Die Chronik der Unsterblichen, Band 1
Transsilvanien, 15. Jahrhundert: Andrej, einst ohne Schuld in die Verbannung geschickt, rettet den jungen Frederic vor den Fängen der Inquisition. Bald kommt in dem Jungen ein unheimlicher Verdacht auf: Ist Andrej, der unverletzbar zu sein scheint,...
Transsilvanien, 15. Jahrhundert: Andrej, einst ohne Schuld in die Verbannung geschickt, rettet den jungen Frederic vor den Fängen der Inquisition. Bald kommt in dem Jungen ein unheimlicher Verdacht auf: Ist Andrej, der unverletzbar zu sein scheint, mit dem Teufel im Bunde?
Ein packender Auftakt zu Hohlbeins "Chronik der Unsterblichen"!
Die Chronik der Unsterblichen 1: AmAbgrund von Wolfgang Hohlbein
LESEPROBE
1
Ein dünnerAst peitschte in sein Gesicht und hinterließ einen blutigen Kratzer auf seinerWange. Die Wunde war nicht tief und würde so schnell heilen wie alle anderen Verletzungen,die er sich im Laufe seines Lebens zugefügt hatte. Der Schmerz war sowieso ohneBedeutung - nachdem er Raqi und seine gerade erstgeborene Tochter auf grausame Art verloren hatte, gab es nichts mehr, was ihnwirklich berührte. Und doch riss ihn das dünne Blutrinnsal auf seiner Wange füreinen Moment aus seinen düsteren Gedanken. Andrej Delãnysah auf, unterzog seine Umgebung einer flüchtigen Musterung - und zügelteüberrascht sein Pferd. Er war zu Hause.
Er hattegeglaubt, ziellos durch das Land geritten zu sein, seitdem er sofort nach derimprovisierten Beerdigung aufgebrochen war, aber dem war nicht so. Er warwieder am Ort seiner Geburt angekommen. Über den sanften Hügel, den sein Pferdhinaufgetrabt war, war er als Kind zusammen mit seinen Freunden getollt. Ererkannte die verkrüppelte, mächtige Buche, deren Äste sich wie die vielfingrigen Hände eines freundlichen Riesen in alleRichtungen reckten. Als Kind war er mehr als einmal von ihrem Wipfel gefallen, ohnesich auch nur ein einziges Mal einen Knochen zu brechen oder sich anderweitigzu verletzen.
Während erden gewaltigen Baum betrachtete, erschien ihm das immer unglaublicher - bis ihmklar wurde, dass die Buche aus der Sichtweite eines Kindes viel riesiger und Furchteinflößend gewirkt hatte, gerade recht, um seinen Freunden seinenaußergewöhnlichen Wagemut zu beweisen. Der Gedanke ließ ihn erschauern. In wieviele verrückte und gefährliche Situationen hatte er sich freiwillig begeben,nur um den anderen zu beweisen, dass er der Mutigste war? Und später hatte erdann oft daraus keinen Ausweg gefunden - wie nach dem verhängnisvollenKirchenraub in Rotthurn, als er einem sogenannten Freund aus einer verzwickten Lage geholfenhatte, obwohl dieser eigentlich keine Hilfe verdient hatte. Mit gerade erstsechzehn Jahren war er so zum Ausgestoßenen geworden, ein Verdammter, dessenLeben nun keinen normalen Verlauf mehr nehmen konnte. Die Folgen dieserEntscheidungen hatten seinen ganzen Werdegang geprägt und letztlich auch dazugeführt, dass er Jahre später seinen Sohn Marius in einerNacht-und-Nebel-Aktion zu Verwandten ins Tal der Borsãhatte bringen müssen, ohne die Aussicht, ihn je wieder besuchen zu können. Wiesoalso war er hierher zurückgekommen?
© Verlag Egmont
- Autor: Wolfgang Hohlbein
- 2007, 351 Seiten, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802581261
- ISBN-13: 9783802581267
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