisten seiner Männer, so war auch Baybars hochgewachsen, schlank und sehnig; er hatte dunkelbraunesHaar und eine zimtfarbene Haut. Was ihn von der Masse der anderen abhob, warsein Blick, der aufgrund einer Fehlbildung in Form eines weißen Sterns in derMitte seiner linken Pupille ungewöhnlich stechend wirkte, was ihm denSpitznamen eingetragen hatte, unter dem er bekannt war - die Armbrust. Derjunge Offizier Ismail, den diese scharfen blauen Augen jetzt durchbohrten, kamsich vor wie eine Fliege, die in einem Spinnennetz zappelt.
»Ichhabe doch eben gesagt, du sollst dich in Geduld fassen.«
»Ja,Amir.«
Baybars Blick wurde weicher, als Ismail betreten denKopf senkte. Jahre zuvor hatte er selbst an vorderster Front seiner ersten Schlachtentgegengefiebert. Damals hatten die Mamelucken auf einer staubigen Ebene inder Nähe eines Dorfes namens Her- biya gegen dieFranken gekämpft. Baybars hatte die Kavallerie befehligt,und innerhalb weniger Stunden hatten sie ihre Feinde vernichtend geschlagen,und das Blut der Christen war im Sand versickert. Mit Allahs Hilfe würde erheute einen ähnlich großen Sieg erringen.
Inder Ferne stieg eine kleine Staubwolke von der Ebene auf und nahm langsam dievon der flirrenden Hitze verzerrten Umrisse von sieben Reitern an. Baybars stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken undlöste sich aus den Reihen seiner Krieger. Seine Offiziere folgten ihm.
DerKundschaftertrupp kam rasch näher, der Anführer lenkte sein Pferd auf Baybars zu, zügelte es scharf und brachte es direkt vorseinem Kommandanten zum Stehen. Das Fell des Tieres glänzte vor Schweiß,Schaumflocken standen vor seinen Nüstern.
»AmirBaybars!« Der Reiter keuchte und rang mühsam nach Atem.»Die Mongolen kommen!«
»Wiegroß ist ihre Armee?«
»Sieumfasst zehntausend Mann, Amir.«
»Undwer befehligt sie?«
»Fallswir denn richtig unterrichtet sind, wird sie von General Kitbogaangeführt.«
»Habensie euch gesehen?«
»Dafürhaben wir gesorgt. Die Vorhut ist dicht hinter uns, der Hauptteil der Truppenauch gleich dahinter.« Der Kundschafter trieb sein Pferdnäher an das von Baybars heran und dämpfte seineStimme, sodass die anderen Offiziere Mühe hatten, seine Worte zu verstehen.»Sie sind uns zahlenmäßig überlegen, Amir, sie führen viele Kriegsgeräte mitsich, und wir haben in Erfahrung gebracht, dass diese Truppen nur ein Drittelder gesamten mongolischen Armee ausmachen.«
»Wenndu einem Ungeheuer den Kopf abschlägst, wird sein Leib sein Leben aushauchen«,erwiderte Baybars.
Derschrille Klang eines mongolischen Horns zerriss die Luft. Andere fielen ein;ein misstönender Chor, dessen Gesang von den Hügeln zu den Mameluckenhinüberwehte. Die Pferde, die die Anspannung ihrer Reiter spürten, begannen zuschnauben und unruhig mit den Hufen zu scharren. Baybarsnickte dem Anführer der Kundschafter zu, dann wandte er sich an seineOffiziere. »Auf mein Zeichen leitet ihr den Rückzug ein.«Er sah Ismail an. »Du wirst an meiner Seite reiten.«
»ZuBefehl, Amir.« Die Augen des jungen Mannes leuchteten vor Stolz auf.
EinenMoment lang war außer dem Jaulen der Hörner in der Ferne und dem leisen Seufzendes Windes, der über die Ebene strich, kein Laut zu hören. Eine Staubwolkeverdunkelte den Himmel im Osten, als die ersten Reihen der mongolischen Armee hochoben auf den Hügeln auftauchten. Die Reiter verharrten kurz auf dem Gipfel, ehesie sich wie eine dunkle Welle über die Ebene ergossen. Das Sonnenlicht fingsich in ihren Schwertern und ließ die stählernen Klingen hell aufblitzen.
Hinterder Vorhut rückte der Hauptteil der Armee auf den Feind vor, angeführt von mitSpeeren und Bogen bewaffneten Reitertruppen, denen Kitbogaselbst folgte. Der Mongolenführer wurde von Veteranenkriegern in ledernenRüstungen und eisernen Helmen flankiert, die jeder zweizusätzliche Pferde am Zügel führten.
Hinterdieser Kolonne rollten Belagerungstürme und Karren voller Beutegut, das aus vonden Mongolen überfallenen und ausgeplünderten Dörfern und Städten stammte.Diese Karren wurden von Frauen gelenkt, über deren Rücken große Jagdbogen hingen.Dschingis Khan, der Gründer des Mongolenreiches, war vor dreiunddreißig Jahrengestorben, doch sein Kampfgeist lebte in den Kriegern weiter, die jetzt imBegriff standen, die Mamelucken anzugreifen.
Baybars war seit Monaten auf diese entscheidendeSchlacht vorbereitet, doch der glühende Wunsch nach Rache beherrschte ihnallerdings schon viel länger. Vor zwanzig Jahren waren die Mongolen in seineHeimat eingefallen, hatten das Land seines Stammes verwüstet und die Viehherdengestohlen. Zwanzig Jahre waren vergangen, seit seinem Volk keine andere Wahlgeblieben war, als vor dem Angriff der Feinde zu fliehen und bei einembenachbarten Stammeshäuptling Schutz zu suchen, der sie dann verraten und ansyrische Sklavenhändler verkauft hatte. Aber erst als vor einigen Monaten einmongolischer Abgesandter in Kairo eingetroffen war, hatte sich Baybars eine Möglichkeit eröffnet, Vergeltung an denMenschen zu üben, die ihn unter das Joch der Sklaverei gezwungen hatten.
DerAbgesandte hatte den Mameluckensultan Kutus im Namen seinesHerrn aufgefordert, sich dem mongolischen Herrscher zu unterwerfen, und dieseUnverschämtheit hatte - zusammen mit dem letzten verheerenden Angriff derMongolen auf die muslimisch regierte Stadt Bagdad - den Sultan endlich dazubewogen, dem Feind die Stirn zu bieten. Die Mamelucken neigten vor keinem anderenals Allah das Haupt. Und während Kutus und seine militärischenRatgeber, Baybars eingeschlossen, einen Schlachtplan entworfenhatten, war der mongolische Abgesandte vor den Mauern von Kairo bis zum Hals imSand eingegraben worden, wo er Zeit hatte, über seine Fehler nachzudenken, bisdie Bussarde ihr Werk vollendeten. Nun würde Baybarsseinen ehemaligen Peinigern eine ähnliche Lektion erteilen. ()
©Verlag Blanvalet
Übersetzung:Nina Bader
- Autor: Robyn Young
- 2007, 702 Seiten, Maße: 11,8 x 20,9 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Nina Bader
- Übersetzer: Nina Bader
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442366577
- ISBN-13: 9783442366576
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